Dienstag, 9. Dezember 2025

Follow me around 61 - Stille Wasser


Ich habe ein totes Reh im Pool gefunden.

Heute am frühen Morgen hat es Tippi außerdem geschafft, im Catio gleich zwei Mäuse hintereinander umzubringen und ins Haus zu schleppen, um sie hier noch weiter durch die Luft zu schleudern und sie zu jagen, als lebten sie noch.

Die letzten Wochen des Jahres fühlen sich an, wie einer von diesen trüben, dunstigen Psychokrimis, die auf dem Land und in alten Häusern spielen. Durchtränkt mit reflexartiger Symbolik für Tod und Verderben, die quasi schon vor der Tür stehen. 

Wartet, da war was. Ach ja, ich bin vor einem Jahr aufs Land in ein altes Haus gezogen. 

Wer nach unserem Umzug tatsächlich fast gestorben wäre, das war Willow. Sie musste operiert werden und eine Woche in der Klinik bleiben. Sie war erst auf der Intensivstation, konnte zwischendurch nicht mehr sehen, brauchte dann sehr lange, sehr teure Medikamente, bekam Physiotherapie und ist nun nach Monaten weitgehend wiederhergestellt, wenn sie auch neurologisch und motorisch nicht mehr ganz die Alte werden wird. Hätte es Willow nicht zufällig gerade dann erwischt, als ich noch Geld vom Wohnungsverkauf übrig hatte, wäre sie jetzt tot. Ihre Rettung hat Tausende gekostet und damit ein weit aufgerissenes Loch ins Budget getrieben. Aber sie ist noch da und weitgehend fröhlich, wie es scheint, und dafür bin ich sehr dankbar.

Dann bin ich in diesem Jahr zweimal buchstäblich auf die Fresse geflogen. Einmal in Eppendorf und einmal in Barmbek. Vermutlich durch die MS. Mein rechtes Bein ist ja seit Jahren eine 'Wackelkandidatin" und gibt hin und wieder ohne Vorwarnung nach. Na, jedenfalls konnte ich danach Wochenlang meine Arme nicht mehr richtig benutzen, weil die vom Trauma des Abstützens beim Fallen schmerzten und blockierten.

Als ich sie dann wieder bewegen konnte, schickte ich mich im Spätsommer an, einen Aufsitzmäher von einer Palette herunterzuheben, auf der er mir geliefert worden war. Dabei habe ich mir den Rücken so verletzt, dass ich erst jetzt halbwegs wieder genauso schlecht laufen kann, wie vorher. Ich habe wochenlang im Bett gelegen (wenn ich nicht gerade auf Krücken damit befasst war, angemessene medizinische Hilfe zu kriegen - don't get me started über das Gesundheitssystem), Einkünfte verloren und geglaubt, das sei jetzt wirklich das Ende von allem. Mir ist mithin in der Zeit nicht nur meine Lendenwirbelsäule sondern auch meine Depression um die Ohren geflogen.

Die Kirsche auf dem Kuchen kam rechtzeitig zu Weihnachten. Ein größerer Auftraggeber teilte mir gerade mit, dass er mich und meine Dienste nach jahrelanger Zusammenarbeit ab sofort nicht mehr braucht. 

Mit Kleinkram wie einer Überschwemmung im Keller oder einem Auto, das nicht durch den TÜV kommt, will ich euch gar nicht weiter aufhalten.  

Und nun ist also ein Reh in eben jenem Pool ertrunken, den ich in diesem Jahr nicht in Betrieb nehmen konnte, weil zumeist einfach gar nichts mehr ging.

Der Pool und die Erfüllung eines lebenslangen Wünschens und Strebens haben für mich nicht stattgefunden. Es gab kein Gewinnen. Ich bin nicht angekommen. Das ist die Wahrheit. Und deutlicher kann ich es auch nicht gesagt bekommen.

Wie es weitergeht, wird frau sehen. Ob sie will oder nicht.

Ich drücke uns allen die Daumen für 2026 - also allen, die es wollen und brauchen können.

Der Club der dicken Damen existiert übrigens noch und trifft sich online wieder Ende Januar. Wer zu kämpfen hat, kann da Unterstützung finden und ist wirklich von Herzen eingeladen.


NH

1 Kommentar:

  1. Liebe Nicola, ich hätte dir wahrhaftig ein besseres Jahr gewünscht! Das klang alles so nach Aufbruch und „alles wird gut“
    ☹️
    Es wird besser, versprochen!
    Alles Liebe
    Edda

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