Sonntag, 22. März 2020

Corona-Lockdown Tag 7



Im Keller


Die Lage auf meiner Corona-To-Do-Liste:

1. Ablage machen - noch nicht.

2. Kundenakten auf den letzten Stand bringen - erledigt.

3. Anzeige schalten, um vermehrt Übersetzungsdienste anzubieten - nö.

4. Die gesamte Dreckwäsche iim Haus waschen - ist jetzt Olivers Projekt.

5.  Küche auf Vorderfrau bringen - in meinen Träumen.

6. Den Backofen reinigen - natürlich nicht.

7. Kellervideos schneiden - wenigstens das erste ist fertig und HIER zu sehen. Es ist vom letzten Winter, als ich fest entschlossen war, die Dinge noch vor Weihnachten zu besiegen. Kein halbes Jahr später ist schon wieder klar, dass dieser Sieg nicht nachhaltig ist, wenn man nicht ständig auf der Hut ist. Bei Facebook habe ich heute schon vom "Jojo-Aussortieren" gesprochen. Es ist ja immer irgendwas.


8. Büro ordnen - also bitte!

9. Alles Andere auf meiner Liste - no way!


Stattdessen:

1. Skip-Bo gespielt.

2. Läden nach Klopapier und Milch durchsucht. (Kein beschissener Witz.)

3. The Shape of Water gesehen. 

4. Frauenzeitschriften und Ü-Eier gekauft, so als wäre ich bereits im Krankenhaus.

5. Suppe gekocht - und zwar so viel, dass wir seit Dienstag daran essen. Das Schnippeln hat mich einfach beruhigt.

6. Spazieren gegangen in meiner Feldmark - solange es noch geht. Ich rechne mit einer weiteren Verschärfung von Beschränkungen, und sie wären mir auch recht, wenn damit alles umso schneller wieder vorbei ist.

Zwischendurch 


fällt einen die Sorge um die nicht so ferne Zukunft mit kleinen Messerchen unvermittelt von hinten an. Nachdem ich den Montagsschock hinter mir hatte, war ich ganz kurz dankbar dafür, morgens ausschlafen zu können und nicht im Stau zu stehen. Und die Vorstellung, was ich noch alles schaffen würde in all der geschenkten Zeit, ließ mich innerlich ein wenig schweben und singen. Aber das hat nicht lang gehalten. Erstens war die wirtschaftliche Panik nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben (so, wie hoffentlich die Mehrzahl meiner Aufträge) und zweitens ist nach einer Woche ersichtlich, dass ich gar nicht viel schaffe, wenn mir Strukturen komplett wegbrechen. Und ich bin mir sicher, dass ich auch damit nicht allein bin. Dass ich überhaupt noch weiß, welchen Tag wir haben, liegt daran, dass ich jeden Tag mehrere Stunden damit zubringe, Nachrichten zu hören, zu sehen und zu lesen.

Es wird vermutlich Zeit, den Wecker wieder zu stellen und sich straffere Ziele zu setzen, so als ob es morgen wieder ins Rattenrennen ginge, dem man immer so gern entkommen wäre - bis es eben aus heiterem Himmel nicht mehr stattfand. Waschen, anziehen und mit einem Plan in den Tag gehen - ab morgen werde ich das wieder versuchen. Heute ist ja noch Sonntag...

Übrigens wünsche ich jeder und jedem, der jetzt schnulzige Videos verbreitet, in denen die ganzen angeblichen Segnungen, die das Corona-Virus mit sich bringt (mehr Zeit fürs Wesentliche - was immer das ist, Zusammenhalt und bewussterer Umgang zwischen den Menschen, Balkonkonzerte in Italien, Entlastung der Umwelt usw.) mit schwülstiger Musik und in grotesker New-Age-Optik beschworen werden, dass sie oder er vom eigenen (garantiert angelegten) Klopapiervorrat verschüttet wird. Es gibt Situationen, an denen ist nichts gut. Zumindest dann nicht, wenn man sich wirklich als Teil einer Gemeinschaft begreift. Und nicht nur gern kitschiges Geschwafel darüber postet. Punkt.

Bleibt zu Haus, ihr Lieben. Aber das tut ihr ja ohnehin schon.Ich wünsche uns allen Gute Nerven, Abstand, Vernunft und Gesundheit. Es geht vorbei. 

NH

Vielleicht braucht ihr ja Lesestoff - den gäbe es hier: