Sonntag, 14. Februar 2016

Follow me around 42: Rote Fäden

Ein 25jähriger "Unternehmer" schrieb mir auf finya.de: 
"Für 44 siehst du aber noch verdammt gut aus." 
Ich antwortete ohne zu zögern: "Verpiss dich."

Ich nehme keine Gefangenen mehr.*


*Soll heißen: Meine Geduld ist am Ende, und ich lasse keinen mehr leben, der mir irgendwie dumm kommt. Ein Ergebnis meiner zunehmend rabiaten Grundhaltung ist natürlich, dass ich den Valentinstag wieder allein verbringe. Wie in den ca. letzten 15 Jahren auch. Man würde denken, ich hätte mich inzwischen daran gewöhnt. Habe ich aber nicht nur nicht, es ist bekanntlich in den letzten Jahren obendrein nicht leichter geworden, allein zu sein.

Der Kater hatte unlängst einen besonders schlimmen Allergieschub und muss nun doch auf hypoallergenes Futter umsteigen, weil ich seine tägliche Kortisondosis nicht weiter erhöhen kann, aber er sich sonst nackig kratzt. Er will das neue Essen nicht und gibt mir die Schuld. So wie sonst an schlechtem Wetter. Er meckert und randaliert. Und obwohl ich weder für das Wetter noch seinen Stoffwechsel etwas kann, fühle ich mich dieser Tage selbst in meiner Funktion als Crazy Cat Lady als Versagerin.

Dann steckte vorgestern ein Rundbrief der Familie Band in allen Briefkästen der umliegenden Häuser. Auf dem Grundstück vor all meinen Fenstern wird ab nächster Woche offenbar ein Haus abgerissen. Und dann baut die Familie Band, wer immer diese Leute sind, dort ein Mehrfamilienhaus. Die Fertigstellung soll im Herbst sein. Da gehen der Frühling und der Sommer begleitet von Baulärm also schon einmal den Bach runter. Die Bands freuen sich indessen, uns alle "als neue Nachbarn begrüßen zu dürfen" - so als wären wir neu in der Straße - und nicht sie. Merkwürdige Wortwahl. Sowie vergebliche Liebesmüh. Für mein Verständnis brauchen sie sich auch nicht im Voraus zu bedanken. Denn ich werde es im Ernstfall nicht haben. 

Ich ertrage ja keinen (fortgesetzen) Lärm. Oder Verkehrsbehinderungen vor meiner Haustür. Darum wohne ich ja auch eigentlich hier und nicht woanders. Außerdem bin ich grundsätzlich in einer veritablen Scheißstimmung, denn ich hatte bisher ein Scheißjahr. Mein Nachbar, der seit drei Monaten und vorzugsweise vor acht Uhr oder am Wochenende meiner persönlichen Einschätzung nach eher orientierungslos an seiner Wohnung herum renoviert, was den restlichen Bewohnern neben Müll und Lärm unter anderem eine Überflutung im Keller und einen Stromausfall im Treppenhaus beschert hat, könnte beim nächsten sonntäglichen Aufjaulen seiner Schleifmaschine derjenige sein, bei dem mir der berühmte Faden reißt. Der Kragen platzt. Das Fass überläuft. Ich rechne jeden Tag damit. Ich weiß nicht, was passieren würde. Aber es wäre wahrscheinlich kein Bild fürs Familienalbum.

Und wenn das alles noch nicht gereicht hätte, um meine Dysthymia im trüben Fluss meines Lebens so richtig unterzugluckern und in ganz neue Tiefen zu befördern, habe ich mich dann dummerweise gestern auch noch durch das Buch "Die Fettlöserin" von  Nicole Jäger gearbeitet, um darüber zu schreiben. Die Lektüre war so unerwartet fürchterlich und frustrierend, und ich war ohnehin so mies drauf, dass ich ungelogen über den letzten Seiten unvermittelt in Tränen ausgebrochen bin. Und während ich im Wohnzimmer auf und ab ging und mal wieder darum rang, nicht an einem Schwall aus Schleim und Rotz zu ersticken (verschleppte Nebenhöhlen- UND Magenschleimhautentzündung), sprang der Kater verärgert an mir hoch und krallte sich in meine Wade...

Meine Besprechung des Buches erscheint hier nun im Laufe des Tages.



NH



4 Kommentare:

  1. Liebe Nicola,
    ich kann deinen Ärger über die dummen Sprüche auf Dating-Portalen nachvollziehen. Ich habe es aufgegeben, weil es mir überhaupt nicht gut tut, wenn mir einer erzählt, er "mag Frauen, an denen was dran ist". (Hab ich mir fast schon gedacht, sonst hätte er mich ja nicht angeschrieben) Oder ich lesen darf: "Dicke blasen besser". *seufz*
    Ich lese in deinem heutigen Post so viel Bitterkeit und erkenne mich darin wieder. Ich hoffe, es ist nur eine Phase, die schnell vorübergeht.
    Ich schicke dir einen ganz lieben Gruß,
    Petra

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  2. Au wei ... Allergiker-Kater, der sich "nackig" kratzt - so einen habe ich auch.

    Und nach fast vier Jahren habe ich immer noch nicht herausgefunden, worauf er reagiert. Noch blöder: Ich habe auch noch immer nicht herausgefunden, worauf er NICHT reagiert.

    Und bei fiesen Schüben hatte er teilweise Handtellergroße, "knusprige" Kahlflächen. Man leidet richtig mit, ich hab auch immer wieder ganz fiese Träume, in denen ich irgendwo etwas scharren und wuseln höre, unter den Couchtisch oder unter das Sofa schaue - und dort etwas entdecke, das in etwa so aussieht wie ... Naja. Kennst Du den Horrorfilm-Klassiker "Die Fliege"?

    Allergietests (teuer) haben mich auch nicht schlauer gemacht, leider.

    Was ich heraus gefunden habe (vielleicht hilft's Deinem kleinen Kerl ja auch):

    - Wenn er einigermaßen "kratzfrei" ist: Das Prednisolon sehr langsam reduzieren. Jede Woche eine Viertel Tablette weniger am Tag.
    - Futter unbedingt getreidefrei.
    - Wenn's nur EINE Eiweißquelle ist, ist es auch weniger problematisch.
    - Nicht sofort "reagieren", wenn er mal eine kleine, blutige Stelle hat.

    Inzwischen sehe ich Anzeichen dafür, dass sich das Ganze so langsam "verwächst". Seit ca. zwei Monaten gebe ich ihm gar kein Prednisolon mehr, obwohl er derzeit sogar "Animonda Carny" bekommt. Ist ein gutes Futter, aber eben nicht nur eine einzige Eiweißquelle.

    Und google mal nach "Ropocat" - qualitativ hochwertig und trotzdem günstig. Beim Edeka gibt's auch ein Futter (100% Huhn, steht ganz dick drauf), das er verträgt.

    Dummerweise hab ich meinen Kater zum "Trockenfutter-Junkie" machen müssen, weil's lange Zeit ohne "Royal Canin Hypoallergenic" einfach nicht machbar gewesen ist. Er verträgt allerdings auch Futter der Marke "Greenwood" und "Porta Feline".

    Das Rumrandalieren wegen "Futter nicht mögen" kenne ich auch - und meiner ist da wirklich rabiat. Er öffnet Küchschubladen, zupft Kabelklemmen aus der Wand, zerwühlt meine Briefablage, kämpft mit Schuhen ... Ja, da hab ich noch Einiges vor mir, weil ich ihm gerne das Sch..ß-Trockenfutter abgewöhnen möchte.

    Wie alt ist Deiner denn?

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  3. @Petra

    Ich wünsche uns beiden sehr viel bessere Zeiten! Mit oder ohne Mann.
    Viele liebe Grüße zurück!
    Nicola

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  4. @Anonym

    Der Kater ist jetzt bald 6 glaube ich. Ganz genau weiß ich es nicht, weil er mir zugelaufen ist.

    Inzwischen hat er übrigens, womöglich durch das hypoallergene Fressen begünstigt, eine Bauchspeicheldrüsenentzündung bekommen - und allerdings auch schon wieder so gut wie überstanden (mit fünf Tabletten am Tag). Das Prednisolon mussten wir zusätzlich absetzen und er kratzt sich auch schon wieder. Aber im Augenblick ist kratzen besser als sterben. Ich sag dir...so habe ich mir mein Mittelalter nicht vorgestellt... ; )

    Danke für die Futtertipps. Ich muss mal sehen, was kommt, wenn die aktuelle Therapie abgeschlossen ist.

    Liebe Grüße an dich und dein Katerchen
    Nicola

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