Sonntag, 7. Oktober 2012

Die Septemberausgabe


Es war Juni, als die "Health Initiative" der VOGUE Chefredakteurinnen weltweit vorgestellt wurde. Zugegeben - es war mir immer unklar, WER im Zuge der schwammigen Aktion WIE gesünder werden sollte, aber die in den Medien gängige Lesart war, dass VOGUE sich in Zukunft bemühen würde, ein realistischeres und damit gesünderes Körperbild zu transportieren. Sprich, so ziemlich alle dachten, die Tatsache, dass die Redaktionen in Zukunft nicht mehr WISSENTLICH mit essgestörten Models arbeiten wollten, würde automatisch dazu führen, dass die abgebildeten Frauen/Mädchen fortan auch mehr auf den Rippen haben. Von mir hätten gleich alle erfahren können, dass das nichts wird. Aber mich hat mal wieder keiner gefragt.

Die "September Issue" ist anzeigentechnisch die wichtigste und damit auch die dickste Ausgabe des Jahres. Insbesondere in den USA hat sie Kultstatus und hat in diesem Jahr gut 900 Seiten. Und ich dachte mir, es ist nun auch an der Zeit, in den Magazinen selbst nach den Zeichen positiver Veränderungen als Resultat der "Health Initiative" Ausschau zu halten, und diese dann zu dokumentieren.......tja...

Ich bin VOGUE-Leserin seit ich 16 bin, und natürlich weiß ich heute, dass das höchstwahrscheinlich ein nicht zu vernachlässigender Teil meines Problems ist. Das Schönheitsideal der VOGUE war immer unrealistischer, gnadenloser und DÜNNER, als das aller anderen Frauenmagazine. Und daran, so scheint es beim Durchblättern der deutschen, französischen und US-amerikanischen Septemberausgabe, wird sich auch nichts ändern. Zwei "dicke" Frauen (deren Kleidergröße vermutlich größer als 44 ist) habe ich auf den insgesamt 1675 Seiten gefunden. Die eine war Queen Latifah (US), die andere Toni Morrison (Frankreich).

Im April hatte ich mich bereits gefragt, ob wir nicht alle ein bisschen "Pro ana" sind, ob unsere Gesellschaft im Hinblick auf Körpergewicht und gängige Schönheitsideale, sowie den Zwang, diesen zu entsprechen, sich nicht im Grunde verhält, wie eine eingeschworene Gruppe essgestörter Teenager, die sich unablässig gegenseitig darin bestärken, noch härter an sich zu arbeiten, um eines Tages wahrhaft perfekt (dünn) zu werden. Eines der Argumente war, dass "Thinspos" (Sammlungen von Darstellungen sehr dünner Frauen, die zur Motivation dienen, stark zu bleiben und nicht zu essen), die einen wesentlichen Teil der Pro-Ana-Kultur darstellen, im Prinzip in jedem Modeblatt zu finden sind. Wir alle werden täglich mit "Thinspos" motiviert, ja nicht so zu bleiben, wie wir sind.

Health Initiative hin oder her - als Thinspo dient jede VOGUE noch immer hervorragend. Untergewichtige Mädchen so weit das Auge reicht. Ich hatte ja bei meiner letzten Thinspo mit aus Frauenzeitschriften entnommenen Abbildungen (der Schwerpunkt liegt wie vormals auf besonders dünnen Beinen und hervorstehenden Schlüsselbeinen, sowie bemerkenswert schmalen Taillen) schon ein wenig "subversives Fett" eingebaut. Was die VOGUE nicht kann, kann ich schon lange, und so habe ich diesmal bei meiner speziellen "September Issue Thinspiration" noch ein paar mehr dicke Damen eingeschleust.

Wer nun gezielt nach ihnen Ausschau hält, und ganz im Geiste der Sesamstraße herausfindet, welches Ding anders ist, als die anderen, kann etwas gewinnen. Ich weiß noch nicht was, weil ich das mit dem Preis eben erst beschlossen habe, aber es wird etwas Schönes geben (Buch oder DVD).Wer mitmachen will, muss mir nur bis einschließlich Freitag die richtige Zahl der Bilder mit vergleichsweise runden Frauen in der Thinspo mailen* und kommt wieder in den Verlosungshut. Ich melde mich dann bei den GewinnerInnen, um die Adresse zu erfahren.

*office(at)nicola-hinz.com

NH