Was ich jetzt weiß: Ich könnte heutzutage realistischerweise beim Heulen sterben. Ersticken, um genau zu sein. Die Nase komplett zu, und die Kehle auch, weil voller Schleim. Husten und prusten und schniefen und für eine scheinbare Ewigkeit keine Luft mehr. Einsetzende Panik, weit aufgerissene Augen und wildes Wedeln mit Taschentüchern. Dann Gekeuche, als käme ich gerade noch rechtzeitig aus einem Gewässer an die Oberfläche. Heulen, und nicht gegen den übermächtigen Strom der zähen Flüssigkeiten ankämpfen - was für eine Art, sich womöglich selbst in die ewigen Jagdgründe zu befördern.
Ich hatte so lange nicht mehr richtig geheult. Jahre, glaube ich. Nicht, dass ich dazu zu glücklich gewesen wäre. Wohl eher blockiert. Verhärtet. Zusammengerissen bis zum Anschlag. Alles verstaubt und völlig unvorbereitet auf eine plötzliche Sintflut und damit einhergehende Schlammlawinen.
Ich hatte so lange nicht mehr richtig geheult. Jahre, glaube ich. Nicht, dass ich dazu zu glücklich gewesen wäre. Wohl eher blockiert. Verhärtet. Zusammengerissen bis zum Anschlag. Alles verstaubt und völlig unvorbereitet auf eine plötzliche Sintflut und damit einhergehende Schlammlawinen.
Hinterher war mir allerdings auch nicht viel leichter ums Herz. Obwohl das ja gerade der landläufig erwartete Effekt ist. Alles rauslassen, und dann geht's wieder. Von wegen. Man lässt nichts raus, außer Schnodder. Alles andere ist noch da. Ich war nur unendlich müde - zwar irgendwie betäubt aber mit spaltenden Kopfschmerzen. Selbst die Erleichterung, nicht an sich selbst ertrunken zu sein, war kaum der Rede wert.
NH
© Nicola Hinz 2013