Das gelbe Kleid hatte ja in den letzten Jahren immer wieder mal seinen Auftritt. Es begann mit meiner Suche nach meinem Wunschkleid, dann folgte der Wunsch, ich könnte es in meiner tatsächlichen Größe bekommen und schließlich mit dem Kauf dieses Kleides, das meinem Wunschmodell zumindest ziemlich nahe kam und damals tatsächlich in einer Größe 50/52 zu haben war.
Das Kleid ist ein Symbol und Begleiterin auf der jahrelangen, oft mühsamen Reise zu dicker Selbstakzeptanz. Die Aufgabe war immer, das Kleid, wo es nun sogar schon in meiner Größe existiert, auszuführen und so richtig SICHTBAR zu werden. In langen zeitlichen Abständen habe ich es aus dem Schrank geholt und immer mal wieder anprobiert. Warten musste das Kleid auf seinen großen, öffentlichen Auftritt allerdings bis heute. Anlässlich dieses Ereignisses habe ich mich bemüht, eine meiner sehr seltenen und eher holprigen OOTD-Produktionen auf die Beine zu stellen.
Mittlerweile habe ich allerdings auch begriffen, dass das Kleid eben nicht nur für ein dickes Ich eine Herausforderung ist, sondern dieses auf für eine dünne Nicola wäre. Es verschiebt sich bei jeder Bewegung. Es ist durchsichtig. Es wird nur durch zwei klitzekleine Knöpfe und zwei Schläufchen aus Fädchen zugehalten. Der Ausschnitt ist sehr tief, klappt leicht auf und ist im Prinzip unberechenbar, wenn man nicht alles extra-gründlich zubindet. Obwohl ich mit Nacktheit heutzutage kaum mehr Probleme habe - die sehr reale Gefahr, mitten auf der Straße oder bei einem Kunden im Büro plötzlich im Schlüpper dazustehen, ist keine angenehme Vorstellung, egal ob dick oder dünn. Man muss es halt dann auch endlich begreifen: Dieses perfekte Kleid ist nun einmal gar nicht perfekt für ein echtes Leben. Und obwohl ich das Kleid (besonders die Farbe) noch immer sehr mag, hat sich mein Geschmack wohl auch etwas verändert. Mein perfektes Kleid sähe heute womöglich doch ein wenig anders aus. Auf jeden Fall hätte es weniger Eigenleben. Mal sehen, vielleicht mache ich mich noch einmal auf die Suche.
Heute habe ich nun den Rat befolgt, den mir eine Leserin bereits vor Jahren gab: Ich habe unter dem Kleid Vorrichtungen installiert, die unerwünschtes Nackigmachen verhindern. Leggings und ein langes T-shirt. Was ich dabei außerdem festgestellt habe, ist, dass ich mich durchaus an den Anblick meiner Beine, (insbesondere auch der Knie und Oberschenkel) in farbigen Strümpfen gewöhnen könnte. Das ist u. U. mal etwas, was ich zukünftig öfter in die/der Welt tragen werde.
Ansonsten ist zwischen dem gelben Kleid und mir alles wie sonst auch - wir sind beide ungebügelt.
© Nicola Hinz 2015
Das Kleid ist ein Symbol und Begleiterin auf der jahrelangen, oft mühsamen Reise zu dicker Selbstakzeptanz. Die Aufgabe war immer, das Kleid, wo es nun sogar schon in meiner Größe existiert, auszuführen und so richtig SICHTBAR zu werden. In langen zeitlichen Abständen habe ich es aus dem Schrank geholt und immer mal wieder anprobiert. Warten musste das Kleid auf seinen großen, öffentlichen Auftritt allerdings bis heute. Anlässlich dieses Ereignisses habe ich mich bemüht, eine meiner sehr seltenen und eher holprigen OOTD-Produktionen auf die Beine zu stellen.
Mittlerweile habe ich allerdings auch begriffen, dass das Kleid eben nicht nur für ein dickes Ich eine Herausforderung ist, sondern dieses auf für eine dünne Nicola wäre. Es verschiebt sich bei jeder Bewegung. Es ist durchsichtig. Es wird nur durch zwei klitzekleine Knöpfe und zwei Schläufchen aus Fädchen zugehalten. Der Ausschnitt ist sehr tief, klappt leicht auf und ist im Prinzip unberechenbar, wenn man nicht alles extra-gründlich zubindet. Obwohl ich mit Nacktheit heutzutage kaum mehr Probleme habe - die sehr reale Gefahr, mitten auf der Straße oder bei einem Kunden im Büro plötzlich im Schlüpper dazustehen, ist keine angenehme Vorstellung, egal ob dick oder dünn. Man muss es halt dann auch endlich begreifen: Dieses perfekte Kleid ist nun einmal gar nicht perfekt für ein echtes Leben. Und obwohl ich das Kleid (besonders die Farbe) noch immer sehr mag, hat sich mein Geschmack wohl auch etwas verändert. Mein perfektes Kleid sähe heute womöglich doch ein wenig anders aus. Auf jeden Fall hätte es weniger Eigenleben. Mal sehen, vielleicht mache ich mich noch einmal auf die Suche.
Heute habe ich nun den Rat befolgt, den mir eine Leserin bereits vor Jahren gab: Ich habe unter dem Kleid Vorrichtungen installiert, die unerwünschtes Nackigmachen verhindern. Leggings und ein langes T-shirt. Was ich dabei außerdem festgestellt habe, ist, dass ich mich durchaus an den Anblick meiner Beine, (insbesondere auch der Knie und Oberschenkel) in farbigen Strümpfen gewöhnen könnte. Das ist u. U. mal etwas, was ich zukünftig öfter in die/der Welt tragen werde.
Ansonsten ist zwischen dem gelben Kleid und mir alles wie sonst auch - wir sind beide ungebügelt.
Kleid: alt, von Manon Baptiste Schuhe: alt, Primark UK Leggings: weiß nicht mehr T-shirt: sehr alt, H&M Kette, alt, ZARA Armreif: alt, Topshop London |
Links: Badezimmerspiegel-Selfie mit Dreckwäsche und Gerümpel. Rechts: Die Entdeckung der eigenen Oberschenkel. |
© Nicola Hinz 2015