Samstag, 30. Juli 2016

Follow me around 50: Life Update


So nennt man das ja unter Blogger- und Vloggerinnen, wenn man sich länger nicht gemeldet hat, und mal schnell vorbei kommt, um Bescheid zu sagen, dass man noch lebt.

Ja, ja - ich lebe noch. Gerade so. So fühlt es sich an. Tatsächlich habe ich gestern morgen in Endlosschleife gedacht: "Jetztsterbeichgleichjetztsterbeichgleichjetztsterbeichgleich..." Ich fühlte mich bei Aufstehen so mies, dass ich mir nicht mehr sicher war, ob ich es bis über die Schwelle zum Badezimmer schaffen würde.

Der desolate Zustand ist zu zwei Dritteln seelisch und zu einem Drittel körperlich begründet. Die Mischung macht's: Sehr wenig und schlechter Schlaf, die Schwüle der letzen Tage, viel Bücken, Schleppen und auf dem Boden-Herumgerutsche, Sorgen um die berufliche Zukunft, Sorgen um Geld, Sorgen um den Kater (der fraß plötzlich nicht richtig), relative persönliche Einsamkeit, relative persönliche Enttäuschung und (bekanntlich) eine Art Grundverbitterung über den Stand meines Lebens, eine wachsende Unfähigkeit, der Flut der täglichen Ärgernisse etwas entgegenzusetzen, und all das natürlich entscheidend und unablässig befördert durch die psychischen Anstrengungen beim Aussortieren.

1321 Gegenstände weniger 

...seit Beginn meiner letzten von unendlich vielen Ausmistaktionen, die übrigens im März begonnen hat und deren Ziel es war, sich in 30 Tagen um 500 Gegenstände zu erleichtern.

Aussortieren ist und bleibt das Stichwort. Und obwohl Ausmisten schwer ist und dieses ohnehin schwere Zeiten sind, muss es gerade jetzt sein. Oder besser: Gerade deswegen. Der Kram ist Denkmal und Anklage und Hindernis und Energieräuber. Er muss erledigt werden, damit die Dinge hier anders laufen. Ich kann ihn nicht länger im Weg herumstehen lassen und denken, ich könnte mein Leben erfolgreich um ihn herumleben. Er ist Symptom und Ursache zugleich.

Dass der Prozess so lange dauert (mitunter eben sogar Jahre) mag für Außenstehende unverständlich sein, aber besteht nun einmal aus einer Vielzahl von Schritten, von denen jeder mehr oder weniger emotional besetzt ist.

Zunächst muss man alles hervorkramen und begutachten, dann entscheiden, ob man den Gegenstand behält oder nicht. Um dieses zu bewerkstelligen, gibt es verschiedenen Methoden, die je nach Situation greifen können. Uff. Wenn man ihn behält, muss man entscheiden, wie er in Zukunft verwahrt, bzw. mit den anderen Dingen, die bleiben, organisiert werden soll, so dass der Alltag mit ihm reibungslos läuft.

Bei den Gegenständen, die gehen, stellen sich natürlich noch viel mehr Fragen. 1.783.655 Fragen, um genau zu sein: Soll das gespendet, verschenkt, verkauft oder weggeworfen werden? Wer soll es kriegen? Wer könnte es wollen? Wenn es in den Müll soll, in welchen Müll? Wenn verkaufen, wie? Und wo bis dahin lagern? Grundsätzlich gilt es, aussortierte Dinge so schnell wie möglich wegzuschaffen, damit man gar nicht erst auf dumme Gedanken kommt, und sie doch behalten will.  Das finale Abwickeln der Dinge ist aber fast nie so leicht, wie man sich das vielleicht vorstellt. In der Tat kann es gerade da ganz schön höllisch werden, es sei denn man bestellt einen Container, wirft alles hinein und denkt sich "Nach mir die Sintflut". Aber wer das so einfach kann, der hat vermutlich ohnehin kein Problem in diesem Bereich. Ich muss mich nun für kommenden Monat für die Teilnahme an Flohmärkten anmelden, obwohl ich mir geschworen hatte, dass ich das im Leben nie wieder tun würde.

Grüße von Gustav 

Beim Impfbesuch beim Tierarzt haben mich die großartigen Helferinnen wieder auf den letzten Stand darüber gebracht, wie es Gustav bei seinen neuen Menschen so geht. Und alles läuft prima. Er darf mittlerweile raus, kommt aber immer wieder zuverlässig nach Hause und verträgt sich sogar mit dem anderen Kater im Nachbarhaus. Natürlich bin ich noch immer und immer wieder unendlich erleichtert. Es sticht ein wenig, dass er und Corbinian sich nicht vertragen konnten...aber was hatten wir am Ende wirklich für ein unendliches Glück in dieser Sache.

Und dann auch noch das...

Wie durch Zufall bin ich in den letzen Wochen mit drei Männern kollidiert (zwei neu, einer alt). Das war vor allem im Abgang nicht schön - in keinem der drei Fälle. Wobei ich es bei einem hätte wissen können - bei dem war es jetzt der zweite Anlauf nach langer Zeit. Ich bin auch echt zu bescheuert.

Aber egal wie sorgfältig und, anders lässt es sich fast nicht sagen, kleinlich frau auswählt, mit wem sie ja wenigstens mal telefonieren oder einen Kaffee trinken könnte - am Ende implodiert stets alles. Gerne mal über einer Diskussion über weibliche Endungen in der deutschen Sprache und darüber, ob es denn nun wirklich nötig sei, Ampelweibchen einzuführen. Wohlgemerkt, diese Themen werden nicht von mir auf den Tisch gebracht. Im Leben käme ich nicht darauf. Vielmehr ist es so, dass Männer in einer Kennenlernsituation, die eigentlich im Idealfall zu einer Partnerschaft führen sollte, unbegreiflicherweise gern beginnen, mit mir zu streiten. Es ist, als ob auf meiner Stirn plötzlich der Schriftzug "radikale Feministin" (was ich vermutlich auch bin) sichtbar wird. Und dann geht es los. Dann fangen sie an, sich ganz und gar ohne Angriff zu verteidigen, was das Zeug hält. Obwohl sie mich kurz vorher noch für ganz hübsch und freundlich gehalten haben. Dass ich ab dem Punkt dann schnell genervt bin von all dem aufgewiegelten Gejaule um Privilegien und dieses auch äußere - das gebe ich unumwunden zu.

Die letzen männlichen Flops - ich habe sie mir, wie fast alle zuvor, nicht selbst gesucht. Sie haben mich, wie immer, auf einer Dating-Seite im Internet gefunden. Warum ich mich bei all dem Ungemach, und obwohl ich es schon lange vorhabe, nicht endlich bei finya.de abgemeldet habe? Ach, wer weiß...es wäre halt so schön und buchstäblich wunderbar, wenn doch noch der Richtige käme und mich dann auch noch ertragen könnte. Irgendwer, ich glaube, es war eine Freundin, nannte es "dem Schicksal zumindest eine Chance geben".

Zur Strafe für meine Inkonsequenz und Trudelei bekam ich dann von der Plattform unlängst als "Partnervorschlag" meine letzte und zutiefst traurig verlaufene große Liebe untergeschoben. Ich blinzelte, schluckte und klickte dann auf das Bildchen, obwohl ich das sicher nicht hätte tun sollen...whatever. Sieht ganz so aus, als ob wir beide ähnlich unverkäuflich sind. Was damit zu tun haben könnte, dass wir uns in vielerlei Hinsicht verdammt ähnlich sind.

Jetzt guck doch nicht schon wieder so empört, weißt du doch selber.

Der Himmel verschwindet

Das Haus nebenan wird immer höher. Die Vermutung ist, dass auf den ersten Stock nun noch so eine Art Penthouse gesetzt wird. Was auch immer es ist, ich werde danach von meinen Fenstern aus den Himmel nicht mehr sehen können. Wie es möglich war, eine Genehmigung für einen solchen Bau an dieser Stelle zu bekommen, ist mir schleierhaft.

Ich hatte vor Monaten bereits ein Informationsverfahren bei der Bauaufsicht angestrengt, und als es in die zweite Phase gehen sollte, den Vorgang an unsere Hausverwaltung abgegeben, weil die sich angeboten hatte, mir die Arbeit ab da abzunehmen. Ich war erstaunt und dankbar. Danach kam nix mehr. Weil die Hausverwaltung offenbar Besseres zu tun und ich schlicht keine Energie mehr hatte, um sie auf angemessene Weise zu erinnern...Irgendwann in meinem Leben möchte ich mal die sein, die sich anderen auf massive und permanente Art aufzwingt, sei es durch Lärm, Dreck, Gestank Verrücktheit, Mauern oder Hindernisse, und damit einfach so davon kommt. Ich wüsste gern, wie sich das anfühlt. Es muss eine Befriedigung sein, die ich gern kennen würde. Wahrscheinlich könnte man diese aber ohnehin nur so richtig spüren, wenn man nicht zu sehr über sich selbst nachdenkt und nicht womöglich Zweifel oder ein schlechtes Gewissen hat.

Coming soon

Heute kam ein Mängelexemplar von Nadja Hermanns "Fettlogik überwinden" mit der Post. Amazon macht natürlich auch immer fleißig Vorschläge - und offenbar "kauften Kundinnen, die Nicole Jägers Schwindeldiätbuch gekauft haben, auch dieses", was nicht ohne Ironie ist, da die beiden "Camps" von Anhängern sich augenscheinlich auf den Tod nicht ausstehen können, und einer der höchstbewerteten  und längsten Kommentare zu Nicole Jägers Buch ein negativer ist - und den Titel "Fettlogik" trägt.

Bereits beim ersten Durchblättern von "Fettlogik" wird klar, dass das Werk vermutlich ganz genauso toxisch sein wird, wie ich es mir gedacht habe. Und ich habe mir für eine Sekunde überlegt: "Warum willst du dir das eigentlich antun?" Aber hey, dazu sind wir ja eigentlich hier...Ich werde jetzt erst einmal den "Forscher Rüther" googeln. Der wird im Buch auf Seite 153 augenscheinlich mir nichts, dir nichts als wissenschaftliche Quelle in den Ring geworfen, hat aber keine Fußnote und ist im Quellenverzeichnis unter seinem Namen nicht zu finden. Der "Forscher Rüther"...?! Ehrlich jetzt? Das kann ja heiter werden.


NH

Freitag, 1. Juli 2016

Follow me around 49: Baustellen


Gustav geht es gut.


Frau Behr, ihres Zeichens Tierarzthelferin, Pferdebesitzerin und Vermittlerin von Gustavs neuem Zuhause hatte ja gesagt, dass ich mich in ca. einer Woche melden solle, um zu erfahren, ob Gustav in der neuen Umgebung zurecht kommt. 

Ja, eine Woche ist der tränenreiche Abschied nun schon wieder her. Aber ich weine gelegentlich noch immer ein wenig vor mich hin und hatte von gestern auf heute eine unruhige Nacht, weil mich zunehmend gruselige Fragen und horrende Befürchtungen plagten: Was, wenn irgendetwas schief gegangen ist? Was, wenn es ihm da nicht gefällt? Was, wenn er weggelaufen ist?...Um 9:30 Uhr stand ich heute auf der Matte, bzw. am Empfang der Praxis. 

Frau Behr, die Liebe, rannte gerade von einem Behandlungszimmer zum nächsten, winkte, rief, sie habe jetzt leider gar keine Zeit, aber Gustav gehe es sehr gut, und alles habe sich ganz wunderbar eingespielt. Dann hob sie beide Daumen, um sicherzustellen, dass ich die gehörten Informationen auch ganz sicher richtig einordnen konnte, und ich wischte mir imaginären Schweiß von der Stirn und rief: "Vielen, vielen Dank!"

Puh, das scheint geschafft.

881 Dinge weniger.


Bis jetzt. Und eigentlich wären es mehr, wenn ich nicht manchmal Gruppen von Gegenständen als nur einen Posten vermerken würde. Aber ich arbeite mich auch noch immer und immer weiter vor. Und ich blase das, was in dieser Organisationsphase vor ein paar Wochen als "30 Day Decluttering Challenge" begann, erst ab, wenn ich hier fertig bin. Mit allem. An diesem Wochenende ist vielleicht die Küche dran. Oder zumindest ein Teil von ihr. Auch da gibt es Schubladen, über dessen Inhalt ich nichts mehr weiß, weil ich seit dem Umzug vor sechs Jahren nicht wirklich hineingesehen habe. 

Oh, leere Oberflächen! Nach einem Leben voller Kampf gegen die Übermacht der Dinge, sehe ich jetzt endlich Land. Irgendwann erreicht man den Punkt, da will man nur noch Platz (da!), Ordnung und reibungslose Alltagsabläufe - auch im Kleinsten. Besonders, weil ohnehin kaum jemals etwas leicht zu sein scheint, und ich nun wirklich keine Energie mehr zu verkleckern habe. 

Die Wirkung wird täglich deutlicher. Weniger Kram führt zu mehr Ordnung, Ordnung zu Vereinfachung, Vereinfachung zu weniger Stress, weniger Stress zu mehr Freude, Klarheit und Zeit. Und zumindest Klarheit und Zeit meine ich tatsächlich schon fühlbar etwas mehr zu haben - das mit der Freude kommt vielleicht, wenn ich erst einmal die Abstellkammer zum Xten Mal bezwungen habe.

Tonnen - in Worten: TONNEN von Modeschmuck habe ich unlängst aussortiert. Dabei bin ich nach der Konmari-Methode vorgegangen. Man nimmt jedes Teil aus einer bestimmten Kategorie in die Hand und fragt sich, ob es "Freude in einem entfacht". Nur Dinge, die das tun, können bleiben. Für Modeschmuck eignet sich die Methode gut, weil man den ja niemals wirklich braucht - während man aber z.B. den Dosenöffner sehr wohl braucht, obwohl ich den trotzdem nicht besonders leiden kann. Eigentlich habe ich eine regelrechte Abneigung gegen ihn, wenn ich es recht bedenke...

Anders als zu früheren, reicheren Zeiten werde ich mich in naher Zukunft daran machen, den Schmuck zu fotografieren und Ohrring für Ohrring bei Ebay zu verscherbeln. Ich bin bekanntlich alt und brauche das Geld - und dieser Tage nun ganz besonders, denn:

Der Computer ist hin.


Ja, der Albtraum wurde wahr. Und ich bin selbst am erstauntesten, dass ich das offenbar überlebt habe. Der Bildschirm wurde einfach schwarz, das heftige Schnaufen der Lüftung verstummte, aber die Maschine ging nicht aus. Als ich sie dann ausstellte, um sie neu zu starten, was ja vorher noch immer geklappt hatte, machte es auch nicht mehr ärgerlich "Ping", sondern seufzte nur noch leise und resigniert mit schwachem Stimmchen... Das war das letzte, was ich von ihr gehört habe. Sie lässt sich nicht mehr hochfahren, und ich habe nun die Aufgabe, eine Entscheidung hinsichtlich der Verschrottung zu treffen. 

In einem lichten Moment habe ich mich daran erinnert, dass die Festplatte noch bis zum Rand voll ist mit hausgemachter Pornographie, an die mich die Maschine jetzt ja nicht mehr heranlässt, um sie zu löschen, bevor ich das Gerät aus den Händen gebe. Und dann habe ich natürlich auf irgendwo gelernt, dass man eine Festplatte ohnehin nicht wirksam und vollständig leeren kann...der Computer muss aber weg, weil er in mir schlicht keine Freude mehr entfacht. 

So, wer hierzu im eigenen Interesse u. U. noch ein paar Lösungsvorschläge zu unterbreiten hätte, möge jetzt sprechen (oder so). Oder für immer schweigen...

NH