Montag, 25. November 2013

Sonntag, 24. November 2013

THE UGLY GIRL PROJECT: Ugly Crier / Heulsuse

Was ich jetzt weiß: Ich könnte heutzutage realistischerweise beim Heulen sterben. Ersticken, um genau zu sein. Die Nase komplett zu, und die Kehle auch, weil voller Schleim. Husten und prusten und schniefen und für eine scheinbare Ewigkeit keine Luft mehr. Einsetzende Panik, weit aufgerissene Augen und wildes Wedeln mit Taschentüchern. Dann Gekeuche, als käme ich gerade noch rechtzeitig aus einem Gewässer an die Oberfläche. Heulen, und nicht gegen den übermächtigen Strom der zähen Flüssigkeiten ankämpfen - was für eine Art, sich womöglich selbst in die ewigen Jagdgründe zu befördern.

Ich hatte so lange nicht mehr richtig geheult. Jahre, glaube ich. Nicht, dass ich dazu zu glücklich gewesen wäre. Wohl eher blockiert. Verhärtet. Zusammengerissen bis zum Anschlag. Alles verstaubt und völlig unvorbereitet auf eine plötzliche Sintflut und damit einhergehende Schlammlawinen. 
 
Hinterher war mir allerdings auch nicht viel leichter ums Herz. Obwohl das ja gerade der landläufig erwartete Effekt ist. Alles rauslassen, und dann geht's wieder. Von wegen. Man lässt nichts raus, außer Schnodder. Alles andere ist noch da. Ich war nur unendlich müde - zwar irgendwie betäubt aber mit spaltenden Kopfschmerzen. Selbst die Erleichterung, nicht an sich selbst ertrunken zu sein, war kaum der Rede wert.

NH






© Nicola Hinz 2013

Geschenkt: Blowjob


Für einen Beitrag über den mir in der Hauptsache eher suspekten Siegeszug von "Erotic Fiction" bzw. Porn-Literatur für Frauen habe ich mir Sasha Greys "The Juliette Society" gekauft. Erstens, weil ich hier damit gerechnet habe, wenigstens von Mutti-Porn (50 Schattierungen...Gähn) verschont zu bleiben, und weil in einer Rezension behauptet wurde, die Schilderung des Blowjobs auf Seite 64 allein wäre das Ganze schon wert (ist sie ehrlich nicht). Wie es dem Genre gebührt, ist das Buch im Grundton eisig und gänzlich humorlos, aber natürlich prallvoll mit leicht überschaubaren Sexbeschreibungen, so dass man es sich damit bei Gelegenheit durchaus schon mal ganz gemütlich machen kann. Ich vermute sogar, es wäre ein perfektes Badewannebuch - wenn ich eine hätte. Es handelt sich bei diesem Exemplar um die englische Origininalausgabe, aber es ist sprachlich einfach (allerdings nicht komplett unintelligent). Die Autorin, Sasha Grey, ist heute Mitte Zwanzig und war offenbar schon als Teenager eine äußerst zielstrebige und erfolgreiche Pornodarstellerin.
Warum erzähle ich das alles? Weil ich aus Versehen ZWEI Exemplare ihres Buches bestellt habe. Wer das zweite gern hätte, kann mir bis zum 01.12.2013 eine Nachricht über das Kontaktformular oben rechts schicken. Dann entscheidet das Los. ; ) Die Adresse erfrage ich anschließend bei der Gewinnerin.

UPDATE: Das Buch ist unterwegs an seine Gewinnerin. Vielen Dank an alle, die mitgemacht und ihre Nachrichten geschickt haben. : )

 
NH

Sonntag, 17. November 2013

Body of Evidence: Bauchgefühl

Das Motto meines Selbstakzeptanz-Programmes ist bekanntlich: Halte in die Kamera, was dich am meisten verunsichert. In meinem Fall ist das irgendwie noch immer der runde Bauch. Also: Brust raus! Bauch auch!

NH





 







© Nicola Hinz 2013

Donnerstag, 14. November 2013

The Shoe Must Go On

Ich räume weiter aus. In den letzten Tagen abermals meinen Kleiderschrank. Nun musste alles gehen, was aktuell wirklich nicht passt. Ich habe jedes T-shirt, bei dem Zweifel bestanden, anprobiert. Was nicht über den Busen ging, flog raus. Die Maßnahme war notwendig, um auch die letzten betonfüßigen, womöglich in dunkler Tiefe verschütteten Diät-Pläne und Dünnsein-Phantasien aus ihren Ecken zu fegen und zur Strecke zu bringen. Meine Zukunft mag alles Mögliche sein, rosig oder grottig, aber dünn ist sie auf jeden Fall nicht. Denn während intuitives Essen zwar nicht zur Gewichtszunahme geführt hat, nehme ich damit auch nicht mehr ab. Der Diätterror hat ein veritables Ende gefunden. Die letzten wabernden, hinterhältigen Vorstellungen, womöglich doch noch eine "fitte 44" zu werden, allerdings auch.

Und dann waren auch noch einmal die Schuhe dran.

Was ich an meinem Gewicht weiterhin nicht mag, sind die platten, geschwollenen Füße, die es mit sich bringt - besonders im Sommer. Aber auch die wären mittlerweile nicht mehr gar so eine Kümmerniss, wenn es nicht um meine Leidenschaft für unbequeme Absätze ginge. Das ist die Fitness, um die es mir wirklich geht: Auf 15 cm hohen Absätzen schnell genug über eine befahrene Straße zu kommen.

Ein wichtiger erster Schritt, auch im Sinne von Selbstakzeptanz, war, mich dazu durchzuringen, Schuhe endlich in gemütlichen Größen zu kaufen, und nicht in der, die ich halt irgendwann mal hatte. Ich hatte mal Größe 38. Heutzutage kaufe ich am liebsten 40, oder zur Sicherheit manchmal sogar 41. Zwanzig Paar Schuhe mussten sodann gestern gehen, weil sie irgendwo drückten. Ich lasse mich nicht mehr unter Druck setzen. Schon gar nicht von einem dahergelaufenen Pump.

Um nach der bodenlosen Handtasche gleich noch ein weibliches Klischee zu bedienen: Jetzt besitze ich nur noch 87 Paar. ; ) Bei vier davon handelt es sich um Gummistiefel. Zwei Paar sind Turnschuhe. 36  haben einen Absatz über 9 cm. Fast genauso viele sind Ballerinas/"Flatties". Nicht mitgerechnet habe ich die vier Paar von meiner Mutter, die ich aufgehoben habe.

Lebenslauf 

Wie der Inhalt einer Tasche, erzählen auch Schuhsammlungen mitunter mehr oder weniger komplexe Geschichten über die Kuratorin, die sie zusammengetragen hat. Nicht umsonst gilt der Rat, erst einmal eine substanzielle Strecke in den Schuhen eines anderen zu gehen*, bevor man sich ein Urteil über ihn und seine Situation erlaubt. Meine Schuhe haben immer viel darüber erzählt, wer ich gerne gewesen wäre. Sie waren, wie meine Kleider, nur allzu oft Zukunfts- oder Belohnungsschuhe und in der trüben, dicken Gegenwart ohne Nutzen. So verrückt es klingt, aber bis vor nicht allzu langer Zeit wäre es mir beim Leben der Katze nicht in den Sinn gekommen, einfach High Heels in 41 zu kaufen. Für JETZT. Stattdessen war ich ja bekanntlich die meiste Zeit wie Aschenputtels Stiefschwester damit befasst, mir die Hacke abzuschneiden, um endlich PASSEND zu sein. Eine treffendere Metapher für Schlank- und Schönheitswahn, die fast zwangsläufig in Selbstverstümmelung münden, gibt es wohl kaum. Dass das nun jedoch anders ist und jeder Schuh hier auch endlich passt, kommt mir vor, wie ein Wunder.


*Ist außerdem der Name einer äußerst bemerkenswerten Gruppe von Aktivisten: Walk a mile in her shoes.

Meine alten Laufschuhe, in denen ich durch Los Angeles gerannt bin - auf der Flucht vor meinem eigenen Hinterteil. So war und ist es noch immer: was in Kuddewörde ein normaler Po ist, hat dort gefühlsmäßig die Größe eines Billboards. Ein Umstand, der noch immer maßgeblich weltweit dafür sorgt, dass Frauen sich im eigenen Körper fühlen, wie im falschen Film.


Letzter Neuzugang und Schnäppchen: 14,- statt 80,- Euro.


Oh, dem golden slippers! Angeblich gemacht für goldene Straßen... ; )


Warum meine Mutter nie nach China gereist ist, obwohl sie es immer wollte, weiß ich nicht. Aber offenbar gibt es viele Gründe, sein Leben aufzuschieben. In jedem Fall ist es eine Art Selbstbestrafung. Und führt buchstäblich ins Nichts. Ich habe nach ihrem Tod ihre Schuhe genommen - und bin damit über die Chinesische Mauer gelaufen. Es musste sein.


True Vintage: Schuhe von meiner Mutter aus den 70ern.


Geschenkte Schuhe. Angeblich rennt der Beschenkte ja damit davon. In diesem Fall nicht. Die Schuhe sind ungetragen. Und gut 15 Jahre alt.
 

Schuhe für ein Date, das nicht stattfand. Außerdem hat Schneewittchen genau die gleichen.

 
Schuhe in Startposition.


Schuh-Porn: Der längste Absatz im Schrank.


"Motivationsschuhe" anstelle eines Motivationskleides. Aus den Anfangszeiten des Blogs. Die Frage der Verkäuferin war damals, ob die dünnen Absätzchen mein Gewicht wohl (er-)tragen können. Die Antwort kommt mit ca.7 Jahren Verspätung : Ja. Können sie.


Als Kindergartenkind und Vorschülerin zählte ich sie zu meinen wichtigsten Besitztümern: Schwarze Lackschuhe. Und auch heute finde ich, kann es nicht schaden, ein Paar vorrätig zu haben.


© Nicola Hinz 2013

Samstag, 9. November 2013

Call me Mary Poppins*: Handtaschenreport 2013

Einer alten Serie aus dem Steinzeitalter dieses Blogs gebührt es, wiederbelebt zu werden: Ein Handtaschenreport sagt in der Regel mehr als tausend Worte über die Besitzerin/Bewohnerin der Tasche. Manch eine Tasche ist wie ein Puppenhaus, bzw. enthält den Hausstand, für den wir uns entscheiden würden, wenn wir Schnecken wären. Darum lassen sich die meisten von uns ja auch gar nicht so gern in die Taschen sehen.

Allerdings kann man bei genauer Inventur auch Einiges über sich selbst erfahren: Inhärente Geschichten, Geheimnisse und Wahrheiten, die man sogar selbst so noch gar nicht kannte. Und ein wenig Poesie des Alltags ist auch immer im Handgepäck.

Wofür braucht man das alles? Pfft. Das kann nur jemand fragen, der nicht mit Überraschungen und plötzlichen Wendungen im eigenen und im Leben anderer rechnet. Dem schlicht Phantatsie und Weitsicht fehlen, um zu begreifen, dass so ziemlich ALLES passieren kann, wenn man den Fuß vor die Tür setzt. Und wie traurig ist das denn? Denn schließlich ist es ja auch ein gutes Gefühl, jemand anderem mit einem Pflaster oder einem Kondom aushelfen zu können. Oder zu wissen, dass man jederzeit ins Blaue verschwinden könnte, ohne verloren zu gehen/sein. Denn sollte irgendwann ALLES passieren, dann ist man vorbereitet. Man denke nur daran, wie kompliziert es immer wird, wenn man für den Abend auf eine winzige Clutch umsteigt und zu diesem Zweck entscheiden muss, wie man am besten alle denkbaren Verläufe mit möglichst wenigen Requisiten abdeckt. Die alltägliche Tasche und ihr Inhalt verleihen einen Anker im Großen und Ganzen. Wer lebt, an dem bleibt Kram hängen. Und der schleppt zwangsläufig Sachen mit sich herum. So ist das eben.

Das war heute beim Ausräumen noch alles von gestern in meiner Feierabendtasche: 



Rest vom Mittagessen.
Arbeitsmaterial und Eieruhren zum Stoppen von Redezeit. Ah, der unprätentiöse Charme und die Authentizität einer Beraterin, die im Herzen eigentlich noch immer Studentin im 40. Semester ist. Na, jedenfalls weiß ich jetzt, was ich mir zu Weihnachten (vermutlich von mir selbst) wünschen sollte: Eine angemessen erwachsene Schreibmappe.
Visitenkarten und Brieftasche (mit Beißspuren von Corbinian).
Mein Freu- und Lobbuch. Hier wird alles verzeichnet, was am Tag gut und gelungen war.
Aktuelle Lektüre für Wartezeiten. Oder Staus.
Fundstücke von den Straßen Hamburgs. Oh, und natürlich: filofax forever!!! Das gute alte Statussymbol der 80er - und eigentlich das einzige, das ich jemals bessen habe. Dieser hier ist der zweite Filofax meines Lebens. Er dürfte jetzt so ungefähr 15 Jahre alt sein. Ja, ich organisiere meine Termine nach wie vor handschriftlich. Und daran wird sich so schnell auch nichts ändern.
Etwas räudige Bett-Sockies für die Therapie. Und natürlich: Eine faltbare Ersatztasche, falls die Haupttasche nicht reicht. ; )
Das Perioden-Täschchen. Wenigstens das muss nur ein paar Tage im Monat mit.
Schnipsel und Müll. Eins davon ist ein Nummernabriss vom IKEA-Kundenservice. Wollt ihr wissen, was passiert, wenn man bei IKEA ein Regal kauft, bei dem die Schrauben fehlen (hat man natürlich erst zu Hause gemerkt) und man zum Kundenservice geht, wo man 20 Minuten wartet, um sich ein Tütchen mit besagten Schrauben abzuholen? Die eigentliche Kundendienerin beauftragt einen, erneut durch das ganze Möbelhaus zu laufen, das fragliche Regal noch einmal auf einen Wagen zu laden, abermals zu bezahlen und dann zu ihr zu rollern, damit sie das Tütchen mit den Schrauben höchstpersönlich entnehmen und einem aushändigen kann. Ach ja, und das Geld für das Regal, das man ja gar nicht will, kriegt man dann auch von ihr wieder. Keine Sorge......Nun, möchte jemand raten, was meine Antwort war? ; )
Das Kosmetiktäschchen...
...und sein Inhalt: Pillendöschen und Schmerztabletten, Binde, Nagelfeile, Kondome, Salz (man weiß nie), Kamm, Lipgloss, Mascara, feuchtes Klopapaier, Pinzette, Erfrischungstücher, Probierstrumpf (natürlich besonders wichtig im Sommer), Klappgabel, Puder, Zahnbürste, Tampons, Mülltütchen, Parfumprobe, Zahnseide, Hustenpastillen, Zahnpasta, Pflaster, Desinfektionspad.
Stifte. Natürlich.
Schal. Um sich warm zu halten. Und gelegentlich, um Schweiß abzuwischen.
Tablet.
 
Und zu guter Letzt - Applaus für die Tasche! 
Die Gute lächelt. Sie ist es gewohnt, schwer zu tragen.
 


NH