Mittwoch, 25. Dezember 2013

Body of Evidence: Chin-Chin!*

Da ist es nun, das Doppelkinn. Groß und nah. Es wäre mir lieber, ohne Kinn-Groll ins neue Jahr zu ziehen. Und was für den Bauch klappt, funktioniert vielleicht auch hier. Ach, und wenn man ganz genau hinsieht, erkennt man obendrein noch ein paar graue Haare. ; )










*Prost!

© Nicola Hinz 2013

Dienstag, 24. Dezember 2013

Montag, 23. Dezember 2013

Das Fest der Liebe...



...verbringe ich allein. Und das nicht so sehr im Sinne von "ohne andere Leute", denn das ist eher selbstgewählt, sondern gefühlstechnisch. Nach einem Jahr Online-Dating-Selbstversuch, sitze ich wieder einsam unter dem metaphorischen Weihnachtsbaum. Zwar sehe ich momentan den Wald nicht, aber dennoch kann ich zumindest dieses weiterhin als gesicherte Erkenntnis verkünden: Für dicke Frauen, die sich für ihren Körper schämen, ist Sex mit freundlichen, begeisterten Fett-Liebhabern eine großartige Möglichkeit, sich in der eigenen Haut sehr schnell sehr viel besser zu fühlen, lang vermisste Bestätigung zu bekommen, und obendrein eine Menge Spaß zu haben. Es kann gar nicht oft genug gesagt werden, und meine Entwicklung von der ersten Idee über das Zögern bis zur Umsetzung kann man auf dem Blog ganz gut nachvollziehen. Ich habe es zuerst auch nicht für möglich gehalten. Und dann musste ich den nötigen Mut aufbringen. Und natürlich muss man wählerisch, egoistisch, selbstbestimmt und umsichtig sein in der Auswahl der Partner, denn was selbstverständlich nicht passieren soll, ist ein blödes Erlebnis. Peinlichkeit, Herabsetzung oder Unverschämtheit sind Gift fürs ohnehin gebeutelte Selbstwertgefühl einer dicken Dame und auf jeden Fall zu vermeiden. Darum stürze frau sich nur kopfüber ins Vergnügen, wenn die Sicht bis auf den Grund reicht, bzw. wenn sie echt gute Gründe hat, zu vertrauen. Im Zweifel Finger weg, anziehen und gehen.

All I want for Christmas...

Bekanntlich hatte die dicke Dame dann den Plan, den nächsten Schritt zu machen und so etwas wie eine feste Beziehung anzustreben. Zu einem Mann. Um genau zu sein: "Ich suche tatsächlich nach DER altmodischen starken Schulter zum Anlehnen. Nach jemandem, der weiß, was er will, selbstbewusst, klug und verlässlich ist, eine Menge Energie, Humor, und Feuer im Herzen, aber dafür weder Angst vor Verbindlichkeit noch Ungewissheit hat, gern redet, gut riecht und definitiv KEIN Sexmuffel ist. Ach, und es ist von vitaler Bedeutung, dass er Ironie versteht. Ich bin für vieles offen, tolerant, abenteuerlustig und lasse mich gern überraschen. Was ich nicht ertrage, sind Langweiler und Erbsenzähler." Das Vorangegangene ist mein Text im letzten noch bestehenden Profil bei einer Internet-Partnerbörse, nämlich rubensfan.de. Wie schon einmal erwähnt, habe ich alle anderen zwischendurch gelöscht. Man muss meiner Erfahrung nach verdammt aufpassen, dass die Suche nach einem Partner im Internet nicht zum Lifestyle und damit zum Selbstzweck wird. Trotzdem, der obige Text dürfte von selbst erklären, warum sich das Projekt Beziehung bis heute ungleich schwerer gestaltet, als passende Bettgenossen zu rekrutieren.


Dabei waren sie doch alle an meiner Seite, um mir auf die Sprünge zu helfen: Die Petra, die Brigitte, die Maxi und all die anderen Tussis. Wo wäre ich ohne die geballte Weisheit von Frauenmagazinen? Naja, vermutlich genau dort, wo ich jetzt ohnehin bin. Obwohl ich nun doch endlich mal weiß, woran ich einen "richtigen Mann" erkenne: am Bart. Offenbar stehen Männer außerdem auf Pornographie und Grillen - wer hätte das gedacht. Und übrigens sollte frau sich keine Sorgen machen, wenn sie in der Wohnung eines Mannes einen Teddybären entdeckt - was für eine Erleichterung. An anderer Stelle herrscht  allerdings frische Verwirrung: Welcher Typ Partnerin bin ich denn nun? "Kumpel, Sexkätzchen oder Ersatzmutti?" Es soll ja Männer geben, die ihre Partnerin als "Regierung" bezeichnen. Na wenigstens ein Problem hätten wir dann doch für immer aus der Welt geschafft: Wenn Frau nicht will, dass ein Mann nach dem Sex sogleich aufspringt und wegläuft, sollte sie stets "eine Flasche Sekt und etwas Obst neben das Bett stellen." Finde ich vernünftig. Wenn er dann doch wegrennt (und das wird mit der fraglichen Disposition vermutlich trotz der Aussicht auf eine Ladung Vitamin C passieren), muss man selbst wenigstens nicht aufstehen, um es sich allein noch ein wenig gemütlich zu machen. Persönlich würde ich so gesehen ja auch noch ein paar belegte Brote vorbereiten. In dem Zusammenhang ohnehin noch ein Wort zur Warnung: "Sex ohne Verlieben" sollte frau laut Brigitte gleich gar nicht erst versuchen. Seitdem kann ich es nun ja kaum erwarten zu sehen, wann das Cover wieder so züchtige Überschriften zieren werden, wie: "Was Männern so gut schmeckt." Ernsthaft - wer würde sich eigentlich nicht lieber seine Hand abhacken, als so einen Quatsch zu schreiben? Ich glaube, ich erwähnte bereits an anderer Stelle, dass ich noch immer und trotz des anorektischen Personals in den Modestrecken VOGUE-Leserin bin, weil dort der Göttin sei Dank keine bescheuerte Lebenshilfe erteilt wird.

Gern gedruckt wird nebenbei auch der Hinweis, dass Männer im Grunde Kinder sind. Oder so etwas wie Eichhörnchen. Sie sind niedlich, aber tun halt dauernd Dinge, die vernünftige Menschen (Frauen) niemals täten. Im Grunde muss man sie nicht ernst nehmen. Aber lenken muss man sie schon. Das heißt, man muss ihnen sagen, was sie anziehen sollen. Und sie davon abhalten, singende Karpfen an die Wand zu nageln. Was Frauenmagazine eher selten vorschlagen, ist dass man seinem Partner mal deutlich erklärt, warum er gefälligst mehr Frauen in den Vorstand seiner Firma befördern sollte, aber wahrscheinlich bin ich da schon wieder auf einem überwucherten Holzweg unterwegs - quasi in einer lila Latzhose und ohne BH. So wie ich vermutlich auch exotisch in der Hinsicht bin, dass ich um Himmels Willen keinen Mann will, den ich nicht ernst nehmen kann. Ich will kein putziges aber abwegiges Tierchen von einem anderen Planeten in meinem Bett. Ich will kein Augenzwinkern und mildes Lächeln über die angeblich geschlechtsspezifischen Marotten des anderen. Ich will einen ganzen und erwachsenen Kerl, der meine Sprache spricht.

Wo wir gerade bei Ratschlägen waren, die ratlos machen - da ich nun öffentlich erzählt habe, dass ich mir eine Beziehung wünsche, bekam ich zum Geburtstag erstmals in meinem Leben themenbezogene Geschenke, u. a. ein Buch des Autors Eckhart Tolle mit dem schmissigen Titel "Lebendige Beziehungen jetzt!" Mit einem roten Herz auf jeder zweiten Seite und voll mit so bemerkenswerten Betrachtungen wie der folgenden: "Zurzeit befinden sich die meisten Männer ebenso wie die meisten Frauen noch fest in den Klauen des Verstandes: Sie sind mit dem Denker und dem Schmerzkörper identifiziert. Genau das verhindert natürlich die Erleuchtung und das Erblühen der Liebe. In der Regel ist der denkende Verstand das größte Hindernis für die Männer und der Schmerzkörper für die Frauen, obwohl in vereinzelten Fällen auch das Gegenteil der Fall ist und in anderen Fällen beide Faktoren gleichermaßen wirken." (Tolle, S. 62)

Ich werde mich jetzt selbstverständlich nicht dazu hinreißen zu lassen, Witze über Männer zu machen, deren größtes Problem offenbar ihr denkender Verstand ist - obwohl zumindest der Autor selbst es eindeutig verdient hätte, aber eins wird verdammt noch einmal nicht ungesagt bleiben, weil sonst mein Schmerzkörper vermutlich explodieren würde: WOMIT VERFICKT NOCHMAL HABE ICH DAS VERDIENT?!! WIE KOMMT JEMAND DAZU, MIR SO EINEN MÜLL INS HAUS ZU TRAGEN - GETARNT MIT GESCHENKPAPIER?!!

Ist es nicht genug, dass ich einem Horrorladen wie elitepartner.de ein Jahr lang fast 40 Euro pro Monat gezahlt habe, weil ich schlicht blöd bin? (Aber dazu in einem späteren Post mehr.) Reicht es nicht, dass ich mich monatelang täglich mit Männern auseinandergesetzt habe, die die Verwendung von "das" und "dass" bisher nicht gemeistert haben und ihre erste E-Mail an eine ihnen zwar sympathische aber eigentlich unbekannte Frau mit "Moinsen, schöne Frau, geht's gut?" beginnen? War es wirklich kein ausreichendes Opfer, sich 2013 wahrhaftig mehrmals sagen zu lassen, dass es sich nicht lohnt, mit mir Kaffee trinken zu gehen, weil ich ja keine Kinder will und es deshalb mit mir ja auch keine Zukunft geben kann?

Nicht so schlimm

Wie dem auch sei, ein sehr viel erfreulicheres und lebensnäheres Geschenk war auf jeden Fall die Körperlotion, die mir eine Verwandte übergab - in Verbindung mit dem Hinweis, dass ich mich ja jetzt schließlich hübsch machen muss, wenn ich einen Mann suche. Aus der selben Richtung kam sodann obendrein das durchaus nett gemeinte Lob, dass ich in einem bestimmten T-shirt, dass ich an jenem Abend trug, ja "gar nicht so schlimm" aussähe. Gemeint war natürlich "nicht so dick" (merke: dick = schlimm).

Golda Poretsky hat einen Leitfaden für dicke Frauen erstellt, der es ihnen erleichtern soll, die Feiertage zu überstehen - besser gesagt, die Vielzahl der versteckten und offenen Angriffe auf das eigene Selbstwertgefühl, denen die meisten Dicken vermehrt ausgesetzt sind, wenn die folgenden Dinge aufeinandertreffen: Freunde und Familie in größeren Mengen auf engem Raum zusammen mit einer noch größeren Menge Essen. Alle futtern und jammern, dass sie fett werden. Und sie beobachten die Dicke, die erst recht nichts essen sollte. Denn die ist ja schon fett. Wenn man Pech hat, machen sie Anspielungen oder äußern ihre Meinung über Körper und Essverhalten anderer unverblümt.

Tatsächlich sind Diet Talk und seine Allgegenwart etwas, wofür ich erst in den letzten Monaten eine entsprechende Sensibilität entwickelt habe. Ich hätte zuvor schwören können, dass er um mich herum die meiste Zeit gar nicht vorkommt, aber da lag ich total falsch. Würde ich Buch darüber führen, wie oft sich Menschen in meiner Gegenwart zumeist ohne böse Absicht sondern nur basierend auf ihrer kulturellen Prägung direkt oder indirekt negativ über Dicke und Essen äußern, über Diäten reden und ihren eigenen Kampf um eine "gute Figur", hätte ich mittlerweile vermutlich eine kleine Bibliothek füllen können: "Der Pullover steht dir, der kaschiert gut." "Eigentlich dürfte ich ja nicht." "Ich muss ja auch aufpassen." "Nach Weihnachten ist aber Schluss, da wird wieder trainiert." "Man muss auch mal sündigen." "Ab morgen ist wieder Schluss." "Sie sah richtig gut aus - so schlank." "Er hat so ein Glück, er kann essen, was er will." Sogar Fettliebhaber können erstaunliche Ambivalenz an den Tag legen, wenn es um Diäten und Dicksein im Allgemeinen geht. Auch das wäre in einer Beziehung schlicht nicht akzeptabel.

Vor dem eben geschilderten Hintergrund ist es vermutlich auch gar keine so schlechte Entscheidung, Weihnachten 2013 ohne Leute zu verbringen. Dafür gehe ich Anfang des Jahres zu meiner ersten Dildoparty. Ich habe das Gefühl, Fett wird dort kein Thema sein. Größe schon. ; )

Von allen Männern, die im fast vergangenen Jahr für ein Weilchen an mir hängengeblieben sind, ist übrigens nur das Ei noch immer da. Hat sie alle überdauert. Indem es ist, was es ist. Indem es mir am liebsten von allen ist. Obwohl es selbst mich eigentlich gar nicht so unbedingt wirklich mag und auch lieber überhaupt nicht so richtig will vielen Dank aber nein danke vielmals......oooh, wie sehr ich mir wünschte etwas Hulkartiges, Wildes würde die Schale von innen sprengen und IRGENDETWAS TUN. Egal was.


NH
 

Freitag, 20. Dezember 2013

Doppelt fällt besser

Und so ganz ist es eben doch nicht vorbei. Am Abend meines 42. Geburtstags stand ich im fahlen Licht der Damentoilette eines thailändischen Restaurants und erstarrte beim Blick in den Spiegel über dem Waschbecken. So verrückt es klingen mag – zuerst erkannte ich mich nicht. Also…natürlich nicht buchstäblich, sondern emotional. Es war ein Schock. Seit Monaten hatte ich mich nicht von meinem eigenen Spiegelbild so abgetrennt und verraten gefühlt.

Ich sah mich, und was ich sah, war abgrundtief hässlich. Ein teigiges, wabbeliges Monster starrte mit müden Augen zurück und atmete Zweifel, Entsetzen, Lebensverpfuschung, tote Hoffnungen und Selbstverachtung aus. Plötzlich ergriff die wilde Legende von der dünnen Frau, der eigentlich ein großartiges, dünnes Märchenleben zustehen würde, wenn sie nicht dummerweise in einen fetten, grausigen, schwachen Körper eingemauert worden wäre, für einen schauerlichen Moment wieder Besitz von meinen Gedanken und meinem Blick – und alles, was ich auf einmal nur noch sehen konnte, war mein Doppelkinn. Es schien um meinen Hals zu schlackern, wie eine ausgeleierte, klumpige Halskrause, und ich wusste, gar nichts ist sicher.  Was man auch glaubt, auf dem Weg zu dickem Selbstrespekt erreicht und geschafft zu haben.
Nach vier Jahrzehnten der Selbstverachtung ist Selbstakzeptanz im ersten Jahr noch immer ein verdammt wackeliges Häuschen. Ohne Vorwarnung hallt einem plötzlich der Einwand „JA, ABER…“ wieder durch die Seele. Die innere Richterin ist noch immer da – und sie hält nicht die Klappe. Sie bewertet weiterhin ungefragt, aber umso vorhersehbarer. Dünn gut. Fett schlecht. Und so gibt es tatsächlichh noch immer Fett an mir, dass ich zumindest gelegentlich hasse. Ich hasse mein Doppelkinn. Und meine geschwollenen Füße. Ich hasse, hasse, hasse sie! Aber besonders das Kinn. In meinem Kopf ist  es noch immer die Grenze, an der das Fett das Gesicht zu überwältigen droht…

Ich nehme an, Rückfälle sind normal.

Nur habe ich mit ihrer Wucht nicht gerechnet. Dabei  ist das Unwetter, das einen heutzutage unvermittelt einholt, vermutlich genau jenes, das einen früher immerfort und unablässig umgab. Als ich noch so ziemlich alles an mir hasste.  Als ich lieber gar nicht mehr in Spiegel sah. Irgendwo habe ich gelesen, man solle auf den Teil des Weges, den man zurückgelegt hat, immer stolz sein. Selbst dann, wenn der Rest noch immer verdammt lang ist. Das stimmt. Und verlangt wiederum Akzeptanz. Rachele von The Nearsighted Owl  schlägt indessen vor, das zweite oder dritte Kinn mit Stolz herzuzeigen – wie ein schickes Accessoire…….Nein. Nicht ich. Zumindest nicht jetzt. Und auch keine Fotos, bitte.

NH

Dienstag, 10. Dezember 2013

Happy Birthday to me!*

 *In 24 Stunden bin ich offiziell "fortysomething" (41 war nur zur Eingewöhnung). Ich war noch nie gut im Älterwerden. Und nein, ich will nicht darüber reden, danke sehr...

Happy Birthday to me, 1981
 
Trotzdem, das fast vergangene Jahr verdient einen Rückblick. Den folgenden Fragebogen habe ich Anfang 2012 für einen Rückblick für 2011 von Shushan übernommen. 2012 gab es auch eine Version. Und hier ist nun aus gegebenem Anlass (s. oben) die Ausgabe für 2013. Die Fragen sind nicht in jedem Jahr genau die gleichen - ein paar lasse ich auch diesmal aus. Und stelle mir dafür einige andere. Wie gewohnt geschieht das Ganze nicht ohne angemessene Nörgelei.
 
1. Auf einer Skala von 1 bis 10, wie war Dein Jahr? 7 (Das ist auf jeden Fall schon einmal besser als 2012.)
 
2. Zugenommen oder abgenommen? Minimal zugenommen (ca. 2 kg).
 
3. Haare länger oder kürzer? Gleich. Nur die Zahl der grauen Haare nimmt zu. Meine Schläfen werden tatsächlich silbern. Eigentlich passt das gut zu den blauen Adern, die dort auch neuerdings hervortreten, wenn ich mich aufrege. Trotzdem habe ich mir immer vorgenommen, wieder rothaarig zu werden, wenn ich ohnehin in meinem Leben erneut beginne zu färben. Und dass ich anfange, meine Haare zu färben, wenn sie grau werden, ist eigentlich auch beschlossene Sache...bis jetzt wurde aber noch nichts unternommen. Ich werde die Lage wohl noch ein wenig beobachten.
 
4. Mehr Kohle oder weniger? Weniger. Definitiv.
 
5. Besseren Job oder schlechteren? Gleich.
 
6. Was war der schlechteste Film, den du 2013 gesehen hast? "Gloria". Meine Göttin, war der langweilig. Und meine Herren, war das Feuilleton mal wieder berechenbar in seinen Lobgesängen auf eben jenes trübe Werk.
 
7. Dieses Jahr etwas gewonnen und wenn, was? Wieder nix ; ).
 
8. Mehr bewegt oder weniger? Mehr! Mehr Rad gefahren. Mehr zu Fuß gegangen. Mehr Sex.
 
9. Die gefährlichste Unternehmung: Auf der Straße zurückgepöbelt. Und das war so: Jemand kam mir auf meiner Seite des Fußweges entgegen, und weil ich nicht auswich, beschimpfte er mich. Erst habe ich gedacht "Lass es gut sein". Aber dann dachte ich "Mit mir nicht mehr!". Und dann habe ich dem jungen Mann aus vollstem Herzen "Ach, fick dich doch!" hinterhergerufen. Der drehte sich erstaunt um, und man konnte sehen, wie es in seinem kleinen, schwerfälligen Hirn aufgeregt ratterte: "Was erlaubt sich diese fette Schlampe?!" Für einen Moment schien es dann auch so, als wollte er auf mich losgehen. Und ich suchte im Kopf schon einmal schnell die Selbstverteidigungsroutine zusammen, die ich für den Fall eines körperlichen Angriffes mal gelernt habe. Aber dann machte er kehrt und verschwand. Wut trägt. Dennoch: Zur Nachahmung vermutlich nicht empfohlen.
 
10. Die teuerste Anschaffung: Ein Haarentfernungssystem mit "pulsierenden Lichtblitzen" ; ). Ich habe die Maschine aber noch nicht benutzt - zu viel Angst vor Brandschäden...
 
11. Das beste Essen: Garnelen im Baan Rao in Hamburg. Ja, ich mache hier Werbung. Wer wissen will, warum, muss hingehen und die einzelkämpferische Betreiberin kennenlernen. Und ihr Bambus-Esszimmer sollte man auch gesehen haben. Lange hat man dazu übrigens nicht mehr Zeit, denn sie plant bereits ihren Ruhestand.
 
12. Größte museale Enttäuschung: "Böse Dinge - Eine Enzyklopädie des Ungeschmacks" im Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg. Der Titel war so schön. Das Thema so vielversprechend. Aber am Ende kamen meine Freundin und ich zu dem Schluss, dass allein der kombinierte Inhalt unserer Keller eine interessantere Schau zur Intention hergegeben hätte.
 
13. Lieblingslied 2013? "Pale Green Ghosts" von John Grant
 
14. Die meiste Zeit verbracht wo? Wieder am Schreibtisch.
 
15. Die größte Überraschung: Intuitives Essen funktioniert. Und Selbstakzeptanz auch!
 
16. Die beste Investition: Kleider in meiner aktuellen Größe.
 
17. Die wichtigste Erkenntnis: Meine Selbstfürsorge war bisher eher mangelhaft. "Ich, ich, ich" darf kein leeres Versprechen bleiben. ; ) Auch und vor allem im Sinne dicker Selbstakzeptanz.
 
18. Was machst du zu Weihnachten? Ich habe einen Stapel DVDs, die ich "abarbeiten" werde. Und dann werde ich mich mit meiner Perlensammlung beschäftigen. Das kommt mir jetzt gerade so in den Sinn, denn ich habe schon so lange nichts mehr aufgefädelt - und das ist ja irgendwie auch symbolisch-besinnlich.
 
19. Was wünschst du dir für das kommende Jahr? Liebe. Und Geld. ; )
 
20. Und was jetzt? Jetzt schreibe ich endlich noch ein Buch.
 
 
NH

Montag, 25. November 2013

Sonntag, 24. November 2013

THE UGLY GIRL PROJECT: Ugly Crier / Heulsuse

Was ich jetzt weiß: Ich könnte heutzutage realistischerweise beim Heulen sterben. Ersticken, um genau zu sein. Die Nase komplett zu, und die Kehle auch, weil voller Schleim. Husten und prusten und schniefen und für eine scheinbare Ewigkeit keine Luft mehr. Einsetzende Panik, weit aufgerissene Augen und wildes Wedeln mit Taschentüchern. Dann Gekeuche, als käme ich gerade noch rechtzeitig aus einem Gewässer an die Oberfläche. Heulen, und nicht gegen den übermächtigen Strom der zähen Flüssigkeiten ankämpfen - was für eine Art, sich womöglich selbst in die ewigen Jagdgründe zu befördern.

Ich hatte so lange nicht mehr richtig geheult. Jahre, glaube ich. Nicht, dass ich dazu zu glücklich gewesen wäre. Wohl eher blockiert. Verhärtet. Zusammengerissen bis zum Anschlag. Alles verstaubt und völlig unvorbereitet auf eine plötzliche Sintflut und damit einhergehende Schlammlawinen. 
 
Hinterher war mir allerdings auch nicht viel leichter ums Herz. Obwohl das ja gerade der landläufig erwartete Effekt ist. Alles rauslassen, und dann geht's wieder. Von wegen. Man lässt nichts raus, außer Schnodder. Alles andere ist noch da. Ich war nur unendlich müde - zwar irgendwie betäubt aber mit spaltenden Kopfschmerzen. Selbst die Erleichterung, nicht an sich selbst ertrunken zu sein, war kaum der Rede wert.

NH






© Nicola Hinz 2013

Geschenkt: Blowjob


Für einen Beitrag über den mir in der Hauptsache eher suspekten Siegeszug von "Erotic Fiction" bzw. Porn-Literatur für Frauen habe ich mir Sasha Greys "The Juliette Society" gekauft. Erstens, weil ich hier damit gerechnet habe, wenigstens von Mutti-Porn (50 Schattierungen...Gähn) verschont zu bleiben, und weil in einer Rezension behauptet wurde, die Schilderung des Blowjobs auf Seite 64 allein wäre das Ganze schon wert (ist sie ehrlich nicht). Wie es dem Genre gebührt, ist das Buch im Grundton eisig und gänzlich humorlos, aber natürlich prallvoll mit leicht überschaubaren Sexbeschreibungen, so dass man es sich damit bei Gelegenheit durchaus schon mal ganz gemütlich machen kann. Ich vermute sogar, es wäre ein perfektes Badewannebuch - wenn ich eine hätte. Es handelt sich bei diesem Exemplar um die englische Origininalausgabe, aber es ist sprachlich einfach (allerdings nicht komplett unintelligent). Die Autorin, Sasha Grey, ist heute Mitte Zwanzig und war offenbar schon als Teenager eine äußerst zielstrebige und erfolgreiche Pornodarstellerin.
Warum erzähle ich das alles? Weil ich aus Versehen ZWEI Exemplare ihres Buches bestellt habe. Wer das zweite gern hätte, kann mir bis zum 01.12.2013 eine Nachricht über das Kontaktformular oben rechts schicken. Dann entscheidet das Los. ; ) Die Adresse erfrage ich anschließend bei der Gewinnerin.

UPDATE: Das Buch ist unterwegs an seine Gewinnerin. Vielen Dank an alle, die mitgemacht und ihre Nachrichten geschickt haben. : )

 
NH

Sonntag, 17. November 2013

Body of Evidence: Bauchgefühl

Das Motto meines Selbstakzeptanz-Programmes ist bekanntlich: Halte in die Kamera, was dich am meisten verunsichert. In meinem Fall ist das irgendwie noch immer der runde Bauch. Also: Brust raus! Bauch auch!

NH





 







© Nicola Hinz 2013

Donnerstag, 14. November 2013

The Shoe Must Go On

Ich räume weiter aus. In den letzten Tagen abermals meinen Kleiderschrank. Nun musste alles gehen, was aktuell wirklich nicht passt. Ich habe jedes T-shirt, bei dem Zweifel bestanden, anprobiert. Was nicht über den Busen ging, flog raus. Die Maßnahme war notwendig, um auch die letzten betonfüßigen, womöglich in dunkler Tiefe verschütteten Diät-Pläne und Dünnsein-Phantasien aus ihren Ecken zu fegen und zur Strecke zu bringen. Meine Zukunft mag alles Mögliche sein, rosig oder grottig, aber dünn ist sie auf jeden Fall nicht. Denn während intuitives Essen zwar nicht zur Gewichtszunahme geführt hat, nehme ich damit auch nicht mehr ab. Der Diätterror hat ein veritables Ende gefunden. Die letzten wabernden, hinterhältigen Vorstellungen, womöglich doch noch eine "fitte 44" zu werden, allerdings auch.

Und dann waren auch noch einmal die Schuhe dran.

Was ich an meinem Gewicht weiterhin nicht mag, sind die platten, geschwollenen Füße, die es mit sich bringt - besonders im Sommer. Aber auch die wären mittlerweile nicht mehr gar so eine Kümmerniss, wenn es nicht um meine Leidenschaft für unbequeme Absätze ginge. Das ist die Fitness, um die es mir wirklich geht: Auf 15 cm hohen Absätzen schnell genug über eine befahrene Straße zu kommen.

Ein wichtiger erster Schritt, auch im Sinne von Selbstakzeptanz, war, mich dazu durchzuringen, Schuhe endlich in gemütlichen Größen zu kaufen, und nicht in der, die ich halt irgendwann mal hatte. Ich hatte mal Größe 38. Heutzutage kaufe ich am liebsten 40, oder zur Sicherheit manchmal sogar 41. Zwanzig Paar Schuhe mussten sodann gestern gehen, weil sie irgendwo drückten. Ich lasse mich nicht mehr unter Druck setzen. Schon gar nicht von einem dahergelaufenen Pump.

Um nach der bodenlosen Handtasche gleich noch ein weibliches Klischee zu bedienen: Jetzt besitze ich nur noch 87 Paar. ; ) Bei vier davon handelt es sich um Gummistiefel. Zwei Paar sind Turnschuhe. 36  haben einen Absatz über 9 cm. Fast genauso viele sind Ballerinas/"Flatties". Nicht mitgerechnet habe ich die vier Paar von meiner Mutter, die ich aufgehoben habe.

Lebenslauf 

Wie der Inhalt einer Tasche, erzählen auch Schuhsammlungen mitunter mehr oder weniger komplexe Geschichten über die Kuratorin, die sie zusammengetragen hat. Nicht umsonst gilt der Rat, erst einmal eine substanzielle Strecke in den Schuhen eines anderen zu gehen*, bevor man sich ein Urteil über ihn und seine Situation erlaubt. Meine Schuhe haben immer viel darüber erzählt, wer ich gerne gewesen wäre. Sie waren, wie meine Kleider, nur allzu oft Zukunfts- oder Belohnungsschuhe und in der trüben, dicken Gegenwart ohne Nutzen. So verrückt es klingt, aber bis vor nicht allzu langer Zeit wäre es mir beim Leben der Katze nicht in den Sinn gekommen, einfach High Heels in 41 zu kaufen. Für JETZT. Stattdessen war ich ja bekanntlich die meiste Zeit wie Aschenputtels Stiefschwester damit befasst, mir die Hacke abzuschneiden, um endlich PASSEND zu sein. Eine treffendere Metapher für Schlank- und Schönheitswahn, die fast zwangsläufig in Selbstverstümmelung münden, gibt es wohl kaum. Dass das nun jedoch anders ist und jeder Schuh hier auch endlich passt, kommt mir vor, wie ein Wunder.


*Ist außerdem der Name einer äußerst bemerkenswerten Gruppe von Aktivisten: Walk a mile in her shoes.

Meine alten Laufschuhe, in denen ich durch Los Angeles gerannt bin - auf der Flucht vor meinem eigenen Hinterteil. So war und ist es noch immer: was in Kuddewörde ein normaler Po ist, hat dort gefühlsmäßig die Größe eines Billboards. Ein Umstand, der noch immer maßgeblich weltweit dafür sorgt, dass Frauen sich im eigenen Körper fühlen, wie im falschen Film.


Letzter Neuzugang und Schnäppchen: 14,- statt 80,- Euro.


Oh, dem golden slippers! Angeblich gemacht für goldene Straßen... ; )


Warum meine Mutter nie nach China gereist ist, obwohl sie es immer wollte, weiß ich nicht. Aber offenbar gibt es viele Gründe, sein Leben aufzuschieben. In jedem Fall ist es eine Art Selbstbestrafung. Und führt buchstäblich ins Nichts. Ich habe nach ihrem Tod ihre Schuhe genommen - und bin damit über die Chinesische Mauer gelaufen. Es musste sein.


True Vintage: Schuhe von meiner Mutter aus den 70ern.


Geschenkte Schuhe. Angeblich rennt der Beschenkte ja damit davon. In diesem Fall nicht. Die Schuhe sind ungetragen. Und gut 15 Jahre alt.
 

Schuhe für ein Date, das nicht stattfand. Außerdem hat Schneewittchen genau die gleichen.

 
Schuhe in Startposition.


Schuh-Porn: Der längste Absatz im Schrank.


"Motivationsschuhe" anstelle eines Motivationskleides. Aus den Anfangszeiten des Blogs. Die Frage der Verkäuferin war damals, ob die dünnen Absätzchen mein Gewicht wohl (er-)tragen können. Die Antwort kommt mit ca.7 Jahren Verspätung : Ja. Können sie.


Als Kindergartenkind und Vorschülerin zählte ich sie zu meinen wichtigsten Besitztümern: Schwarze Lackschuhe. Und auch heute finde ich, kann es nicht schaden, ein Paar vorrätig zu haben.


© Nicola Hinz 2013

Samstag, 9. November 2013

Call me Mary Poppins*: Handtaschenreport 2013

Einer alten Serie aus dem Steinzeitalter dieses Blogs gebührt es, wiederbelebt zu werden: Ein Handtaschenreport sagt in der Regel mehr als tausend Worte über die Besitzerin/Bewohnerin der Tasche. Manch eine Tasche ist wie ein Puppenhaus, bzw. enthält den Hausstand, für den wir uns entscheiden würden, wenn wir Schnecken wären. Darum lassen sich die meisten von uns ja auch gar nicht so gern in die Taschen sehen.

Allerdings kann man bei genauer Inventur auch Einiges über sich selbst erfahren: Inhärente Geschichten, Geheimnisse und Wahrheiten, die man sogar selbst so noch gar nicht kannte. Und ein wenig Poesie des Alltags ist auch immer im Handgepäck.

Wofür braucht man das alles? Pfft. Das kann nur jemand fragen, der nicht mit Überraschungen und plötzlichen Wendungen im eigenen und im Leben anderer rechnet. Dem schlicht Phantatsie und Weitsicht fehlen, um zu begreifen, dass so ziemlich ALLES passieren kann, wenn man den Fuß vor die Tür setzt. Und wie traurig ist das denn? Denn schließlich ist es ja auch ein gutes Gefühl, jemand anderem mit einem Pflaster oder einem Kondom aushelfen zu können. Oder zu wissen, dass man jederzeit ins Blaue verschwinden könnte, ohne verloren zu gehen/sein. Denn sollte irgendwann ALLES passieren, dann ist man vorbereitet. Man denke nur daran, wie kompliziert es immer wird, wenn man für den Abend auf eine winzige Clutch umsteigt und zu diesem Zweck entscheiden muss, wie man am besten alle denkbaren Verläufe mit möglichst wenigen Requisiten abdeckt. Die alltägliche Tasche und ihr Inhalt verleihen einen Anker im Großen und Ganzen. Wer lebt, an dem bleibt Kram hängen. Und der schleppt zwangsläufig Sachen mit sich herum. So ist das eben.

Das war heute beim Ausräumen noch alles von gestern in meiner Feierabendtasche: 



Rest vom Mittagessen.
Arbeitsmaterial und Eieruhren zum Stoppen von Redezeit. Ah, der unprätentiöse Charme und die Authentizität einer Beraterin, die im Herzen eigentlich noch immer Studentin im 40. Semester ist. Na, jedenfalls weiß ich jetzt, was ich mir zu Weihnachten (vermutlich von mir selbst) wünschen sollte: Eine angemessen erwachsene Schreibmappe.
Visitenkarten und Brieftasche (mit Beißspuren von Corbinian).
Mein Freu- und Lobbuch. Hier wird alles verzeichnet, was am Tag gut und gelungen war.
Aktuelle Lektüre für Wartezeiten. Oder Staus.
Fundstücke von den Straßen Hamburgs. Oh, und natürlich: filofax forever!!! Das gute alte Statussymbol der 80er - und eigentlich das einzige, das ich jemals bessen habe. Dieser hier ist der zweite Filofax meines Lebens. Er dürfte jetzt so ungefähr 15 Jahre alt sein. Ja, ich organisiere meine Termine nach wie vor handschriftlich. Und daran wird sich so schnell auch nichts ändern.
Etwas räudige Bett-Sockies für die Therapie. Und natürlich: Eine faltbare Ersatztasche, falls die Haupttasche nicht reicht. ; )
Das Perioden-Täschchen. Wenigstens das muss nur ein paar Tage im Monat mit.
Schnipsel und Müll. Eins davon ist ein Nummernabriss vom IKEA-Kundenservice. Wollt ihr wissen, was passiert, wenn man bei IKEA ein Regal kauft, bei dem die Schrauben fehlen (hat man natürlich erst zu Hause gemerkt) und man zum Kundenservice geht, wo man 20 Minuten wartet, um sich ein Tütchen mit besagten Schrauben abzuholen? Die eigentliche Kundendienerin beauftragt einen, erneut durch das ganze Möbelhaus zu laufen, das fragliche Regal noch einmal auf einen Wagen zu laden, abermals zu bezahlen und dann zu ihr zu rollern, damit sie das Tütchen mit den Schrauben höchstpersönlich entnehmen und einem aushändigen kann. Ach ja, und das Geld für das Regal, das man ja gar nicht will, kriegt man dann auch von ihr wieder. Keine Sorge......Nun, möchte jemand raten, was meine Antwort war? ; )
Das Kosmetiktäschchen...
...und sein Inhalt: Pillendöschen und Schmerztabletten, Binde, Nagelfeile, Kondome, Salz (man weiß nie), Kamm, Lipgloss, Mascara, feuchtes Klopapaier, Pinzette, Erfrischungstücher, Probierstrumpf (natürlich besonders wichtig im Sommer), Klappgabel, Puder, Zahnbürste, Tampons, Mülltütchen, Parfumprobe, Zahnseide, Hustenpastillen, Zahnpasta, Pflaster, Desinfektionspad.
Stifte. Natürlich.
Schal. Um sich warm zu halten. Und gelegentlich, um Schweiß abzuwischen.
Tablet.
 
Und zu guter Letzt - Applaus für die Tasche! 
Die Gute lächelt. Sie ist es gewohnt, schwer zu tragen.
 


NH