Mittwoch, 13. Mai 2020

Fettphobie erkennen leicht gemacht



"Es liegt mir fern, mich zu streiten ohne Dir meine Meinung aufzwingen zu wollen." (Aus einem Facebook-Kommentar zum Blogpost "Dick, dumm, faul und hässlich")


Klar, das ist ein Typo, aber wie freudsch können Vertipper bitte sein? Oder die Autokorrektur auf dem Gerät der Verfasserin kann sie schlicht nicht leiden. ; )

Eigentlich diskutiere ich ja nicht. Ich blocke und lösche. Auf dem Blog schalte ich fettphobische Kommentare in der Regel gar nicht erst frei. Und das tue ich, damit meine Leser*innen sich mit dem Scheiß nicht abgeben müssen. Viele von ihnen sind dick, und sie werden nicht ausgerechnet hier am Strand in den Kommentarspalten noch mehr Beleidigung und Missachtung aushalten müssen. Wenn ich also Trollbeiträge zulasse (hier oder auf anderen dazugehörenden Social-Media-Outlets), dann nur in sehr geringer Zahl, exemplarisch und von mir angemessen beantwortet.

Heute nun dachte ich so bei mir, komm ist Corona, hast gerade etwas Zeit, ist ja eigentlich auch schön, wenn jemand einen Kommentar schreibt, versuch mal, milde zu sein, auch wenn dir jetzt schon gar nicht mehr danach ist. 

Denn Fettphobie kann ich quer über den Stadtpark hinweg riechen. Das ist meine Superpower. Außerdem, und das habe ich bestimmt schon einmal erwähnt, unterstelle ich immer vorsorglich böse Absicht. Damit liege ich bei den Trollen meistens richtig und spare Zeit und Nerven. 

Aber um ganz ehrlich zu sein, dachte ich mir diesmal auch, dass aus dem Ganzen womöglich Material für einen guten Blogpost herausspringen könnte.Und siehe da - auf fettphobische Rechthaber*innen ist Verlass - die reagieren und liefern immer. Wenn halt auch immer das Gleiche. In diesem Fall in einem Schwall von laaangen, schnell aufeinander folgenden Kommentaren von ein und derselben beharrlichen Frau, die sich das letzte Wort diesmal am Ende trotzdem nur dadurch sichern konnte, mich zu sperren. 

Wie gesagt: In der Kommunikation mit fettphobischem Publikum läuft es fast immer gleich ab (wenn frau sich darauf einlässt). Wortreiche und gehäufte Einlassungen (die ich im Folgenden um der Erträglichkeit willen gekürzt habe) sind nur das erste Merkmal dafür, dass hier jemand mit hoher emotionaler Investiertheit auf dem Kriegspfad ist - und zwar gegen das Recht anderer auf Gleichbehandlung. 

Zweitens wird wiederholt betont, dass es nicht das Ziel sei, zu beleidigen. Selbst wenn die Beleidigung auf dem Fuße folgt. Auch wird immer gern alle Gute gewünscht, vermutlich, um sich nicht vorwerfen lassen zu müssen, man/frau wäre aggressiv oder auch nur unhöflich gewesen. Durch falsche Höflichkeit versuchen Trolle, das Siegertreppchen gleich von Anfang an zu besetzen. Sie werden dir ins Bein schießen, und wenn du Ihnen dann den Mittelfinger zeigst, hast du in ihrer Welt verloren, weil du nicht höflich geblieben bist.

Inhaltlich beginnt alles immer gern damit, dass frau kurzerhand die Opferrolle an sich reißt:

Frau XY: Das sind aber ganz schön viele Vorurteile Menschen gegenüber, die nicht dick sind.......Das meiste in dem Text sind Vermutungen und Unterstellungen (...) denn nicht alle Menschen halten "Dicke" für dumm, faul und/oder hässlich. Es soll tatsächlich Menschen geben, denen der Charakter wichtiger ist als die Figur.

Ich: Nein, natürlich nicht alle. Aber im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang verbessert das die Situation von Dicken leider nicht wirklich. Und das bilden sich Dicke nicht ein. Um Fettphobie aus nächster Nähe zu betrachten, muss frau weiterhin nichts Anderes tun, als den Fernseher einzustellen oder eine Frauenzeitschrift zu öffnen. Oder - in vielen Fällen - mit ihren Freundinnen Kaffee trinken und ihnen dabei zuhören, wie sie darüber klagen, zu dick zu sein. Dabei bemerken sie oft gar nicht, dass ihnen ja eine dicke Person gegenüber sitzt. Die meinen das dann nicht einmal böse. Die Angst vor dem Fett sitzt nur so verdammt tief.

Ich fand das (für meine Verhältnisse) wirklich diplomatisch. Aber es kam sofort, wie es kommen musste - der Verweis auf die vermeintliche Gefahr für die Gesundheit, also DIE Nahkampfwaffe aller Fat-Shamer*innen. Außerdem setzt augenblicklich die Belehrung der dicken, doofen Frau ein, dass sie an ihrem Unglück ganz allein schuld ist und die Welt einfach nur deshalb falsch versteht, weil sie mit sich selbst eben nicht zufrieden ist.

Frau XY: (...)ich selbst bin normalgewichtig und möchte nicht übergewichtig sein. (...) Das bedeutet jedoch nicht, dass ich erwarte, dass alle so denken wie ich. In meiner Familie und im Bekannten-/Freundeskreis gibt es Menschen die ganz dünn sind und stark Übergewichtige. Wenn das Thema Übergewicht mal zur Sprache kommt (...), dann geht es immer um die Gesundheit oder die körperlichen Einschränkungen, NIE um das Aussehen/Äußere. Mein Gefühl (und meine Erfahrung) ist, dass häufig Negatives in Gesagtes interpretiert wird. Häufig scheinen das Menschen zu sein, die selbst mit sich unzufrieden sind.(...)

Ich: (...) Allein der Gebrauch der Begriffe Normal- und Übergewicht zeigt ja, dass an Dicken offenbar etwas "unnormal" ist. Auch aus der Sicht von jemandem, dem der Körperumfang doch eigentlich egal ist.

An diesem Punkt ist das Repertoire der meisten Fat-Shamer*innen im Prinzip bereits erschöpft. Wenn frau mal von offenen Beleidigungen absieht. Es umfasst tatsächlich nicht viel mehr als das:

1. Das Betonen der eigene Opferrolle - hervorgerufen dadurch, dass sie vermeintlich nicht oder falsch verstanden werden. Denn auch das ist stets die Schuld des Gegenübers.
2. Verharmlosung von Diskriminierung, bzw. die Weigerung anzuerkennen, dass Menschen Erfahrungen mit Diskriminierung haben, die man/frau selbst nicht hat und darum nicht persönlich kennt. (siehe: Thin Privilege)
3. Belehrung von oben herab, dass Dicke es selbst in der Hand haben, wie sie sich fühlen und von der Gesellschaft wahrgenommen werden. Zum einen könnten sie ja abnehmen. Zum anderen könnten Sie auch einfach ihre negative Einstellung ändern, denn dann würde die Welt sie auch besser behandeln. (Hier schwingt immer gern Esoterik mit, bzw. die gute alte Schule des gezielten positiven Denkens, von dem wir mittlerweile alle wissen sollten, dass es nicht nur nicht funktioniert, sondern auch psychisch regelrecht krank machen kann.)
4. Dicksein ist in ihrer Welt auf jeden Fall schlecht für die Gesundheit und das gibt jedem und jeder das Recht, sich in die Angelegenheiten von Dicken einzumischen, um sie vor sich selbst zu schützen.
5. Bezweifeln, dass ein dicker Mensch sich überhaupt, so wie er ist, wohlfühlen kann.
6. Betonen, dass man/frau Dicken ja nicht zu nahe treten will bzw. nichts gegen Dicke hat, ABER...

Ab hier kann frau dann nur noch mit Variationen der immer gleichen Motive rechnen.

Frau XY: Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht....."Normalgewicht".... Allerdings lese ich dort eine Unterstellung heraus.?! (...) Horch doch einmal in dich hinein und sei ehrlich zu dir selbst. Auch in mir siehst du eine Böse, statt es positiv zu sehen. Schade...

Ich: Diskriminierung ist keine Einbildung. Bei dem Thema geht es um etwas mehr als blöde Blicke und unbedachte Bemerkungen. Noch nie darüber nachgedacht? Dann ja vielleicht jetzt.

Frau XY: Neee, da gibt es wichtigere Dinge, über dich gewillt bin nachzudenken.Das Leben ist immer das was jede/r Einzelne daraus macht. Wer es sich unnötig schwer macht (...) muss selbst damit klar kommen. (...) Wer sich liebt (...) wie er/sie ist, wird auch positiv durchs Leben gehen. Die Fehler (...) bei anderen Menschen zu suchen ist einfach. (...) Darüber könntest du vielleicht mal nachdenken, wenn es dir wichtig genug ist. (...)

Ich muss zugeben, jetzt wurde ich langsam doch ein wenig knatschig, obwohl ich mich ja bewusst in den Austausch begeben hatte.

Ich: Oh, du große Göttin. (...) Dass das Leben das ist, was man daraus macht, kannst du ja auch gern mal einem hungernden Kind in der Sahelzone erzählen. Das Leben ist Zufall. Und du hast offenbar Glück gehabt, dass du so locker über Benachteiligung reden kannst. Entweder, weil du keine Erfahrung damit hast, oder nicht darunter leidest, bzw. dahingehend resilienter bist als andere. Aber auch das ist dann Glück.

Frau XY: Nun ja, du bist meinen Argumenten ausgewichen und wirst nun leider unsachlich. Dann fühlst du dich vielleicht ganz wohl in deiner dir selbst auferlegten "Rolle". (...)

Ich: Welche Argumente? Dass Dicke selbst an ihrer Diskriminierung schuld sind? Das ist tatsächlich ganz genau das, was Fettphobiker immer irgendwann sagen. Es ist sozusagen ihre Vereinslosung.

Frau XY: Es liegt mir fern,mich zu streiten ohne Dir meine Meinung aufzwingen zu wollen. In deinem letzten Kommentar interpretierst du meine Kommentare und ich bin sprachlos.(...) Nicht jeder Mensch ist die negativ gesinnt. Mein Eindruck ist, dass du regelrecht danach suchst. (...) Wer sich so akzeptiert wieder/sie ist, ist auch nicht angreifbar. (...)

Ich: Es bringt auch nichts, den gleichen falschen Sermon immer und immer wieder auszuschütten (...). Wie willst du denn z.B. einer Frau mit dunkler Hautfarbe erklären, dass ihre Diskriminierung, die du hoffentlich nicht auch relativieren würdest, mit ihrer Selbstliebe zusammenhängt? Bitte, komm gar nicht erst auf die Idee.

Needless to say - natürlich kam sie auf die Idee. Und so kam es dann auch zu einem bemerkenswerten Finale. Danach nahm sie mir, wie erwähnt, die Möglichkeit, ihr erneut zu antworten. Ich habe unsere Unterhaltung auf Facebook inzwischen gelöscht, damit man sie nicht identifizieren kann. Obwohl ich bei meinen Leser*innen nun wirklich nicht befürchten müsste, dass sie ihr nachstellen. ; )

Nun, vielleicht ist ihr das Aussehen von Menschen auf gönnerhafte Weise wirklich nicht wichtig. Dass Hautfarbe oder Körperumfang keine Rolle spielen dürften, steht außer Frage. Trotzdem hält sie es in ihrem letzten Kommentar für auffällig nötig, das noch einmal zu betonen, so als hätte ich, die doofe Dicke, schon wieder etwas nicht verstanden. Irgendwie kann ich hier ziemlich klar das Echo von "Ich habe ja nichts gegen Dicke (Menschen, die von Diskriminierung betroffen sind), aber..." hören. Es ist schon bemerkenswert, wie konsequent die ungerechte Lebensrealität anderer offenbar ausgeblendet bzw. händewedelnd abgetan werden kann, wenn man/frau selbst nicht betroffen ist.

Frau XY: Diskriminierung ist etwas ganz Schlimmes (...). Eine Frau mit dunkler Hautfarbe hat eine dunkle Hautfarbe.....na und? Der Mensch zählt, der Charakter (...) Und das muss die betroffene Person verstehen. (...) Ich weiß nicht wie alt du bist.....vielleicht fehlt ein wenig Lebenserfahrung (Anmerkung der dicken Dame: Hahaa, ja klar. In meinen Träumen.) Respektlos finde ich, dass du meine Meinung als falsch abstempelst. (...) Allerdings stellst du dich damit auf eine Stufe mit den Menschen, die du hier "anklagst". Du wertest...(...) Habe nun Besseres zu tun und wünsche dir, dass du zumindest über meine (...) Anregung nachdenkst. Vielleicht kannst du dann etwas positiver durchs Leben gehen. (...) Dann wirst du gar nicht mehr so viele "Diskriminierungen" erleben.


Und jetzt ein paar Worte zur Selbstliebe

Nachdem vielen von uns ein Leben lang eingehämmert worden ist, dass sie im falschen Körper unterwegs sind, der der Welt obendrein angeblich lauter Negatives über die Persönlichkeit der Körperinhaberin verrät, ist sie oft ein sehr hart erkämpfter Schatz, wenn frau sie erlangt hat. Ein positives Selbstbild, Selbstakzeptanz oder Selbstliebe puffern und schützen und machen es uns leichter, in in einer fettphobischen Welt unser Leben selbstbewusster, freier und mutiger zu leben - oder an manchen Tagen auch nur zu überleben. 

Darum bin ich tatsächlich davon überzeugt, dass es ein sinnvolles und lohnendes Ziel ist, seine Selbstakzeptanz zu entwickeln und zu stärken. Denn natürlich müssen wir jetzt gerade in der Welt zurechtkommen, in der wir uns augenblicklich befinden. Ich gebe dazu hier ein paar Tipps zum Einstieg. Für die meisten von uns ist Selbstakzeptanz aber auch ein langwieriges Projekt - vermutlich mit einigen Rückschlägen. Davon kann ich in der Tat ein langes Lied singen.

Eine Verpflichtung dazu, sich selbst zu lieben oder zu akzeptieren hat allerdings niemand. Genauso wenig, wie es eine Verpflichtung zum Aktivismus oder zu politischer Mitarbeit gibt. Und was stets klar sein muss, ist, dass wir nicht schuld daran sind, wenn wir uns mit unserem Körper und unserem Selbstbild als Dicke im Krieg befinden. Wir wären nie von allein darauf gekommen, unsere Körper nicht zu mögen, wenn wir es nicht durch die Welt beigebracht bekommen hätten. Wir sind obendrein nicht dafür zuständig, uns mit ausreichend stabiler emotionaler Rüstung auszustatten, nur damit für alle anderen alles so bleiben kann, wie es ist.

Ich verwende den Vergleich immer wieder gern: Sich Selbstakzeptanz zu erarbeiten und zu erhalten ist für Dicke in unserer Gesellschaft wie unter einem Wasserfall schwimmen zu lernen. Die Missachtung, Respektlosigkeit und Diskriminierung durch Gesellschaft, Medien und Politik hören nicht auf, während wir versuchen, einen freundlichen Blick auf uns selbst zu entwickeln. Wir arbeiten also daran, gut zu uns selbst zu sein, während Vorurteile und Verächtlichmachung uns weiterhin auf den Kopf prasseln. Das ist ein ziemlicher Kraftakt.

Selbstakzeptanz entfaltet jedoch keine magische Wirkung im Außen. Schon gar nicht grundlegend im Hinblick auf die Benachteiligung von dicken Menschen. Das tun nur Protest und klar geäußerte Forderungen. Da draußen muss sich etwas ändern. 


NH

Vielleicht braucht ihr ja frischen Lesestoff :) - den gäbe es hier:


7 Kommentare:

  1. Herrlich - auch wenn dir vielleicht nicht zum Lachen war / ist, liebe Nicola.

    Da hatte aber jemand ( die Trollin) die ganz große Enzyklopädie der Allgemeinplätze aufgemacht...der Mensch zählt, der Charakter....das Leben ist immer das, was der/die Einzelne daraus macht....denk mal darüber nach....usw. und sofort.

    Außer dem: "Es liegt mir fern,mich zu streiten ohne Dir meine Meinung aufzwingen zu wollen", ist und wird immer sein mein absolutes Highlight sein: "ich bin sprachlos", um dann unvermindert weiter zu schwadronieren.

    Nun denn, du hast mir eine erbauliche Unterhaltung zur Morgenzeit beschert, mit viel Lachen, ich kann solche Labertaschen und deren besserwisserischen Einlassungen einfach nicht mehr ernst nehmen.

    Es grüßt dich, aus dem Corona-Lager (auch wenn ich derzeit denke, ich bin die Einzige, die sich noch an die Auflagen hält)

    Brigitte aus dem sonnigen, aber kalten Münsterland

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    1. Liebe Brigitte,

      vielen Dank für deine Nachricht. Freut mich, wenn die Trollin uns gut unterhalten hat (mich ja irgendwie auch), denn zu was sind sie sonst da. ; )

      Du bist nicht die Einzige im Corona-Rückzug. Ich ziehe mit und Social Distancing durch bis in den Herbst! Nicht, dass es mir besonder schwer fiele. Ins Museum oder Theater wäre ich in all der Zeit wohl gern mal gegangen, ansonsten ist mein privater Kalender ja eh fast leer.

      Liebe Grüße aus dem Regen im Sachsenwald (für den ich so dankbar bin)
      Nicola

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  2. Schwedenlady hat mich gebeten, ihren Kommentar wegen technischer Schwierigkeiten für sie einzustellen.

    .....

    Die Intention von Frau XY erschließt sich mir nicht. Kommt es ihr auf den Charakter an, erübrigt sich jedweder ihrer Konversationsbeiträge. Anscheinend will sie sich mit ihrem (evtl. hart jeden Tag erkämpften) Normalgewicht gerne im Spiegel der anderen drehen, davor posieren und sich in ihrem eigenen Glanze sonnen. Wir sollen sagen, wie toll sie ist und zugeben, wie nichtig wir im vergleich zur großen Königin XY sind, die ja zweifellos eine von den Besten ist. Wir sollen vor ihr im Staub kriechen. Sie heischt nach Selbstbestätigung.
    Verehrte Frau XY, was hätten's denn gern? Ein Sternchen oder einen Fleiß-Smily? Hier, bitte. * :-).

    Liebe Nicola,
    übrigens fällt mir auf, dass wir Menschen von Format in Coronazeiten gern in Kommentarspalten am Liebsten mit was weiß ich bedacht würden, wir gehören ja zur Risikogruppe. Auch werden wir in Büchern gern mal als dumm, prollig und was weiß ich dargestellt. Dora Heldt, "Sommer. Jetzt!".
    Komischerweise hat niemand was gegen fette Jahre, ein dickes Bankkonto und "dick im Geschäft" sein, ist auch nicht schlecht. K. und ich sind "dicke Freundinnen", im wharsten Sinne des Wortes. Lassen wir uns also nicht unterkriegen und in den Staub treten, schließlich ist alles andere, was dick ist, auch nicht übel.

    Grüßle, S

    https://schwedenlady.myblog.de

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    1. Danke für deinen Kommentar!

      Einen Fleiß-Smily hat sie sich schon verdient. Das tun sie aber fast alle. Fettphobisch aufgestachelte Kommentare und Mails sind oft seitenlang. Das liegt vermutlich daran, dass man/frau so viel Raum dafür braucht, um sich dafür zu rechtfertigen, dass sie eigentlich nicht will, dass andere Menschen es weniger schwer im Leben haben. Das macht sie zu einem schlechten Menschen, bzw sieht halt blöd aus.

      Das haben sie schon irgendwie begriffen. Aber sie können sich/es nicht ändern und müssen darum soviel Staub aufwirbeln, in der Hoffnung,die Sicht auf ihre innere Realität so zu erschweren.

      Stimmt, gegen ein dickes Bankkonto hat niemand etwas. Über diese positive Verwendung des Wortes bin ich noch nie gestolpert. Das gefällt mir abe sehr. : )

      Liebe Grüße
      Nicola

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  3. Liebe Nicola,
    Ich lese deinen Blog schon seit einigen Jahren und auch wenn ich wahrscheinlich etwas jünger bin, kommt mir vieles, was du schreibst, erschreckend bekannt vor...
    Du warst und bist die Erste und Einzige, von der ich mich wirklich verstanden fühle.
    Diese Kommentare mit der "Selbstliebe", haben sich in letzter Zeit extrem gehäuft... ich sehe es so wie du, es kann helfen, mit der Realität um eine_n herum besser klar zu kommen, aber es ist kein Allheilmittel und dieses "magische" Denken ist der größter Schrott überhaupt.
    Ich muss es wissen, ich bin seit Jahren dick (wurde es zu Beginn der Pubertät und bin jetzt 30) und anfangs hatte ich überhaupt keine Probleme mit meinem Selbstwertgefühl... ich fand mich okay. Aber mein Umfeld? Not so much.
    Ich wurde täglich von der geballten Fettfeindlichkeit niedergeschlagen, bis ich von mir selbst auch nichts mehr hielt.
    Und dieselben Leute, die früher damit ankamen, ich müsste ganz unbedingt abnehmen, verlangen jetzt, dass ich mich selbst liebe und WENN ich es sage, wird es mir noch nicht mal geglaubt, denn wenn ich "mich selbst lieben würde, würde ich nicht >>so<< mit meinem Körper umgehen"...(Was auch immer dieses >>so<< heißt, meistens wissen die Leute rein gar nichts über mein Leben).
    Tut mir leid, dass ich das alles so hier reinschreibe, ich bin manchmal einfach so wütend über die Diskriminierung und dass es angeblich ja "einfach" wäre, dem zu entgehen indem ich abnehme, oder "ich muss mich nur mehr lieben und es macht mir nichts mehr aus" oder noch schlimmer "es passiert nicht mehr, wenn ich mich selbst liebe". Das sind so furchtbare Einstellungen...
    Zum Thema "Schuld bei anderen suchen", das scheint ja auch irgendwie DIE neue Todsünde geworden zu sein... Es ist sicher in Ausschließlichkeit fragwürdig, aber sich immer selbst die Schuld an allem zu geben, kann emotional sehr schädlich sein (ich spreche aus jahrelanger Erfahrung mit Psychotherapie... immer den "eigenen Anteil" suchen und die Gesellschaft spielt keine Rolle, es war ermüdend).
    Es tut mir leid, dass ich dass alles hier so abgeladen habe, aber du bist im deutschsprachigen Raum bislang die einzige Person, mit der ich über Dicksein überhaupt reden kann und möchte.

    Alles Liebe, Nika

    PS: Ich weiß nicht, ob dich das freut, aber dein Blog hat mich vor 4 Jahren zu meiner Bachelorarbeit inspiriert (Sie handelte vom Imperativ zur Selbstoptimierung).
    Ich wollte dir das immer schon sagen, aber ich habe mich nie getraut, weil ich ein sehr schüchterner Mensch bin.

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    1. Liebe Nika,

      vielen lieben Dank für deine Nachricht. Ich bin immer so froh, wenn ich von meinen Leser*innen Feedback bekomme, dass mir sagt, dass es sich lohnt, dieses Blog auch weiterhin am Leben zu halten. Eigentlich sollte das hier ja auch ein Ort sein, an dem jede jederzeit abladen kann, was sie so im Alltag mitmacht. Aber ich nehme an, viele trauen sich wirklich nicht.

      "Selbstliebe" ist wohl auf dem besten Wege zum Gebot und quasi zur neuen "Diät" zu werden. Sie eröffnet in der Tat nur wieder die Hatz über die "Selber-schuld-Rennstrecke". Frau sollte bloß nicht wieder in so eine Falle tappen. Meine Therapeutin fragt mich ja jede Woche, was denn gut war. Und wenn alles eher Scheiße war, was frau dagegen tun könne. Ich habe jetzt auf beide Fragen mit "nichts" geantwortet. Und fühlte mich plötzlich viel besser und leichter. : ) Ich glaube, das selbstverantwortliche gedankliche Strampeln, zum dem wir immer ermahnt werden, hin und wieder komplett zu verweigern, könnte wirklich das sein, was eine am Ende befreit...hm...

      Denn für die Beseitigung von Diskriminierung gehören nun einmal eigentlich die verantwortlich gemacht, die diskiminieren.

      Na, auf JEDEN FALL: Dass ich womöglich ein wenig Anstoß gegeben habe für deine Bachelorarbeit - ha, das macht mich natürlich richtig stolz. Vielen Dank, dass du mir das auch geschrieben hast. You made my day. : )

      Lass doch mal wieder von dir hören.

      Liebe Grüße
      Nicola

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