Dienstag, 22. März 2011

Brustbild

Manchmal kann man in Röntgenpraxen ja auch regelrecht Spaß haben - dann, wenn man zur Mammographie angetreten ist, um "eine mögliche Unregelmäßigkeit abzuklären (d.h. Krebs)“ und die Ärztin einen fragt, warum man überhaupt da ist, man sei doch ohnehin noch zu jung für so viel diagnostische Aufregung.

Wie Sie sehen, sehen Sie nichts.

Gerechnet hat man insgeheim seit zwei Wochen mit dem Schlimmsten. Dann bleibt der große Knall, der alles verändert hätte, glücklicherweise aus - und man stolpert aus der neonbeleuchteten Umkleidekabine, verläuft sich vor Schreck noch einmal kurz in den Gängen der Klinik und denkt sich, wofür war das jetzt wieder gut?

War das ein Warnschuss? Oder was? Dass ich nie wieder aufgrund meines Körpergewichts zu einer Risikogruppe gehören will, war ja das eine. Dass man sich möglichst ranhalten sollte, wenn man irgendwann doch noch das Leben führen will, dass man sich wünscht, ist das andere. Man weiß nie, was dazwischen kommt.

Wenigstens habe ich in der Zwischenzeit schon einmal das Kleid gefunden, nach dem ich vor ca. 7 Wochen in einem Anfall von Gwandskühnheit gesucht hatte - in meiner momentanen großen Größe. Ein Kleid, das nicht versteckt, sondern mit einem, wie ich finde, ganz guten Schnitt ordentlich was herzeigt. Und es nicht schwarz, sondern PINK! Ich finde es richtig schön und habe mich wahnsinnig gefreut......und keine zehn Pferde würden mich dazu bringen, in dieser Aufmachung vor die Tür zu gehen!


Ich habe also versucht, mir ein Bild zu machen. Ein neues Bild vom dicken Ich. Da ist es dann vorbeigehuscht, und ich habe sogar noch schnell auf den Auslöser gedrückt. Ist der Göttin sei Dank nicht sehr scharf. Ich frage mich, ob es einfach nur der Schock ist, die Tarnung mal kurz abgelegt zu haben. Und ob man sich daran doch gewöhnen könnte. Ob man es schaffen könnte, sich selbst eines Tages deutlich und klar zu ertragen - und obendrein womöglich zu mögen, was man sieht? Vermutlich nur, wenn man vorher ein ganz anderes Bild verinnerlicht ; ).