Corbinian ist tot.
Ich musste ihn einschläfern lassen. Zwischen dem Augenblick, an dem ich begriff, dass irgendetwas nicht stimmt und seiner Einäscherung lagen ungefähr vier Wochen. Er hatte Krebs und ist nur 11 Jahre alt geworden. Nun ist Tippi allein. Mal wieder. Sie ist noch nicht einmal zwei Jahre auf der Welt, aber hat bereits drei maßgebliche Abschiede hinter sich - von ihrer Mutter und den Geschwistern, von einer Mitkatze, die Teil ihrer ersten Menschenfamilie war - und jetzt ist ihr nach nicht einmal 10 Monaten ihr großer, dicker Freund aus heiterem Himmel weggestorben. Die beiden waren ein sagenhaftes Team. Sie hat ihn aufgemischt und er hat mit großer Freude, Geduld und angemessener Achtsamkeit mit ihr gerangelt - und seine Lieblingsplätze und Dreamies mit ihr geteilt. Seine Abwesenheit ist täglich ein Schock.
Dieses ist der zweite und letzte Blogeintrag in diesem Jahr. Es war auch so ziemlich schauerlich, aber, wie durch das Ableben des Katers erneut bewiesen, geht es immer noch ein wenig bescheuerter.
In ein paar Tagen werde ich 50. Ein halbes Jahrhundert dahin. Egal, wie sehr ich mich anstrenge, es fühlt sich nicht an, wie ein Grund zur Freude. Zuviel Ungemach schiebt sich ins Bild, wenn ich Bilanz ziehe über das Leben bis hierher. Verstellt den Blick. Was ich in fünf Jahrzehnten gelernt habe, ist, dass die Dinge sehr viel öfter schiefgehen als nicht. Komisch, wie unmöglich eine solche Prognose einer mit zwanzig vorgekommen wäre. Obwohl ich natürlich auch keine besonders fröhliche Zwanzigjährige war. Trotzdem hätte ich damals niemals glauben können, dass es eigentlich kein Gewinnen gibt. Ich habe, genau genommen, sogar verdammt lange damit gerechnet, dass noch alles wirklich gut wird.
Aber überlebt. Zumindest das.
Der Fragebogen zum Jahresende entfällt natürlich - bis auf die folgende Playlist der von mir meistgehörten Lieder.
Vermutlich könnte frau bei zwei Beiträgen pro Jahr auch von einem Ende des Blogs sprechen. Tatsächlich hätte ich genug Wut und Ärger für zehn Blogs. Zusätzlich habe ich seit Ewigkeiten Pläne für die Gründung eines Clubs der dicken Damen. Aber genug Energie habe ich dafür gerade nicht. Und wenn frau es genau betrachtet, auch nicht mehr genug Inhalte. Es gibt im Grunde nichts Neues zu sagen. Denn es ändert sich ja auch nichts. Irgendwann erwischt es uns wohl alle, die Motivation kracht in den Keller und zwar auf Nimmerwiedersehen - feministische Fettakzeptanz war nun einmal noch nie ein lohnendes Thema, wenn frau eigentlich gern beliebt und erfolgreich oder auch einfach nur im Ansatz wirksam wäre. Mit großer Verblüffung verfolge ich die Instagram-Posts von Kate Harding. Sie war eine meiner Heldinnen auf meiner Reise zur Selbstakzeptanz. Heute: Fotos von ihrem Hund. Und sonst kaum noch etwas.
Kommt gut in 2022 an.
NH
Liebe Nicola, ich fühle mit Dir. Wir haben im Juni unseren 10jährigen Kater ebenfalls durch Krebs verloren. Wir haben viele Tränen geweint. Er hatte es gut bei uns, das tröstet ein bißchen. Dein Corbinian blickt vom Katzenhimmel herab und dankt Dir für seine schöne Zeit bei Dir, da bin ich sicher. LG Margie
AntwortenLöschenLiebe Margie,
Löschendanke für deine freundliche Nachricht. Ein Katzenhimmel ist eine feine Idee. : )
Liebe Grüße
Nicola
ps.
Löschenich liebe deine Lampe!
Liebe Nicola,
AntwortenLöschenwie traurig, dass dein Kater schon gegangen ist. Und wie gut, dass du dich so verantwortungsbewusst gekümmert und ihn nicht hast unnötig lange leiden lassen.
Katzen sind große Seelen und hinterlassen große Löcher im Leben. Ich fühle mit, und meine Ginivra schnurrt einen Gruß. Auch die Gini ist krank, chronisch, alternd, Knoten im Leib. Sie bleibt, solange sie noch leben will.
Dass du dein Blog schließt, finde ich schade. Es ist so ein kostbares Nischenprodukt. Du hast viel gegeben, und ich halte deinen Einfluss für maßgeblich. Es kommt nicht auf die Menge an, sondern auf das Herz, das dahinter steckt.
Falls du irgendwann an anderer Stelle weiter oder etwas Neues machst, lass es mich bitte wissen.
Auch mein Blog ist ziemlich still geworden. Ich fülle die Lücken mit Reposts von den alten Seiten und - mit kätzischen Inhalten! Was sonst?
Dabei ist es nicht so, dass ich nichts mehr zu sagen hätte, ganz im Gegenteil. Es ist alles so dermaßen viel geworden, dass ich daran schier ersticke. Das Leben ist schwer. Sortieren ist schwer. Dazu muss eine ja auch erst einmal den inneren Abstand finden. Und genug festen Boden unter sich haben! Sonst kann ich mich nicht neben das eigene Leben stellen und als Journalistin im Dauerselbstversuch über mich berichten.
Ich wünsche dir Gutes!
Sehr von Herzen
mo jour
Liebe mo jour,
Löschendas mit dem kompletten Schließen des Blogs ist noch nicht abgemacht. Eigentlich kann ich nur zugeben, dass es 2021 im Prinzip geschlossen war. Fester Boden unter der Füßen, das wäre in der Tat mal was. Tatsächlich geht es mir wie dir - wo anfangen bei all dem Mist, der womöglich anliegt und mitgeteilt werden müsste?
Ich wünsche dir und Gini noch viel Zeit - ihr müsst es euch so schön wie möglich machen, solange ihr zusammen seid!
Liebe Grüße
Nicola
Als stille Mitleserin schicke ich viel Trost! Ich fühle immer so stark mit :-(
AntwortenLöschenBitte schließe diesen Blog nicht - mir waren die Etrümpelungspost immer eine Freude... und auch die Rants über doofe Medien. Auch wenn es leider "nichts Neues" kommt, es wäre schade.
Alles Liebe
S aus Innsbruck
Liebe S,
Löschenviel Dank für deinen Kommentar! Das freut mich besinders, dass das Entrümpeln dir gefallen hat. Das ist für mich auch noch immer so ein großes Thema. Und damit bin ich ja auch noch immer nicht fertig. Vielleicht geht es im nächsten Jahr damit weiter.
Liebe Grüße
Nicola
Liebe Nicola,
AntwortenLöschendas tut mir sehr leid mit Corbinian. Deine Liebe zu ihm sprang einen immer durch deine Text deutlich an.
Mach bitte gelegentlich weiter, wenn dir danach ist. In einer Welt voll der Wiederholungen von himmelsschreienden Blödsinns, der manchmal aber auch einfach nur amüsant ist - es gibt jetzt von Maggie eine neue Immun-Suppe, früher Hühnersuppe genannt; LOL - tut eine Stimme wie deine mehr als gut! Meiner Meinung nach hast du ja eh viel mehr Talent, als du an Resonanz bekommst. Vielleicht auch wegen deinen nicht sehr in Werbung umwandelbaren Rants entlang von Produktlinien oder Redaktionen, die aber immer sehr amüsant zu lesen waren. Dann ist das halt so.
Mir hat dagegen die sprachliche Eleganz, der Humor, der Geist, ja selbst deine Traurigkeit in deinen Artikeln immer sehr sehr gutgetan. Überhaupt nur zu wissen, dass es da eine gibt, die so nach Warheit strebt und so tickt. Deshalb: Bitte lass auch In Zukunft von dir hören, wenn dir danach ist, auch wenn es Nischenarbeit ist.
Herzlichst
Anonym
Liebe*r Anonym,
Löschenlieben Dank für deine freundliche Nachricht. Ich bin natürlich immer sehr froh, wenn ich hin und wieder erfahre, dass mein Blog sich lohnt. Danke auch für die Komplimente, da kann ich ja nicht gut mit um. ; ) Vielleicht hab ich irgendwann bald ja wieder mehr Schwung, als gerade jetzt.
Liebe Grüße
Nicola
Liebe Nicola, ich freue mich sehr über Deinen Eintrag, na ja, auch wenn es natürlich schrecklich ist, daß Deine Katze gestorben ist ... ich weiß, wovon Du sprichst, unser Kater hat auch Krebs... Ich bin froh, wieder von Dir zu lesen und kann Dir nur zustimmen, Du sprichst mir in so Vielem aus der Seele...einen Club der dicken Damen würde ich sehr begrüßen, wenn ich auch in meinem Alter (69) zugelassen würde. Das ist nämlich auch ein Thema: dicke Frauen im Alter...ach ja, eine gewisse Melancholie macht sich schon in mir breit...manche Themen verschwinden einfach nicht, auch wenn es noch so müßig erscheint, immer noch und immer wieder darüber zu sprechen...vor allem darüber, wer eigentlich festlegt, was und wie wir zu sein haben...ewiges Thema. Liebe Nicola, hoffentlich machst Du hier weiter, ich lese einfach gerne intelligente Texte! Habe Dir eine Mail geschickt, hoffentlich ist sie nicht im Datenmüll untergegangen! Liebe Grüße, Margarete
AntwortenLöschenLiebe Margarete,
Löschenvielen, lieben Dank für deine Nachricht. Ich wünsche dir und deinem Kater natürlich noch viel Zeit zusammen - macht es euch schön, solange es geht. Der Club der Dicken Damen wäre vielleicht wirklich eine feine Sache, ein kluges Netzwerk in einer blöden Welt - so stelle ich mir das immer vor. Allein, mir fehlt bekanntlich der Mumm, um irgendetwas dieser Art ins Leben zu rufen. Jedenfalls dieser Tage. Ich bin froh, dass das Jahr sich schließt, gucke aber auch nicht allzu optimistisch ins nächste, obwohl ich natürlich die Magie von Anfängen, also auch vom Anfang eines neuen Jahres immer mag und gern nutzen würde. Mal sehen, was zu schaffen ist. Bis 2022! : )
Liebe Grüße
Nicola
Gib nicht auf
AntwortenLöschenWie geht es denn dem Mann mit Hund? Ich hoffe du hast weiter diese Liebe in deinem Leben.
Den Schmerz wegen deinem Kater verstehe ich sehr gut.
Danke für deine freundliche Nachricht. Mann gibt es noch. Hund nicht mehr. Auch so eine traurige Geschichte...Da war meine persönliche Bindung aber nicht so stark. Der Abgang des Katers hingegen ist tatsächlich eine bleibende Katastrophe.
LöschenLiebe Grüße
Nicola
Liebe Nicola,
AntwortenLöscheneine Freundin hat mir neulich in meinen Angelegenheiten geschrieben und ich fand es passend um es hier zu posten:
Manches braucht seine Zeit und wir dürfen nie Hoffnung und Zuversicht verlieren, wenngleich die beiden manchmal verstecken spielen.
Also:
Ich hoffe dir geht es bald wieder besser. Deine Stimme ist selten klar und hinreissend ehrlich, wie frau/man sie nur selten liest.
Deshalb hoffe ich du kommst wieder auf die Beine.
Liebe Grüße
Anonym
Jetzt weiß ich auch, warum ich von Corbinian erst später erfahren habe ... Denn zu der Zeit ging es mir auch richtig schlecht, und ich habe das Posten und bloglesen leider ganz weit von mir weggeschoben. Denn nachdem Wolfgang seit dem Frühsommer in einer Selbsthilfegruppe war, stellte er damit auch mein Leben total auf den Kopf. Oder genauer gesagt: ich sah keine Perspektive mehr bzw. so weit in die Ferne gerückt, dass all' das, wofür ich die letzten Jahre brannte - mich auf gemeinsame Zeiten freute, plötzlich komplett weg war. Und plötzlich saß ich vor Zimmern und Außenlagern mit Dingen, die ich ohne Wolfgang nicht mehr brauchte, die miir aber trotzdem wichtig waren. Und das tat nicht nur wegen dem 'verballerten' Geld weh, was da in den Sammlungen der vergangen Jahre steckte ... Und anstatt nach dem Ende der Selbsthilfegruppe sich nun endlich vom wirklich nicht mehr benötigten Sammel-Ballast zu trennen, fing er einfach eine neue Sammlung an, die mich nun überhaupt nicht interessierte ...
AntwortenLöschenIch gebe zu, wären damals die drei grauen Katzenmädchen nicht gewesen, ich wäre einfach nur aus dem vollgestopften Haus geflüchtet. Es war alles so fürchterlich verfahren. Aber das ist es auf andere Weise immer noch. Doch im August 2022 kam dann endlich der Mut und die Energie zurück irgendwo mit Babyschritten wieder anzufangen, da es mir gesundheitlich natürlich durch all' die Umstände immer schlechter ging.
Darum bewundere ich Deinen Mut, dass Du Dich doch wieder für Tippi auf die Suche begeben hast. Und ich hoffe, den Beiden geht es immer noch gut! Oder gibt es da auch Probleme, da Du ja nicht mehr über die beiden Mädels berichtest?
LG Silke