Dienstag, 20. Oktober 2015

Warum sind manche Maskulisten ganz wild auf Diät-Blogs?

Ach HERRje, lauter empörte Männer. Mit so vielen von ihnen auf einmal hatte ich wirklich noch nie zu tun. Und ich bin ganz bestimmt keine, die groß bemüht ist, männerbewegte Verstimmung zu verhindern. Bei Theos und meinem Gespräch über Maskulismus waren wir ja auf ein paar unfreundliche Kommentare vorbereitet, und selbst da ist dann gar nichts passiert. Und nun bekomme ich plötzlich seitenweise wütende Abhandlungen darüber, was für eine beschränkte, fiese, und fette Feministin ich bin. Was sage ich dazu?

1. Als fette Feministin bezeichnet zu werden, ist für mich tatsächlich ein Kompliment und deckt sich durchaus mit meinem Selbstbild.
2. Nu is ja auch gut. Dass die Kommentare hier moderiert werden, steht sogar dran. Aber nur für alle, die es trotzdem immer wieder versuchen: Was mir nicht gefällt, wird hier nicht freigeschaltet. Punkt. Und ja, das ist Zensur, Zensur, Zensur! Und wenn ich bisher noch hier und da ein wenig gelesen habe, wandert von nun an alles, was mir die aufgebrachte Männerschar noch schreiben und an den Hals wünschen sollte, direkt in die Tonne.

Woher weiß ich, dass es sich um männerbewegte Männer handelt, die mir jetzt so viel schreiben? Nun, sie geben sich männliche Namen (gerne mal was Kriegerisches oder Rechtes). Und sie haben einen in der Szene häufig zu beobachtenden aufgebauschten Schreibstil, der durch eingestreute Fremdwörter und Versuche von "Wissenschaftlichkeit" beeindrucken soll. Leider rutscht das Ganze dazwischen immer wieder ab in die bloße Beschimpfung von "Feministinnen". All das findet man bei wütenden Frauen meiner Erfahrung nach eher nicht. Jedenfalls nicht in großer Zahl und in einem Rutsch.

Warum zetern all diese Männer ausgerechnet jetzt mit mir herum? Weil ich im letzten Beitrag, frau höre und staune, ein Diät-Blog kritisch erwähnt habe. Also, genau genommen habe ich von nicht mehr, als von "einem rabiaten Diät-Blog" gesprochen, dessen Link ich nicht in meinen Kommentaren haben wollte. Die naive und uneingeweihte Leserin (so eine wie ich) hätte vermutlich nie von dieser Bemerkung auf ein ganz bestimmtes Blog schließen können. All die wutschnaubenden Männerrechtler wussten offenbar sofort genau, wer gemeint war. Hm, wie war das nur möglich?...Pause for thought.

Wie haben die zunächst einmal überhaupt zu meinem Blogpost gefunden? Die Antwort ist einfach: Über einen Link bei der mädchenmannschaft. Denn da gehen Maskulisten im Feindesland shoppen, um sich neues Material für die Erhitzung des Gemüts zu beschaffen. Ja, das hat etwas leicht Masochistisches, aber so sind sie halt.

Und warum schwingt sich also ein ganzes Grüppchen von Männern auf, um die Ehre einer Diät-Bloggerin zu verteidigen? Und nicht, wie vielleicht eher zu erwarten gewesen wäre, haufenweise aufgewiegelte, diätelnde Frauen? Auf was für einem Diät-Blog treiben sich denn bitteschön überhaupt lauter Männer herum? Auf denen, die einige meiner Leserinnen betreiben, und auf denen ich auch öfter mal vorbeischaue, ganz sicher nicht.

Und wieso hatten die nun überhaupt einen blassen Schimmer, welches Blog ich angesprochen hatte? (Theoretisch könnte es übrigens auch noch immer ein ganz anderes sein, als ihr alle glaubt, Jungs.) Die Anwort ist: Weil das Diät-Blog in question nicht nur ein Diät-Blog ist. Es ist eins mit einer ganz bestimmten Reputation und Geschichte, die dazu führen, dass Maskulisten sich ausgerechnet dort verstanden fühlen. Die wussten gleich, um wen es ging, weil es von dieser Art Blog schlicht nicht so viele zu geben scheint, dass man sie leicht verwechseln könnte. Zwar mag die ideologische Allianz auf den ersten Blick verblüffen, aber die Autorin und ihre eifrigen Verteidiger teilen, offenbar zumindest in Ansätzen, ganz bestimmte Feindbilder: Sie arbeiten sich u.a. beide an Feminismus und Genderfragen ab, und beide wettern bekanntlich gern gegen Fettakzeptanz. Dem Maskulisten ist die fette Feministin ja ohnehin schon länger das Feindbild schlechthin.

Selbstverständlich kann man sich seine Fürsprecher nicht immer aussuchen. Aber oft hat man sie sich vermutlich auch redlich verdient.

Und wie gesagt - alle Anti-Fettakzeptanz-Ritter können sich ihr Geschreibe in meinem Kommentarfensterchen ab jetzt definitiv sparen. Hier ist Ende.

NH