Donnerstag, 31. Dezember 2015

Follow me around 38: Was vom Jahr übrig blieb


Presseschau

Was ich wirklich bedauere ist, dass die Business Vogue nicht mehr regelmäßig, sondern nur noch gelegentlich als Beilage zum eigentlichen Magazin erscheint. Ich sehe mir halt so gern Kostüme, Designer-Aktentaschen und Zeitplaner aus Schlangenleder an. Sie ergänzen mein ideales Selbstbild vermutlich einfach mehr als alles andere. In der letzten Ausgabe gab es natürlich auch Modestrecken, und ich habe das Bild oben ausgeschnitten und in mein Scrapbook geklebt, weil es mir besonders gefiel... aus vielen verschiedenen Gründen. Dass dieses Model ganz offensichtlich keine Mustergröße 34/36 trägt, habe ich zunächst gar nicht registriert. Streng genommen und insbesondere gemessen an Vogue-Standards handelt es sich bei ihr um ein geradezu fleischiges Plus-Size- Model. Als ich das Foto ausschnitt, fiel mir nichts Ungewöhnliches mehr auf - in meinem Kopf ist "nicht dünn und Model" offenbar nichts mehr, worüber ich gedanklich grundsätzlich stolpere. Und ich habe auch deshalb zunächst nichts gemerkt, weil mit keinem Wort in Über- oder Unterschrift darauf hingewiesen wurde. Bei den Fotos ging es nicht explizit um Mode für große Größen. Die Business Vogue steckt einfach ein runderes Mädchen (und lass sie nicht mehr als eine 38 sein) in Fotos und verliert kein Wort mehr darüber. So, als wäre das schlicht normal. ; ) Damit schafft sie das, was die Brigitte nicht einmal vollbracht hat, als sie sich, statt mit Models, mit "normalen Frauen" abgemüht hat. Wow.

Und wo wir sie gerade erwähnt haben: Der Artikel über Adele auf Seite 85 der Brigitte 25/2015 besteht aus rund 340 Wörtern. In ungefähr 120 davon (also einem guten Drittel) geht es darum, dass Adele die Spielregeln der Unterhaltungsindustrie vor allem dadurch bricht, dass sie sich weigert "ihr Übergewicht zu bekämpfen". Besonders vielsagend dürfte diese Zeile sein: "Auch Adele hat ein schönes Gesicht, aber..."

Die Wahrheit

Während mein nächtliches, einsames Turnen bei McFit ja ganz erfreulich war, ist die Werbung des Unternehmens regelrecht beängstigend (und) unoriginell - bis auf den Slogan "Mach dich wahr". Der wiederum ist auf verstörende Weise faszinierend. Und jeder Dicken in seiner Bedeutung und Reichweite nur zu vertraut. Da ist doch bekanntlich eine dünne Frau in jeder von uns. Eine, die im Gefängnis unserer Unzulänglichkeit festsitzt, und viel gesünder, schöner und erfolgreicher, kurz viel besser und wertvoller ist als wir. Denn wir sind nicht unser wahres Ich. Dick existieren wir in der Tat nur bedingt. Immerhin wird unsere Existenzberechtigung medial und gesellschaftlich immerzu und überall in Frage gestellt. Erst durch die Anpassung des Körpers an herrschende Körpernormen beginnt das wahre, weil gute und legitime Leben. Davor gibt es nichts bis auf das muffige Wartezimmer des Universums. Allein darum darf ich nicht vergessen, meine Mitgliedschaft auch wieder rechtzeitig zu kündigen.

In Eile

Und dann war da ja noch das Speed Dating am Sonntag in der Gecko-Bar, unter deren Kuppel auf staubigen Vorsprüngen irgendwie zerfleddert wirkende, aber dafür lebensgroße Actionfiguren und Dinosaurier im Kunstschilf lauern.

Das Dating war bereits zweimal verschoben worden und am fraglichen Nachmittag sowohl auf Frauen- als auch Männerseite eine veritable Seniorenveranstaltung. Angemeldet hatte ich mich gezwungenermaßen für die Altersgruppe 40 bis 54. Nur einer der 7 Männer, die auftauchten, lag tatsächlich innerhalb dieser Spanne, der Rest zum Teil deutlich darüber. Ein 72jähriger Taxifahrer seufzte, dass ich doch viel zu jung sei. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, mir in den 7 Minuten unseres "Dates" nuschelnd seine gesamte Lebensgeschichte zu unterbreiten. Ich saß da und nickte. Das war übrigens in der Mehrzahl der Unterhaltungen komplett ausreichend - die alten Herren interessierte wenig, und wenn ich mit Absicht aufhörte, die Unterhaltung durch knappe Nachfragen am Leben zu erhalten, erstarb sie tatsächlich auch immer wieder und wir saßen uns schweigend gegenüber.

Am Ende bin ich dann allerdings doch noch in meine ganz eigene Episode von "Bauer sucht Frau" katapultiert worden. Um herauszufinden, ob irgendeiner der Gesprächspartner eine gern noch einmal treffen würde, muss frau im Internet selbst auch ankreuzen, dass sie von diesem oder jenem gern die Kontaktdaten hätte. Vom Forscherinnendrang getrieben habe ich die Kontaktdaten der drei Männer angefordert, mit denen ich ein erneutes Treffen und einen kurzen Kaffee ziemlich sicher überstehen würde, sollten sich hier Übereinstimmungen ergeben. Von diesen hatte einer mich ebenfalls ausgewählt, bekam so vom System meine Telefonnummer und rief dann auch noch an. Nun habe ich also gleich am zweiten Tag des neuen Jahres eine Verabredung mit einem 56jährigen Landwirt (zu seinem Beruf waren wir in den sieben Minuten in der Bar gar nicht gekommen), der, der Natur seiner Profession gemäß, gar nicht in Hamburg, sondern sehr, sehr weit davon entfernt in der Pampa wohnt. Speed Dating: Hiermit erledigt. Im nächsten Jahr binde ich mir nicht mehr offenen Auges nur aus Neugier, verirrter Hoffnung und/oder Höflichkeit irgendwelche abwegigen Begegnungen ans Bein. Jedenfalls ist das einer meiner vielen guten Vorsätze.

Zu guter Letzt hier noch einmal mein Tipp für alle, denen bis jetzt eine zündende Idee für den Jahreswechsel fehlt.

Prost!

NH

Freitag, 25. Dezember 2015

Follow me around 37: In der Hitze der Weihnacht



Zur Geisterstunde bin ich bei elf Grad Außentemperatur in der heiligen Nacht zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder zum Fitness-Studio gefahren. Das beweist zwei Dinge: Ich bin sehr viel alleinstehender als alleinstehend. Und außerdem kann ich mich sehr wohl zu Vielem durchringen, wenn man mir nur die Straßen freiräumt und ich davon ausgehen kann, dass mir auch am Zielort keiner dumm im Weg rumsteht. 

Bei McFit an der Eiffestraße war nicht einmal mehr jemand am Empfang, obwohl es zwischen ein und fünf Uhr eigentlich zumindest eine Aufsicht geben soll. Dafür saß im Eingangsbereich allerdings noch ein fröhlicher Herr, der eine halbe Stunde lang einsam in sein Mobiltelefon schrie - wahrscheinlich Verwandtschaft, die am anderen Ende der Welt wohnt. Da beginnen Menschen mitunter ja auch heute noch instinktiv, am Telefon zu brüllen.

Im Umkleideraum für Damen traf ich auf eine einzige Geschlechtsgenossin, deren Spur sich dann aber verlor. Weil ich ja noch nie zuvor in den Räumen gewesen war, sah ich mich ein wenig um. Erstaunlicherweise hatte alles einen eigenartig subtil-muffigen Geruch - so wie ein altes Schulgebäude.

Im Raum für schwere Jungs, der neben den Umkleiden im oberen Stockwerk liegt, traf ich auf eine Hand voll von eben jenen, stellte dann aber fest, dass ich vermutlich doch  nur selten die Gelegenheit haben werde, mich dort aufzuhalten, weil sich die Abteilung mit den klassischen Mädchengeräten auf der unteren Ebene erstreckt, wo sich übrigens auch der Hantelbereich für Frauen befindet. Blickgeschützt und abgeschirmt (!?). Dort unten herrschte fast durchgängig gähnende Leere. Und als ich um halb zwei Uhr mit echten Schwierigkeiten kämpfte, mich unter den vielen freien Laufbändern für eins zu entscheiden (mit Blick auf diesen oder jenen Gang, oder den Bildschirm?), hatte ich auch schon den ganzen Laden für mich allein. 

Das Laufband ist tatsächlich meine neue Freundin. Mit der richtigen Musik und der Vorstellung, dass ich mich auf einem unendlichen Laufsteg befinde, war es erstaunlich, wie man von innerhalb 30 Minuten einen Rhythmus finden und sich in der Geschwindigkeit schon ganz schön steigern kann.

Zuvor hatte sich einer der Muskelmänner für einige Minuten in meine Gegend verwirrt. Er hatte reich bebilderte Arme und trug eine putzige Wollmütze. Wenn jedoch alle Exemplare seiner Peer-Group ähnliche Geräusche beim Bewältigen von Gewichten machen, bin ich ganz froh, dass sie eine Treppe höher unter sich bleiben. Das laute Stöhnen war ungezügelt und schwer einzuordnen. Beim ersten Mal zuckte ich zusammen und wusste nicht recht was zu tun sei. Oder wo ich hinsehen soll.Brauchte er Hilfe? Hatte er Schmerzen? War es Angabe? Dann stellte ich meine Musik im Kopfhörer lauter, um ihn zu übertönen, während ich meine Oberschenkel gegen den fitzeligen Widerstand von 25 kg zusammendrückte. Ich habe mittlerweile insgeheim ziemlich hochfliegende Hoffnungen für meine Oberschenkel.Vermutlich komplett ungerechtfertigterweise. Außerdem lief auf dem hauseigenen Kanal genau vor meiner Nase dieses Video - sieht schon elegant aus, so viel Körperkontrolle und -kraft.

Heute tut alles weh, als hätte man es zum ersten Mal benutzt. Was im Prinzip vermutlich auch so gut wie zutreffend ist. 


Allein, allein auf dem nächtlichen Parkdeck.


NH

Sonntag, 20. Dezember 2015

Follow me around 36: Große Erwartungen




Ich kann mich nicht daran erinnern, so darauf gewartet zu haben, dass es endlich Weihnachten wird. Weil ich es in diesem Jahr nicht erwarten kann, meine Ruhe zu haben. Ich nehme an, hier machen sich dann doch fünf urlaubsfreie Jahre bemerkbar. Frau wird in der Tat nicht jünger. Davor war ich ein ganzes Jahrzehnt ohne herkömmliche Verschnaufpause ausgekommen. Und mit denkbar wenig Erbauung zwischendurch.

Einen Schaden

Vor einer Woche stand ich mit einem Klempnermeister in meinem Bad und war mir klar darüber, dass ich gerade ausgeraubt wurde, während ich daneben stand. Und die Polizei konnte ich nicht rufen.

Sein Mitarbeiter hatte seiner Problemanalyse und seinem Geheiß zufolge ein Teil ausgetauscht, das gar nicht hätte ausgetauscht werden müssen. Der minderbemittelte Geselle hatte 45 Minuten nach dem vereinbarten Termin in meiner Wohnungstür gestanden und hatte auf meinen Hinweis angesichts der Verspätung geantwortet: "Ach, ich bin zu spät? Das ist ja schlecht." Da hätte ich ihn vors Schienbein treten und vom Hof jagen sollen. Aber ich bin zu zivilisiert. Leider.

Jetzt bekomme ich eine Rechnung für eine unnötige Reparatur. Dass sie unnötig war, hatte ich ermittelt, indem ich mich halb unter mein Klo geschoben und beobachtet hatte, wo das Wasser wirklich hervorquoll und sich zu Tropfen formte. Da war der Geselle schon weg. Vorher hatte er mir die Tupper-Schüssel gereicht, die unter dem Leck gestanden hatte, weil ich die ja nun nicht mehr brauchte. Aber ich hatte eine dunkle Ahnung, und stellte sie sofort wieder an Ort und Stelle. Der erste Tropfen fiel nur Minuten nach dem Abgang des Eingehirnzellers.

Auf meine vehemente telefonische Beschwerde hin erschien sein Chef einige Stunden später noch einmal höchstpersönlich. Er war sowieso im Ort und hatte gerade etwas bei der Polizei repariert, wie er mir stolz erklärte. Und als ich ihm sagte, dass er sich bei meinem Tropfproblem geirrt hatte, antwortete er: "Nein, nein. Das hat schon gestimmt. Vielleicht hat sich hier oben bei der Reparatur etwas gelockert." Damit zog er Schrauben und Dichtungen fest, die von Anfang an das das Problem gewesen waren. Der Kater und ich sahen ihm zu und ich sagte zum Kater: "Das glauben wir doch im Leben nicht, oder?" Der Kater zuckte die Schultern, während der Handwerksmeister pissig wurde und mir mitteilte, dass er "sowas" schließlich jeden Tag machen würde. Woraufhin ich ihm mitteilte: "Ja, darum dachte ich ja auch, dass Sie das eigentlich können müssten."

Ich habe die Nase sooo voll von solchen Typen. Sie lügen einem ins Gesicht und wissen genau, dass alle Anwesenden es wissen. Aber sie halten das ganz leicht aus, weil ihnen entscheidende, soziale und selbstbeschränkende Mechanismen schlicht ins Klo gefallen sind. Ich frage mich, ob die Polizeistation wohl noch steht, oder ob sie nach fachmännischer Reparatur inzwischen auf einer Flutwelle aus polizeilichen Exkrementen hinweg geschwommen und im Sachsenwald verschwunden ist...das wäre immerhin eine kleine Entschädigung. Ich und die Polizei sind bekanntlich auch nicht befreundet.

Ruhe

Möglichst wenig Kontakt mit der Außenwelt ist mein erklärtes Ziel für die Feiertage. Zwei Wochen, in denen man in der Welt so gut wie nichts bewegen kann - und darum auch nicht muss. Nichts müssen - das wäre mal was. Und damit ich nicht zwischen den Jahren rumsitze und immer denke "du müsstest", versuche ich vorher, noch alles Mögliche zu reißen - aufräumen, abschließen, abschicken, aufstocken...mein Albtraum ist, am 24. morgens festzustellen, dass ich vergessen habe, irgendetwas einzukaufen und doch noch einmal aus dem Haus muss.

Am liebsten wäre es mir, ich könnte mich bis Neujahr einigeln. Tatsächlich habe ich aber zumindest am 27. um 16:00 Uhr in der Gecko Bar einen neuen Termin zum Speed Dating. Der ist übrigens inzwischen schon zweimal mangels Teilnehmern verschoben worden. Diesmal wurde er nun bestätigt - offenbar versuchen einsame Leute ausgerechnet zwischen den Jahren doch noch einmal ihr Glück.

Mir fällt in den letzten Wochen noch öfter etwas runter/aus der Hand/daneben, als sonst. Vorhin knallte mir eine Schachtel mit Schokostreuseln auf den Küchenboden. Sie war voll. Und offen. Irgendjemand sagte: "Immer, wenn dir etwas runterfällt, denkt jemand an dich und will dich sehen." Ich frage mich, wer das wohl sein könnte. Muss irgendwie dringend sein.

Der Dekorateur...

...hat ein beunruhigend intensives Interesse an der Dekoration.

NH

Samstag, 12. Dezember 2015

Fragen über Fragen



Der Fragebogen zum Rückblick auf das Jahr ist seit 2011 hier eine Tradition. Die ursprüngliche Version habe ich von Shushan übernommen, die aber leider im Internet wohl nicht mehr da wohnt, wo ich sie einst traf... Ihn jedes Jahr neu auszufüllen eröffnet einem aufschlussreiche Einblicke in die persönliche Entwicklung. Das ist nicht immer lustig, aber interessant. Die Fragebögen der vorangegangenen Jahre gibt es hier: 

2014       2013

2012       2011


1. Auf einer Skala von 1 bis 10, wie war Dein Jahr? Na, ich sag mal 5 bis 6. Es hat sich eben alles auch schon mal noch schlechter angefühlt.

2. Zugenommen oder abgenommen? Abgenommen. 

3. Haare länger oder kürzer? Gleich. Dafür neublond.

4. Mehr Kohle oder weniger? No comment.

5. Mehr Blogleserinnen, oder weniger? Mehr.

6. Was war das beste Buch, das du 2015 gelesen hast? Such A Pretty Face von Marcia Millman. Und obendrein das beste Buch über das persönliche Drama, als dicke Frau in einer fettphobischen Welt zu existieren, das ich je gelesen habe. Von 1980.

7. Dieses Jahr etwas gewonnen und wenn, was? Wieder nichts. Aber auch wenig um Glück gespielt.

8. Mehr bewegt oder weniger? Mehr. Vor allem Rad gefahren - im Wohnzimmer.

9. Die teuerste Anschaffung: Augencreme. Von Chanel. Glaube ich.

10. Die größte Überraschung: Es gibt vegane Schokolade, die wirklich gut (genug) ist. (iChoc)

11. Das schönste Geschenk: Eine afghanische Festtafel. : )

13. Die meiste Zeit verbracht wo? Schreibtisch und Auto. Auto und Schreibtisch. Bett.

14. Die größte Enttäuschung: Keiner will mit mir spielen.

15. Die besten Investitionen: Molly Bretts Bilderbücher im Antiquariat. Warum ich nicht viel eher darauf gekommen bin, dass die vermutlich alle, alle, alle im Internet zu bekommen sind... Wer weiß, vielleicht stellt sich noch heraus, dass die Anmeldung im Fitnessstudio die beste Investition war.



16. Die wichtigste Erkenntnis: Ich finde, ich habe genug gelernt. Ich will nichts mehr lernen. Ich will vor allem von allen weiteren Lebenslektionen verschont bleiben - besonders dann, wenn sie nur wieder zusätzliche Gemütsschwere und Grübelei mit sich bringen. Und das tun sie meistens, sonst würde man ja nichts daraus lernen.

17. Was machst du zu Weihnachten? Alles wie immer in den letzten Jahren: Kartoffelsalat, Michel in der Suppenschüssel (in Ermangelung eines Fernsehers auf DVD), selbstbestellte und von Amazon liebevoll verpackte Geschenke...

18. Was wünschst du dir für das kommende Jahr? Ach, fast mag man es nicht mehr sagen. Gesundheit vielleicht. Für den Kater und mich. Und vielleicht eine 
Buchveröffentlichung.

19. Was ist dein wichtigstes Ziel für 2016: Unbedingte Selbstfürsorge.

20. Und was jetzt? Was weiß denn ich? Schlafen oder so. Hab ich schon erwähnt, dass ich es bei "Nibblers" bereits bis zu Level 300 geschafft habe?

NH


Donnerstag, 10. Dezember 2015

Follow me around 35: Kästchen für Merkwürdigkeiten*

*Erich Kästner in Pünktchen und Anton

Was ich noch sagen wollte, bevor das Jahr endgültig vorbei ist:

1. Ist es sonst noch jemandem aufgefallen? Die erste Ausgabe des Magazins Barbara, dessen Editor at Large angeblich Barbara Schöneberger ist, ist trotz neongelber Verheißung auf dem Cover mitnichten ganz ohne "Diät". Erstaunlich, wie Redaktionen von Frauenmagazinen offenbar so gehirngewaschen und programmiert sind, dass sie nicht einmal bei klarster und selbstverordneter Vorgabe in der Lage sind, ihren Leserinnen überhaupt gar kein schlechtes Gewissen zu machen, wenn die irgendetwas essen wollen. "Hüftgoldfaktor"? Echt jetzt? Wenigstens war die Modestrecke ganz schön und die erste Kolumne von Karina Lübke ("bitte recht feindlich") hat mir gut gefallen - auch weil ich selbst das Thema, dass nicht lächelnde Frauen sich leicht verdächtig und höchst unbeliebt machen, hier schon so oft bearbeitet habe.

2. Ich esse im Augenblick übrigens sehr viel Quark. Also bye-bye vegane Ernährung. Fürs Erste.

3. Meine Laufschuhe sind noch unbenutzt. Und bei den Muskelprotzen war ich auch noch kein einziges Mal. Wieder Monatsbeiträge, die anders besser verschwendet gewesen wären. Ich fühle mich deswegen aber nicht wieder unzulänglich und schuldig. Auch deshalb nicht, weil, während Sport vermutlich durchaus gesund ist, seine Rolle beim Abnehmen eher gering bis fragwürdig ist. Das ist übrigens schon lange Wissenschaft. Und überhaupt nicht erstaunlich. Denn Sport macht nicht zuletzt aber dafür natürlicherweise hungrig. Obendrein verbrauchen wir durch Bewegung in der Regel nicht annähernd so viele Kalorien, wie es sich anfühlt. ; ) Um z.B. ein Snickers "abzuarbeiten" (ca. 250 Kalorien) müsste ich 30 Minuten joggen. Was nicht passieren wird. Wer das alles nicht glaubt, kann es googeln. Oder hier nachsehen.

4. Ich habe sechs Adventskalender. Nicht die mit Schokolade, sondern die mit Bildern. Sechs mag ein wenig übertrieben scheinen, und eigentlich hatte ich vor, in diesem Jahr gar keinen zu kaufen, obwohl ich halt so gern die Türchen öffne. Was mal wieder beweist, dass Verbote nicht selten nur zu besonders großem Verlangen und, bei Gelegenheit, anschließender, panikartiger Überkompensation führen.

5. Im Leben habe ich mir bisher nur ein einziges Mal etwas von Christian Lacroix leisten können: einen Notizblock. Heute. Aber auch nur, weil er gerade bei TK Maxx verramscht wird.

6. Außerdem habe ich ein halbes Dutzend "Pro/Con-Blöcke" gekauft. Nicht dass man dafür wirklich Vordrucke bräuchte - man kann natürlich auch einfach eine Linie in der Mitte eines Blattes ziehen. Aber mich beruhigen designierte Notizblöcke im Allgemeinen. Ich bin ja auch eine feurige Anhängerin von Klemmbrettern und Listen, Listen, Listen. Jeder Block hat 60 Seiten, das reicht also für 360 Entscheidungen. Fast für jeden Tag eine. Und ich habe das Gefühl, ich werde so viel entscheiden müssen...

7. Ich habe mir selbst einen Brief zum 44. Geburtstag geschrieben. Dafür hatte ich eine Karte mit einem Leoparden darauf gekauft. Wie sich dann herausstellte, war sie aber viel zu klein. Und ich habe noch vier weitere Karten gebraucht. Dabei habe ich ziemlich viel geweint, aber der Text floss erstaunlich leicht aus der Hand. Ich habe mir viel Glück gewünscht, denn ich kann es brauchen. Lesen werde ich diese Post allerdings erst an meinem 45. Geburtstag.

8. Ich bin nicht sehr froh, in zwei Tagen wirklich eine Mittvierzigerin geworden zu sein. All die Zeit! All die Zeit ist weg. Und mit jeder Sekunde trudelt man dem Ende entgegen. Ich bin derweil bekanntlich noch immer nicht in einem Becken mit Nilkrokodilen geschwommen.

9.  Mein Nachbar hat seine alten Fenster aus Holz gegen Plastikfenster austauschen lassen, und ich kann gar nicht hinsehen. Ein Graus.

10. Der Mann, der die alten Fenster heute aus dem Vorgarten abholen sollte, blockierte mit seinem Pritschenwagen die Einfahrt, als ich nach hause kam. Er saß aber noch drin. Ich machte Gesten, dass ich genau da rein wollte, wo er stand. Er stieg aus, ich wunderte mich, ließ mein Fenster herunter und sagte: "Das ist meine Einfahrt." Er sagte: "Ich bleibe hier jetzt aber für eine Weile stehen." Und ich sagte: "Ich will in meine Einfahrt. Und zwar jetzt." Was er daraufhin erwiderte, weiß ich nicht, weil ich mein Fenster wieder hochfuhr und ihm für ein paar Sekunden dabei zusah, wie er unschlüssig und verschlagen zwischen unseren Fahrzeugen herumstand und vermutlich abwog, ob er das Ganze wohl gewinnen könnte. Ob er der dicken Zicke wohl zeigen könnte, wer der Herr der Auffahrt war. Und ihm war anzumerken, wie sehr es ihn wurmte, dass er da überhaupt groß überlegen musste. In einer besseren Welt würde sich ohnehin kein Weibsbild so aufspielen. Ich rief noch einmal "Jetzt!" und zeigte auf seine Fahrertür. Als er noch immer zögerte, drückte ich auf meine Hupe. Und zwar so lange, wie er brauchte, um ein verwirrtes Tänzchen zu machen, sich auf seinen Fahrersitz zu schwingen und widerwillig den Weg frei zu geben...Das Frausein im Kleinwagen - es geht mir sowas von auf die Eierstöcke...

NH