Tatsächlich ist die Überschrift dieses Blogposts irreführend. Denn echten Wandel gibt es hier nicht. Alles ist wie immer. Das ist ja das Schlimme. Sogar das Abendessen ist mir schon wieder angebrannt. Ich sollte sie wirklich nur noch einmal blitzeblank überpolieren, und dann nie, nie, nie wieder benutzen. Diese verdammte Küche. Ich spiele ja ohnehin schon so lange mit dem Gedanken, mich nur noch von Blaubeeren, Joghurt und Baileys zu ernähren.
Allerdings ändert sich das Klima im Kopf. Es wird rauer. Als Frau E. aus B. mir in einem ihrer Kommentare schrieb, dass man sich als "Leserin, die mit ihrer Protagonistin mitfühlt, natürlich auch mal das ein oder andere (Zwischen)-Happy-End" wünscht, wusste ich ganz genau, was sie meinte. Was bei ihr aber Bedauern war, ist bei mir ein schon länger grummelnde Unzufriedenheit mit dem Blog und vor allem mit mir selbst, weil halt nichts Aufregenderes zu berichten ist. Fast könnte man es als bloggerische Sinnkrise bezeichnen. Auch weil ich gefühlsmäßig ohnehin wenig bewege.Während andere Fettakzeptanz-Blogger, gleichwohl hauptsächlich im englischsprachigen Ausland, immer wieder berichten, wie sie mit fettphobischer Besserwisserei und Bösartigkeit überschüttet werden, gelingt es mir hier nicht einmal, die Gemüter so zu erhitzen, dass mir ein paar Trolle gelegentlich ein paar Schimpfwörter ins Poesiealbum tippen. Nicht ein einziges Mal hat man mir so richtig wutentbrannt vorgeworfen, ich würde einen ungesunden Lebensstil propagieren und damit meine Leserinnen mit ins Unglück reißen. Wenig Kontroverse, wenig Ehre? Wer weiß.
Ach, ja...nicht einmal für einen impulsiven Sofakauf hat es gereicht. Dieses wäre das erste Sofa meines Leben gewesen - wären im Augenblick etwas mehr Schwung und weniger Zukunftssorgen im Spiel:
Zu allem Überfluss geht mir in letzter Zeit immer mal wieder das wirklich Blödeste, was einer dicken Feministin einfallen kann, durch den Kopf: Nimm schneller und mehr ab, vielleicht findest du dann doch endlich einen Partner. Also einen Mann, den du in deinem Leben willst, und der dich in seinem auch will. Und triffst nicht nur auf Fettliebhaber, die tatsächlich in letzter Konsequenz doch nur dicken Sex wollen. Dass mein Körper, so wie er ist, regelrecht begehrt sein könnte, hatte ich mir vor zwei Jahren nicht vorstellen können. Das habe ich ja auch oft genug erzählt. Zu wissen, dass es so ist, ist eine wirklich feine Sache. Aber wie es ist, wenn ein Mann, den ich interessant finde, im Gegenzug ebenfalls ernsthaft an mir als äußeres/inneres Gesamtpaket interessiert ist - daran kann ich mich kaum mehr erinnern. Man kann seine Wünsche oftmals schwer steuern. Sie sind kulturell geprägt und begleiten einen womöglich schon seit einer Ewigkeit. Manchmal ohne, dass man sich ihrer so richtig bewusst ist. Aber ich erinnere mich, dass ich mir diese Frage in ähnlicher Form schon 2013 während der Online-Vortragsreihe zum Thema dickes Internet-Dating gestellt habe: Was ist, wenn die meisten der Männer, die ich persönlich mir gern mal näher ansehen würde, von mir nichts wissen wollen, solange ich dick bin? Da nützt es wenig zu sagen, "der Richtige nimmt dich so, wie du bist". Das tut der aus meiner Sicht Richtige eben nicht...und der Richtige ist nun einmal der, den ich dafür halte. Richtig ist nicht automatisch irgendeiner, bloß weil er mich dick ok findet. Sonst wäre ich tatsächlich längst zumindest ernsthaft verbandelt und würde fortan Europa in einem Wohnmobil durchkreuzen, oder im schleswig-holsteiner Hinterland Dressurpferde züchten...Oh, Göttin...
Ich glaube, ich hol' mir noch ein Gläschen. Ich meine, das Gute daran, am ganzen Wochenende wieder allein zu Haus zu sitzen, ist ja immerhin, dass man nicht mehr fahren muss.
Unwetter
Ich hab' ja gesagt, dass Aussortieren und Heim-/Selbstorganisation süchtig machen können. Heute habe ich sodann die drei Kisten, die eigentlich mit Flohmarktartikeln gefüllt und inzwischen zum ständigen Hochsitz des Katers geworden waren, abgebaut und den Inhalt auf drei Empfänger verteilt: Oxfam, die Kemenate in Hamburg (ein Tagestreff für obdachlose Frauen) und das örtliche Sozialkaufhaus. Nun liegt alles im Auto und wartet darauf, ausgeliefert zu werden. Ganz ehrlich - ein freier Durchgang ist jetzt mehr wert, als die zu erwartenden Einnahmen aus einem langen Flohmarkttag. Und ich habe in meinem Leben so viele davon hinter mich gebracht, dass ich auf der Basis einschlägiger Erfahrungen verkünden kann, dass man sich in den Stunden zwischen 5 und 17 Uhr oft sehr viel mehr ärgert als freut. Am Ende ist man dann so geschafft, dass man abends die Hälfte des Verdienstes in ein Restaurant trägt, um sich dafür zu belohnen, dass man es hinter sich gebracht hat und jetzt eine Kram-Kiste weniger zurück in Auto stopfen musste.
Umzugskartons also erledigt. Und dann fiel mein Blick auf die Schneekugeln. Ich holte sie vom Regal und schüttelte sie alle mal so richtig gut durch. Und stellte fest, dass die Wetterbedingungen in den meisten von ihnen längst nicht mehr stürmisch genug sind. Das Wasser ist bis zur Hälfte verschwunden, oder es ist trüb geworden. Die Glitzer- und Schneepartikel vermischen sich mit grauslichen, grauen Schwebteilchen, die da nicht hingehören, sie klumpen oder legen sich wie ein Film über die Figuren, auf die sie eigentlich herabrieseln sollen. Also: Weg damit! Ich bin noch immer ein wenig verwirrt, wenn ich jetzt plötzlich freie Flächen habe, für die es nicht sofort wieder eine Verwendung gibt. Dann suche ich regelrecht nach einer. Ich nehme an, ich werde mich noch gewöhnen - an die Leerstellen. Wenn das so weiter geht.
Umzugskartons also erledigt. Und dann fiel mein Blick auf die Schneekugeln. Ich holte sie vom Regal und schüttelte sie alle mal so richtig gut durch. Und stellte fest, dass die Wetterbedingungen in den meisten von ihnen längst nicht mehr stürmisch genug sind. Das Wasser ist bis zur Hälfte verschwunden, oder es ist trüb geworden. Die Glitzer- und Schneepartikel vermischen sich mit grauslichen, grauen Schwebteilchen, die da nicht hingehören, sie klumpen oder legen sich wie ein Film über die Figuren, auf die sie eigentlich herabrieseln sollen. Also: Weg damit! Ich bin noch immer ein wenig verwirrt, wenn ich jetzt plötzlich freie Flächen habe, für die es nicht sofort wieder eine Verwendung gibt. Dann suche ich regelrecht nach einer. Ich nehme an, ich werde mich noch gewöhnen - an die Leerstellen. Wenn das so weiter geht.
Presseschau
Die EMMA für Januar/Februar enthält einen Artikel über den "großen Diätschwindel". Darum habe ich das Heft gekauft. Entweder er ist sehr schlecht aus dem Englischen übersetzt, oder, freundlich gesagt, sehr viel mittelprächtiger und am Thema vorbei, als sich das das wichtigste deutsche feministische Magazin im Hinblick auf die offensichtliche Verknüpfung von Fettphobie, Diskriminierung und der massiven kulturellen Schwächung von Frauen durch destruktive Schönheitsideale eigentlich erlauben sollte. Druckfehler und eigenartige Gedankensprünge seien dahin gestellt. Bei der im letzten Satz implizierten Mahnung, sich "gesund" zu erhalten, wird das Ganze allerdings langsam Brigitte-würdig und verdammt ärgerlich. Und wer z.B. das Folgende vor der Lektüre noch nicht wusste, dem ist ohnehin nicht zu helfen: "Laufend erscheinen auf den Bestsellerlisten neue Diätratgeber, die entweder völlig undurchführbaren Diäten oder Neuauflagen altbekannter Rezepturen das Wort reden." (S. 46, Emma Jan./Feb. 15)
Dafür fällt auf den ersten Blick scheinbar mal wieder die Brigitte Woman mit ihrer Februarausgabe dem Mutterblatt in den Rücken und fordert ihre Leserinnen allen Ernstes schon auf dem Titel auf: "Lasst's euch schmecken!" Mit Aurufezeichen! Im Heft gibt es gar ein mehrere Seiten langes "Plädoyer", endlich zu essen, was man will. Und was kommt dann? Eine ganzseitige Anzeige für die Brigitte Kochbuch-Edition: "Ganz ohne Diät zum Gleichgewicht - gesund bleiben und glücklich essen." Aha. So ist das also. Traut niemandem, liebe Schwestern.
NH
Die EMMA für Januar/Februar enthält einen Artikel über den "großen Diätschwindel". Darum habe ich das Heft gekauft. Entweder er ist sehr schlecht aus dem Englischen übersetzt, oder, freundlich gesagt, sehr viel mittelprächtiger und am Thema vorbei, als sich das das wichtigste deutsche feministische Magazin im Hinblick auf die offensichtliche Verknüpfung von Fettphobie, Diskriminierung und der massiven kulturellen Schwächung von Frauen durch destruktive Schönheitsideale eigentlich erlauben sollte. Druckfehler und eigenartige Gedankensprünge seien dahin gestellt. Bei der im letzten Satz implizierten Mahnung, sich "gesund" zu erhalten, wird das Ganze allerdings langsam Brigitte-würdig und verdammt ärgerlich. Und wer z.B. das Folgende vor der Lektüre noch nicht wusste, dem ist ohnehin nicht zu helfen: "Laufend erscheinen auf den Bestsellerlisten neue Diätratgeber, die entweder völlig undurchführbaren Diäten oder Neuauflagen altbekannter Rezepturen das Wort reden." (S. 46, Emma Jan./Feb. 15)
Dafür fällt auf den ersten Blick scheinbar mal wieder die Brigitte Woman mit ihrer Februarausgabe dem Mutterblatt in den Rücken und fordert ihre Leserinnen allen Ernstes schon auf dem Titel auf: "Lasst's euch schmecken!" Mit Aurufezeichen! Im Heft gibt es gar ein mehrere Seiten langes "Plädoyer", endlich zu essen, was man will. Und was kommt dann? Eine ganzseitige Anzeige für die Brigitte Kochbuch-Edition: "Ganz ohne Diät zum Gleichgewicht - gesund bleiben und glücklich essen." Aha. So ist das also. Traut niemandem, liebe Schwestern.
NH
Veto! Ich plädiere für dein Manifest ganz ganz dolle, denn ich halt mich da daran fest und bekomme es richtig mit der Anst zu tun wenn sogar du in dieses Denken verfällst, Hauptsache wieder schlank, dann klappts mit den Männern.
AntwortenLöschenTut es eben nicht, leider!
Auch schlanke Frauen ziehen Idioten an, vielleicht einfach mehrere als wir. Aber das ist auch alles.
Auch schlank wirst du gewissen Männern Angst machen in dem du dir nur schon eine Emma kaufst oder die Brigitte kritisierst ;-)
Dass du dich wieder auf die Männer Welt einlässt und uns da draussen daran teil haben lässt.
Und dabei gerne feststellst dass es nicht nur BBW Fetischisten gibt sondern Männer die starke Frauen lieben mögen.
Uff das war jetzt ein langes Veto.
Lieber Gruss
Susanne
Ja, ich bin da auch nicht unbeleckt. Erst vor kurzem kam wieder dieser ekelhafte Gedanke: Du solltest abnehmen! Ich habe ihm schließlich nachgegeben, - und erst einmal den Hut abgenommen.
AntwortenLöschenDen Gedanken, Du würdest einen "ungesunden Lebensstil" propagieren, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Ich halte eher den ganzen Schlankheitswahn für potentiell ungesund, vor allem im Hinblick auf die Psyche. Gut, ich bin ja auch eins von den Schwergewichten, und gelte deshalb in den einschlägigen Kreisen als befangen.
Ich stimme Dir zu, dass eine nicht unbeträchtliche Zahl meiner Geschlechtskollegen mit der Bezeichnung "Arschlöcher" noch schmeichelhaft umschrieben ist. Und mit jedem weiteren vermeintlichen Misserfolg glaubt man, es gäbe nur solche. Da kann ich an Eides Statt versichern: Es ist NICHT so! Doch ich gebe zu, dass die Suche mühsam und anstrengend ist. Gib nicht auf!
Und abschließend noch, was ich mir und anderen immer wieder predige: "DU bist DU, so wie Du bist. Wenn andere Dich anders haben wollen, haben sie Pech gehabt. Denn DU bleibst nur DU, wenn Du aus Dir heraus lebst. Wage, so zu sein, wie Du bist!" Mancher dieser Gedanken klingt seltsam.
Aber immer, wenn ich darüber nachdenke, festigen sie mich in meiner Haltung: Ich muss mit MIR im Reinen sein. - Meine Umwelt kann mich mal!
Halt durch! Du bist gut, so wie Du bist.
Liebe Grüße vom dicken, verrückten Drachen
@Susanne
AntwortenLöschenIch plädiere auch für mein Manifest!!! : ) Daran wird sich auch nichts mehr ändern. Aber dass der Weg je ganz ohne Hindernisse sein wird - damit rechne ich nicht wirklich. Und was die Männerwelt angeht - die "Jagd" ist ja wie beschrieben weitgehend vorbei. Das Wünschen halt noch nicht.
Liebe Grüße
Nicola
@Drago
AntwortenLöschenDu hast unlängst eine Diät hinter dich gebracht - habe ich das so richtig verstanden? Nun, es ist halt nicht leicht, so alte, übermächtige Programme ein für allemal abzuschütteln. Es ist tägliche Arbeit. Manchmal bin ich persönlich ja einfach schon wütend auf die bloße Tatsache, dass ich überhaupt gezwungen bin, diese Selbstakzeptanz-Arbeit leisten zu müssen...ja, ja - ich bin dieser Tage wirklich keine besonders gute Motivationstrainerin... ; )
Liebe Grüße
Nicola
Hallo Nicola
AntwortenLöschenkann ich sehr gut nachvollziehen.
Dann gibt es die Story also nicht dass auch eine dickere Frau ihren Traumprinzen findet und so gliebt wird wie sie?
Ist schwer die Hoffnung aufzugeben.
Obwohl ich die ähnlichen Erfahrungen beim Online Dating gemacht habe :-((
Lass uns wissen wie es weiter geht.
Ist schön bei dir zu lesen!
Lieber Gruss
Susanne
Weißt du: Die Menschheit besteht zu 90 % aus Arschlöchern. Männlein wie Weiblein. Da eine Perle zu finden, mit dem man sein Leben verbringen kann... es ist das Schwierigste Unterfangen überhaupt. Die meisten Paare passen nicht zusammen und reden sich schön was ein. Oder sind aus Gewohnheit zusammen. Oder bescheissen sich nach Strich und Faden. Es ist leider so. Ich kenne vielleicht eine traumhafte Paar-Geschichte, alle anderen sind, wenn nicht unglücklich, doch zumindest auch nicht wirklich glücklich. Sogar der Helmut hat die Loki betrogen. Wem soll man denn noch vertrauen?
AntwortenLöschenDu hast also die Wahl: Irgendeinen (denn irgendeiner findet sich immer) oder eben so lange allein bleiben, bis das Glück an die Tür klopft. Und die liebevollen Beziehungen, die ich kenne, sind wirklich alle nur durch Glück entstanden.
Das wird schon. Und bis dahin lieber allein und voller Katzenliebe. Es ist zwar einsam. Aber andersherum wäre es auch nicht besser. Glaub mir.
Liebe Grüße,
Annika von themuffintop-less.blogspot.de