Sonntag, 20. September 2015

Follow me around 31: Saturday Night Life


Ich hab's getan. Ich habe mir bei Penny eben die ersten Weihnachtskekse des Jahres gekauft. Außerdem eine Geburtstagskarte mit einem Leoparden drauf. Die schicke ich mir dann in drei Monaten selbst. Dann noch einen "glitzernden Prinzessinnen-Pack" von Lillifee, sowie zweimal die selbe Ausgabe von Wendy, weil ich bitteschön gleich ZWEI von den beiliegenden Fashion Cats haben wollte, denn die tragen auch Krone und bringen sogar ihr eigenes Schloss jeweils gleich mit. Erst hatte ich die Eingabe, heute Abend noch eine ganze Stadt aus Fashion Cat Schlössern zu errichten, aber dann dachte ich an all die Entrümpelungsarbeiten der letzten Jahre und hielt mich zurück. Obwohl - was könnte es Besseres geben, als Katzen in Fertigbauschlössern? Überhaupt sagt mir die Vorstellung, dass der magische Status und das Leben einer "Prinzessin" sozusagen im praktischen Starter-Kit zu bekommen ist, wirklich zu. Wie cool wäre das? Und als vermutlich ziemlich radikale Feministin habe ich bekanntlich trotzdem mit Pinkifizierung kein Problem whatsoever. Schon gar nicht mit meiner eigenen.

Die Dicke Dame Dating Tour - Teil 1

Was uns zur Suche nach einem "König" bringt. Wenigstens habe ich mich nun endlich zum Speed Dating angemeldet - und der Gründlichkeit halber für gleich zwei Veranstaltungen. Am 11.10.2015 sitze ich ab 21 Uhr in der Turmbar in Hamburg (der Veranstalter ist DateYork) einer Hand voll wildfremden Männern gegenüber und hoffe wirklich nur das Beste, bzw. dass das Ganze nicht auch wieder in komischer Tragik endet. Und für den Fall, dass beim allerersten Daten am laufenden Band keiner abfällt, habe ich auch noch eine zweite Buchung für den 25.10.2015, um ab 16 Uhr in der Gecko Bar (der Veranstalter ist speeddating.de) Kandidaten auf den Zahn zu fühlen. Wobei ich bei meiner Altersgruppe (40 bis 54 bzw. 56) nur hoffen kann, dass da noch alle Teilnehmer die meisten ihrer Zähne haben. Herrje, wann bin ich eigentlich so alt geworden...

Rettet die Wale




Vorsicht bei diesem Bild: Satire!

Vor ca. 10 Jahren habe ich mal in einer Talkshow gesessen, und Frank Elstner auf seine Nachfrage hin erklärt, dass es sehr wohl möglich ist, Vegetarierin und dick zu sein. Denn ich war immerhin ein ziemlich deutliches Beispiel dafür.

Der Grund, warum ich dieser Tage immer mal wieder einen Anlauf unternehme, mich weitgehend vegan zu ernähren, ist, dass ich es für eine plausible, ethische  Entscheidung halte. Auf Fleisch und jetzt auch auf andere Tierprodukte zu verzichten, ist nichts, was ich aus primär gesundheitlichen Gründen unternehme. Meine Motive waren und sind in erster Linie moralisch. Als ich mit ca. 12 Jahren aufhörte, Fleisch zu essen, war es nicht schick, vegetarisch zu sein. Es war eher dünnlippig, freudlos und auf ausgewaschene und ungekämmte Weise "alternativ". Zumindest ist das die Atmosphäre, die meine Erinnerung noch so hergibt.

Der Veganismus, der mir heute so begegnet, hat mehrere Ausläufer, von denen die Mehrzahl mir mitunter unerträglich eitel und durch elitäres Gehabe geprägt zu sein scheint. Es ist selbstverständlich im Augenblick super stylish, vegan zu sein. Und während es Tieren natürlich egal sein kann, warum sie verschont bleiben, so ist doch fraglich, ob die "Mode" Veganismus nicht womöglich, wie alle Moden, am bitteren Ende ein klares Verfallsdatum hat.

Das gilt besonders im Hinblick auf die Tatsache, dass Veganismus auch deshalb boomt, weil er angeblich dünn macht. Für viele ist er lediglich ein neuer Diätversuch. Und als solcher, wird er bei Scharen von Vegan-for-Fit-Anhängern scheitern und abgebrochen werden. Attila Hildmans vegane Fitnessratgeber und Kochbücher (mit ihrem grammatikalisch eigentümlich abwegigen Titel) werden womöglich in ihrer Mehrheit zusammen mit der "Dukan Diät" und "Schlank im Schlaf" auf Regalen verstauben, während ihre Käufer schon längst wieder zu alten, tier-un-freundlichen Ernährungsweisen zurückgekehrt sein werden.

Besonders ärgerlich wird die Verbindung von Veganismus und Body Shaming natürlich, wenn sie ausgerechnet von einer Tierschutzvereinigung gezielt und bewusst instrumentalisiert wird. PETA hat sich hier in den vergangenen Jahren einen berühmt-berüchtigt fiesen Ruf erworben. Und müsste, wenn alles mit rechten Dingen zuginge, mehr potentielle Mitglieder verschreckt als gewonnen haben. Auch hat  PETA natürlich wiederholt das deutlichste Beispiel dafür präsentiert, was passiert, wenn Tierschutz keine Überzeugung, sondern nur ein Accessoire ist: Mehrere der prominenten Frauen, die sich für PETAs Anti-Pelz-Kampagnen über die Jahre hinweg nackig gemacht haben, wurden später selbstverständlich wieder im Pelzmantel gesichtet. PETA basht bekanntlich nicht nur systematisch dicke Menschen, sondern erstaunt auch immer wieder mit grellem Sexismus. Von halbnackten Frauen in Ketten bis zur Verharmlosung von sexueller Gewalt - die Tierschützer schrecken werbetechnisch so leicht vor nichts zurück. Schließlich sind sie kein Club für die "ethische Behandlung von Frauen". Darum können sich dann ja andere kümmern.

Unter der Überschrift "Vegan for Fat" hat Ulrich Bender im Vegan Magazin (April/Mai 2015) darüber geschrieben, dass vegane Ernährung mitnichten automatisch schlank und straff macht. Er muss es wissen, denn er ist ein dicker Veganer, der vegane Diätprogramme versucht, aufgegeben und sich dann entschieden hat, nun doch dick zu bleiben, obleich er als dicker Veganer mitunter mit besonderem Unverständnis konfrontiert wird, weil er doch eigentlich und dem veganen Klischee zufolge gar nicht dick sein kann. Er überlegt, einen  Verein zu gründen: "Die anonymen fetten Veganer". "...wir werden (...) darüber sprechen, wie wir es schaffen, trotz fantastischer tierleidfreier und vitaminberstender Nahrung mit schlechtem Gewissen und Übergewicht durchs Leben zu watscheln."

NH