Mittwoch, 13. Dezember 2023

Rachearie* - und kein Abgesang


Heute wäre der siebte Jahrestag meiner Beziehung gewesen, wenn es die Beziehung noch gäbe. Diese endete in diesem Sommer - am siebten Juli, um genau zu sein. Was dann kam, war mein freier Fall. Garniert mit Lügen und Hinhalten und unbegreiflichen Peinlichkeiten und Demütigung und Beleidigungen und Drohungen und übler Nachrede und noch mehr Bösartigkeit. Ich bin auf absurd langatmige Weise über Monate hinweg verlassen und abserviert worden. Zuerst hieß die Trennung nur "Pause". Dass ich das geglaubt habe und als Grund für Hoffnung begriff, hat vermutlich auf der anderen Seite für ordentlich viel Häme und Belustigung gesorgt. Getriggert durch, wie ich nur vermuten kann, Scham und den Wunsch, schon wieder alles Belastende zu verdrängen, hat mein Ex-Partner dann an einem bestimmten Punkt plötzlich alle Kommunikation unterbunden, was echt unpraktisch war angesichts der Tatsache, dass es trotz allem noch administrative Dinge zu klären gibt. Nun werden wir womöglich sogar um eine juristische Auseinandersetzung nicht mehr herumkommen. 

Nein, ich weiß bis heute nicht so ganz genau, wohin mit meiner Wut. Und ich nehme weiterhin Tabletten, damit die erlebte Verletzung, die die entscheidende Kirsche auf dem Kuchen des Grauens war, mich nicht daran hindert, irgendwie durch die Tage zu kommen. 

Eine Leserin schrieb mir, sie sei manchmal erschrocken, wenn sie meine Blogposts liest. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die rückhaltlose Thematisierung der persönlichen Katastrophe und der Unwille, sich endlich davon zu lösen und gutgemeinte, konventionelle Ratschläge zur Heilung anzunehmen, ungewöhnlich drastisch und redundant wirken. Aber meine Grundsätze zur Heilung widersprechen nun einmal ganz klar dem, was therapeutische Angebote gängigerweise im Repertoire haben.

1) Ich werde den Teufel tun und vergessen. Und ich werde mich auch nicht künstlich und verbissen ablenken.

2) Ich werde nicht die "Klügere" sein, die nachgibt (und in der Folge verliert).

3) Ich werde nie verzeihen und womöglich dem Täter am Ende noch alles Gute wünschen. Ha, soweit kommt das noch! Es wäre verlogen. Und weder souverän noch "erwachsen", sondern eher schwächlich und sinnlos - egal, was immerzu überall behauptet wird.

4) Ich werde Wut nicht als fortgeschrittene, vorübergehende Station in einem niedlichen, abgestuften "Heilungsprozess" begreifen, sondern als nie versiegende Energiequelle.

5) Ich werde mich revanchieren - auf total legale Weisen.

6) Ich werde Wut zu Kunst machen.

7) Ich werde mich und meine Wut immer weiter ins Schaufenster stellen, solange es mir und anderen hilft.

8) Ich werde nie behaupten, dass diese Phase meines Leben für irgendeinen Scheiß gut gewesen sei.

9) Ich werde mich nie aus der Arena verdrücken, um billigen, unechten "inneren Frieden" zu finden.  Der bedeutet mir nichts. Ich strebe bekanntlich stattdessen nach Genugtuung.

10) Ich verlange eine Entschuldigung. Ich wäre also tatsächlich bereit, echten Frieden zu schließen. Aber wenn sie nie kommt, die Entschuldigung, dann endet auch die Forderung nie. Damit kann ich auch gut leben.

Die Weihnachtstage werden, allein verbracht, voraussichtlich eine harte Zeit. Aber ich werde sie, wenn möglich, auch nutzen, um mich nach besten Kräften zu ordnen und in Stellung zu bringen. Und ich wünsche allen, denen es zum Jahresende ähnlich geht, genug Bestimmtheit, klare Gedanken und ausreichend Egoismus, um weiterzumachen.

See you on the other side, ihr Lieben! 
Happy Everyhing - und ein akzeptables Neues.


*Königin der Nacht


NH