Sonntag, 17. Dezember 2023

The Ugly Girl Project: Closure

Was vielleicht jetzt einmal noch als trendige Körnigkeit zu rechtfertigen ist, ist tatsächlich nichts Anderes, als das Ergebnis des Versuchs, eine alternde Kamera noch einmal zu annehmbaren Resultaten zu zwingen. Sie hat offenbar so ziemlich den Geist aufgegeben. Das passt zu meinem Jahr, könnte aber auch ein Zeichen sein, dass das Projekt des hässlichen Mädchens jetzt auch langsam ausläuft. 

Der Göttin sei Dank ist es dieser Tage nichts so richtig Besonderes mehr, dicke Frauen in Zusammenhängen von Normschönheit darzustellen. Das wenigstens scheint geschafft, wenn die von mir bevorzugte Frauenzeitschrift, die VOGUE, jetzt regelmäßig dicke Models beschäftigt und sie auch aufs Cover hebt. Es ist ein (sehr) kleiner Sieg für die "Normalisierung" von dicken Körpern. Es ist kein Sieg gegen Objektifizierung und den Terror von Schönheitsanforderungen und -normen. Das ist mir bewusst. 

Ich hatte trotzdem noch einmal meine Beine in die Kamera halten wollen, habe dann aber gemerkt, dass das Ablichten des eigenen dicken Körpers für mich kein sehr wichtiges Werkzeug mehr ist, um diesen Körper zu akzeptieren. Ich akzeptiere meinen Körper. Wenigstens das ist auch erreicht. BTW, nein - es ist nicht notwendig, den eigenen Körper zu lieben. Das ist nur wieder so eine schnulzige Behauptung von denen, die es nicht lassen können, neue Quellen des Druckes zu erschließen. Darum sage ich es ja auch immer wieder gern: Body Positivity my ass. ;)










 NH

Freitag, 15. Dezember 2023

Letzte Durchsage (für 2023)

DAS 5. TREFFEN DES CLUBS DER DICKEN DAMEN

Das Treffen findet am 29.12.2023 um 19:00 auf Skype statt. Jede*r kann sich anmelden und dazukommen - schreibt einfach eine Mail an office(at)nicola-hinz.com. Zukünftig werden die Ankündigungen der Treffen unter dem Tab "Club" zu finden sein.

WEIHNACHTSPOST

An alle, die eine wollten, ist nun eine Karte per Snail Mail unterwegs. Wobei Snail Mail von Jahr zu Jahr wörtlicher zu nehmen ist. Wenn sie nicht (oder nicht pünktlich) ankommt, entschuldige ich mich ausdrücklich, aber der Service der Post ist wirklich unglaublich unzuverlässig geworden. Dauernd geht etwas verloren oder braucht länger als eine Urlaubskarte aus den USA in den Siebzigern. 

DAS CLUB-FORUM

Wie es scheint, wird das Forum, das ich zur Gründung des Clubs eröffnet habe, nicht genutzt. Ich überlege, es zu schließen. Irgendwelche Gegenstimmen? :)


NH

Mittwoch, 13. Dezember 2023

Rachearie* - und kein Abgesang


Heute wäre der siebte Jahrestag meiner Beziehung gewesen, wenn es die Beziehung noch gäbe. Diese endete in diesem Sommer - am siebten Juli, um genau zu sein. Was dann kam, war mein freier Fall. Garniert mit Lügen und Hinhalten und unbegreiflichen Peinlichkeiten und Demütigung und Beleidigungen und Drohungen und übler Nachrede und noch mehr Bösartigkeit. Ich bin auf absurd langatmige Weise über Monate hinweg verlassen und abserviert worden. Zuerst hieß die Trennung nur "Pause". Dass ich das geglaubt habe und als Grund für Hoffnung begriff, hat vermutlich auf der anderen Seite für ordentlich viel Häme und Belustigung gesorgt. Getriggert durch, wie ich nur vermuten kann, Scham und den Wunsch, schon wieder alles Belastende zu verdrängen, hat mein Ex-Partner dann an einem bestimmten Punkt plötzlich alle Kommunikation unterbunden, was echt unpraktisch war angesichts der Tatsache, dass es trotz allem noch administrative Dinge zu klären gibt. Nun werden wir womöglich sogar um eine juristische Auseinandersetzung nicht mehr herumkommen. 

Nein, ich weiß bis heute nicht so ganz genau, wohin mit meiner Wut. Und ich nehme weiterhin Tabletten, damit die erlebte Verletzung, die die entscheidende Kirsche auf dem Kuchen des Grauens war, mich nicht daran hindert, irgendwie durch die Tage zu kommen. 

Eine Leserin schrieb mir, sie sei manchmal erschrocken, wenn sie meine Blogposts liest. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die rückhaltlose Thematisierung der persönlichen Katastrophe und der Unwille, sich endlich davon zu lösen und gutgemeinte, konventionelle Ratschläge zur Heilung anzunehmen, ungewöhnlich drastisch und redundant wirken. Aber meine Grundsätze zur Heilung widersprechen nun einmal ganz klar dem, was therapeutische Angebote gängigerweise im Repertoire haben.

1) Ich werde den Teufel tun und vergessen. Und ich werde mich auch nicht künstlich und verbissen ablenken.

2) Ich werde nicht die "Klügere" sein, die nachgibt (und in der Folge verliert).

3) Ich werde nie verzeihen und womöglich dem Täter am Ende noch alles Gute wünschen. Ha, soweit kommt das noch! Es wäre verlogen. Und weder souverän noch "erwachsen", sondern eher schwächlich und sinnlos - egal, was immerzu überall behauptet wird.

4) Ich werde Wut nicht als fortgeschrittene, vorübergehende Station in einem niedlichen, abgestuften "Heilungsprozess" begreifen, sondern als nie versiegende Energiequelle.

5) Ich werde mich revanchieren - auf total legale Weisen.

6) Ich werde Wut zu Kunst machen.

7) Ich werde mich und meine Wut immer weiter ins Schaufenster stellen, solange es mir und anderen hilft.

8) Ich werde nie behaupten, dass diese Phase meines Leben für irgendeinen Scheiß gut gewesen sei.

9) Ich werde mich nie aus der Arena verdrücken, um billigen, unechten "inneren Frieden" zu finden.  Der bedeutet mir nichts. Ich strebe bekanntlich stattdessen nach Genugtuung.

10) Ich verlange eine Entschuldigung. Ich wäre also tatsächlich bereit, echten Frieden zu schließen. Aber wenn sie nie kommt, die Entschuldigung, dann endet auch die Forderung nie. Damit kann ich auch gut leben.

Die Weihnachtstage werden, allein verbracht, voraussichtlich eine harte Zeit. Aber ich werde sie, wenn möglich, auch nutzen, um mich nach besten Kräften zu ordnen und in Stellung zu bringen. Und ich wünsche allen, denen es zum Jahresende ähnlich geht, genug Bestimmtheit, klare Gedanken und ausreichend Egoismus, um weiterzumachen.

See you on the other side, ihr Lieben! 
Happy Everyhing - und ein akzeptables Neues.


*Königin der Nacht


NH


Samstag, 2. Dezember 2023

Der Fragebogen 2023


52 Jahre (fast) und arg zerfleddert. Noch 100mal ausgelaugter zur Weihnachtszeit als sonst. Aber die Frisur sitzt. ;) #Fuck2023.
 

Ich fülle ihn seit 2011 zum Jahresende hier auf dem Blog aus. Diesmal kommen die Antworten nach einer ziemlich langen Pause. Die Fragestellung variiert von Ausgabe zu Ausgabe, aber in der Regel nicht sehr viel. Für alle, die gern vergleichen - die letzten Antworten von 2018 sind hier, von 2017 hier, von 2016 hier und die aus den Jahren davor, hier.

1. Auf einer Skala von 1 bis 10, wie war Dein Jahr? 2. 

2. Zugenommen oder abgenommen? Abgenommen. Und zwar sehr viel auf einmal in der zweiten Jahreshälfte. Die brachte bekanntlich die Hölle (DLDDD berichtete), die dann auf die bereits existierende Hölle gestapelt wurde.

3. Was war das beste Buch? Ich komme ja seit Jahren nicht mehr dazu zu lesen. Ich bestelle bekanntlich manchmal ein paar Bilderbücher für die Sammlung, um schöne Post bzw. ein Highlight im Geschleppe des Alltags für mich zu organisieren. 



4. Mehr Geld oder weniger? Zuletzt mehr. Single zu sein ist für mich deutlich preiswerter.

5. Mehr Blogleserinnen, oder weniger? Ihr werdet jetzt langsam mehr, seit ich im Juli den Betrieb hier wieder aufgenommen habe. Das macht mich echt froh. Das Blog war ein Anker in den letzten Monaten.

6. Was war der beste Film, den du 2023 gelesen hast? Am meisten gefreut, habe ich mich vor ein paar Stunden über das hier: The Bat, 1995. Nein, kein Witz. Ich sehe mir in letzter Zeit nur ein einfaches und harmloses Programm an, das mich weder fordert, noch groß aufregt. Humor ist mittlerweile sehr viel besser für mich als Horror. Teil meiner Überlebenstrategie waren übrigens in den letzten Monaten nachts auch vorrangig die Golden Girls. Ich kann noch immer nicht glauben, dass ich mittlerweile in ihrem Alter bin. Und so gar nicht golden. Nur zerknittert.

7. Dieses Jahr etwas gewonnen und wenn, was? Nichts. Nein, auch keine nützlichen Erfahrungen mehr, die eine wachsen lassen. Ich bin offiziell ausgewachsen Ich brauche keine zusätzlichen Lektionen vom Leben. Schon gar nicht, wenn sie mich fast umbringen.

8. Mehr bewegt oder weniger? Am liebsten gar nicht. Schmerzen bei jeder Bewegung. Scheiß Schleimbeutelentzündungen.

9. Worauf bist du stolz: 2023 ist das Jahr, in dem ich endlich komplett und mit Konsequenzen begriffen habe, dass eine fleischfreie Ernährung zwar besser ist als nichts, aber dass sie im Hinblick auf Ethik und Umweltschutz nicht reicht. Ich bin stolz und vorsichtig optimistisch, dass ich den endgültigen Ausstieg aus Milchprodukten und Eiern nun zum Jahresende auch wirklich geschafft habe. Es hat lange gedauert. Ich habe viel experimentiert (und ja, mit Bio-Produkten "getrickst"). Am Ende brauchte es dann extra viel Hilfe durch Social Media Aktivismus, um das Wissen um die horrende Quälerei, die Milch und Eier mit sich bringen, komplett in Taten münden zu lassen. 

10. Die beste Idee: Ein Hotelzimmer in Frankfurt zu buchen - für die Buchmesse im kommenden Jahr. Die habe ich tatsächlich nur ein einziges Mal besucht und hatte wenig Zeit, mich richtig umzusehen, weil ich als Autorin da war. Laaang ist es her. Dann hat mir Corona zuletzt einen Strich durch den Plan gemacht. Nun muss es endlich klappen.

11. Das schönste Geschenk: Der Club der dicken Damen und all seine Mitglieder. Für nichts bin ich seit sehr langer Zeit so dankbar gewesen. Es scheint mir noch immer wie ein Wunder, dass wir uns auf so schnell und gründlich zu einem erstaunlichen Freund*innenkreis zusammengefunden haben. Ich freue mich so sehr, mit euch ins nächste Jahr gehen zu können.

12. Lieblingslied 2023: Ruin von The Pierces, My Silver Lining von First Aid Kit, Suburban House von Holly Macave (mit Lana Del Ray)

13. Die meiste Zeit wo verbracht? Gefühlt im Bett. Es ging nicht mehr anders.

14. Die größte Enttäuschung: ...war nur wieder noch eine Enttäuschung.

15. Die beste Investition: Eine große Magnettafel, auf der ich den Plot meines angestrebten Romans so richtig schön übersichtlich entwerfen kann.

16. Die wichtigste Erkenntnis: Es ist möglich, neue gute Freund*innen zu finden.

17. Wie verbringst du Weihnachten? Allein mit den Katzen, mit dem Kartoffelsalat meiner Mutter und Michel in der Suppenschüssel. Vielleicht fahre ich ein, zwei Tage vorher nach Berlin, an einen paradiesischen Ort: zu Hennwack, dem größten Antiquariat, das ich kenne.

18. Was wünschst du dir für das kommende Jahr? Genugtuung. Aufmerksamkeit. Und Flow.

19. Was ist dein wichtigstes Ziel für 2024: Siehe oben. Plus mehr Geld. Und schmerzfreies Laufen.

20. Und was jetzt? Atmen. Und Schritt für Schritt voran. Irgendwo hier habe ich schon einmal den Wahlspruch einer meiner früheren Therapeutinnen verkündet: Das Leben ist Kampf. Ich habe wieder vor, ihn irgendwie zu gewinnen. Ein wenig fühlt es sich jetzt so an, als hätte ich genug sediert herumgesessen und geschlafen. Aber Rückfälle sind nicht ausgeschlossen. Ich wünsche uns allen, die es brauchen können, wie im letzten Fragebogen von 2018, Nerven aus Stahl und Kraft, die zum Durchhalten reicht. 


HAPPY EVERYTHING!


Weihnachtspost 2023



Jedes Jahr sage ich, dass es meine letzte Runde mit weihnachtlicher Snail-Mail ist, und dann habe ich regelmäßig einen gewaltigen Rückfall. Ich stehe vor den Regalen mit Weihnachtskarten und kann nicht anders, als immer und immer wieder zuzugreifen. Es gibt einfach jedes Jahr so viele schöne neue (und alte) Motive. 

Als Sammlerin von Bilderbüchern und Weihnachtsliebhaberin hüpft mein Herz auch bei so vielen wunderbaren, gemütlichen anthropomorphen Illustrationen. Da die Karten aber natürlich auch zurück in die Welt gehören, verschicke ich heuer wieder welche - an alle Leser*innen, die über die Weihnachtszeit einen altmodischen Gruß von mir im Briefkasten finden wollen.* 

Dazu brauche ich, wie immer, nur eure Adresse (bis zum 15.12.2023) an: 

office(at)nicola-hinz.com


*Selbstverständlich benutze ich eure Adresse niemals für einen anderen Zweck.

NH

Mittwoch, 22. November 2023

Memory Lane

Die Feldmark hinter Kuddewörde in Schleswig Holstein, 2022


Ich bin kein Zauberer, doch kenn einen Trick
Leih mir irgendwas, ich geb' dir einen Müllhaufen zurück
Ein'n Müllhaufen zurück, ein'n Müllhaufen zurück
Ich verwandele dein Lächeln in ein'n bestürzten Blick 

(Antilopen Gang: Hokus Pokus)

Irgendjemand hat mich für den Newsletter des 3Pagen Versands angemeldet. Ich hab keine Ahnung wer und warum, aber ich bekam die Aufforderung, meine Registrierung zu bestätigen - mit dem Hinweis:  "Sollten Sie diese Mail nicht angefordert haben, dann können Sie die E-Mail ignorieren." Ich aber habe die fremde Registrierung bestätigt, weil ich durch diese kleine Merkwürdigkeit in einem kuriosen Wägelchen auf die Straße der Erinnerung geschoben wurde. Der Katalog des 3Pagen Versands (1954 gegründet) mit seinen kitschigen Dekoartikeln und den betulichen, bunten Haushaltsartikeln war ein Teil meiner frühen Kindheit in den Siebzigern. Er lag regelmäßig frisch auf dem Wohnzimmertisch und ich hatte einen riesigen Spaß, all die wunderbaren, sinnlosen Dinge anzusehen., die damals wie heute vorgaben, absolut essentiell zu sein. 

Vor ein paar Jahren erinnerte ich mich durch puren Zufall daran und forderte aus schierer nostalgischer Neugier den Papierkatalog an, den das Unternehmen noch immer verschickt. Ich war überrascht, wie wenig sich scheinbar verändert hatte und war fasziniert von den kunstvoll und komplett unironisch gezwirbelt formulierten Texten, die die Produkte anpriesen. Von innen erleuchtete, winkende Pinguine, solarbetriebene Libellen, Teetassen mit Veilchen bedruckt...ich kam aus der Freude gar nicht mehr raus. An meinem Esstisch wurde dann für einige Zeit wieder eine Tradition daraus, jeden neuen Katalog genau zu studieren, und es war hervorragendes Entertainment, denn mein Ex-Freund las mir die Texte in angemessen grandios-theatralischer und begeisterter Rede vor. Ich habe regelmäßig geweint vor lachen. Es war großartig. Zum Dank an den Versand habe ich ein paar kleine Bestellungen aufgegeben. Aber nicht genug - irgendwann wurde die Zustellung des Katalogs wieder eingestellt. Und nun poppte plötzlich diese Mail auf.

Seit ich noch tiefer im Jammertal stecke, als vor dem Verlassenwerden ohnehin schon, fordern alle möglichen Leute, die in therapeutischen Berufsfeldern arbeiten, dass ich mich bitte darauf konzentriere, was im Leben alles gut war/ist. Frau wird pausenlos dazu ermahnt, sich auf das Positive zu konzentrieren und sich ins Bewusstsein zu rufen, dass niemals alles nur schlecht ist. Es ist unmöglich, dass alles nur schlecht ist - das soll ich bitte jetzt endlich begreifen! 

Nun, solange mein Gegenüber sich nicht dazu versteigt, mir einreden zu wollen, alles - auch jede persönliche Katastrophe - sei für etwas gut, bleibe ich zumeist noch halbwegs höflich. Wer insistiert, guckt allerdings leicht mal schnell betroffen aus der Wäsche, wenn ich fertig bin. 

Manchmal machen sie lenkende Vorschläge, um mir auf die Sprünge zu helfen. Das geht immer schief:

"Sie haben doch so eine schöne Wohnung." - "Ja, die ich mir vielleicht irgendwann nicht mehr leisten kann, und die Sorge lässt mich nachts nicht schlafen. Außerdem finde ich sie schon lange nicht mehr besonders schön. Aber es kauft sie mir auch keiner ab, wie es aussieht."

"Aber Sie haben doch zwei süße Katzen." - "Ja, die ich mir vielleichtt irgendwann nicht mehr leisten kann, und das erfüllt mich täglich mit Panik. Außerdem halten sie mich nachts wach und fallen mir immer öfter auf die Nerven. Dann fühle ich mich dafür schuldig, dass ich von ihnen genervt bin. Und dass ich nicht mehr mit ihnen spiele, weil mir die Energie fehlt."

"Sie waren in Ihrer Beziehung doch auch nicht komplett glücklich. Da ist es doch gut, dass Sie jetzt frei für etwas schönes Neues sind." - "Ich habe mich nicht getrennt, weil ich nicht den letzten Funken Hoffnung auf eine fröhlichere Zukunft aufgeben wollte. Und diese Hoffnung hing an der Beziehung und unseren Plänen. Ich wollte nicht zugeben, dass ich Jahre an ein augenscheinlich sinnloses Projekt verschwendet hatte, das mir trotzdem so sehr am Herzen lag. Ich wollte ein Zuhause und es war, verdammt nochmal, wirklich der schlechteste Moment für einen solchen Schlag, weil es mir eh schon so fürchterlich mies ging. Und Waren Sie in letzter Zeit mal auf einem Partnersuche-Portal? Schön ist es da wirklich nicht. Ach, und hatte ich schon erwähnt, dass der Ex neuerdings versucht, über gemeinsame Bekannte an Informationen über mich heranzukommen? Das ist ein ganz schön gruseliger Gipfel, das kann ich Ihnen sagen."

"Sie können doch stolz sein, dass Sie in Ihrer beruflichen Laufbahn so vielen Menschen Unterstützung und Hilfe haben zukommen lassen." - "Wissen Sie, was ich eigentlich beruflich vorhatte? Einen Oscar für das beste Drehbuch zu gewinnen."

"Was könnten Sie sich denn heute noch Gutes tun, um es sich ein bisschen schön zu machen?" - "Ich will lieber nicht auch noch im Knast landen. Gehe ich wohl besser schlafen."

"Es wird wieder besser. Es dauert eben nur seine Zeit." - "Was soll das heißen, wieder besser? Ich erinnere mich wirklich nicht daran, dass es nachhaltig gut war. Ich erinnere mich hauptsächlich an 52 Jahre Kampf. Und jetzt bin ich langsam zu müde für all das."

Mir ist nicht klar, was die Tatsache, dass nicht alles im Leben schlecht war oder ist, damit zu tun hat, dass ich dieser Tage dieses Leben immer öfter nicht mehr will. Ich soll doch eigentlich auch immer im Jetzt leben. Oder wie war das bitte noch? Und wäre vorher tatsächlich so ziemlich alles wunderbar gewesen, würde es mir jetzt wirklich besser gehen, wenn ich mich an das erinnere, was ich mit einem Fingerschnippen verloren habe? 

Ich erzähle ja immer wieder gern von einem Zitat, das ich vor Jahrzehnten in einer Traumschiff-Episode aufgeschnappt habe: Es ist besser, etwas gehabt und verloren zu haben, als es nie besessen zu haben. Ich bin mir heute nicht mehr sicher, ob ich das so unterschreiben würde. Mir scheint, der Preis für vieles, was sich gelegentlich oder kurz gut anfühlt, ist hinterher oft unverhältnismäßig hoch.

Im Grunde ist das Herumgereite auf dem Hervorheben des Positiven genauso hilfereich, wie der Hinweis, dass es anderen Menschen in ihren Lebensgeschichten noch viel schlechter geht/ging. Der Vergleich ist wirkungslos, egal ob mit dem eigenen oder anderen Leben. Denn das individuelle Leiden im Innern ist immer unvergleichlich. Und ja, das eigene Hemd lässt sich nicht ausziehen.

Einkaufen hilft. Vielleicht bestelle ich irgendetwas Leuchtendes bei 3Pagen.

NH

Sonntag, 19. November 2023

Das 4. Treffen des Clubs der dicken Damen

ACHTUNG, IHR LIEBEN! 

Das 4. Treffen des

CLUBS DER DICKEN DAMEN

findet an diesem Wochenende außerplanmäßig wieder NICHT am Samstag, sondern

AM FREITAG, DEM 24.11.2023

UM 19:00 UHR

auf Skype statt!

Das Motto ist nach wie vor „Und wie geht es dir so?“. Wir reden über alles, was uns gerade so beschäftigt – gut oder schlecht. Wir sind auch - das hat sich in den beiden ersten Sitzungen schnell gezeigt - ein echter solidarischer und offener Safe Space. Es wird auch viel gelacht. Jede*r kann/sollte sich trauen. : )

Wir freuen uns, wie gesagt, auch immer weiter über neue Gesichter. Wir haben noch genug Platz auf dem Bildschirm. Meldet euch einfach bei mir (an):

office(at)nicola-hinz.com 

PS: Mitglieder des Clubs der dicken Damen, der aus der Leser*innenschaft des Blogs "Das Lied der dicken Dame" hervorgegangen ist, treffen sich einmal im Monat (i.d.R. am 4. Samstag), um sich über Persönliches auszutauschen. Es ist nicht notwendig, dick oder Dame zu sein, um sich hier anzuschließen, aber es gibt klare Grundsätze, gegen die nicht verstoßen werden darf: Dieses ist ein feministischer und antifaschistischer Club und es herrscht eine Zero-Tolerance-Policy im Hinblick auf Sexismus, Homophobie, Transphobie, Rassismus, Antisemitismus, Verschwörungstheorien sowie sonstige Schwurbelei.

Montag, 30. Oktober 2023

Der Club der dicken Damen: Planung des Adventstreffens

 

DER CLUB DER DICKEN DAMEN

ADVENTSTREFFEN


Am kommenden Donnerstag,

am 02.11.2023 um 19:00 Uhr,

treffen wir uns noch einmal für ca. 30 Minuten, um das analoge Adventreffen zu planen. Beim gestrigen Treffen fehlten ein paar Mitglieder und wir wollten es so allen, die möchten, ermöglichen, an der Klärung von Details beteiligt zu sein. 

Auch neue Gesichter sind wie immer willkommen.

Wir treffen uns wieder auf Skype. 

Anmelden könnt ihr euch hier: office(at)nicola-hinz.com




Sonntag, 29. Oktober 2023

THE UGLY GIRL PROJECT: Sonntagnachmittag

Noch ein Selfie-Projekt, das ich lange vorhatte - und das nun doch irgendwie nur schnell zusammengeworfen wurde. Die neuen Bilder sind in der Tat viel weniger sorgfältig und ausdauernd arrangiert. Sie sind deutlich improvisiert. Das Projekt hat nicht mehr die selbe Dringlichkeit, wie vor Jahren, obwohl ich mich in den letzten Monaten unheimlich hässlich und verwittert gefüht habe - mit einem Selbstwertgefühl, das sich nicht so richtig erholt. Schusswaffen sind hier übrigens nicht zum ersten Mal ein Requisit: Mittwochnachmittag.









NH

Dienstag, 24. Oktober 2023

NEUES VOM CLUB!

 

ACHTUNG! ACHTUNG! ACHTUNG!

Das 3. Treffen des

CLUBS DER DICKEN DAMEN

findet an diesem Wochenende außerplanmäßig NICHT am Samstag, sondern

AM SONNTAG, DEM 29.10.2023

UM 18:30 UHR

auf Skype statt!

Das Motto ist nach wie vor „Und wie geht es dir so?“. Wir reden über alles, was uns gerade so beschäftigt – gut oder schlecht. Wir sind auch - das hat sich in den beiden ersten Sitzungen schnell gezeigt - ein echter solidarischer und offener Safe Space. Jede*r kann sich trauen. : )

Wir planen außerdem ein Adventstreffen im „wahren Leben“. Ob das klappt, werden wir wohl am Sonntag weiter besprechen.

Wir freuen uns, wie gesagt, auch immer weiter über neue Gesichter. Meldet euch einfach bei mir (an):

office(at)nicola-hinz.com

 

PS: Mitglieder des Clubs der dicken Damen, der aus der Leser*innenschaft des Blogs "Das Lied der dicken Dame" hervorgegangen ist, treffen sich einmal im Monat, um sich über Persönliches auszutauschen. Es ist nicht notwendig, dick oder Dame zu sein, um sich hier anzuschließen, aber es gibt klare Grundsätze, gegen die nicht verstoßen werden darf: Dieses ist ein feministischer und antifaschistischer Club und es herrscht eine Zero-Tolerance-Policy im Hinblick auf Sexismus, Homophobie, Transphobie, Rassismus, Antisemitismus, Verschwörungstheorien sowie sonstige Schwurbelei.

Sonntag, 22. Oktober 2023

Wie es mir so geht - Teil 2


Ich befinde mich in Woche 14 meines Sitzengelassenwerdens durch den Ex und habe seitdem meine Befindlichkeit hier ja regelmäßig beschrieben. Ich dachte mir, damit höre ich auch nicht so bald wieder auf. : ) Im Moment gibt es ein paar Hauptgebiete, auf denen ich mich um Bewegung und Fortschritt bemühe, oder auf denen ich mich schlicht zur Ablenkung betätige. Als da sind:

Psychische Gesundheit

Nicht gut. Dosis erhöht. Könnte pausenlos heulen. Und das ist keine Floskel, sondern wahr. Damit mache ich gefühlt Rückschritte. Allerdings steigt auch die Wut weiter. Ich hätte nicht vermutet, dass das eigentlich noch möglich ist. Und Wut soll ja tragen. Ich stelle sie mir allerdings vor, wie ein Rettungsfloß, das sich erst noch viel weiter aufblasen muss, um mich sicher durch das Unwetter zu bringen.

Die Hüfte

Sie schmerzt immer, mal mehr, mal weniger. Und sie sorgt dafür, dass ich mich nun schon seit längerer Zeit mit der Barrierefreiheit an öffentlichen Orten befassen muss, denn ich benötige für meine Behinderung zumindest ein Geländer. Das ist ein neuer Blick auf die Welt. Was ich dabei in ihr erfahre und erkenne, ist - mal wieder - nicht gut. 

Ich habe nun einen Termin beim Orthopäden - Ende November.

Haussuche und Wohnungsverkauf

Die Wohnung ist seit einer guten Woche auf dem Markt und noch nicht verkauft. : ) Dass wurmt mich enorm, denn jetzt, wo ich mich durchgerungen habe, will ich, dass es am liebsten vor drei Monaten schon erledigt gewesen wäre. 

Heute habe ich einen weiteren Bungalow auf dem Land besichtigt. Mit einer erstaunlichen Ansammlung von Wespen um den Rahmen des Küchenfensters herum, einem Garten voller überwucherter (leerer) Tiergehege und einer Bahntrasse direkt auf dem Hügel über dem Grundstück. Das Beste am Ganzen war mal wieder das Abendlicht auf der Fahrt. Und viel Himmel hatten wir auch wieder. (s.o.)

Der Roman

Ich muss mir endlich einen Ort suchen, an dem ich all die Post-It-Notizen und Servietten konsolidiere, auf denen ich mir dauernd Notizen mache. Ich habe ein Dutzend Anfangsszenarien. Die Konzeption und Planung fließen, aber der Prozess ist, wie gerade alles, ziemlich chaotisch. Ich überlege, doch Agenturen anzusprechen.

Dating

Nun, lasst mich anhand folgender Begebenheit darstellen, wie es da so läuft.

In meinem Profil auf einer Dating-Plattform steht u.a.: „Ich mag echte Kerle, die keine Angst vorm Gendern haben.“

Darauf bekam ich von einem (nach eigenen Angaben) Zweiundvierzigjährigen ohne Bilder im Profil folgenden aufgeregten Aufsatz zugeschickt (Rechtschreibfehler und leicht entglittene Syntax wurden wie im Original belassen):

„Ich weiß nicht ob man darüber lachen oder weinen soll. Du bist doch eine erfahrene, gebildete, kunstliebende und wie es scheint unabhängige Frau. Wie kann man dennoch auf diesen Zug aufspringen? Ich wollte Dich schon öfter anschreiben aber deine woke Ideologie macht es einem echt schwer.

Gerade Literaturliebhaber die mit der Schönheit der Literatur bewandert sind sollten so etwas wie gendern verachten und intelligent genug sein das dies keine Toleranz schafft und sich niemand außer 1-2 Prozent die eher an einer Identitätsstörung leiden, anspricht.

Entschuldige das ich mich so auskotze aber das sind so schlimme unnötige First World Problems und ich fand es schade das so eine Frau wie Du darauf so einen Wert liegt.

Sorry, ich bin eigentlich sehr lieb und vor allem ein sehr toleranter Mensch. Sehr Integer.“

Meine Antwort: „Heul doch.“

Frau ist offenbar nirgendwo sicher vor homo- und transphoben Männerrechtlern. Da ist frau im Dating-Zirkus dann schon froh, wenn sie es nur mit ganz normalen luschigen Idioten zu tun kriegt, die vor dem ersten Telefonat auf dem Sofa einschlafen. Ganz ehrlich – dass passiert mir jetzt regelmäßig, dass sich ein Mann nach dem verpasssten Termin so dafür entschuldigt. Das, oder sie hatten Rücken und konnten nicht aufstehen. Lügen die alle? Oder liegt das daran, dass die Typen jetzt auch alle sieben Jahre älter sind und ohne Ende schwächeln?

 

NH

Samstag, 7. Oktober 2023

"Ich bin ja nicht weg"


The art of losing isn’t hard to master;
so many things seem filled with the intent
to be lost that their loss is no disaster. 
(aus "One Art" von Elizabeth Bishop)

Die größte Angst, die mich im Augenblick hauptsächlich noch umtreibt, ist, jemanden komplett zu verlieren, so als wäre er tot, ohne dass er tot ist.

Um das mit einem vielleicht nicht ganz exakt passenden Beispiel noch zu verdeutlichen: Die absolute Horrorvorstellung als Katzenmutter von Freigängerkatzen war stets, nicht der Tod einer Katze, sondern das spurlose Verschwinden und die Ungewissheit über den Verbleib des Tieres, darüber, wie es ihm geht sowie die Frage, ob ich noch etwas tun könnte, um es zu retten, wenn ich nur das Richtige zu tun wüsste.

Wie wiederholt berichtet - ich verstehe was von Verlust. Worin ich naturgemäß nicht gut bin, ist Menschen oder Tiere zu verlieren. Wer ist das schon? Aber meine nicht unerhebliche Verlustangst traf in meiner letzten Beziehung auf sehr viel passiv-aggressive, emotionale und sogar tatsächliche Nicht-Verfügbarkeit. Das tat mir nie gut und war oft eine Quelle großer Enttäuschung, aber auch von Angst und Sorge. Wir haben nicht zusammen gewohnt, und wenn wir nicht räumlich beisammen waren, waren Kommunikation und Kontakt mitunter schleppend bis unterbunden. Ich habe mir daraufhin oft ganz praktisch Sorgen gemacht, ob etwas passiert sein könnte. Andererseits fühlte ich mich auch häufig ängstlich und unsicher, was meine Rolle und meinen Wert in der Beziehung anging.

Allerdings habe ich ein Recht auf das immerwieder fett unterstrichene Vorhaben, "Freunde zu bleiben", weiter Kontakt zu halten und gar zukünftig gemeinsam Dinge zu unternehemen, scheinbar verwirkt. Ich bin in Ungnade gefallen, weil ich angesichts dessen, was mir angetan worden war, mit Wut und Eifersucht und noch mehr Wut reagiert habe. Am Esstisch und am Telefon.

Wenn das mit der Freundschaft je ernst gemeint gewesen war (und wer weiß das schon), dann muss die Überraschung über meine normale und menschliche Reaktion ja ziemlich groß und regelrecht schockierend gewesen sein. Die offensichtliche Frage ist, wie kann das sein? Wer rechnet denn in so einem Szenario nicht mit einer solchen Reaktion? Und wie fair ist es, die blutrote Verzweiflung eines auf diese Weise betrogenen und verletzten Menschen wirklich am Ende auch noch gegen sie zu verwenden?

Lasst mich hier komplett klar sein: Keine meiner Reaktionen war überzogen oder unangemessen im Hinblick auf die Umstände, die ich nicht kreiert hatte. Das weiß ich ganz sicher. Ich bin vor den Bus geschubst worden. Dass der selbe Bus dann den Ex in seiner Gefühlswelt auch noch angefahren hat, liegt nicht in meiner Verantwortung. Es ist schlicht kindlich und egozentrisch zu glauben, Menschen auf bestimmte Weise  behandeln zu dürfen und sich dann zu beschweren, wen sie adäquat und zutiefst menschlich antworten. Und dabei womöglich fluchen. Ich weiß, wie konnte ich nur...

Ich hätte mir gewünscht, in meinem Ausnahmezustand und meinem Schmerz auch besonders in der Phase der Zuspitzung noch irgendwie gesehen zu werden. Das hätte ich anständig und angebracht gefunden. Und ich hätte obendrein sehr gern ein wie auch immer fortgeführtes freundschaftliches Verhältnis aufrechterhalten. Das tue ich noch immer. Wut und ausgestreckte Hände schließen sich nämlich überhaupt nicht aus. Ich habe schon an anderer Stelle erzählt, dass ich neben Wut und Verzweiflung trotzdem auch stets dafür gekämpft habe - ich habe Angebote gemacht, ich habe Zeichen desetzt, ich habe mich geöffnet, ich habe ihn nicht von der Unterhaltung ausgeschlossen oder ignoriert - weder vor noch nach dem ganz großen Knall. 

Und dessen Wirkung scheint, was mich betrifft, nun an manchen Tagen sogar weitgehend verpufft. So schnell kann es dann manchmal doch gehen. Die ohnmächtige Fassungslosigkeit angesichts der Eröffnung, wer meine Nachfolgerin war - geschenkt. 

Heute Nachmittag dachte ich, ich würde einfach nur gern anrufen können und fragen, ob er mal wieder Lust auf unser ehemaliges Sushi-Stammrestaurant hätte. Da war ich nun seit Monaten nicht. Aber ich könnte ihn dafür auch dann nicht anrufen, wenn ich es vorhätte. Für wichtigere, rein praktische Anliegen, die wir noch zu klären hätten, ginge das ebenfalls nicht. Ich bin nämlich geblockt worden. Und auch auf Textanfragen erhalte ich keine Antwort. Im Prinzip ist da ironischerweise mitunter gar kein Unterschied, ob wir in unserer Beziehung sind oder nicht... 

Dass wir auf diese Weise bestimmte Angelegenheiten nie komplett auseinanderfriemeln werden, die eigentlich jetzt abschließend noch anstünden, und die Entscheidungen alle an mir hängenbleiben, ist auch klar. Wer aber nun doch einen endgültigen Schlussstrich will, sollte die Abwicklung nicht pausenlos verhindern und alles mal wieder bis in alle Ewigkeit hinauszögern. Es sei denn, er will den Schlussstrich gar nicht. 


NH

Donnerstag, 5. Oktober 2023

An die Arbeit

 

Go ahead. Make my day.

(Clint Eastwood in Sudden Impact, 1983)


Der Ex liest scheinbar mit. Und die neue Partnerin schreibt mir jetzt regelmäßig Briefe -  randvoll mit Beschimpfungen. Das ist einerseits beängstigend und meiner ohnehin schon angeschlagenen Verfassung nicht wirklich zuträglich.

Andererseits ist es natürlich hochinteressant. 

So wie vieles an der gesamten Situation - wenn Frau schließlich die Ruhe findet, die verstreuten Einzelteile genau unter die Lupe zu nehmen. 

Ich habe ja schon an anderer Stelle darüber gesprochen, wie dankbar ich bin, durch das Unglück des Verlassenwerdens zum Schreiben zurückgefunden zu haben. Die große Krise des plötzlichen Beziehungsendes war quasi die Wiedergeburt des Blogs. Endlich hatte ich wieder Zeit, Grund und Drive zu schreiben -  so merkwürdig das vielleicht noch immer anmutet.

Die Dankbarkeit dafür ist in der Tat ziemlich unendlich. Die Rückkehr zum Schreiben war offenbar die vielzitierte Tür, die sich inmitten all des Terrors, der mir in den letzten Wochen nur so um die Ohren geflogen ist, plötzlich für mich geöffnet hat.

Es hat öfter Phasen in meinem Leben gegeben, in denen ich buchstäblich um mein Leben geschrieben habe. Meistens als sehr junge Frau und mit der Hand. Und nicht für eine Veröffentlichung geeignet. Das ist diesmal anders. 

Ich setze mich nun endlich zurück an den Schreibtisch und mache mich an den lang geplanten Roman - allerdings mit einem ganz neuen thematischen Kernstück: Schlammschlacht, Verrat, Betrug und Psycho-Thrill. Das könnte dann womöglich sogar mal ein Erfolg werden. : ) Und weil wir das Jahr 2023 haben, muss ich nicht einmal auf eine*n Agent*in oder einen Verlag warten, um das Buch auf den Markt zu bringen. Das kann frau heute ja bequem selbst. Ein Toast auf Amazon und BoD! : ) Mit Cola Zero wohlgemerkt - Alkohol verträgt sich nicht mit meinen Medikamenten...

Was lustig klingt, ist halt noch immer ziemlich blöde Realität. Ich habe bereits davon erzählt, dass ich zum ersten Mal nach Jahrzehnten wieder regelmäßig Beruhigungsmittel nehme. Und das tue ich selbstverständlich weiterhin, bis ich mich stabil genug fühle. Ich habe auch über die besondere Erfahrung von Passive Suicidal Ideation (die Vorstellung, dass es besser wäre, nicht mehr zu leben, aber ohne konkrete Pläne, sich zu töten) die ich nun in meine lange Liste von (Er-)kenntnissen aufnehmen kann, berichtet. Es wäre mir nach wie vor lieber, mir wäre nicht passiert, was mir passiert ist. Aber nun ist u.a. ein neues Projekt aus den Trümmern entstanden. Und das ist eine wirklich gute Überraschung.

Eine Lehre über das Schreiben, die ich schon lange mit mir herumtrage, stammt aus einer Sitcom. Ich weiß nicht mehr, wie sie hieß, wer mitspielte oder irgendetwas. Ich erinnere mich nur an eine Episode, in der eine erfolgreiche Schriftstellerin eher widerwillig einem/einer Ratsuchenden Folgendes mitgibt: Schreibe das, von dem du nicht willst, dass sie es wissen. Es war mir bisher gar nicht bewusst, aber im Prinzip ist es das, was ich seit Jahren bereits tue. Ich schreibe und zeige auf dem Blog Dinge, die anderen unangenehm wären. Und mich auch ein wenig Überwindung kosten. Auf jeden Fall denke ich, dass ich diesen Grundsatz für meinen angepeilten kleinen Roman ebenfalls beherzigen und ausbauen sollte.

"You know who you are. And you will be in the book."*

Als ich dem Ex vor ein paar Wochen davon erzählte, dass ich in all der Trauer und Einsamkeit zu einem vor langer Zeit bereits angefangenen Manuskript zurückgefunden und ein wenig daran gearbeitet hätte, hat er sich scheinbar noch für mich gefreut. Wie niedlich im Rückblick. Da wusste ich allerdings auch noch nicht, dass der alte Entwurf nur das Gerüst für eine ganz frische Arbeit sein würde.

Es ist noch nicht so lange her, dass er den Kontakt komplett abgebrochen hat. Das erfolgte, als ich erfuhr, wer die neue Partnerin ist und ihm die Neuigkeit mitteilte. Offenbar war dieses Detail etwas, was unter allen Umständen hätte geheim bleiben sollen. Ich persönlich frage mich ja noch immer, warum eigentlich. Dass diese Information für mich kein Geheimnis blieb, nimmt er offenbar ausgerechnet mir übel. Das ist womöglich Geschmackssache, aber ich wäre ja eher auf die Quelle sauer. Ich würde mich vermutlich fragen, von wo die Information indiskreterweise eigentlich in die Welt hineingeraten ist (und zwar offenbar so gründlich, dass sie es überhaupt durch die Welt bis zur Ex-Freundin geschafft hat). Es würde vermutlich auch helfen, endlich einmal ganz genau hinsehen. Also, am besten mit offenen Augen.

NH


*Rue McClanahan 


Sonntag, 1. Oktober 2023

Noch eine Durchsage: 3. Treffen des Clubs der dicken Damen

Ich freue mich wie wahnsinnig, dieses berichten zu können: der Gesprächskreis des Clubs der dicken Damen is going strong - auch nach dem zweiten Treffen und somit freuen wir uns jetzt auf ein drittes!

Das findet wieder am vierten Samstag des Monats um 19:00 Uhr statt und ist weiterhin offen für alle interessierten dicken Damen, auch natürlich die, die uns gerne mal "ausprobieren" möchten.

Teilnehmer*innen müssen übrigens weder Dame noch dick sein, aber sie sollten sich klar mit den Grundsätzen, die auch im Forum vermerkt sind, identifizieren. : )* 

Wo ich gerade über das Forum rede - da ist wirklich so gut wie nichts los und es stellt sich die Frage, ob wir es überhaupt noch benötigen, da die Ankündigungen hier und auf Instagram zu finden sind und der persönliche Austausch hauptsächlich über Skype und Chat passiert.


Das dritte Treffen des

Clubs der dicken Damen 

findet am

28.10.2023

wieder unter dem Motto

„Und wie geht es dir so?“

um 19:00 auf Skype 

statt.

Wir würden uns bis dahin wieder über Anmeldungen freuen, und zwar unter 

office(at)nicola-hinz.com

*Mitglieder des Clubs der dicken Damen, der aus der Leser*innenschaft des Blogs "Das Lied der dicken Dame" hervorgegangen ist, treffen sich einmal im Monat, um sich über Persönliches auszutauschen. Es ist nicht notwendig, dick oder Dame zu sein, um sich hier anzuschließen, aber es gibt klare Grundsätze, gegen die nicht verstoßen werden darf: Dieses ist ein feministischer und antifaschistischer Club und es herrscht eine Zero-Tolerance-Policy im Hinblick auf Sexismus, Homophobie, Transphobie, Rassismus, Antisemitismus, Verschwörungstheorien sowie sonstige Schwurbelei.


NH

Freitag, 22. September 2023

Wie es mir so geht

Das Bild oben ist nun ein Jahrzehnt alt. Die Message ist plötzlich wieder genauso wahr wie damals. Und ja, ich rede hier weiter über gescheiterte Partnerschaft und meinen aktuellen Horror der Abwicklung - so lange und so viel, wie ich will. Wozu hat frau schließlich sonst ein persönliches Blog, das bald älter ist, als die liebe Göttin selbst? : ) 

Ja, der Schmerz kommt weiter in Wellen. Manchmal schwappt er nur müde vor meine Füße. Manchmal sind die Wassermassen wider Erwarten so groß wie anfangs. Ganz ehrlich: Ich weiß die meiste Zeit im neuen Leben weiterhin weder ein noch aus. 

Es bleibt also dabei: Keiner meiner Kurz- oder Langzeitpartner hat je wirklich für/um mich gekämpft. Ich bin tatsächlich nie genug gewollt worden. Das komplett zu begreifen und jetzt erneut vom Leben aufs Butterbrot geschmiert zu bekommen, führt nicht zu Freudentänzen. Während ich mich ja eigentlich vom letzten großen Partnerschaftscrash erholen soll, rutsche ich im Augenblick nun nebenbei immer tiefer in das schwarze Loch der eigenen Geschichte. Ich hatte vier maßgebliche Verbindungen und bin zweimal verlassen worden. Das erste Mal war eine große Enttäuschung zu einer Zeit, in der noch viel Dramatischeres auf der Tagesordnung stand und ich nur wenig Zeit zum Nachenken oder Fühlen hatte. Das zweite Mal war der persönliche Supergau, mit dem ich hier seit Wochen das Programm fülle. Ich weiß, ich erwarte zu viel von anderen. Mir ist auch klar, ich bin für die meisten zu viel. Manche würden sagen, dass allein dieses Blog ein ganz klarer Beweis für eben jenen Umstand ist.

Allerdings bilde ich mir ein, ich habe immer gekämpft. Wie wild, wenn ich es genau betrachte. Ich bin halt ganz klar eines der bedauernswerten Opfer der Idee von eben jener Liebe, die nicht nur alles ist, was frau braucht, sondern die auch alles besiegt. Eine Beziehung ist in meinem zerlumpten, alten Buch nicht dazu da, möglichst viel Spaß zu haben. Sie ist dazu da, als Einheit dem Sturm zu trotzen. Dummer Kitsch und kein sehr beliebter Standpunkt. Besonders nicht auf Datingportalen. Macht viel zu viel Druck. Und Druck geht ja nunmal so gar nicht.

Würdest du ihn zurücknehmen?

Interessante Frage. Und sie wurde mir in letzter Zeit öfter gestellt. Das ist jetzt bestimmt kontrovers, aber: Vermutlich ja. Heute und noch ist hier ein Platz leer. Und ich wollte das Ende der Beziehung nicht. Das wiederhole ich auch noch tausendmal, wenn es sich ergeben sollte. 

Ich kann das Schulterzucken und Kopfschütteln erahnen: Dann ist ihr wirklich nicht mehr zu helfen! Vielleicht stimmt das auch. Einen Platz anzubieten, den der andere längst nicht mehr will, ist natürlich sinnlos. Aber auch das hier, und darauf bestehe ich, gilt: "The heart wants what it wants, or else it does not care." (Emily Dickinson, 1862) 

Ich hatte während unserer gemeinsamen Jahre auch in bestimmten Situationen darüber nachgedacht, ob die Beziehung überhaupt weiterexistieren sollte, weil es mir in ihr mitunter ebenfalls nicht gut ging. Allerdings habe ich diese Überlegungen am Esstisch mitgeteilt und besprochen. Und mich immer wieder für die Beziehung entschieden. Warum? Nun, ich würde sagen aus nichts weniger als Liebe (s.o.).

Ich habe meine Liebe auch noch vor wenigen Wochen erklärt. Wir beide im Auto sitzend, heulend wie Schlosshunde. Ich habe über Stolz gesprochen, der mir nicht im Wege stehen würde, wenn ich noch eine Chance bekäme, an uns zu arbeiten. Ich wollte den Kram retten, verdammt. Und ich glaubte auch, das wäre zumindest nicht unmöglich. Ich wusste nicht, dass ich in eben jenem Augenblick wieder nur vorgeführt worden war. Bei all dem Geschniefe und Gerede von "Beziehungspause" und "auf jeden Fall Freunde bleiben" wäre es mir einfach nicht in den Sinn gekommen, dass für unsere "Pause" längst eine beinharte Füllung existierte. Ach, und to whom it may concern: "Ich sehe nicht, warum ich nicht noch Sachen mit dir unternehmen kann, bloß weil ich eine neue Freundin habe" war auch dabei.

Warum das Schlussmachen so scheibchenweise, über Monate ausgedehnt, unehrlich und gleichzeitig dramatisch sein musste, weiß der Geier. Am Ende habe ich im Prinzip mit mir selbst Schluss gemacht, indem ich am Telefon regelrecht eine Liste mit ihm auf folgende Weise abgearbeitet habe: 

Ich: Willst du im Oktober noch mit mir ins Theater?

Er: Eher nicht. 

Ich: Ja oder nein?

Pause.

Er: Nein.

Ich fühle mich noch immer bemerkenswert verwirrt und wertlos, wenn ich an diesen langen, unklaren Ablösungsprozess denke. Mir noch Hoffnung zu machen und zuzulassen, dass ich mich zwischendurch immer wieder zum Affen mache, war wohl einer der schäbigsten Aspekte dieser Trennung.

Beim Treffen der dicken Damen werde ich am Samstag als mein persönliches Thema die Frage stellen, ob ich nun doch allein aufs Land ziehen soll. Ich bin gespannt und freue mich schon auf euch!


NH