Jemand sagte zu mir: "Oooh, hast du abgenommen?!" Und ich antwortete ohne zu zögern: "Danke!" Um mich sogleich dafür zu entschuldigen. Mehr bei mir selbst, als bei meinem Gegenüber. Das war verwirrt, bis ich es erklärt habe. Die Frage, ob man dünner geworden ist, sollte kein Kompliment sein. Man müsste sie mit "ja" oder "nein" beantworten können und beides müsste gleich gut sein. Aber so tief sitzt das alte Programm, dass dünner automatisch besser ist, dass ich das Kompliment natürlich als solches sofort erkannt habe, aber eben nicht nur das - ich habe es auch wirklich als solches "gefühlt" und umgehend verarbeitet. In meiner Selbstwahrnehmung sind noch immer Rückstände, die mich reflexartig positiv darauf reagieren lassen, wenn mir die Außenwelt mitteilt, ich sähe dünner aus. Ein bisschen erschrocken war ich danach. Ich war nicht vorbereitet gewesen, denn es war mir schon sehr lange nicht mehr passiert, auf diese Weise auf meinen Körper angesprochen zu werden. Und meine eigene ungefilterte Reaktion war höchst aufschlussreich. Darum bin ich ganz froh über die Erfahrung. Wenn mir nun in Zukunft wieder so etwas begegnet, wird die Reaktion, zumindest innen, eine andere sein. Aber wie es scheint, war das der Auftakt zum "Thin Privilege Project".
Und sonst noch...
Wo wir gerade in der Erkenne-dich-selbst-Abteilung herumstehen, kann ich dann auch noch dieses berichten: Ich stehe im Zeitschriftengang bei Famila, scanne das Business Punk Magazin und stelle gerade fest, dass frau die Frauen darin ärgerlicherweise offenbar an einer Hand abzählen kann. Dann schaue ich hoch und sehe...noch einen Mann. Der ist riesig hoch, hat einen bunten Schal und ein wirklich angenehmes Gesicht. Er zieht, wie ich, so einen roten geräderten Einkaufskorb hinter sich her und stellt diesen, auch wie ich, am Ende des Ganges ab. Dann kommt er auf mich zu. Und er lächelt mich freundlich an.
Und ich? Ich wende ruckartig den Blick ab und senke in regelrechter Panik den Kopf. Gefühlt ziehe ich den Kopf sogar auch noch ein und die Schultern hoch. Ich raffe die Zeitschrift an mich und kann es im Rückblick nicht wirklich anders beschreiben - ich flüchte. Und schaue nicht zurück.
Hinterher und jetzt noch immer bin ich echt erschüttert. Mache ich das womöglich immer so? Oder so ähnlich? Und merke das selber gar nicht? Weil das alles einfach von selbst und quasi auf Knopfdruck abläuft? Weil auch das ein uraltes, noch immer herumlungerndes dickes Selbsthass-Programm ist? Ich will nicht, dass das Gegenüber womöglich einen Hauch Erwartung oder Hinwendung spürt und ich mich lächerlich mache. Denn in der Tiefe meiner Prägung glaube ich offenkundig noch immer und mit erschreckender Vehemenz, dass ich mich nicht zumuten kann. Und dass mich unmöglich ein Toller auch toll finden kann. Darum bin ich ja auch immer der Überzeugung, dass ich auf freier Wildbahn überhaupt niemanden kennenlernen kann. Aber Fraugöttin, so kann das natürlich ohnehin nichts werden...
The 30-Day Declutter Challenge*
Ich habe ja in den letzten Jahren sehr viel aussortiert, entrümpelt und organisiert. Aber ich habe noch immer zu viel Kram. Und tatsächlich wachse ich im Älterwerden aus dem noch vorhandenen Kram immer weiter heraus. Mir wird es im Status Quo immer wieder zu eng. Nun habe ich beschlossen, meinen Haushalt abermals zu verschlanken. Bei YouTube fand ich unzählige Filmchen zu verschiedenen Strategien, wie man einen eingeschlafenen oder nicht wirklich vorhandenen Entrümpelungsprozess zum Rollen bringt. Eine davon ist, sich innerhalb einer vorgeschriebenen Zeit von einer vorgeschriebenen Anzahl von Gegenständen zu trennen. Zum Beispiel 100 Dinge in 5 Tagen (also täglich 20). Das war mir aber zu wenig, und so mache ich ab heute die "30 Day Declutter Challenge"*. Bei der soll man am ersten Tag einen Gegenstand entsorgen, am zweiten zwei, usw. Am Ende wären das, wenn ich richtig gezählt habe, 465 Gegenstände, die die Wohnung verlassen müssten. Da ich aber etwas Übung auf dem Gebiet habe, und am Ende wirklich fühlbar mehr Freiraum haben will, runde ich auf 500 Dinge auf und sortiere aus, wann immer mir danach ist. Hin und wieder sicher auch im Vorbeigehen. Nur am Ende muss das Ergebnis stimmen, darum führe ich natürlich Buch über den Output.
Im Hinblick auf die Abgänge, die dann auch wirklich gültig sind, gelten die folgenden Regeln:
1.
Alltagsmüll wird natürlich nicht mitgezählt. Also z. B. Kartoffelschalen und Milchkartons, oder der Ulla Popken Katalog, der mich regelmäßig ereilt und ohnehin immer gleich im Altpapier landet. BTW, ich verstehe ja 7/8-Hosen nicht. Schon gar nicht, wenn sie "Mony" heißen. Sie waren und sind mir ein grausliches Rätsel. Sind sie die Bermuda-Shorts der dicken Frau? Wenn ja, warum um alles in der Welt? Warum trägt frau dann um Himmels Willen nicht genau solche!
2.
Wo war ich?...Ach ja...Ebenso zählen keine aufgebrauchten Dinge des täglichen Bedarfs, die dann auch sofort wieder ersetzt werden müssen. Zum Beispiel Klopapier oder Katzenfutter. Man darf aber Produkte aufbrauchen, die schon lange unbenutzt herumstehen. Wenn man zum Beispiel ein halbes Dutzend Flaschen mit Duschgel in der Dusche hat, darf man gezielt einige davon leeren oder wegwerfen, und diese dann auch auf die Liste setzten.
3.
Es ist egal, was man mit den Gegenständen macht, so lange sie innerhalb von 30 Tagen den Wohnraum verlassen. Man darf sie wegwerfen, verschenken, spenden oder verkaufen. Ich werde wohl mal wieder durch den Kleiderschrank gehen, und diesmal Kleider in großen Größen auf den Markt werfen.
Genau genommen habe ich schon vor ein paar Tagen einigermaßen intensiv damit begonnen, mich von Sachen zu trennen. Heute, am offiziellen Beginn des Projektes, war es aber erst ein altes Geschirrhandtuch. Stichtag ist dann der 8.April.
*30-Tage-Entrümplungsprojekt
Leichter ums Herz
Auf der Baustelle nebenan tobt die Hölle. Der Kater geht jetzt nur noch am Wochenende spazieren, weil er Angst vor dem Kran und den Baufahrzeugen hat, und sich bis zum Nachmittag regelmäßig in der Abstellkammer verkriecht - wie zu Sylvester. Mir kommt das eigentlich entgegen, weil ich eine Heidenangst hätte, dass er überrollt oder zugeschüttet wird. Aber auch das verlassene Loch am Samstag hat mich enorme Nerven gekostet, weil ich nicht wusste, ob der Kater allein wieder raus käme, wenn er hineinklettern würde. Ich weiß, dass ich dort unten auf jeden Fall gefangen wäre, und besser nur mit Handy in der Tasche am Rand entlang balanciere. Als gute und total hysterische Cat Lady bin ich dem renitenten Kater, der sich zusätzlich gerade von einer Bauchspeicheldrüsenentzündung erholt hatte, bestimmt eine Stunde lang hinterher gelaufen, um sein Verhältnis zur Grube zu beobachten und, wenn nötig, die Feuerwehr anzurufen. Und dann passierte es. Der Kater war auf dem Weg in die Tiefe und nicht mehr aufzuhalten.
Darum weiß ich nun, dass er sich an annähernd senkrechten Sandwänden mit leichter Tatze und ohne Probleme wieder empor hangelt. Was für ein Supervieh. Und was für eine Erleichterung. Wenigstens das.
Auf der Baustelle nebenan tobt die Hölle. Der Kater geht jetzt nur noch am Wochenende spazieren, weil er Angst vor dem Kran und den Baufahrzeugen hat, und sich bis zum Nachmittag regelmäßig in der Abstellkammer verkriecht - wie zu Sylvester. Mir kommt das eigentlich entgegen, weil ich eine Heidenangst hätte, dass er überrollt oder zugeschüttet wird. Aber auch das verlassene Loch am Samstag hat mich enorme Nerven gekostet, weil ich nicht wusste, ob der Kater allein wieder raus käme, wenn er hineinklettern würde. Ich weiß, dass ich dort unten auf jeden Fall gefangen wäre, und besser nur mit Handy in der Tasche am Rand entlang balanciere. Als gute und total hysterische Cat Lady bin ich dem renitenten Kater, der sich zusätzlich gerade von einer Bauchspeicheldrüsenentzündung erholt hatte, bestimmt eine Stunde lang hinterher gelaufen, um sein Verhältnis zur Grube zu beobachten und, wenn nötig, die Feuerwehr anzurufen. Und dann passierte es. Der Kater war auf dem Weg in die Tiefe und nicht mehr aufzuhalten.
Darum weiß ich nun, dass er sich an annähernd senkrechten Sandwänden mit leichter Tatze und ohne Probleme wieder empor hangelt. Was für ein Supervieh. Und was für eine Erleichterung. Wenigstens das.
NH