Freitag, 5. Dezember 2014

Follow me around 11: Unboxing

Im Zuge meines Organisierungs- und Aussortierungs-/Trennungsprojekts habe ich nun die Kiste geöffnet, in der ich die übrig gebliebenen Kosmetika meiner Mutter bis heute aufgehoben habe. Nein, gefilmt habe ich das "Unboxing" nicht, obwohl es ja angedacht war. Mir ist bewusst, dass das Aufbewahren von Hustenbonbons und benutzter Seife einen morbiden Hauch mit sich trägt. Aber es war meine Art, zu trauern. Bis jetzt, denn heute ist es Zeit für die meisten der Gegenstände zu gehen. Weil ich bekanntlich so viel Platz brauche, wie ich mir nur erkämpfen kann - gedanklich und natürlich räumlich. Dass hier eine ganz klare Verbindung besteht, war mir ja schon immer klar. Aber erst jetzt lichtet es sich um mich herum so deutlich, dass ich den Effekt anhaltender Ordnung und Klarheit der Dinge zum ersten Mal so richtig zu spüren beginne. Und dabei bin ich noch lange nicht fertig damit, meine Vergangenheit zu bändigen und zusätzlich die täglichen Material- und Informationsschlachten zu koordinieren. Ich kann es gar nicht erwarten, zu erfahren, wie viel leichter das Leben dann wohl erst sein wird.

Was nun die Kosmetik-Box meiner Mutter angeht, so treffen keine der folgenden Kriterien, die einem eigentlich dabei helfen sollen, zu entscheiden, ob man etwas wegschmeißt oder nicht, auf ihren Inhalt zu: 1. Benutzt du es? 2. Brauchst du es? 3. Liebst du es? Ich benutze und liebe nichts aus der Box. (vielleicht mit Ausnahme des Lippenstiftes und des Lavendelwassers). Trotzdem habe ich nicht alles weggeworfen.Vielleicht könnte man am ehesten sagen, ich brauche den kleinen Rest einfach wirklich noch, um mich weiter zu verabschieden. Wie gesagt, ich bin ja noch längst nicht fertig...

Ist noch geblieben: die letzte Flasche des Eau de Toilettes. Meine Mutter war wie ich - 
sie wechselte selten im Leben den Duft.
Die Puderdose aus der Handtasche.Estee Lauder und nachfüllbar.
Uralter Lippenstift - und wenn ich "uralt" sage, dann  meine ich ca. aus den 60er Jahren. Von Revlon. Auch nachfüllbar. Ein Beweis, dass das Festhalten von Gegenständen in der Familie liegt.
Eine Cremedose von Avon - vermutlich auch aus den 60ern. Ich habe als Kind damit gespielt. Früher war mal eine Parfum-Creme drin - mit dem Namen "RAPTURE".
Lavendelwasser - ein Erbstück von meiner Großmutter. Ich habe mich nicht getraut, es zu öffnen.
Nagelschere - noch ein Erbstück von der Mutter meiner Mutter, war aber durchaus noch lange in Gebrauch in unserem Haushalt.
Lippenstifte - mit charakteristischen Abnutzungsformen.
Meine Mutter hatte (fast) immer rote Fußnägel.
Und ja - ihre Loyalität Dingen gegenüber war mitunter fast unendlich. Diese Klammern kamen in den letzten Jahren jeden Morgen beim Föhnen zum Einsatz.
Der Kamm.
Die letzte Dose Nivea.

Schlussendlich: Die kleine Box bleibt. Alles, was in der großen ist, geht.












NH

© Candybeach.com 2014

5 Kommentare:

  1. Ich finde es toll, dass Du diese Sachen aufgehoben hast.

    Meine Mutter verstarb vor 7 Jahren und legte auf Schminke und Co. keinen Wert. Dekorative Kosmetik verwendete sie nicht, bis auf Lippenstift und da weiß ich nicht mal, welche Marke und ihre Gesichtspflege war meist etwas aus der Apotheke, ganz früher von Olaz, das berühmte Fluid in der rosa Flasche, wer kennt es nicht :)

    ALlerdings habe ich viele andere Erinnerungsstücke meiner Mutter, einige Möbel, etwas Hausrat und vor allem auch ihre für mich gestrickten Sachen, wie Unmengen Socken, Schals, Mützen, Handschuhe, Pullover.

    Den Revlon-Lippenstift finde ich sehr edel :) Die heutigen Verpackungen sehen dagegen richtig billig aus.

    Danke, dass Du uns an Deinen Erinnerungen hast teilhaben lassen.

    Liebe Grüße!

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  2. @Muddelchen

    Meine Mutter ist ja auch schon seit 2009 tot. Erstaunlich, wie lange sich Kosmetika überhaupt halten. Noch nicht einmal der Revlon-Lippenstift ist inzwischen ranzig. Ich habe auch ein paar Möbel und Haushaltsgegenstände - die verwende ich auch täglich. Ich glaube, dann ergibt es auch einen echten Sinn: Wenn man mit den Dingen weiter und vorwärts lebt.
    Liebe Grüße
    Nicola

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  3. Guten Morgen :)

    So sehe ich das auch, es sind wertvolle Erinnerungen und sind bei uns als Töchter sicher besser aufgehoben als bei fremden Menschen, die keinerlei Bezug zu den Möbeln und Gegenständen haben. Nicht jeder hat die Chance, beim Tod eines Elternteils noch etwas zu erhalten, daher weiß ich das besonders zu schätzen. Wünsche Dir einen schönen 2. Advent und herzlichen Dank für Dein Abo, darüber freue ich mich sehr :)

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  4. Liebe Nicola,
    ich wollt auch mal wieder ein, zwei Zeilen hier lassen. Ich lese jetzt schon so lange bei Dir mit und freue mich über jeden Post. Du hast so eine scharfe, stilsichere Schreibe, die mir einfach Freude macht.

    Dieser Eintrag hat mich besonders berührt. Vor vier Jahren starb meine Großmutter, die für mich die wichtigste familiäre Bezugsperson war. Ich habe auch Dinge von ihr in einer Kiste, manche, wie den kleinen Schminkspiegel, nutze ich noch oft. In ihrer Handtasche lebt noch der Geruch nach Lavendelsäckchen und Hustenbonbons. Ein Notizbuch habe ich auch noch, auf den letzten Seiten schrieb sie mit wackeliger Handschrift die ersten Zeilen für meine Hochzeitsrede. Sie hat die Hochzeit dann nicht mehr erlebt. Ich halte diese wenigen Dinge in Ehren, trennen kann ich mich (noch) nicht von ihnen.

    Ich wünsche Dir ein Weihnachtswunder. Und jemanden, der fürderhin oft und gern für Dich zuständig ist.

    Alles Liebe
    Liz

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  5. @Lizzz

    Ja, hallo!!! Das freut mich aber wirklich sehr, mal wieder von dir zu lesen! : )

    Was für ein Schatz das ist - die Notizen zur Hochzeitsrede! Davon darf man sich auch nie trennen. Es gibt Dinge, die müssen bleiben. Und Ja, die Gerüche in Handtaschen. Und die Muscheln und Taschentücher und Pfennigstücke, die ich mitunter noch immer darin finde...

    Vielen Dank für deine lieben Wünsche - dir natürlich auch alles Gute und Schöne für die Adventszeit und das kommende Jahr!

    Liebe Grüße
    Nicola

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