Sonntag, 20. Dezember 2015

Follow me around 36: Große Erwartungen




Ich kann mich nicht daran erinnern, so darauf gewartet zu haben, dass es endlich Weihnachten wird. Weil ich es in diesem Jahr nicht erwarten kann, meine Ruhe zu haben. Ich nehme an, hier machen sich dann doch fünf urlaubsfreie Jahre bemerkbar. Frau wird in der Tat nicht jünger. Davor war ich ein ganzes Jahrzehnt ohne herkömmliche Verschnaufpause ausgekommen. Und mit denkbar wenig Erbauung zwischendurch.

Einen Schaden

Vor einer Woche stand ich mit einem Klempnermeister in meinem Bad und war mir klar darüber, dass ich gerade ausgeraubt wurde, während ich daneben stand. Und die Polizei konnte ich nicht rufen.

Sein Mitarbeiter hatte seiner Problemanalyse und seinem Geheiß zufolge ein Teil ausgetauscht, das gar nicht hätte ausgetauscht werden müssen. Der minderbemittelte Geselle hatte 45 Minuten nach dem vereinbarten Termin in meiner Wohnungstür gestanden und hatte auf meinen Hinweis angesichts der Verspätung geantwortet: "Ach, ich bin zu spät? Das ist ja schlecht." Da hätte ich ihn vors Schienbein treten und vom Hof jagen sollen. Aber ich bin zu zivilisiert. Leider.

Jetzt bekomme ich eine Rechnung für eine unnötige Reparatur. Dass sie unnötig war, hatte ich ermittelt, indem ich mich halb unter mein Klo geschoben und beobachtet hatte, wo das Wasser wirklich hervorquoll und sich zu Tropfen formte. Da war der Geselle schon weg. Vorher hatte er mir die Tupper-Schüssel gereicht, die unter dem Leck gestanden hatte, weil ich die ja nun nicht mehr brauchte. Aber ich hatte eine dunkle Ahnung, und stellte sie sofort wieder an Ort und Stelle. Der erste Tropfen fiel nur Minuten nach dem Abgang des Eingehirnzellers.

Auf meine vehemente telefonische Beschwerde hin erschien sein Chef einige Stunden später noch einmal höchstpersönlich. Er war sowieso im Ort und hatte gerade etwas bei der Polizei repariert, wie er mir stolz erklärte. Und als ich ihm sagte, dass er sich bei meinem Tropfproblem geirrt hatte, antwortete er: "Nein, nein. Das hat schon gestimmt. Vielleicht hat sich hier oben bei der Reparatur etwas gelockert." Damit zog er Schrauben und Dichtungen fest, die von Anfang an das das Problem gewesen waren. Der Kater und ich sahen ihm zu und ich sagte zum Kater: "Das glauben wir doch im Leben nicht, oder?" Der Kater zuckte die Schultern, während der Handwerksmeister pissig wurde und mir mitteilte, dass er "sowas" schließlich jeden Tag machen würde. Woraufhin ich ihm mitteilte: "Ja, darum dachte ich ja auch, dass Sie das eigentlich können müssten."

Ich habe die Nase sooo voll von solchen Typen. Sie lügen einem ins Gesicht und wissen genau, dass alle Anwesenden es wissen. Aber sie halten das ganz leicht aus, weil ihnen entscheidende, soziale und selbstbeschränkende Mechanismen schlicht ins Klo gefallen sind. Ich frage mich, ob die Polizeistation wohl noch steht, oder ob sie nach fachmännischer Reparatur inzwischen auf einer Flutwelle aus polizeilichen Exkrementen hinweg geschwommen und im Sachsenwald verschwunden ist...das wäre immerhin eine kleine Entschädigung. Ich und die Polizei sind bekanntlich auch nicht befreundet.

Ruhe

Möglichst wenig Kontakt mit der Außenwelt ist mein erklärtes Ziel für die Feiertage. Zwei Wochen, in denen man in der Welt so gut wie nichts bewegen kann - und darum auch nicht muss. Nichts müssen - das wäre mal was. Und damit ich nicht zwischen den Jahren rumsitze und immer denke "du müsstest", versuche ich vorher, noch alles Mögliche zu reißen - aufräumen, abschließen, abschicken, aufstocken...mein Albtraum ist, am 24. morgens festzustellen, dass ich vergessen habe, irgendetwas einzukaufen und doch noch einmal aus dem Haus muss.

Am liebsten wäre es mir, ich könnte mich bis Neujahr einigeln. Tatsächlich habe ich aber zumindest am 27. um 16:00 Uhr in der Gecko Bar einen neuen Termin zum Speed Dating. Der ist übrigens inzwischen schon zweimal mangels Teilnehmern verschoben worden. Diesmal wurde er nun bestätigt - offenbar versuchen einsame Leute ausgerechnet zwischen den Jahren doch noch einmal ihr Glück.

Mir fällt in den letzten Wochen noch öfter etwas runter/aus der Hand/daneben, als sonst. Vorhin knallte mir eine Schachtel mit Schokostreuseln auf den Küchenboden. Sie war voll. Und offen. Irgendjemand sagte: "Immer, wenn dir etwas runterfällt, denkt jemand an dich und will dich sehen." Ich frage mich, wer das wohl sein könnte. Muss irgendwie dringend sein.

Der Dekorateur...

...hat ein beunruhigend intensives Interesse an der Dekoration.

NH