Mein inneres Kind und ich |
Und alles liegt augenblicklich wieder im Argen: die Küche, die Wäsche, das Büro, das Blog, der Keller, der schon lange aufgeräumt werden sollte, die Kisten mit Dingen, die verkauft oder abgewickelt werden sollen. Routine fällt mit zwei Terminkalendern noch schwerer als ohnehin schon. Der Plan ist natürlich, nicht aufzugeben. Tatsächlich ist der Plan, aus den chaotischsten Baustellen in meinem Lebensraum Vlog-Projekte zu machen, weil mir selbst die Filme von anderen YouTuberinnen immer wieder so sehr dabei geholfen haben, mich aufzuraffen. Ich weiß, wem nicht ohnehin schon genug im Kopf herumschwirrt, der sucht sich eben noch ein paar hochfliegende Ideen...
Das innere Kind
Meine Therapeutin findet ja, ich sorge nicht gut genug für mich. Ich müsste viel mehr auf meine persönlichen Bedürfnisse hören, mehr Zeit für mich haben und vor allem mehr schlafen. Insgesamt ist sie der Ansicht, dass mein inneres Kind mehr Aufmerksamkeit, Zuwendung und Führung braucht. Und Yoga bräuchte es angeblich auch, aber mittlerweile weiß sie, dass ich hier ein hoffnungsloser Fall bin. Yoga kommt mir nicht ins Haus.
Dafür überfiel mich in der Spielzeugabteilung dann die Idee, dass ich eine sichtbare, symbolische Erinnerung im Regal gut gebrauchen könnte, um im Bereich Selbstfürsorge stetig besser zu werden. Göttin weiß, ich arbeite ja auch erst seit 5 Jahren daran. Aber Entschuldigungen, einen Drachen aus Plastik zu erwerben und in meine Behausung zu tragen, sind schwer zu finden. Also ergriff ich die Gelegenheit und kann nun verkünden, dass ich mich noch immer täglich über die Drachenmutter (ich) und ihr Junges (mein inneres Kind) freue, aber deshalb ganz bestimmt nicht einmal früher ins Bett gegangen bin.
Der Bademantel
Seit dem Tod meiner Mutter, bin ich im Besitz eines Kartons, in dem ich ihren hellgrünen Bademantel aus dem Krankenhaus ungewaschen aufhebe. Sie trug ihn dort bis zuletzt und ich habe sie ganz besonders schmerzlich in Erinnerung, wie sie mich in ihm zum letzten Mal auf eigenen Füßen zum Ausgang des UKEs brachte. Ich sah ihr hinterher, wie sie sich langsam und leicht gebeugt auf den Rückweg durch die Gänge machte und wie das Grün des Stoffes im abendlichen Sonnenlicht fast rosa schimmerte.
Vor ein paar Monaten fand ich, dass es Zeit wäre, ihn auszupacken und über seine Zukunft zu entscheiden. Ich hatte das Gefühl, jetzt müsse auch mal Schluss sein, mit der Trauer. Und insbesondere mit der Verknüpfung des Gefühls mit einem Gegenstand. Und wenn solch eine Verknüpfung schon notwendig ist, vielleicht würde dann auch der Gürtel des Mantels in einer viel kleineren Schachtel reichen.
Ich nahm ihn heraus, streichelte über die Blutflecken am Ärmel von den Infusionsnadeln, roch an ihm und roch nur Muff. Dann fing ich an zu weinen und Oliver, der mir gegenüber saß, fragte, warum der Mantel denn um alles in der Welt überhaupt unbedingt aussortiert werden müsste. Recht hatte er. Ich packte den Mantel in seinen Karton zurück und stellte ihn wieder ins Regal. Manche Dinge bleiben. Das ist eben auch ein Entscheidung. Und um Entscheidungen geht es bei der Selbstorganisation ja vor allem.
Memories (like the corners of my mind)
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NH