Montag, 26. Januar 2015

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Presseschau

Die "myself", ein Magazin, dessen Mission es ist, "Frauen stark zu machen" enthält in ihrer Januar-Ausgabe keine Diätprogramme. Das heißt nicht, dass Gewicht und Abnehmen nicht darin vorkommen. Tatsächlich gibt es auf den vergleichsweise dünnen 186 Seiten pausenlos mehr oder weniger subversiv eingestreute Bemerkungen, die sich gegen Körperfett richten und seine Bekämpfung anmahnen. Einige mögen harmlos aussehen, sind aber spitz gemeint. Und in der Häufung prägen sie das ablehnende und abwertende Klima, in der alle täglich leben müssen, die sich im Kampf gegen den eigenen Körper befinden. Ich habe mal durchgezählt, und hoffentlich nichts übersehen. Denn ganz ehrlich - ein besonders anspruchsvolles Vergnügen ist die Lektüre nach wie vor nicht.

1. Auf dem Cover: "18 Kilo weniger, eine neue Haarfarbe - Mensch, siehst du gut aus". Eigentlich geht es in dem Artikel um Frauen, die sich 2014 angeblich neu erfunden haben. Aber nicht so wie Madonna bei jedem neuen Album - jetzt wollen wir es mal nicht übertreiben, bittesehr! Der "myself"-Redaktion reicht schon eine pieselige Anmeldung bei Weight Watchers.

2. Seite 33: Barbara Schöneberger wird zitiert: "Ich bin eine Frau." Die Bildunterschrift lautet weiter: Das zeigt Barbrara Schöneberger mit jedem (...) Auftritt im hautengen Kleid. Soll eigentlich heißen: Die dicke Barbara traut sich ganz schön was, wenn sie ihr Fett dauernd so vorzeigt. Bemerkenswert schauerlich auch die unterliegende Gleichung, die hier aufgestellt wird: Frauenkörper = Körperfett = fragwürdig. Seien wir ehrlich - das ist genau das, was sie denken und wollen, dass auch keine von uns es je vergisst: Frauenkörper = fragwürdig.

3. Seite 61: "Daunen-Diät. Halten warm und machen nicht dick: ultraleichte Steppjacken".

4. Seite 80: "Sophia Loren wusste wie es geht: Ein formender Body mit Balconette-BH..."

5. Seite 83: "Ich habe kräftige Oberarme und suche ein schwarzes Kleid mit langen Ärmeln..."

6. Seite 87: " ...eine figurformende Hose, die Sie optisch eine Größe schlanker aussehen lässt."

7. Auf Seite 98 erfährt die Leserin dann endlich die ganze, inspirierende Geschicht von Nadine, die die oben erwähnten 18 kg abgenommen hat.

8. Seite 112: Die Beauty-Assistentin hat beim Move-it-Fitnesstraining an Hüfte und Bauch 1,5 cm Umfang verloren. Oder wie man es bei "myself" auch gerne einordnet: Sie hat sich selbst quasi neu erfunden.

9. Seite 115: Das Model Cato Van Ee "kompensiert" seine Leidenschaft für Pommes mit Yoga und Pilates.

10. Seite 140: Als heuchlerische Notiz eingestreut und im Grunde nur eine Bekräftigung der Unmöglichkeit einer echten gedanklichen Abkopplung vom fettphobischen Grundfluss wird Bette Midler zitiert: "Irre, wie viel Freizeit ich habe, seitdem ich mich nicht mehr wiege." Aber die Bette, die ist ja eh fast 70. Die darf das.

11. Seite 146: "Spätestens nach Plätzchen und Gans wollen alle wieder gesund leben." Es geht um Kohl.

12. Seite 152: "Die Superbeere - (...) 100 Gramm haben nur 95 Kalorien." Anm. d. dicken Dame: Wer zählt eigentlich wirklich noch Kalorien, selbst wenn er Diät macht?

13. Seite 185: Die Vorschau auf das nächste Heft kündigt sie dann auch endlich an, die "Nordic-Diät". Kein Jahresanfang ohne Diät in der gängigen Frauenpresse. Das wäre ja auch zu schön, um wahr zu sein.

Fastenzeit

Nicht ich faste. Aber meine Wohnumgebung sehr wohl. Nachdem sie nun im Schweiße meines Angesichts am Ende so gründlich aus- und aufgeräumt wurde, wäre es ja auch eine wahre Schande, sich wieder in einen Stau und im Hinblick auf meinen Haushalt in schiere Funktionslosigkeit zu konsumieren. Darum wird nichts mehr gekauft, was nicht in  eine der folgenden Kategorien gehört:
  • Katzenfutter
  • Menschenfutter
  • Papier und Druckertinte
  • Artikel, die für spontane Notfallrepraturen benötigt werden. (Ich habe das Schloss der Waschmaschine schon länger in Verdacht, eine Gemeinheit vorzubereiten.)
  • Notwendige Hygieneartikel und Kosmetik, wenn etwas alle ist.
Die Regeln gelten vorerst für den Monat Februar. Dann folgt eine Sichtung der Vorräte und eine Auswertung der Gefühlswerte. Der Kater hat übrigens in den letzten Tagen kräftig bei der weiteren Befreiung der Wohnung von Nippes geholfen: Er hat es sich zur Gewohnheit gemacht, in die Regale zu hüpfen und ihre Bewohner über Bord zu werfen. Was kaputt geht, wird auch nicht mehr geklebt wie früher, sondern kommt in den Müll. Der Kater ist mithin der Erfinder und Organisator des Kitsch-Darwinismus-Projektes. Manches Dingsbums muss man natürlich auch nur oft genug auf den Boden rempeln, bis es zerbricht.

NH