Samstag, 31. Oktober 2015

Was bedeutet Fettakzeptanz für euch?

In Anlehnung an die Internetaktionen Who needs feminism? (I need feminism, because...) / Wer braucht Feminismus? machten sich vor ca. zwei Jahren US-amerikanische Bloggerinnen daran, entsprechende Aussagen zu I need fat acceptance zu sammeln. Wenn ich recht gegoogelt habe, gab es eine solche Umfrage bzw. Aktion auf Deutsch nicht.

Und das hier soll eigentlich auch keine werden. Zumindest habe ich im Augenblick nicht den Plan, eigens eine Website anzulegen. oder so etwas in der Art. Aber interessieren würde es mich als fettaktivistische Bloggerin natürlich sehr, wie relevant das Thema, mit dem wir uns hier am Strand mittlerweile seit ein paar Jahren schwerpunktmäßig beschäftigen, für euch ist.

Darum würde ich mich sehr über Feedback / Kommentare freuen: Ist Fettakzeptanz für euch wichtig und warum (oder eben nicht)?

NH


13 Kommentare:

  1. fettakzeptanz ist für mich auf jeden fall wichtig!
    um mich mit meinem körper gut zu fühlen.
    um mich frei fühlen zu können, insbesondere in bezug auf essen.
    um fettenfeindlicher scheiße etwas entgegensetzen zu können.

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  2. Ich mag das Wort an sich zwar nicht, da es mir zu reduziert ist, ich bin aber klar dafür.
    Wir brauchen Körperakzeptanz, egal wie der Körper aussieht.
    Kein Rassismus hat Bestandsbedarf. KEINER!

    Liebe Grüße
    Stella

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  3. Als dünne Person könnte es mir eigentlich egal sein. Könnte.
    Ist es aber nicht.
    Erstens, weils mir generell auf den Keks geht, wenn Leute für Äußerlichkeiten gemobbt werden, und diese ganze Gängelei von Frauen wegen ihres Aussehens sexistische Kackscheiße ist.
    Zweitens, weil ich einen Trend beobachte, Krankheiten aufs Übergewicht zu schieben. "Diabetes? Du isst zuviel, deswegen bist du dick, und deswegen hast du Diabetes."
    Das ist intellektuelle Faulheit und verschleiert die Tatsache, dass die Nahrungsmittelindustrie (ganz besonders in den USA, aber hier fängt es auch schon an) uns allerhand auftischt, was die Risiken für solche chronischen Krankheiten mit unklarer Ursache steigert. Und dann schiebt man es drauf, dass die Dicken halt zuviel essen.

    Was dringend aufhören muss ist diese geradezu religös anmutende Schuldzuweisung an dicke Menschen.

    Wenn man die Sache mal von der anderen Seite aufdröseln würde, und fragen, warum eigentlich so viele Leute z.B. Diabetes haben, (und davon dick werden, nicht umgekehrt) könnte man zu viel interessanteren Erkenntnissen gelangen.

    Die halt für die Diätindustrie und die Nahrungsmittelindustrie etwas unbequem wären.

    LG

    Rose

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  4. Auch ich finde Fettakzeptanz sehr wichtig.
    Durch die Beschäftigung mit Feminismus bin ich auf das Thema Fettakzeptanz gestossen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, das ich vorher auch eher intolerant war und in den typischen Klischees gedacht habe. Als ich gelesen habe (fetten Bloggerinnen sei dank) dass viele Dicke sich nicht mehr trauen in der Öffentlichkeit zu essen, wie weh diese Blicke und versteckte und nicht versteckte Vorwürfe weh tun, habe ich meine Haltung grundlegend geändert. Es hat meinen Blick erweitert und das Bewusstsein geschaffen, wie gerade auch Fatshaming gerade wieder Frauen betrifft und mit Sexismus Hand in Hand geht. Es geht einfach gar nicht, dass Menschen so leiden müssen, nur weil sie halt dick statt dünn sind.

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  5. Liebe Nicola, ich hab ein Weilchen darüber nachgedacht, bevor ich hier meine Meinung schreiben möchte.
    Was konkret löst Dein Post in mir aus? Was denke ich? Wie denke ich?
    Fettakzeptanz allein - das ist es für mich nicht. Ich weiß, das ist der Inhalt Deines Blogs, das ist das Prinzip Deines Lebens - und dennoch ist es das allein für mich nicht.
    Mir ist zu wenig, dass man allein die Hülle eines Menschen akzeptiert.
    Ich bin immer wieder entsetzt und auch schockiert (je nach Ausmaß) über den Umgang der sogenannten "normalen" Menschen mit all denen, die ihrer Meinung nach nicht einer (fragwürdigen) Norm entsprechen.
    Für mich bist Du eine Persönlichkeit, ein Mensch mit Herz und Verstand - und warum wird von der Gesellschaft immer wieder stigmatisiert, wie viel Körperhülle ein Mensch mit sich trägt?
    Wobei ich das sicherlich auch relativieren möchte oder muss: Ein Mensch mit 200 oder mehr Kilo Hülle - das ist nicht gesund für den Körper, für seine Gelenke, für das gesamte Skelett, für sein Herz, seine Leber, sein Blut. Da muss man sich auch nichts vormachen. Menschen, die mit Lastenfahrzeugen aus ihren Wohnungen geholt werden müssen - das ist so entwürdigend für diesen Menschen selbst, aber welche Alternative bleibt, wenn es diesem Menschen schlecht geht und er einer ärztlichen Betreuung bedarf?
    Wo ist die Grenze der Akzeptanz, wo beginnt es, für den eigenen Körper zu sorgen, wo beginnt die Achtsamkeit?
    Nein, ich bin nicht der Auffassung, dass ein Mensch mit mehr Hülle nur disziplinlos ist, nur zuviel (Falsches) isst oder trinkt etc. Es macht aber für mich auch keinen Unterschied, warum ein Mensch jetzt mehr mit sich rumträgt. Rainer Calmund z. B. finde ich wahnsinnig sympathisch; wenn ich einen Abend freie Wahl hätte, würde ich mit diesem ausgehen wollen - und schauen wollen, ob das, was ich von ihm als MENSCH denke, auch tatsächlich so ist.
    Fettakzeptanz also ist mir deshalb zu wenig, weil es, wie hier schon jemand anderes sagte, einen Menschen reduziert auf sein Äußeres. Und das vertrage ich nicht. Egal ob dünn, dick, krumme Nase, wenig Haare etc. Es kommt auch nicht von ungefähr, dass Menschen, die glauben, mit einer Schönheits-OP all ihre Probleme lösen zu können, anschließend trotzdem nicht glücklicher sind.
    Mir wäre wichtig, dass man einen Menschen respektiert für das, was er ist, wie er ist. Dass man den Menschen mit Toleranz begegnet. Dass man sie sein lässt wie sie sind - und es ist trotzdem OK! Das gilt natürlich nicht für Menschen, die anderen Leid zufügen, in welcher Form auch immer - aber das ist auch wieder ein anderes Thema.
    Für mich bist Du eine stolze, schöne Frau, Nicola, ich habe bisher Fotos von Dir gesehen, die stilvoll und geschmackvoll sind.
    Weißt Du, was ich denke, wenn ich einen Menschen mit mehr Hülle Pommes oder einen Kuchen mit Schlagsahne essen sehe? "Vielleicht belohnt er/ sie sich gerade für etwas?" Vielleicht belohnt er/ sie sich ja gerade dafür, dass er/ sie von 180 auf 150 Kilo gekommen ist?
    Es gibt so viele niveau-, stillose Menschen - ganz unabhängig davon, wie schlank oder dick sie sind. Dann empfinde ich "Fremdshaming" - bei dünnen wie bei dicken Menschen.

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  6. Ich zitiere und unterstreiche von oben:
    "Was dringend aufhören muss, ist diese geradezu religiös anmutende Schuldzuweisung an dicke Menschen." Und möchte ergänzen: Dieser religiös anmutende die Ernährung betreffende Fanatismus.
    Ich habe durch das Lesen Fett-akzeptierender Blogs einen liebevolleren Blick auf mich und auf andere dicke Menschen bekommen und bin mir meiner Vorurteile und Schuldgefühle bewusst geworden - dafür bedanke ich mich. Auch Dein Blog hat dabei eine wichtige Rolle gespielt. Und da es ein andauernder Prozess ist, dass ich mir die "Mainstream-Brille" nicht wieder aufsetze (-n lasse), ist es wichtig, dass Ihr weiter macht, dass wir weiter machen und Gegenbilder zu den Lügen und Stereotypien über Dicke zeigen und leben.
    Juliane

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  7. Tja, was bedeutet Akzeptanz überhaupt? Sie ist elementar. Akzeptiert zu werden wie man ist, ist ein elementares Bedürfnis. Niemand hat das Recht, jemanden abzuwerten, weil er "optisch aus der Rolle fällt".
    Aber: wir werten dennoch, ganz automatisch taxieren wir einander. Besonders Frauen untereinander. Vergleichen. Sich über eben dieses ärgern. Und es automatisch wieder tun.

    Was ich tue? Ich akzeptiere das Fett von Anderen. Und ich wünsche mir Akzeptanz von anderen ebenso.
    Ich selbst akzeptiere mein Fett aber nicht. Sad but true.

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  8. @Alle

    Vielen Dank für Euer Feedback zu meiner kleinen Umfrage! Eure Antworten sind für mich ausgesprochen erhellend und spannend; ich werde sie in zukünftige Arbeit einbinden und ich weiß es sehr zu schätzen, dass ihr euch die Zeit genommen und die Mühe gemacht habt.

    Bis hierhin bleibt es aber ganz offensichtlich auch bei der wenig überraschenden Tatsache: Das Interesse am Thema ist und bleibt denkbar gering. Zumindest hier. Seufz.

    Liebe Grüße
    Nicola

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  9. fettakzeptanz ist mir deshalb sehr wichtig, weil ich als feministin für einen selbstbestimmten Umgang einsetze. die norm ist da problem und nicht die form eines körpers. riot don't diet!!! es kann nicht sein, dass uns die gesellschaft die norm vorschreibt. mensch kann sich und vor allem frau* kann sich nicht leisten in dieser gesellschaft dick zu sein...ansonsten wird mensch nicht als leistungsträger*in dieser neoliberal denkenden gesellschaft anerkannt und ist somit in den unterschiedlichsten bereichen (arbeitsmarkt, beziehung, gesundheitssystem, schule, öffentlichkeit usw.) von diskriminierung betroffen.

    viele grüße
    sandra (fetter widerstand)

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  10. Ich habe nach wie vor ein Problem damit, mein Fett zu akzeptieren.

    Ich kann es bei anderen Frauen tolerieren und habe kein Problem damit, sie zu SEHEN, ohne dabei die üblichen Sprüche abzusondern (eben weil ich weiß, wie es ist, wenn man sich anders bewegt und fühlt) - aber ich selbst wäre nach wie vor gern etwas dünner/schlanker/more low-fat als jetzt.

    Darum bin ich dauernd in einem Dilemma: ich gönne jeder Frau ihr Fett, aber mir selbst nicht unbedingt.

    Weißischmein?

    Viele Grüße von der Bunten

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  11. Ich HABE nachgedacht, und das ist (fürs erste) dabei herausgekommen.

    http://esssen-3.blogspot.de/2015/11/f-wie-fat-acceptance.html

    Viele Grüße und schönes Wochenende
    von der Bunten

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  12. Erstmal vielen Danke für den Denkanstoß! Ich selber habe ein Problem mit meiner Selbstwahrnehmung, war mal übergewichtig und bin nun weit entfernt davon wegen einer Essstörung.Ich denke es muss einfach wieder das allgemeine Bild von Schönheit verändert werden und eine "Fettaktzeptanz" wie es hier genannt wird, herrschen. Ich glaube dass dieser Druck, in der Gesellschaft als "schön" zu gelten, durchaus zu meiner Erkrankung bei getragen hat. Schönheit darf nicht mehr mit schlank assoziiert werden!
    Bei anderen Frauen ist mir die Figur total egal, ich kenne so viele wunderschöne, dicke Frauen die ich um ihre Schönheit beneide!

    Irgendwie macht mich dieses Thema fast schon wütend, weil es sich für mich anfühlt, als hat es mich so stark ins Negative geprägt.

    Schönheit und Charakter sind nicht Figur-abhängig!!

    Danke, es tat gut sich das mal von der Seele zu schreiben!

    Alles Liebe, Kathi :)

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  13. hallo,
    schon länger überlege ich mich hier zu äußern. weil fettakzeptanz super wichtig für mich ist. & als ich dachte, jetzt habe ich die worte dafür, habe ich die kommentare gelesen & da war dieser eine, der mit dem bild des 150kg schweren menschen, der sahnekuchen oder pommes isst endet. & dieser komentar hat mich so wütend gemacht & ich konnte dann nichts mehr schreiben.
    jetzt will ich das endlich machen, auch wenn ich mir jetzt vorher nichts dazu überlegt habe.
    mein leben lang war mein dick-sein ein großes thema für mich. mobbing in der schule, diäten, selbsthass.
    & dann, vor einigen jahren kam der feminismus in mein leben. *yay* oder besser: die feminismen. u.a. fat feminism. & das blieb dann nicht nur theoretisch, ich konnte das total gut auf mich, mein selbstbild, meinen körper anwenden. heute bin ich so dick wie vorher nie & finde mich so schön wie vorher nie. kann sein dass ich noch dicker werde, kann sein, dass ich mal abnehme, ehrlich: es ist mir egal. ich fühle mich wohl so wie ich bin & finde mich schön so. ein zitat aus dem lied utopie von mir:
    "ich selbst bin dick & find mich wunderschön,
    & das wird nicht gern gesehen,
    man weiß doch was ich wollen muss:
    das ist abnehmen."
    ich bin ganz bei sandra und ihrem kommentar.
    lasst uns blöde normen zerschlagen & eine bessere welt für alle bauen
    feministische grüße
    lisa*

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