Erst habe ich gedacht, ich sag' jetzt mal nix. Aber das gelingt mir einfach nicht. Beim Durchblättern des Dossiers "Wir sind schön genug!" im Jubiläumsheft zum sechzigjährigen Bestehen der Brigitte, kam mir dann doch die giftgrüne Galle sooo hoch, dass ich sie nun ausspucken muss.
Offenbar hat irgendwer bei der Brigitte festgestellt, dass sich "im Internet der Widerstand (gegen Schönheits- und Schlankheitsterror) formiert". Und das sogar "stolz und selbstbewusst". Und dann geriet man in der Redaktion in Panik, den Zug zu verpassen und startete sein eigenes Internetprojekt, bei dem Frauen darüber berichten sollen, was sie an sich mögen, obwohl es nicht "perfekt" ist. Wie originell. Wie hilflos.
Auf der selben Doppelseite (S. 109) fragt eine Zwischenüberschrift: "Warum haben wir uns selbst so entwürdigt?" Gemeint ist tatsächlich, wieso wir uns von gesellschaftlichen, unmenschlich rigiden und unerreichbaren Schönheitsidealen und -standards das Leben und die Gesundheit so versauen lassen, wie wir es tun...
Das kann doch wohl keine ernstgemeinte Frage sein?! WIR haben uns ganz sicher nicht selbst entwürdigt. Da hatten wir über die Jahrzehnte hinweg verdammt viel tatkräftige Hilfe.
Lesen die ihr eigenes Blatt eigentlich nicht? Sie müssten ja nicht einmal auf vorherige Ausgaben zurückgreifen. Sie brauchen nur ihr bescheuertes, aktuelles Dossier zum Thema "Schönheitsterror" noch einmal zu überfliegen, denn selbst das trieft nur so vor Ambivalenz, Feigheit, Abwiegelei und Inkonsequenz. Auf den Körper "zu achten" ist ja eigentlich schon ganz gut. Mit einer Größe 42 ist man aber nun wirklich noch nicht dick. Es gab aber halt schon immer Schönheitsnormen. Gesunde Disziplin ist gut. Aber in Hollywood sehen sie alle gleich aus. Das wollen wir hier lieber nicht. Genauso wenig finden wir es aber gut, wenn alte Frauen "knallenge Jeans" tragen. Die Tatsache, dass die Mutter der Autorin diese als Teenager ermahnt hat, nicht zu dick zu werden, hat bei ihr jetzt aber auch keine Essstörung verursacht (klar doch, und eine Tracht Prügel hat ja im Rückblick bekanntlich auch noch nie wirklich jemandem geschadet). Außerdem geht es ja bei allem ohnehin hauptsächlich um den Respekt für den eigenen Körper...
Blablabla...
Ich glaube, ich habe bereits erwähnt, dass ich als Kind von meiner Mutter auf die Brigitte-Diät gesetzt worden bin? Ich darf davon ausgehen, dass hier alle wissen, wie die Angelegenheit ausgegangen ist? Meine Mutter war übrigens eine Abonnentin, bis sie selbst schon sechzig war und dann auf einmal entschied, nun sei auch endlich Schluss mit dem Quatsch. Sie hatte plötzlich genug vom Verblödungsprogramm. Und zu Recht.
Die Brigitte ist eine altbackene, engherzige, böse Frau. Und sie sollte die Finger vom Spagat zwischen den Wünschen von Anzeigenkunden und dem Bemühen um weibliche Selbstakzeptanz lassen. Sie kann nur scheitern. So wie sie auch gescheitert ist, als sie ohne Models auskommen und Mode nur noch an "echten Frauen" präsentieren wollte, aber die Redakteurinnen am Ende offenbar auch mit vorgehaltener Waffe nicht dazu zu bewegen gewesen wären, womöglich eine Frau in ihre Kleider zu stecken, die wirklich so aussieht, wie ihre wahren Leserinnen. Dafür hätte man Weitsicht, Einsicht und Kühnheit benötigt. Wer aber all das hat, arbeitet vermutlich nicht bei einer herkömmlichen Frauenzeitschrift. Sei es drum: Auf so eine blutarme Verräterin wie die Brigitte hat die Revolution im Internet, so sie denn wirklich stattfindet, vermutlich gerade noch gewartet.
Ach, und noch etwas: Es geht eben nicht in der Hauptsache um den Respekt für den eigenen Körper. Es geht um den Respekt aller für alle Körper.
NH
Offenbar hat irgendwer bei der Brigitte festgestellt, dass sich "im Internet der Widerstand (gegen Schönheits- und Schlankheitsterror) formiert". Und das sogar "stolz und selbstbewusst". Und dann geriet man in der Redaktion in Panik, den Zug zu verpassen und startete sein eigenes Internetprojekt, bei dem Frauen darüber berichten sollen, was sie an sich mögen, obwohl es nicht "perfekt" ist. Wie originell. Wie hilflos.
Und wie unsagbar verlogen.
Das kann doch wohl keine ernstgemeinte Frage sein?! WIR haben uns ganz sicher nicht selbst entwürdigt. Da hatten wir über die Jahrzehnte hinweg verdammt viel tatkräftige Hilfe.
Lesen die ihr eigenes Blatt eigentlich nicht? Sie müssten ja nicht einmal auf vorherige Ausgaben zurückgreifen. Sie brauchen nur ihr bescheuertes, aktuelles Dossier zum Thema "Schönheitsterror" noch einmal zu überfliegen, denn selbst das trieft nur so vor Ambivalenz, Feigheit, Abwiegelei und Inkonsequenz. Auf den Körper "zu achten" ist ja eigentlich schon ganz gut. Mit einer Größe 42 ist man aber nun wirklich noch nicht dick. Es gab aber halt schon immer Schönheitsnormen. Gesunde Disziplin ist gut. Aber in Hollywood sehen sie alle gleich aus. Das wollen wir hier lieber nicht. Genauso wenig finden wir es aber gut, wenn alte Frauen "knallenge Jeans" tragen. Die Tatsache, dass die Mutter der Autorin diese als Teenager ermahnt hat, nicht zu dick zu werden, hat bei ihr jetzt aber auch keine Essstörung verursacht (klar doch, und eine Tracht Prügel hat ja im Rückblick bekanntlich auch noch nie wirklich jemandem geschadet). Außerdem geht es ja bei allem ohnehin hauptsächlich um den Respekt für den eigenen Körper...
Blablabla...
Ich glaube, ich habe bereits erwähnt, dass ich als Kind von meiner Mutter auf die Brigitte-Diät gesetzt worden bin? Ich darf davon ausgehen, dass hier alle wissen, wie die Angelegenheit ausgegangen ist? Meine Mutter war übrigens eine Abonnentin, bis sie selbst schon sechzig war und dann auf einmal entschied, nun sei auch endlich Schluss mit dem Quatsch. Sie hatte plötzlich genug vom Verblödungsprogramm. Und zu Recht.
Die Brigitte ist eine altbackene, engherzige, böse Frau. Und sie sollte die Finger vom Spagat zwischen den Wünschen von Anzeigenkunden und dem Bemühen um weibliche Selbstakzeptanz lassen. Sie kann nur scheitern. So wie sie auch gescheitert ist, als sie ohne Models auskommen und Mode nur noch an "echten Frauen" präsentieren wollte, aber die Redakteurinnen am Ende offenbar auch mit vorgehaltener Waffe nicht dazu zu bewegen gewesen wären, womöglich eine Frau in ihre Kleider zu stecken, die wirklich so aussieht, wie ihre wahren Leserinnen. Dafür hätte man Weitsicht, Einsicht und Kühnheit benötigt. Wer aber all das hat, arbeitet vermutlich nicht bei einer herkömmlichen Frauenzeitschrift. Sei es drum: Auf so eine blutarme Verräterin wie die Brigitte hat die Revolution im Internet, so sie denn wirklich stattfindet, vermutlich gerade noch gewartet.
Ach, und noch etwas: Es geht eben nicht in der Hauptsache um den Respekt für den eigenen Körper. Es geht um den Respekt aller für alle Körper.
NH