Presseschau
Die "myself", ein Magazin, dessen Mission es ist, "Frauen stark zu machen" enthält in ihrer Januar-Ausgabe keine Diätprogramme. Das heißt nicht, dass Gewicht und Abnehmen nicht darin vorkommen. Tatsächlich gibt es auf den vergleichsweise dünnen 186 Seiten pausenlos mehr oder weniger subversiv eingestreute Bemerkungen, die sich gegen Körperfett richten und seine Bekämpfung anmahnen. Einige mögen harmlos aussehen, sind aber spitz gemeint. Und in der Häufung prägen sie das ablehnende und abwertende Klima, in der alle täglich leben müssen, die sich im Kampf gegen den eigenen Körper befinden. Ich habe mal durchgezählt, und hoffentlich nichts übersehen. Denn ganz ehrlich - ein besonders anspruchsvolles Vergnügen ist die Lektüre nach wie vor nicht.
1. Auf dem Cover: "18 Kilo weniger, eine neue Haarfarbe - Mensch, siehst du gut aus". Eigentlich geht es in dem Artikel um Frauen, die sich 2014 angeblich neu erfunden haben. Aber nicht so wie Madonna bei jedem neuen Album - jetzt wollen wir es mal nicht übertreiben, bittesehr! Der "myself"-Redaktion reicht schon eine pieselige Anmeldung bei Weight Watchers.
2. Seite 33: Barbara Schöneberger wird zitiert: "Ich bin eine Frau." Die Bildunterschrift lautet weiter: Das zeigt Barbrara Schöneberger mit jedem (...) Auftritt im hautengen Kleid. Soll eigentlich heißen: Die dicke Barbara traut sich ganz schön was, wenn sie ihr Fett dauernd so vorzeigt. Bemerkenswert schauerlich auch die unterliegende Gleichung, die hier aufgestellt wird: Frauenkörper = Körperfett = fragwürdig. Seien wir ehrlich - das ist genau das, was sie denken und wollen, dass auch keine von uns es je vergisst: Frauenkörper = fragwürdig.
3. Seite 61: "Daunen-Diät. Halten warm und machen nicht dick: ultraleichte Steppjacken".
4. Seite 80: "Sophia Loren wusste wie es geht: Ein formender Body mit Balconette-BH..."
5. Seite 83: "Ich habe kräftige Oberarme und suche ein schwarzes Kleid mit langen Ärmeln..."
6. Seite 87: " ...eine figurformende Hose, die Sie optisch eine Größe schlanker aussehen lässt."
7. Auf Seite 98 erfährt die Leserin dann endlich die ganze, inspirierende Geschicht von Nadine, die die oben erwähnten 18 kg abgenommen hat.
8. Seite 112: Die Beauty-Assistentin hat beim Move-it-Fitnesstraining an Hüfte und Bauch 1,5 cm Umfang verloren. Oder wie man es bei "myself" auch gerne einordnet: Sie hat sich selbst quasi neu erfunden.
9. Seite 115: Das Model Cato Van Ee "kompensiert" seine Leidenschaft für Pommes mit Yoga und Pilates.
10. Seite 140: Als heuchlerische Notiz eingestreut und im Grunde nur eine Bekräftigung der Unmöglichkeit einer echten gedanklichen Abkopplung vom fettphobischen Grundfluss wird Bette Midler zitiert: "Irre, wie viel Freizeit ich habe, seitdem ich mich nicht mehr wiege." Aber die Bette, die ist ja eh fast 70. Die darf das.
11. Seite 146: "Spätestens nach Plätzchen und Gans wollen alle wieder gesund leben." Es geht um Kohl.
12. Seite 152: "Die Superbeere - (...) 100 Gramm haben nur 95 Kalorien." Anm. d. dicken Dame: Wer zählt eigentlich wirklich noch Kalorien, selbst wenn er Diät macht?
13. Seite 185: Die Vorschau auf das nächste Heft kündigt sie dann auch endlich an, die "Nordic-Diät". Kein Jahresanfang ohne Diät in der gängigen Frauenpresse. Das wäre ja auch zu schön, um wahr zu sein.
Fastenzeit
Nicht ich faste. Aber meine Wohnumgebung sehr wohl. Nachdem sie nun im Schweiße meines Angesichts am Ende so gründlich aus- und aufgeräumt wurde, wäre es ja auch eine wahre Schande, sich wieder in einen Stau und im Hinblick auf meinen Haushalt in schiere Funktionslosigkeit zu konsumieren. Darum wird nichts mehr gekauft, was nicht in eine der folgenden Kategorien gehört:
Die "myself", ein Magazin, dessen Mission es ist, "Frauen stark zu machen" enthält in ihrer Januar-Ausgabe keine Diätprogramme. Das heißt nicht, dass Gewicht und Abnehmen nicht darin vorkommen. Tatsächlich gibt es auf den vergleichsweise dünnen 186 Seiten pausenlos mehr oder weniger subversiv eingestreute Bemerkungen, die sich gegen Körperfett richten und seine Bekämpfung anmahnen. Einige mögen harmlos aussehen, sind aber spitz gemeint. Und in der Häufung prägen sie das ablehnende und abwertende Klima, in der alle täglich leben müssen, die sich im Kampf gegen den eigenen Körper befinden. Ich habe mal durchgezählt, und hoffentlich nichts übersehen. Denn ganz ehrlich - ein besonders anspruchsvolles Vergnügen ist die Lektüre nach wie vor nicht.
1. Auf dem Cover: "18 Kilo weniger, eine neue Haarfarbe - Mensch, siehst du gut aus". Eigentlich geht es in dem Artikel um Frauen, die sich 2014 angeblich neu erfunden haben. Aber nicht so wie Madonna bei jedem neuen Album - jetzt wollen wir es mal nicht übertreiben, bittesehr! Der "myself"-Redaktion reicht schon eine pieselige Anmeldung bei Weight Watchers.
2. Seite 33: Barbara Schöneberger wird zitiert: "Ich bin eine Frau." Die Bildunterschrift lautet weiter: Das zeigt Barbrara Schöneberger mit jedem (...) Auftritt im hautengen Kleid. Soll eigentlich heißen: Die dicke Barbara traut sich ganz schön was, wenn sie ihr Fett dauernd so vorzeigt. Bemerkenswert schauerlich auch die unterliegende Gleichung, die hier aufgestellt wird: Frauenkörper = Körperfett = fragwürdig. Seien wir ehrlich - das ist genau das, was sie denken und wollen, dass auch keine von uns es je vergisst: Frauenkörper = fragwürdig.
3. Seite 61: "Daunen-Diät. Halten warm und machen nicht dick: ultraleichte Steppjacken".
4. Seite 80: "Sophia Loren wusste wie es geht: Ein formender Body mit Balconette-BH..."
5. Seite 83: "Ich habe kräftige Oberarme und suche ein schwarzes Kleid mit langen Ärmeln..."
6. Seite 87: " ...eine figurformende Hose, die Sie optisch eine Größe schlanker aussehen lässt."
7. Auf Seite 98 erfährt die Leserin dann endlich die ganze, inspirierende Geschicht von Nadine, die die oben erwähnten 18 kg abgenommen hat.
8. Seite 112: Die Beauty-Assistentin hat beim Move-it-Fitnesstraining an Hüfte und Bauch 1,5 cm Umfang verloren. Oder wie man es bei "myself" auch gerne einordnet: Sie hat sich selbst quasi neu erfunden.
9. Seite 115: Das Model Cato Van Ee "kompensiert" seine Leidenschaft für Pommes mit Yoga und Pilates.
10. Seite 140: Als heuchlerische Notiz eingestreut und im Grunde nur eine Bekräftigung der Unmöglichkeit einer echten gedanklichen Abkopplung vom fettphobischen Grundfluss wird Bette Midler zitiert: "Irre, wie viel Freizeit ich habe, seitdem ich mich nicht mehr wiege." Aber die Bette, die ist ja eh fast 70. Die darf das.
11. Seite 146: "Spätestens nach Plätzchen und Gans wollen alle wieder gesund leben." Es geht um Kohl.
12. Seite 152: "Die Superbeere - (...) 100 Gramm haben nur 95 Kalorien." Anm. d. dicken Dame: Wer zählt eigentlich wirklich noch Kalorien, selbst wenn er Diät macht?
13. Seite 185: Die Vorschau auf das nächste Heft kündigt sie dann auch endlich an, die "Nordic-Diät". Kein Jahresanfang ohne Diät in der gängigen Frauenpresse. Das wäre ja auch zu schön, um wahr zu sein.
Fastenzeit
Nicht ich faste. Aber meine Wohnumgebung sehr wohl. Nachdem sie nun im Schweiße meines Angesichts am Ende so gründlich aus- und aufgeräumt wurde, wäre es ja auch eine wahre Schande, sich wieder in einen Stau und im Hinblick auf meinen Haushalt in schiere Funktionslosigkeit zu konsumieren. Darum wird nichts mehr gekauft, was nicht in eine der folgenden Kategorien gehört:
- Katzenfutter
- Menschenfutter
- Papier und Druckertinte
- Artikel, die für spontane Notfallrepraturen benötigt werden. (Ich habe das Schloss der Waschmaschine schon länger in Verdacht, eine Gemeinheit vorzubereiten.)
- Notwendige Hygieneartikel und Kosmetik, wenn etwas alle ist.
Die Regeln gelten vorerst für den Monat Februar. Dann folgt eine Sichtung der Vorräte und eine Auswertung der Gefühlswerte. Der Kater hat übrigens in den letzten Tagen kräftig bei der weiteren Befreiung der Wohnung von Nippes geholfen: Er hat es sich zur Gewohnheit gemacht, in die Regale zu hüpfen und ihre Bewohner über Bord zu werfen. Was kaputt geht, wird auch nicht mehr geklebt wie früher, sondern kommt in den Müll. Der Kater ist mithin der Erfinder und Organisator des Kitsch-Darwinismus-Projektes. Manches Dingsbums muss man natürlich auch nur oft genug auf den Boden rempeln, bis es zerbricht.
NH
Liebe Nicola, vor kurzem habe ich mich aus einem Blog gelöscht, weil mir immer weniger gefiel, wie vehement auf dicke Menschen eingeredet wurde, wie ungesund sie lebten, wie dringend nötig die Diät und Sport ist und die gesunde Ernährung und so weiter.
AntwortenLöschenGanz ehrlich? Ich kann es nicht mehr hören. Auch dann nicht, wenn ich eher konditionell denn umfänglich davon betroffen wäre.
Wieso muss es immer wieder Menschen geben, die einem anderen sagen wollen, wie man zu leben hätte??? Als fänden die meisten von uns nicht ohnehin ihren ganz eigenen Weg im Leben? Als wäre das Leben selbst nicht so individuell wie der Mensch selbst das ist?
Es geht mir auf die Nerven, wirklich.
Gehts tatsächlich um den Menschen selbst oder die Belastung eines Gesundheitssystems ab einem gewissen BMI? Über dünne Frauen mit aufgeblasenen Silikontitten wird seltsamerweise nicht halb so viel geschrieben. Zum Beispiel. Es sei denn, das Sommerloch steht kurz bevor.
Liebe Nicola,
AntwortenLöschenauch mit 44/46 tut mir das weh. Das Gestichle zwischen den Zeilen. Die stillschweigende Annahme, dass jeder Mensch die Disziplin habe, schlank zu sein. Und vor allem: dass jeder Mensch das wolle, weil nur schlank ja schön und damit begehrt sei.
Ich lese die Zeitschrift in question nicht. Eigentlich lese ich Zeitschriften nur beim Arzt oder Friseur.
Deine "Hausabnahme" finde ich übrigens wunderbar ... ich beginne auch gerade mit ähnlichen Prozessen, die mir sehr gut tun.
Alles Gute
Rollringelpiez
Liebe Nicola,
AntwortenLöschenkann mich obigen Kommentaren nur anchließen.
Warum tut sich Frau solche Zeitschriften überhaupt noch an?
Habe in jüngeren Jahren regelmäßig die Brigitte gekauft, solche oder ähnliche Erzeugnisse lese ich auch nur noch beim Arzt, wenns nicht anders geht.
Lass Dich von so einem Scheiß nicht runterziehen!
Alles Gute für Dich
Liebe Grüße
Margie
@Helma
AntwortenLöschenIch denke ja, es geht tatsächlich um die Menschen - und zwar um die, die belehren. Hass auf Dicke und die Belehrung dieser dient der Selbsterhöhung. All das Gerede über "gesunde" Lebensführung ist immer ein Tänzchen um das eigenen Ich und der Versuch, sich auf einer "besseren" Ebene als die anderen abzugrenzen. Und es geht eben vermutlich auch gar nicht um Gesundheit. Sondern um vermeintliche Schönheit. Darum regt sich keiner über Silikontitten auf. Denn die sind zwar ganz eindeutig nicht gesund, aber machen halt "schön". ; )
@rollringelpiez
Hat keiner verdient, sich im eigenen Körper immerzu hässlich und falsch zu fühlen. Aber bei der täglichen Fülle unterschwelliger Nachrichten kann man es nur dadurch verhindern, dass man sich eine echte Rüstung von einer dicken Haut zulegt. Den Kram möglichst nicht noch gezielt zu lesen, ist bestimmt eine gute Entscheidung. Aber auch sonst ist die Umwelt natürlich voll von Seitenhieben. Viel Erfolg bei der "Hausabnahme"!
@Margie
Ja, die Brigitte - mit dem Abo meiner Mutter bin ich aufgewachsen und sie hat somit mein Frauen- und Selbstbild auch mitgeprägt. Leider. Heute kaufe und lese ich herkömmliche Frauenzeitschriften nur noch zur "Feindbeobachtung" und um dann darüber zu schreiben, was sie ihren Leserinnen, die dafür auch noch bezahlen, antun. Unbegreiflich, wie sehr die Redaktionen ihre Leserinnen, Frauen und damit im Prinzip sich selbst mitunter zu verachten scheinen.
Vielen Dank für Eure Rückmeldungen und liebe Grüße!
Nicola
Liebe Nicola,
AntwortenLöschenjetzt muß ich mal kurz vom Thema abschweifen. Ich habe, glaub ich, nicht alles mitgekriegt: Seit wann hast Du Deinen jetzigen Kater?
Ich habe 2, ein Brüderpaar, einer ist dünn wie ich und einer etwas
beleibter wie mein Mann.
Und jetzt rate mal, welcher Kater sich welchen Menschen ausgesucht hat. Nur so am Rande....
Grüße
Margie
Liebe Nicola,
AntwortenLöschenzum leichten Abnehmen gehört einfach eine uralte Regel:
FDH und vor allen Dingen: Keine Süssigkeiten.
Und: Bin jetzt endlich wieder auf 96 Kilogramm bei 185 Zentimetern.
Sacht die Liebste: Dreh dich mal um...
Ich finde immer sehr interessant, wie Dinge auffallen und dann wahrgenommen werden.
AntwortenLöschenWenn ich ehrlich sein soll, hätte ich auf alles das, was Du in der Myself gefunden hast, nicht geachtet. Aber nicht, weil ich die unterschwelligen Botschaften okay finde, sondern weil ich solche Hefte immer sehr oberflächlich lese. Früher habe ich Stapel von Zeitschriften gekauft...irgendwie ein Tick, ich weiß es nicht, bis mir dann nach Jahren auch mal auffiel, dass die meisten von mir nicht wirklich gelesen, sondern nur geblättert und überflogen wurden: Schade ums viele Geld.
Mir ist aber erstmalig aufgefallen, dass die Zeitschriften im Januar kaum noch Fitness-CDs zum Probetrainieren beilegen, ich habe die ja früher richtig gesammelt :) manche sind auch durchaus nützlich, aber wirklich nur manche.
Alles in allem finde ich es richtig schlimm, wie dicke Menschen diskriminiert werden, verhöhnt, belächelt, als schwach und labil dargestellt werden. Selbst, wenn ich hoffentlich noch in diesem Jahr endlich ein Großteil Übergewicht losgeworden bin, würde ich niemals über Leute abfällig reden, die es nicht können oder wollen oder nicht die Kraft dafür haben.
Abnehmen ist ein täglicher Kampf, aber so richtig. Und das verstehen wohl nur Leute in der gleichen Situation.
Ich hoffe nur, dass viele sich nicht durch diese Zeitschriften verunsichern lassen. Ein gesundes und gutes Selbstwertgefühl sollte man immer haben, egal ob mit 60, 80 oder 130 kg oder wie auch immer. Niemand hat das Recht, Menschen aufgrund ihrer Körperfülle als minderwertig anzusehen, traurig, wenn es so noch suggeriert wird :/
Dir noch eine gute Woche und liebe Grüße
@Margie
AntwortenLöschenIch glaube, Corbinian und ich gehen jetzt ins dritte Jahr. Meine Güte, wie die Zeit rennt...Und bei Euch und euren Mietzen: Dick zu dünn und dünn zu dick? : )
@lautleise
Herzlichen Glückwunsch zum erreichten Abnehmziel! : ) Wobei dieser Blog natürlich seit nun bereits geraumer Zeit eine komplett diätfreie Zone ist. Natürlich hast du recht - wer weniger isst, nimmt in den meisten Fällen erst einmal ab. Da braucht es keine teuren und aufwendigen Programme, um Gewicht zu verlieren. Interessanterweise ist mir jedoch an der Bezeichnung FDH vorher noch nie das "Friss" wirklich aufgefallen. Aber allein das signalisiert ja die Herabsetzung des eigentlich normalen Vorganges der Nahrungsaufnahme an sich und unterstellt zudem bei einem, der beide Hälften isst, unanständiges und tierisches Übermaß...hm, wieder was begriffen.
@Muddelchen
Ich fürchte, dass diese Zeitschriften fast alle ihrer Leserinnen auf unterbewusster Ebene beeinflussen und verunsichern, ist wissenschaftlich gesichert. Natürlich würden viele behaupten, dass das nicht stimmt. So, wie die meisten Leute behaupten, Werbung habe bei ihnen keine Wirkung. Schützen und abgrenzen kann man sich aber nur bewusst. Darum denke ich mir immer mal wieder, es kann nicht schaden, mal ganz genau hinzusehen. : )
Euch allen liebe Grüße und ein gutes Wochenende!
Nicola
Hallo Nicola -
AntwortenLöschenso hart habe ich das garnicht gemeint - von wegen fressen...
Aber ich bin schon froh, dass ich abgenommen habe, denn jetzt kommen einige Dinge wieder wesentlich besser zur Geltung.
Sagt die Liebste...
Schönes WE ebenso!
LG - Wolf