Sonntag, 1. Oktober 2023

Noch eine Durchsage: 3. Treffen des Clubs der dicken Damen

Ich freue mich wie wahnsinnig, dieses berichten zu können: der Gesprächskreis des Clubs der dicken Damen is going strong - auch nach dem zweiten Treffen und somit freuen wir uns jetzt auf ein drittes!

 Das findet wieder am vierten Samstag des Monats um 19:00 Uhr statt und ist weiterhin offen für alle interessierten dicken Damen, auch natürlich die, die uns gerne mal "ausprobieren" möchten.

Teilnehmer*innen müssen übrigens weder Dame noch dick sein, aber sie sollten sich klar mit den Grundsätzen, die auch im Forum vermerkt sind, identifizieren. : )* 

Wo ich gerade über das Forum rede - da ist wirklich so gut wie nichts los und es stellt sich die Frage, ob wir es überhaupt noch benötigen, da die Ankündigungen hier und auf Instagram zu finden sind und der persönliche Austausch hauptsächlich über Skype und Chat passiert.


Das dritte Treffen des

Clubs der dicken Damen 

findet am

28.10.2023

wieder unter dem Motto

„Und wie geht es dir so?“

um 19:00 auf Skype 

statt.

Wir würden uns bis dahin wieder über Anmeldungen freuen, und zwar unter 

office(at)nicola-hinz.com

Zum Forum des Clubs geht es hier: http://derclubderdickendamen.xobor.de/


*Mitglieder des Clubs der dicken Damen, der aus der Leser*innenschaft des Blogs "Das Lied der dicken Dame" hervorgegangen ist, treffen sich einmal im Monat, um sich über Persönliches auszutauschen. Es ist nicht nicht notwendig, dick oder Dame zu sein, um sich hier anzuschließen, aber es gibt klare Grundsätze, gegen die nicht verstoßen werden darf: Dieses ist ein feministischer und antifaschistischer Club und es herrscht eine Zero-Tolerance-Policy im Hinblick auf Sexismus, Homophobie, Transphobie, Rassismus, Antisemitismus, Verschwörungstheorien sowie sonstige Schwurbelei.


NH

Freitag, 29. September 2023

Kurze Durchsage

 

"You know who you are. 
And you will be in the book."  
Rue McClanahan 


Aus gegebenem Anlass habe ich einen Teil dieses Blogs wieder in einen geschützten Bereich ausgelagert (diesmal permanent). Der Titel des neuen Blogs lautet, ebenfalls aus aktuellem Grunde, You'll be in the book. 

Frau benötigt ein Passwort. Für eine Einladung schickt mir eine Mail - wie immer an office(at)nicola-hinz.com

NH

Freitag, 22. September 2023

Wie es mir so geht

Das Bild oben ist nun ein Jahrzehnt alt. Die Message ist plötzlich wieder genauso wahr wie damals. Und ja, ich rede hier weiter über gescheiterte Partnerschaft und meinen aktuellen Horror der Abwicklung - so lange und so viel, wie ich will. Wozu hat frau schließlich sonst ein persönliches Blog, das bald älter ist, als die liebe Göttin selbst? : ) 

Ja, der Schmerz kommt weiter in Wellen. Manchmal schwappt er nur müde vor meine Füße. Manchmal sind die Wassermassen wider Erwarten so groß wie anfangs. Ganz ehrlich: Ich weiß die meiste Zeit im neuen Leben weiterhin weder ein noch aus. 

Es bleibt also dabei: Keiner meiner Kurz- oder Langzeitpartner hat je wirklich für/um mich gekämpft. Ich bin tatsächlich nie genug gewollt worden. Das komplett zu begreifen und jetzt erneut vom Leben aufs Butterbrot geschmiert zu bekommen, führt nicht zu Freudentänzen. Während ich mich ja eigentlich vom letzten großen Partnerschaftscrash erholen soll, rutsche ich im Augenblick nun nebenbei immer tiefer in das schwarze Loch der eigenen Geschichte. Ich hatte vier maßgebliche Verbindungen und bin zweimal verlassen worden. Das erste Mal war eine große Enttäuschung zu einer Zeit, in der noch viel Dramatischeres auf der Tagesordnung stand und ich nur wenig Zeit zum Nachenken oder Fühlen hatte. Das zweite Mal war der persönliche Supergau, mit dem ich hier seit Wochen das Programm fülle. Ich weiß, ich erwarte zu viel von anderen. Mir ist auch klar, ich bin für die meisten zu viel. Manche würden sagen, dass allein dieses Blog ein ganz klarer Beweis für eben jenen Umstand ist.

Allerdings bilde ich mir ein, ich habe immer gekämpft. Wie wild, wenn ich es genau betrachte. Ich bin halt ganz klar eines der bedauernswerten Opfer der Idee von eben jener Liebe, die nicht nur alles ist, was frau braucht, sondern die auch alles besiegt. Eine Beziehung ist in meinem zerlumpten, alten Buch nicht dazu da, möglichst viel Spaß zu haben. Sie ist dazu da, als Einheit dem Sturm zu trotzen. Dummer Kitsch und kein sehr beliebter Standpunkt. Besonders nicht auf Datingportalen. Macht viel zu viel Druck. Und Druck geht ja nunmal so gar nicht.

Würdest du ihn zurücknehmen?

Interessante Frage. Und sie wurde mir in letzter Zeit öfter gestellt. Das ist jetzt bestimmt kontrovers, aber: Vermutlich ja. Heute und noch ist hier ein Platz leer. Und ich wollte das Ende der Beziehung nicht. Das wiederhole ich auch noch tausendmal, wenn es sich ergeben sollte. 

Ich kann das Schulterzucken und Kopfschütteln erahnen: Dann ist ihr wirklich nicht mehr zu helfen! Vielleicht stimmt das auch. Einen Platz anzubieten, den der andere längst nicht mehr will, ist natürlich sinnlos. Aber auch das hier, und darauf bestehe ich, gilt: "The heart wants what it wants, or else it does not care." (Emily Dickinson, 1862) 

Ich hatte während unserer gemeinsamen Jahre auch in bestimmten Situationen darüber nachgedacht, ob die Beziehung überhaupt weiterexistieren sollte, weil es mir in ihr mitunter ebenfalls nicht gut ging. Allerdings habe ich diese Überlegungen am Esstisch mitgeteilt und besprochen. Und mich immer wieder für die Beziehung entschieden. Warum? Nun, ich würde sagen aus nichts weniger als Liebe (s.o.).

Ich habe meine Liebe auch noch vor wenigen Wochen erklärt. Wir beide im Auto sitzend, heulend wie Schlosshunde. Ich habe über Stolz gesprochen, der mir nicht im Wege stehen würde, wenn ich noch eine Chance bekäme, an uns zu arbeiten. Ich wollte den Kram retten, verdammt. Und ich glaubte auch, das wäre zumindest nicht unmöglich. Ich wusste nicht, dass ich in eben jenem Augenblick wieder nur vorgeführt worden war. Bei all dem Geschniefe und Gerede von "Beziehungspause" und "auf jeden Fall Freunde bleiben" wäre es mir einfach nicht in den Sinn gekommen, dass für unsere "Pause" längst eine beinharte Füllung existierte. Ach, und to whom it may concern: "Ich sehe nicht, warum ich nicht noch Sachen mit dir unternehmen kann, bloß weil ich eine neue Freundin habe" war auch dabei.

Warum das Schlussmachen so scheibchenweise, über Monate ausgedehnt, unehrlich und gleichzeitig dramatisch sein musste, weiß der Geier. Am Ende habe ich im Prinzip mit mir selbst Schluss gemacht, indem ich am Telefon regelrecht eine Liste mit ihm auf folgende Weise abgearbeitet habe: 

Ich: Willst du im Oktober noch mit mir ins Theater?

Er: Eher nicht. 

Ich: Ja oder nein?

Pause.

Er: Nein.

Ich fühle mich noch immer bemerkenswert verwirrt und wertlos, wenn ich an diesen langen, unklaren Ablösungsprozess denke. Mir noch Hoffnung zu machen und zuzulassen, dass ich mich zwischendurch immer wieder zum Affen mache, war wohl einer der schäbigsten Aspekte dieser Trennung.

Beim Treffen der dicken Damen werde ich am Samstag als mein persönliches Thema die Frage stellen, ob ich nun doch allein aufs Land ziehen soll. Ich bin gespannt und freue mich schon auf euch!


NH

Freitag, 15. September 2023

Ich bin noch da




Ich bin hier. Ich gehe nirgendwohin.

Und ich weiß, dass das keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Denn zwischendurch dachte ich, ich würde mich einfach auflösen und spurlos verschwinden.

Seit mein Ex-Partner mich sitzenließ (DLDDD berichtete), wollen viele der Menschen, mit denen ich Kontakt habe, dass ich ab jetzt was "nur für mich" tue. Und davon bitte ganz viel. Je mehr Aktionismus, desto besser. Das hat in der letzten Zeit zu etlichen frustrierenden Immobilienbesichtigungen und nebenbei noch zu vier Dates geführt. Drei der Letzteren waren natürlich mal wieder ganz genau so, dass frau sich erstens fragte, wie sie in diesen Film geraten war und zweitens, wie sie aus der Nummer einigermaßen höflich wieder rauskommen sollte. Das vierte war freundlich, aber trotzdem sinnlos.

Es fühlt sich so an, als ob die ganze Welt darauf besteht, dass es bei mir nun endlich auch mal wieder besser werden muss. Jetzt ist auch mal gut mit all dem Kummer. Ist doch schon ganze drei Monate her. Move on. Ich soll mich um mich selbst kümmern. Um mein eigenes Glück. (Wenn ich das Wort schon höre/sehe, könnte ich tatsächlich kotzen.) Denn für unser Glück sind wir ja bekanntlich selbst verantwortlich. Lohnt sich doch nicht, noch viel Energie für den Kerl zu verschwenden. Du kannst halt niemanden zwingen, bei dir zu bleiben. Vergiss den Idioten. Die bekommen schon, was sie verdienen, nämlich einander. Wir können ja mal wetten, wie lange das mit der Neuen hält. Alles ehrlich und unterstützend gemeint...Und trotzdem sitze ich da und denke, "aber ich wollte ihn ja gar nicht loswerden". Ich will und wollte nichts von alledem. Dennoch soll ich, schwupps, bitte endlich aufhören zu trauern. 

Die offizielle Frist, bis frau in den Augen der Umwelt zum Crazy Ex-Girlfriend wird, das einfach nicht in der Lage ist, gedanklich souverän und erwachsen loszulassen, habe ich vermutlich längst überschritten.

Ich finde es dennoch wichtig, gerade hier darüber zu reden, dass es nicht notwendigerweise hilft, pausenlos ins Motivationshorn zu tröten, sobald jemand im Leben hingeknallt ist und sich die Knie offenbar bis zum Knochen aufgeschlagen hat. Krone richten, aufstehen, weiter...eigentlich ist das doch nur grausam. Was ist das eigentlich für ein Druck? Und eine Missachtung der inneren Realität eines verletzten Menschen?

Hinzu kommt, dass es mir nicht vorher gut ging und jetzt eben nicht mehr. Ich habe kein "Normal", in das ich einfach allein wieder zurückkehren kann. Verlassen wurde ich an einem persönlichen Tiefpunkt. Verlassen wurde ich auch nicht trotz  sondern wegen meiner schlechten Verfassung - weil mir eh nicht mehr zu helfen war. Weil ich ein freudloses Monster bin. Es war mit mir im Hause zu schrecklich, zu erschöpft, zu ausgelaugt, zu ungemütlich, zu pessimistisch, zu anstrengend. Ziemlich kraftzehrende Jahre liegen hinter mir. Die Beziehung war das Projekt im Zentrum, alles drumherum wurde vernachlässigt und kann eben nicht einfach voller Schwung wieder aufgenommen werden. So einfach soll das jetzt aber bitte sein. So einfach wird es aber nicht sein. 

Und kann mir jemand nebenbei das hier erklären: Aus irgendwelchen Gründen wollen alle, dass ich umziehe. Meine kurzatmige Idee direkt nach dem Beziehungsaus war, das lang geplante ländlich-idyllische Zuhause, für das der Partner am Ende nicht mehr zur Verfügung stand, allein zu erwerben. Verdächtig einstimmig, von der Therapeutin bis zum Ex, waren alle möglichen Menschen erstaunlich angetan und beklatschten den hektischen und wenig durchdachten Plan, mich sofort auf die Suche nach einem Häuschen in der tiefen Provinz zu machen und mich damit selbst ins Crazy-Cat-Lady-Exil zu schicken - weil ich dann angeblich endlich wieder nach vorne gucken und mir die Veränderung einer gigantischen und logistisch sowie finanziell komplett überwältigenden Entwurzelungsaktion bestimmt gut tun würde. Keine*r sagte: "Lass das nach. Ist jetzt viel zu früh und zu stressig."

Wie oben erwähnt: Bis ich erfuhr, wer unser echter Trennungsgrund war und unsere Verbindung danach von ihm gekappt wurde, riet mir sogar mein Ex-Partner mit herzhafter Überzeugung zum Hauskauf als Mittel der psychologischen Stabilisierung, denn da durfte ich ihn mit all meiner Verwüstung und Verzweiflung noch gelegentlich als Notfallohr anrufen, falls die Telefonseesorge mal wieder besetzt war.

Du weißt, du bist am Arsch, wenn dein Ex und deine Therapeutin dir die gleichen Ratschläge erteilen.

Klar, ich fessle mich am besten auf einen Schlitten, lass mir noch einen wohlmeinenden Tritt verpassen, und wenn ich dann so den vereisten Berg runtersause, kann ich mir einreden, dass ich mich nun selbstbestimmt und mit vollem Empowerment auf den Weg in eine wunderbare Zukunft gemacht habe. Als Bonus falle ich dann auch nicht mehr allen auf die Nerven. 

Außerdem ist doch allgemein bekannt, dass alles für etwas gut ist, und am Ende kann ich noch dankbar sein, dass es so gekommen ist. Denn wer scheitert, lernt ja für die Zukunft. Und wenn der Umzug nicht hilft, dann geh ich halt mehr unter Leute, setze mich in den Park in die Sonne und erfreue mich, wie vorgeschrieben, an den kleinen Dingen. Das Allerallerwichtigste ist stets, dass frau ins Handeln kommt! Also auf die Plätze, fertig, los!

Trotz aller Bemühungen wieder gescheitert. Frau versucht immer, das Richtige zu tun. Aber ich krieg es einfach nicht hin. Und ich weiß, auch damit bin ich nicht allein.

Ich wiederhole es immer wieder gern: Schöner scheitern my ass.

Ich sehe die Türen entweder nicht, die sich im Fall des Endes von etwas angeblich überall öffnen. Oder, und das halte ich für wahrscheinlicher, sie sind nicht wirklich da. Ich habe außerdem keinen Bedarf mehr, an Unglück zu wachsen. Ich bin groß genug. 

Im Grunde bin ich, ich erzählte es mindestens schon einmal an anderer Stelle, mit allem Wichtigen gescheitert, was ich so vorhatte. Und ich bin über 50. Ich werde das Gefühl nicht los, dass da auch nicht mehr viel kommt. Natürlich kann ich gleichzeitig den gutgemeinten Aufschrei schon hören, dass da selbstverständlich noch eine ganze große Welt wartet. Aber es ist eine freundliche Lüge, dass es nie zu spät ist. Ich hab keine Ahnung, wie viel Arbeit, Energie und Disziplin in aufbringen müsste, um irgendeinen meiner eigenen Ansprüche noch einzuholen, aber ich weiß ziemlich genau, dass ich sie momentan auf keinen Fall hätte. Im Augenblick kann ich dank MS und anderer medizinischer Probleme nicht einmal anständig geradeaus laufen. Durchschlafen wäre was. Hm...fat chance.*

Ich bin auch beruflich häufig gescheitert. Drei Verlage haben je ein Buch von mir verlegt, und es hinterher bitter bereut, weil sie alle gefloppt sind. Alles, was ich je mit Freude hergestellt habe, war etwas, was dann niemand wollte - mitunter nicht einmal geschenkt. Bücher, Blogposts, Schmuck, Kunst - alles so gut wie unverkäuflich. 

Dass ich übrigens auch keinen Oscar für das beste Drehbuch gewonnen habe (quasi das Ur-Ziel, mit dem ich das Studium in Los Angeles begann) ist da wohl keine weitere Erwähnung mehr wert. Ja, die Fallhöhe ist so hoch, wie die Erwartungen. Also arbeite ich seit Jahrzehnten in einem Job, den ich gut kann, der aber nicht Teil des Originalplanes war. Und der im Augenblick nicht genug Geld reinbringt, um andere Ziele von der Bucketlist zu streichen, z.B. gelegentlichen Urlaub in irgendeinem interessanten Land zu machen UND die restlichen Rechnungen zu bezahlen.

Jede Beziehung, die ich gern behalten hätte, ging mir verloren. Und der dazugedachte Film vom Garten mit dem Zaun um das beschützende Haus und dem Bewusstsein, einen Platz zu haben, an den ich ganz sicher gehöre - nichts davon habe ich erreicht (nicht einmal für einen kurzen Moment). 

Was ich aus meiner Geschichte gelernt habe, ist, dass meistens irgendetwas fürchterlich schief läuft.

Dafür habe ich offenkundig eine endlose Auswahl an Belegen parat. Ich habe es beispielsweise auch nicht geschafft, meine Mutter über die berühmten fünf Jahre Überlebenszeit zu hieven (was mein erklärtes Ziel war nach ihrer Krebsdiagnose), obwohl ich mich dafür komplett verantwortlich gefühlt und hart daran gearbeitet habe. Sie aber hat die zweite Chemo dann nicht vertragen. Ich verstehe viel von Verlust. Ich gewöhne mich trotzdem nicht daran. Ich weiß, das ist ebenfalls keine besonders exklusive menschliche Erfahrung. Darum teile ich sie hier, damit andere, denen es hilft, das zu wissen, es eben wissen.

Aber auch was mein Engagement auf dem Blog angeht, bin ich wohl eher gescheitert. Fettakzeptanz in Kombination mit radikalem Feminismus ist noch immer eine Nische auf halbwegs verlorenem Posten. Dicke Models auf dem Cover der VOGUE hin oder her. Inzwischen ist der Terror der Normschönheit auf Instagram verantwortlich für eine Zunahme von Suiziden unter jungen Frauen. Frau kommt so unendlich langsam voran. Outlets wie Printmedien und Fernsehen entscheiden sich längst wieder (eigentlich schon immer) für andere, mildere Quellen, wenn sie mit lächerlicher und harmloser Body Positivity Alibibeiträge produzieren wollen. Reichweite ist das Stichwort. Und nach dem Ende der Diäten auf dem Blog schmolz die langsam weg.

Gibt es eigentlich so etwas, wie schöner aufgeben? Ich kann ja immer noch Rebecca Niazi-Shahabis Bücher zum Thema empfehlen. Sie schlägt vor, alle großen und kleinen Ziele auf eine Liste zu schreiben und diese dann kurzerhand wegzuwerfen. Das sei der wahre Schlüssel zu einem akzeptablen Leben.

Vielleicht hätten wir das als Paar tun sollen. Nicht die Beziehung aufgeben. Sondern die To-Do-Liste. Am besten wäre das vermutlich gleich am Anfang passiert.

Ich sitze hier und überlege jetzt schon, wie es dieses Jahr mit Weihnachten wohl werden wird. Gehe ich dann allein am 23. Dezember zum traditionellen Einkaufsbummel in die Stadt und begucke die Hektik der anderen Einkaufenden, während ich weiß, dass bei mir längst alle Vorbereitungen abgeschlossen sind? Wie wird es sich anfühlen, wie früher, in den ersten Jahren nach dem Tod meiner Mutter, über die Feiertage mit niemandem mehr zu reden? Und dann sind da die Theaterkarten, die wir nach unserer Trennung noch zusammen gebucht haben, um uns im Herbst vielleicht doch noch einmal "neu kennenzulernen". Was für ein großes Kino das war...

Mittlerweile habe ich außerdem das Gefühl, ein Strategiewechsel ist zur Verarbeitung überfällig. Ich sollte mir ein paar Stunden auf einer Shooting Range genehmigen, denn das habe ich seit Jahren vor. Oder mit Squash anfangen. Noch so ein nie abgearbeiteter Punkt auf der Liste. Wenn mir die Entzündung in der Hüfte nur nicht so wehtäte. Vielleicht miete ich mir aber endlich mal den Porsche, den ich immer fahren wollte und verbringe etwas Zeit auf der Autobahn, bevor wir doch noch eine Geschwindigkeitsbegrenzung kriegen.**

NH


*Keine Chance.

**Ja, das wäre ohnehin ein Wunder, wenn wir uns in diesem Land endlich dazu durchrängen. Da muss frau sich wenigstens keine Sorgen machen, dass sie mit ihren Träumen vom Rasen zu spät dran ist.

Sonntag, 10. September 2023

THE UGLY GIRL PROJECT - Body of Evidence: Beine / Legs

Ein Jahrzehnt nach dieser und dieser und dieser und dieser Fotoreihe zum Thema Beine habe ich The Ugly Girl Project wieder aufleben lassen - aus gegebenem Anlass...





Das Ugly Girl Project diente einst dazu, Bilder von mir selbst zu erzeugen, auf denen ich mich gut aushalten konnte. Es war Teil meiner Reise zu dicker Selbstakzeptanz. Obwohl es sich auf in der Zwischenzeit eher angestaubte Standards und Darstellungen von weiblicher Attraktivität und Sexualität stützte und das auch jetzt (zugegebenermaßen) wieder tut, war es ein Werkzeug zur Annäherung an den eigenen verachteten und bekämpften Körper.

Die Einhaltung solcher Standards war damals notwendig, damit es für mich funktionieren konnte. Ich, VOGUE-Leserin seit dem 16. Lebensjahr, wollte mich "schön" finden, weil ich, wie die meisten von uns, aus meiner persönlichen Entwicklungsgeschichte heraus dachte, Normschönheit sei das Wichtigste. 

Heute geht es nun nicht mehr nur um einen dicken Frauenkörper, sondern um einen, der über fünfzig Jahre alt ist und in einer Welt existiert, in der sich die  Erwartungen an die Bemühung um das Äußere nur bedingt aufgelöst haben. Eher sind sie hier und da noch rabiater geworden (siehe Instagram).

Ich finde meine Beine nicht schön. Das Missverständnis ist ja oft, dass Fett- und Selbstakzeptanz damit einhergehen sollten, sich selbst schön zu finden. Das ist nicht so. Vielmehr geht es darum, zu begreifen, dass es nicht so wichtig ist, den eigenen Körper schön zu finden, um ihn zu respektieren und als Wohnort adäquat nutzen zu können. Dellen und Wellen und Hautfalten. Und von all dem noch viel mehr als vor zehn Jahren - klar.

Hinzukommt, dass meine Beine und Füße mich im Augenblick ohnehin nicht besonders gut tragen. Ich stehe nicht mit beiden Beinen fest auf dem Boden, sondern muss regelrecht aufpassen, dass ich nicht umkippe oder mich nur noch setzen kann und aufgeben. Meine MS und ein starker Schmerz in der Hüfte, den ich schon lange hätte abklären lassen müssen, sorgen u.a. für Empfindungsstörungen in den Füßen und lassen mich im Augenblick buchstäblich durchs Leben wackeln und schlingern. 

Ich liebe ja hohe Absätze.

Ich habe seit vielen Jahren keine hohen Schuhe mehr getragen und es ist ein maßgeblicher Teil meines Bitterkeitsrepertoires, nicht mehr auf ihnen laufen zu können. Mein ideales Ich ist mir auf ihnen davongerannt und ich weiß, dass ich es mit meinen knarrenden Knien und den am Nachmittag bereits schon geschwollenen Füßen nie wieder werde einholen können. Ich habe viel zu wenig Absätze getragen, als ich es gekonnt hätte. 

Nun kam unlängst noch die Erfahrung hinzu, in einer Beziehung für jemanden verlassen zu werden, der nicht normschöner ist, als frau selbst. Das stellt sich für mich noch immer als verwirrend und nagend heraus. Mir hat es den Teppich aus Selbstwertgefühl und Stolz auf meinen Körper und seine Sexualität just like that unter den Füßen weggerissen. Da ist es auch egal, dass es eigentlich der persönliche Anspruch ist, Äußerlichkeiten erstens nicht nach gängigen Regeln und zweitens am besten überhaupt nicht zu bewerten. Beides ist Übungssache und eine Frage der Umstände. Im Augenblick bin ich nicht gut darin. 

Obwohl das Ugly Girl Project eine alte Strategie ist, sind die Bilder diesmal doch anders geworden. Deutlich weniger bemüht und auf jeden Fall kaum gefällig. Finde ich. : )







NH

Mittwoch, 6. September 2023

Weiter im Programm

Nachdem das 1. Skype-Treffen des Clubs der dicken Damen ein echter Erfolg und mir ein Fest war, möchte ich hier die zweite Runde ankündigen, zu der sich natürlich auch neue Teilnemer*innen jederzeit anmelden können. 

Ich bin mächtig dankbar, eine Gruppe so toller Drauen gefunden und zusammengebracht zu haben und hoffe sehr, dass wir hier eine regelmäßige Veranstaltung etablieren können. Angedacht hatten wir bereits, zukünftig den jeweils vierten Samstag im Monat für die Treffen zu reservieren.

Hier nun die Ankündigung für September:

Das 2. Online-Treffen des

Clubs der dicken Damen findet am

23.09.2023

wieder unter dem Motto

„Und wie geht es dir so?“

um 19:00 auf Skype 

statt.

Wir würden uns bis dahin weiterhin über Anmeldungen freuen, und zwar unter 

office(at)nicola-hinz.com

Zum Forum des Clubs geht es hier:

http://derclubderdickendamen.xobor.de/


Und dann noch kurz das: 

Ich habe in bald zwei Jahrzehnten auf diesem Blog nie nachträglich Inhalte entfernt. Jetzt musste ich es zum ersten Mal - für den Moment - tun, um mich zu schützen.

Ich hatte erzählt, dass mein Freund mich vor drei Monaten verlassen und im selben Atemzug ausgerechnet beim Schlagermove eine frische Partnerin gefunden hatte. Und ich sagte noch: Kannste dir nicht ausdenken. Aber jetzt weiß ich: Kannste dir doch ausdenken. Hat er nämlich. Die Schlagerfreundin, die ihm just vor die Füße fiel, existiert nicht. Trotzdem scheint mir diese Geschichte, von der ich wohl nie verstehen werde, warum sie überhaupt erfunden werden musste, noch immer plausibler, als die Wahl der realen neuen Partnerin, die sich in der Tat anfühlt, wie ein weiterer Schlag ins Gesicht, für den nur noch etwas mehr Schwung geholt wurde. Und am Ende bleibt die Frage, ob das womöglich nicht auch an meine Adresse genau so gemeint war.

Aber plötzlich hört der Schmerz für einen ganz kurzen Augenblick auf.

Wenn es so einfach und auf diese Weise zu beenden war, dann war es offenbar vorher nie viel. Komisch, wie wir mitunter das blanke Nichts nicht erkennen und es stur für Jahre zu unserem Lebensmittelpunkt erklären. Schade um all die Zeit. 

Und dann hört der Schmerz immer öfter mal zwischendurch auf. Und all das große, verzweifelte Gewirr wird mit zunehmender Erkenntnis langsam blasser und egal. Es war ja gar nichts. Da war nichts. Es war im Grunde offenkundig immer schon egal.

NH


Sonntag, 20. August 2023

1. Treffen des Clubs der dicken Damen online am kommenden Wochenende

 

KURZE ERINNERUNG:

Das 1. Online-Treffen des

Clubs der dicken Damen findet am

26.08.2023

unter dem Motto

„Und wie geht es dir so?“

um 19:00 auf Skype statt.

Wir würden uns bis dahin noch um Anmeldungen freuen unter 

office(at)nicola-hinz.com


Zum Forum des Clubs geht es hier:

http://derclubderdickendamen.xobor.de/

Montag, 24. Juli 2023

Erstes Online-Treffen des Clubs der dicken Damen

Obwohl es im Forum bisher keine echte Drängelei gibt, ich aber doch genug Feedback bekommen habe, dass eine solche Gruppe eine gute Idee sein könnte, werfe ich hiermit auch einfach schon den ersten Termin für ein Treffen des Clubs der dicken Damen via Skype in den Ring - den

26. August, 2023 um 19:00 Uhr

Wer dabei sein möchte, muss sich nur bei mir melden:
office(at)nicola-hinz.com

Wenn ihr schon bei Skype seid, schickt mir den Namen gleich mit und ich füge euch zur Gruppe hinzu.
Wer Hilfe mit Skype braucht, bekommt zumindest die beste Hilfe, die ich liefern kann. ; )

Liebe Grüße
Nicola

Sonntag, 9. Juli 2023

Und wie geht es dir so?



UPDATE:
 

Der Club der dicken Damen, der gedacht ist, als Netzwerk zur gegenseitigen moralischen Unterstützung in mehr oder weniger bewegten Zeiten, hat jetzt ein Forum:


Es dient dem Austausch und dem Planen und Organisieren von Online-Treffen. Um ein Mitglied des Clubs zu werden, ist es aber nicht notwendig, im Forum angemeldet zu sein. Online-Treffen werden auch hier auf dem Blog angekündigt, bzw. vorgeschlagen, so dass sich jede*r dann auch noch dazu melden kann.

Ursprünglicher Blogpost:

Am Samstagabend war ich so verzweifelt und allein, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben versucht habe, bei der Telefonseelsorge anzurufen. Spoiler: Ich habe es kurz nach Mitternacht und dutzenden Versuchen geschafft. Zuvor war stundenlang kein Durchkommen. Eine merkwürdig strenge (vermutlich soll sie nur neutral wirken) Stimme teilte mir immer wieder mit, dass alle im Gespräch seien und mein Anruf deshalb jetzt nicht angenommen werden könne. Was sie mir nicht mitgab, war der Hinweis, dass ich besser den Notruf oder die Polizei anrufen solle, bevor ich mich aus dem Fenster stürze. Das war ernüchternd und beunruhigend. Die Hotline reicht ganz offensichtlich nicht aus, um Menschen in akuter Not beizustehen. Denn am Ende des Abends kann es zu spät sein. Dass das zermürbende Warten Verzweifelten erheblich zuzusetzen vermag, kann frau im Internet in Erfahrungsberichten nachlesen.

Allerdings scheint die Telefonseelsorge so ziemlich das einzige Angebot dieser Art zu sein, das existiert. Überall, wo im Internet Suizid-Notfallhilfe draufsteht, sind die Nummern der Telefonseelsorge drin. Was dann allerdings nach der kühlen Bandansage immer folgte, war noch zusätzlich verstörend: Nach der Aufnahme erklingt dann das quäkende „Kein-Anschluss-unter-dieser-Nummer“-Zeichen. Bis die*der Hilfesuchende auflegt. Ob sich irgendwer bei der offenbar kirchlichen Veranstaltung der Ironie bewusst ist, wage ich zu bezweifeln. Dass das für Ratsuchende in gefühlt ausweglosen Situationen leicht wie eine Ohrfeige wirken kann, scheint dort auch keinem*r bewusst zu sein. Im Anschluss versuchte ich, mich für die Seelsorge per Chat zu registrieren und landete auf einer Liste mit zehn Terminen. Der letzte davon war bereits am Dienstag um 20:30 Uhr. Und alle Termine waren eh schon vergeben.

Wie immer, wenn ich im Leben versuche, irgendwo adäquate Hilfe für mich selbst oder andere zu bekommen (bei Behörden, Ärzt*innen, Tierheimen, Polizei etc.) und dabei fast immer scheitere, verwandelt sich Sorge nach und nach in Ärger und Fassungslosigkeit. Das ist ein Nebeneffekt, für den ich vielleicht dankbar sein sollte, weil er mich wieder aufpeppt und in Kampfposition bringt, aber…ganz ehrlich Leute, so geht das doch nicht. Was soll das? Bei angeblich 7700 ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen, die laut Angabe auf der Website dazu verpflichtet sind, im Monat 15 Stunden für die Telefonseelsorge zu arbeiten, haben die am Wochenende ganze 10 Chat-Termine zu vergeben? Was läuft da schief? Und wieso überlasse ich eine so wichtige gesellschaftliche und in bestimmten Fällen lebensnotwichtige Aufgabe überhaupt einem kirchlichen Verein? Wieso ist das nicht staatlich, gut finanziert und ordentlich ausgebaut?

Der Herr, der schließlich abnahm, war in der Hauptsache freundlich und hatte definitiv etwas Beruhigendes. Ich glaube, dass er einem lebensmüden Menschen den Interventionspunkt bieten könnte, der den rollenden Zug erst einmal stoppt. So weit so gut. Ich sagte am Anfang überrascht, ich hätte gar nicht mehr damit gerechnet, noch mit jemandem sprechen zu können. Er sagte, er würde sich dafür nicht entschuldigen. Und ich dachte, das ist mal ein echt unangebracht konfrontativer Einstieg, aber zum Glück kriegten wir das noch umgebogen. Dann versuchte er es im Laufe der Unterhaltung mit praktischen Tipps, wo ich mir Rat holen könnte. Ich hörte mich sagen: „Ja, ja.“ Und dann wollte er mich am Ende als Mitarbeiterin für die Telefonseelsorge rekrutieren…gelacht haben wir auch ein wenig.

Die App der Telefonseelsorge habe ich mir dann auch noch runtergeladen. Entweder bin ich zu blöd, oder aber das Produkt ist schon wieder viel zu hakelig, buglastig und inhaltsleer, als dass ich erkennen könnte, was ich damit machen soll, damit es mir besser geht. Ich habe bei der Navigation nur geflucht. Und mich noch mehr gewundert.

Warum habe ich überhaupt bei der Telefonseelsorge angerufen?

Weil es mir mies ging. Das passiert. Und in den letzten Jahren immer öfter. Das miese Gefühl wächst zu einer überwältigenden und komplett unübersichtlichen Flutwelle und es ist, als würde frau in der Tat gleich im Chaos der Sorgen und Beschwernisse erdrückt werden.

Ich habe gesundheitliche Befürchtungen und fühle mich oft medizinisch nicht besonders gut versorgt. Allein der Versuch, als Neupatient*in irgendeiner Fachärztinnenpraxis aufgenommen zu werden…don’t get me started. Gefühle wirtschaftlicher Instabilität und Statusangst sind seit Beginn meiner Berufstätigkeit vor knapp 30 Jahren meine ständige Begleitung. Zahlreiche Lebensträume sind über die Jahrzehnte evaporiert und haben einer wabernden Bitterkeit immer mehr Platz gemacht. Hinzu kommt, dass ich ohnehin in meinen Werkseinstellungen eher motzig und nicht besonders fröhlich bin. Ich bin empfindlich und anspruchsvoll.

Und allein.

Das hat sich so ergeben – aus einer Mischung aus Persönlichkeit und Lebensumständen. Auf der Liste meiner WhatsApp-Kontakte gibt es nur zwei private. Wenn ich eine Party feiern wollte, wüsste ich nicht, wen ich überhaupt einladen soll. Und dass eine Partnerschaft eine*n nicht unbedingt davor bewahrt, sich allein und verloren zu führen, dürfte so ziemlich jeder Frau in mittleren Jahren klar sein. Dass eine Partnerschaft diese Gefühle auch gern erst erzeugt, liegt ebenso auf der Hand. Der Herr von der Telefonseelsorge sagte mir, dass sich dort mindestens 50% aller Anrufer*innen wegen akuter Einsamkeit meldeten. Die Mehrheit der Anrufenden ist weiblich.

Und wie geht es dir so?

Ich plane ja schon so lange, einen Club der dicken Damen zu gründen. Nun nehme ich diesen persönlichen Tiefpunkt zum Anlass. Das ist vielleicht nicht furchtbar elegant, aber dass sich einige Leser*innen hier am Strand ebenfalls mitunter einsam und ungesehen fühlen, scheint mir sicher. Mir schwebt ein Platz zum Quatschen vor, ein Ort, an dem frau einfach was loswerden kann – Schlechtes oder Gutes. Ein Netz aus Unterstützer*innen und Zuhörer*innen. Mit einem Forum und einem regelmäßigen Online-Treffen. Im Grunde eher ein „Und-wie-geht-es-dir-so?“-Club.

Die Frage ist nun: Wärt Ihr interessiert? 

(E-mail, Kontaktformular oder Kommentare sind natürlich alle gleich gut geeignet für Feedback. : ))

office(at)nicola-hinz.com

NH