Freitag, 22. September 2023

Wie es mir so geht

Das Bild oben ist nun ein Jahrzehnt alt. Die Message ist plötzlich wieder genauso wahr wie damals. Und ja, ich rede hier weiter über gescheiterte Partnerschaft und meinen aktuellen Horror der Abwicklung - so lange und so viel, wie ich will. Wozu hat frau schließlich sonst ein persönliches Blog, das bald älter ist, als die liebe Göttin selbst? : ) 

Ja, der Schmerz kommt weiter in Wellen. Manchmal schwappt er nur müde vor meine Füße. Manchmal sind die Wassermassen wider Erwarten so groß wie anfangs. Ganz ehrlich: Ich weiß die meiste Zeit im neuen Leben weiterhin weder ein noch aus. 

Es bleibt also dabei: Keiner meiner Kurz- oder Langzeitpartner hat je wirklich für/um mich gekämpft. Ich bin tatsächlich nie genug gewollt worden. Das komplett zu begreifen und jetzt erneut vom Leben aufs Butterbrot geschmiert zu bekommen, führt nicht zu Freudentänzen. Während ich mich ja eigentlich vom letzten großen Partnerschaftscrash erholen soll, rutsche ich im Augenblick nun nebenbei immer tiefer in das schwarze Loch der eigenen Geschichte. Ich hatte vier maßgebliche Verbindungen und bin zweimal verlassen worden. Das erste Mal war eine große Enttäuschung zu einer Zeit, in der noch viel Dramatischeres auf der Tagesordnung stand und ich nur wenig Zeit zum Nachenken oder Fühlen hatte. Das zweite Mal war der persönliche Supergau, mit dem ich hier seit Wochen das Programm fülle. Ich weiß, ich erwarte zu viel von anderen. Mir ist auch klar, ich bin für die meisten zu viel. Manche würden sagen, dass allein dieses Blog ein ganz klarer Beweis für eben jenen Umstand ist.

Allerdings bilde ich mir ein, ich habe immer gekämpft. Wie wild, wenn ich es genau betrachte. Ich bin halt ganz klar eines der bedauernswerten Opfer der Idee von eben jener Liebe, die nicht nur alles ist, was frau braucht, sondern die auch alles besiegt. Eine Beziehung ist in meinem zerlumpten, alten Buch nicht dazu da, möglichst viel Spaß zu haben. Sie ist dazu da, als Einheit dem Sturm zu trotzen. Dummer Kitsch und kein sehr beliebter Standpunkt. Besonders nicht auf Datingportalen. Macht viel zu viel Druck. Und Druck geht ja nunmal so gar nicht.

Würdest du ihn zurücknehmen?

Interessante Frage. Und sie wurde mir in letzter Zeit öfter gestellt. Das ist jetzt bestimmt kontrovers, aber: Vermutlich ja. Heute und noch ist hier ein Platz leer. Und ich wollte das Ende der Beziehung nicht. Das wiederhole ich auch noch tausendmal, wenn es sich ergeben sollte. 

Ich kann das Schulterzucken und Kopfschütteln erahnen: Dann ist ihr wirklich nicht mehr zu helfen! Vielleicht stimmt das auch. Einen Platz anzubieten, den der andere längst nicht mehr will, ist natürlich sinnlos. Aber auch das hier, und darauf bestehe ich, gilt: "The heart wants what it wants, or else it does not care." (Emily Dickinson, 1862) 

Ich hatte während unserer gemeinsamen Jahre auch in bestimmten Situationen darüber nachgedacht, ob die Beziehung überhaupt weiterexistieren sollte, weil es mir in ihr mitunter ebenfalls nicht gut ging. Allerdings habe ich diese Überlegungen am Esstisch mitgeteilt und besprochen. Und mich immer wieder für die Beziehung entschieden. Warum? Nun, ich würde sagen aus nichts weniger als Liebe (s.o.).

Ich habe meine Liebe auch noch vor wenigen Wochen erklärt. Wir beide im Auto sitzend, heulend wie Schlosshunde. Ich habe über Stolz gesprochen, der mir nicht im Wege stehen würde, wenn ich noch eine Chance bekäme, an uns zu arbeiten. Ich wollte den Kram retten, verdammt. Und ich glaubte auch, das wäre zumindest nicht unmöglich. Ich wusste nicht, dass ich in eben jenem Augenblick wieder nur vorgeführt worden war. Bei all dem Geschniefe und Gerede von "Beziehungspause" und "auf jeden Fall Freunde bleiben" wäre es mir einfach nicht in den Sinn gekommen, dass für unsere "Pause" längst eine beinharte Füllung existierte. Ach, und to whom it may concern: "Ich sehe nicht, warum ich nicht noch Sachen mit dir unternehmen kann, bloß weil ich eine neue Freundin habe" war auch dabei.

Warum das Schlussmachen so scheibchenweise, über Monate ausgedehnt, unehrlich und gleichzeitig dramatisch sein musste, weiß der Geier. Am Ende habe ich im Prinzip mit mir selbst Schluss gemacht, indem ich am Telefon regelrecht eine Liste mit ihm auf folgende Weise abgearbeitet habe: 

Ich: Willst du im Oktober noch mit mir ins Theater?

Er: Eher nicht. 

Ich: Ja oder nein?

Pause.

Er: Nein.

Ich fühle mich noch immer bemerkenswert verwirrt und wertlos, wenn ich an diesen langen, unklaren Ablösungsprozess denke. Mir noch Hoffnung zu machen und zuzulassen, dass ich mich zwischendurch immer wieder zum Affen mache, war wohl einer der schäbigsten Aspekte dieser Trennung.

Beim Treffen der dicken Damen werde ich am Samstag als mein persönliches Thema die Frage stellen, ob ich nun doch allein aufs Land ziehen soll. Ich bin gespannt und freue mich schon auf euch!


NH