In der Februar-Ausgabe des Journal of Health Psychology wird eine Studie veröffentlicht*, die von WissenschaftlerInnen** der Western New England University und der University of Connecticut durchgeführt wurde um festzustellen, wie viel Stigmatisierung dicke Frauen aufgrund ihres Dickseins im Alltag regelmäßig erleben.
Anders als vorangegangene Studien mit ähnlicher Zielsetzung wurden dicke Frauen diesmal nicht nur über ihre Erfahrungen in der Vergangenheit befragt, sondern gebeten, ein Tagebuch darüber zu führen, wie oft sie sich im Verlauf von einer Woche wegen ihres Gewichtes stigmatisiert fühlten. Die Stigmatisierung von Dicken kann im Alltag viele Formen annehmen: Persönliche Beleidigung und Herabsetzung, physische Barrieren (ich berichtete), schlechtere Chancen bei der Jobsuche, etc. Der Einfluss der zumeist negativen Darstellung von Dicken in den Medien und das tägliche Bombardement mit dünnen Schönheitsstandards wurden in der vorliegenden Studie mithin gar nicht erst berücksichtigt.
Die 50 Teilnehmerinnen der Studie waren im Schnitt 38 Jahre alt und hatten einen BMI von 42,5. 40% von ihnen hatten Ehemänner, ein Drittel hatte eine akademische Ausbildung und 90% waren weiß. Sie erhielten eine umfangreiche Liste mit stigmatisierenden Beispielsituationen und sollten jeden Abend notieren, welche davon ihnen am Tag persönlich widerfahren waren.
Das Ergebnis war sehr viel gravierender, als das wissenschaftliche Team im Hinblick auf die Resultate vorheriger Studien erwartet hätte: In der einen Woche registrierten die dicken Frauen 1077 stigmatisierende Vorfälle. Damit hatte jede Frau im Durchschnitt pro Tag drei Begebenheiten notiert. 84% von ihnen hatten sich mit einer zu engen Welt, also physischen Barrieren wie z.B. Stühlen in Restaurants herumgeschlagen, 74% hatten sich dumme Bemerkungen oder Beleidigungen gefallen lassen müssen (in der Mehrzahl von Bekannten und Familienmitgliedern), 72% waren unangenehm angestarrt worden, aber dafür gaben "nur" 12% an, wegen ihres Dickseins körperlich attackiert worden zu sein (!?!WTF!?!). Je höher der BMI einer Frau, desto gefährdeter war sie, Stigmatisierung zu erleben. Das galt auch für Frauen mit höherem Alter oder mit einer weniger qualifizierten Ausbildung.
Was die AutorInnen der Studie weiterhin untersuchten und herausfanden, bestätigt das, was schon länger als wissenschaftlich gesichert gilt. Der Stress der ständigen Stigmatisierung und Herabsetzung macht Dicke nicht nur nicht dünner, er macht sie kränker. Nicht nur körperlich sondern vor allem und, wenig überraschend, auch psychisch.
Tatsächlich ist eine Schlussfolgerung der Studie, dass Fat-Shaming in all seinen Formen bei den Betroffenen zu einem erhöhten Risiko führt, an Depressionen und Essstörungen zu erkranken. Auch führt Stigmatisierung mitunter dazu, dass Betroffene ihren verhassten Körper in der Tat vernachlässigen und z.B. bei echten Erkrankungen nicht mehr zum Arzt gehen. Darüber hinaus senkt Fat-Shaming deutlich die Freude an/den Mut zu sportlicher Betätigung, und die ist, anders als Abnehmen, vermutlich schon von gesundheitlichem Nutzen.
Stigmatisiert? Ich?
Ich habe ja immer wieder mal gesagt, dass ich mit offener Feindseligkeit was mein Dicksein angeht, eher wenig Erfahrung habe. Das soll nicht heißen, dass ich gar keine Erlebnisse gehabt hätte und diese mir auch heute noch nachhängen. Aber Menschen haben mich nur sehr selten auf freier Wildbahn beleidigt, und wenn sie starren, ist es mir ehrlich nicht bewusst. Wobei ich eigentlich glaube, dass ich es wahrnehmen würde, wenn es so wäre.
Die Hauptaggressoren waren bei mir, wie bei den dicken Frauen der Studie, meine Familie. Meine Eltern, um genau zu sein. Die Liste der täglichen Verletzungen die ich im Verlauf meiner Kindheit und bis ins hohe Erwachsenenalter (meine Mutter starb, als ich 38 war) ausgehalten habe, würde gefühlt einmal um den Erdball reichen.
Heutzutage sind es eher (mehr oder weniger) unbedachte Äußerungen von anderen über ihre Körper, die sie zu dick finden, oder über die Schwierigkeit im Allgemeinen, nicht "zu dick" zu werden, die mir regelmäßig begegnen. Manchmal frage ich mich, ob ich bei solchen Gesprächen gar nicht oder nur nicht als dick gesehen/wahrgenommen werde. Vermutlich hat sich das abfällige Geplapper über den Kampf gegen das Fett so in unsere DNA gefressen, dass es den Mund überall und in jeder Gesellschaft so unreflektiert verlässt wie Spucketröpfchen. In jedem anderen Fall würde es uns wahrscheinlich auffallen, dass wir das Gegenüber gerade so richtig fies überrollen. Wer würde einer Frau im roten Kleid auf einer Party gegenüber stehen und völlig arglos einen langen Vortrag darüber halten, was für eine schreckliche Farbe Rot ist?
Und natürlich ist der sicherste Weg, regelmäßig die aufschlussreiche Erfahrung anonymen Fat-Shamings zu machen, ein Blog für Fettakzeptanz zu betreiben. Oder sich bei einem Online-Dating-Portal anzumelden.
NH
* Erstveröffentlichung war bereits 2014.
**Jason Seacat et. al.
Anders als vorangegangene Studien mit ähnlicher Zielsetzung wurden dicke Frauen diesmal nicht nur über ihre Erfahrungen in der Vergangenheit befragt, sondern gebeten, ein Tagebuch darüber zu führen, wie oft sie sich im Verlauf von einer Woche wegen ihres Gewichtes stigmatisiert fühlten. Die Stigmatisierung von Dicken kann im Alltag viele Formen annehmen: Persönliche Beleidigung und Herabsetzung, physische Barrieren (ich berichtete), schlechtere Chancen bei der Jobsuche, etc. Der Einfluss der zumeist negativen Darstellung von Dicken in den Medien und das tägliche Bombardement mit dünnen Schönheitsstandards wurden in der vorliegenden Studie mithin gar nicht erst berücksichtigt.
Die 50 Teilnehmerinnen der Studie waren im Schnitt 38 Jahre alt und hatten einen BMI von 42,5. 40% von ihnen hatten Ehemänner, ein Drittel hatte eine akademische Ausbildung und 90% waren weiß. Sie erhielten eine umfangreiche Liste mit stigmatisierenden Beispielsituationen und sollten jeden Abend notieren, welche davon ihnen am Tag persönlich widerfahren waren.
Das Ergebnis war sehr viel gravierender, als das wissenschaftliche Team im Hinblick auf die Resultate vorheriger Studien erwartet hätte: In der einen Woche registrierten die dicken Frauen 1077 stigmatisierende Vorfälle. Damit hatte jede Frau im Durchschnitt pro Tag drei Begebenheiten notiert. 84% von ihnen hatten sich mit einer zu engen Welt, also physischen Barrieren wie z.B. Stühlen in Restaurants herumgeschlagen, 74% hatten sich dumme Bemerkungen oder Beleidigungen gefallen lassen müssen (in der Mehrzahl von Bekannten und Familienmitgliedern), 72% waren unangenehm angestarrt worden, aber dafür gaben "nur" 12% an, wegen ihres Dickseins körperlich attackiert worden zu sein (!?!WTF!?!). Je höher der BMI einer Frau, desto gefährdeter war sie, Stigmatisierung zu erleben. Das galt auch für Frauen mit höherem Alter oder mit einer weniger qualifizierten Ausbildung.
Was die AutorInnen der Studie weiterhin untersuchten und herausfanden, bestätigt das, was schon länger als wissenschaftlich gesichert gilt. Der Stress der ständigen Stigmatisierung und Herabsetzung macht Dicke nicht nur nicht dünner, er macht sie kränker. Nicht nur körperlich sondern vor allem und, wenig überraschend, auch psychisch.
Tatsächlich ist eine Schlussfolgerung der Studie, dass Fat-Shaming in all seinen Formen bei den Betroffenen zu einem erhöhten Risiko führt, an Depressionen und Essstörungen zu erkranken. Auch führt Stigmatisierung mitunter dazu, dass Betroffene ihren verhassten Körper in der Tat vernachlässigen und z.B. bei echten Erkrankungen nicht mehr zum Arzt gehen. Darüber hinaus senkt Fat-Shaming deutlich die Freude an/den Mut zu sportlicher Betätigung, und die ist, anders als Abnehmen, vermutlich schon von gesundheitlichem Nutzen.
Stigmatisiert? Ich?
Ich habe ja immer wieder mal gesagt, dass ich mit offener Feindseligkeit was mein Dicksein angeht, eher wenig Erfahrung habe. Das soll nicht heißen, dass ich gar keine Erlebnisse gehabt hätte und diese mir auch heute noch nachhängen. Aber Menschen haben mich nur sehr selten auf freier Wildbahn beleidigt, und wenn sie starren, ist es mir ehrlich nicht bewusst. Wobei ich eigentlich glaube, dass ich es wahrnehmen würde, wenn es so wäre.
Die Hauptaggressoren waren bei mir, wie bei den dicken Frauen der Studie, meine Familie. Meine Eltern, um genau zu sein. Die Liste der täglichen Verletzungen die ich im Verlauf meiner Kindheit und bis ins hohe Erwachsenenalter (meine Mutter starb, als ich 38 war) ausgehalten habe, würde gefühlt einmal um den Erdball reichen.
Heutzutage sind es eher (mehr oder weniger) unbedachte Äußerungen von anderen über ihre Körper, die sie zu dick finden, oder über die Schwierigkeit im Allgemeinen, nicht "zu dick" zu werden, die mir regelmäßig begegnen. Manchmal frage ich mich, ob ich bei solchen Gesprächen gar nicht oder nur nicht als dick gesehen/wahrgenommen werde. Vermutlich hat sich das abfällige Geplapper über den Kampf gegen das Fett so in unsere DNA gefressen, dass es den Mund überall und in jeder Gesellschaft so unreflektiert verlässt wie Spucketröpfchen. In jedem anderen Fall würde es uns wahrscheinlich auffallen, dass wir das Gegenüber gerade so richtig fies überrollen. Wer würde einer Frau im roten Kleid auf einer Party gegenüber stehen und völlig arglos einen langen Vortrag darüber halten, was für eine schreckliche Farbe Rot ist?
Und natürlich ist der sicherste Weg, regelmäßig die aufschlussreiche Erfahrung anonymen Fat-Shamings zu machen, ein Blog für Fettakzeptanz zu betreiben. Oder sich bei einem Online-Dating-Portal anzumelden.
NH
* Erstveröffentlichung war bereits 2014.
**Jason Seacat et. al.
Ich glaube, dass offenes Angreifen oder hörbare Bemerkungen immer noch als äußerst schlechtes Benehmen gelten, und dass sowas deshalb nicht oft vorkommt. Starren ist genau so übel, man kann es als Angestarrte jedoch leichter ignorieren. Die Bemerkungen hinter dem Rücken der Menschen, die nicht in gängige Vorstellungen passen oder auf andere Weise auffallen, sind vermutlich ebenso bösartig, wie man sich das vorstellen kann. Übel sind internalisierte Bemerkungen von Leuten, die qua Verwandtschaft oder Erziehungsberechtigung der Meinung sind, sie dürften gängige Höflichkeit außer Acht lassen oder täten uns einen pädagogischen Gefallen... Bei mir hat das mal dazu geführt, eine Phase starken Abnehmens zu begrüßen als willkommenes Ereignis... Nach rasantem Verlust von über 40 kilo in wenigen Wochen lag ich dann im Koma. Mit einem spät eingesetzten Diabetes. Bei Einlieferung ins Krankenhaus war ich fast tot. Und das nur, weil ich fast deliriös glücklich war über die Kleidergröße 38, anstatt besorgt über die Symptome. An dieser Stelle sag ich sonst gern, dass es ein Typ 1-Diabetes ist, damit mir nicht jemand vorwirft, ich hàtte ihn mir angefressen. Das tun die Leute nämlich, ziemlich hämisch und als Gesundheitstipp verkleidet...
AntwortenLöschenHallo Nicola,
AntwortenLöschengeht es jemand anderen etwas an, wie dick ich bin? Keiner hat für mein Essen bezahlen müssen.
Die übelsten Übergriffe sind bei mir auch von der eigenen Verwandtschaft gekommen. Ich bin denen irgendwann sehr direkt begegnet, habe sie aug eigene Gewichtsprobleme angesprochen, auf Neidgefühle mir gegenüber, dass sie wohl meinten sich auf meine Kosten besser zu fühlen etc. ich war sehr sehr sehr sehr verständnisvoll deren Problemen gegenüber (eigentlich höchst aggressiv) und diese paar Menschen haben vor kurzer Zeit wirklich aufgehört mich mit ihrer Gewichtsproblematik zu verfolgen.
Eine frühere Freundin meinte mal zu mir, als ich einen neuen Job suchte, dass man aufgrund meines Gewichts sehen würde, dass bei mir einiges nicht stimmt.
Und weil ich in der Arbeit immer mit dem Lift fahre, wurde ich doch glatt angemotzt, dass es für mich gesünder wäre, Treppen zu steigen, mittlerweile beschränken sich die Kolleginnen darauf mich aufmerksam anzusehen, wenn ich aus dem Lift trete. Schlimm, schlimm.
Und auch wenn ich einige Kilos verloren habe, will ich nicht von diesen Menschen auf meinen Gewichtsverlust angesprochen werden, oder dafür sogar gelobt werden.
Ich bin vor einigen Tagen beim essen auch wieder auf mein Gewicht angesprochen worden. Sage ich, wenn mir der Salat zu kalt ist, würde ich bei der vollen Schüssel verhungern. Meint einer, da bräuchte ich wohl keine Angst haben zu verhungern. Ich: "Was glaubst du wie schnell das gehen kann." Mein Mann meint, dieser Spruch hat für den gereicht um ihm das Maul zu stopfen. Tja.
Na , jedenfalls hat mich dein Artikel sehr bewegt.
Ich wünsche dir einen guten Wochenstart,
Barbara
Ich gebe anderen Menschen nicht ungefragt Kommentare über ihren Körper (höchstens mal ehrliche Komplimente). Umgekehrt stören mich Kommentare über mich absolut nicht.
AntwortenLöschenDie Welt ist für mich auch oft zu klein: Mit fast zwei Metern (199,7) stoße ich mir regelmäßig Kopf oder Knie, Hotelbetten und Hosen sind viel zu kurz, etc.
Dazu habe ich aktuell einen flauschigen BMI von knapp 34. YEAH!! Economy-Flugzeugsitze? Don't get me started... Und wenn dann, wie letzten Sommer, der Plastikgartenstuhl beim Probesitzen unter mir kollabiert - so what?
Nachdem ich letztens seit fast einem Jahr mal wieder im Fitnessstudio war, begrüßte mich der Trainer meines Lieblingskurses grinsend mit "Alter, bist Du fett geworden!" - worauf ich nur antwortete: "Junge, deswegen bin ich doch wieder hier!" Beide gelacht, alles gut.
Als Kind fand ich Pferderennen absolut faszinierend - schon damals wissend, dass ich niemals Jockey werden könnte. Ist halt so! Ich war nie klein, ich war nie schlank - ich habe aber auch nie verlangt, dass die Welt sich an mich anpasst.
Was ich z.B. am obigen Text nicht verstehe: Wenn andere, relativ weniger dicke Menschen sich selbst zu dick finden, wieso wird das dann automatisch als Angriff auf eine eventuell daneben stehende, relativ dickere Person verstanden? So egozentriert könnte ich gar nicht sein, dass ich das direkt auf mich beziehe.
Aber ich habe auch für mich selbst schon als Kind beschlossen, die Verantwortung für mein eigenes Leben zu übernehmen, statt aus der vermeintlichen Opferrolle "Diskriminierung!!1!!!11!" zu brüllen... ;-)
Beste Grüße
Tim
@Lily
AntwortenLöschenWow, das ist eine ganz schön dramatische Geschichte. Der Göttin sei Dank ist es gut gegangen. Sehr viele Menschen würden erhebliche Gesundheitsrisiken auf sich nehmen (und tun es auch), um endlich den Körper ihrer Träume zu erhalten. Hab ich auch schon, und bin öffentlich ohnmächtig geworden.
Liebe Grüße
Nicola
@Barbara
AntwortenLöschenNein, es geht niemanden etwas an, wie dick jemand ist. Gut, dass du dich wehrst gegen diese permanente Übergriffigkeiten und die Unverschämtheiten, die sich Leute rausnehmen. Vielleicht ist es ja doch dem einen oder anderen am Ende peinlich und sie lernen doch noch was.
Liebe Grüße
Nicola
@Tim
AntwortenLöschenHerzlichen Glückwunsch zu dem Mut und der inneren Stärke, mit denen du dein Leben so beherzt selbst in die Hand genommen und es geschafft hast, die Einschränkungen, die dir außen begegnen quasi Kraft deines Geistes zu transzendieren. Und nicht einmal deinen Humor hast du dabei verloren! Ein solches Bouquet an Fähigkeiten ist natürlich nicht jedem gegeben.
Mit den allerallerallerbesten Grüßen (auch an die Trollmutti und den Trollvati)
Nicola
Ach Nicci,
AntwortenLöschenwer also eine andere Meinung vertritt und vielleicht mal absichtlich etwas provokant formuliert, ist also gleich ein Troll? Na denn...
Aber jetzt mal im Ernst: Wieso wird das Beispiel oben automatisch als Angriff gewertet?
Wenn eine Frau zu mir sagt: "Ich stehe total auf blonde, hagere Läufertypen mit blauen Augen" - dann denke ich doch nicht "Mensch, dann muss sie Dich mit deinem dicken Bauch, braunen Augen und schwarzen Haaren ja total abstoßend finden". Warum auch? Das würde doch erst einmal implizieren, dass mich ihre Meinung über mich interessiert.
Und wieso sollte ich aufgrund einer Äußerung über ihre persönlichen Präferenzen (über die sie niemandem(!) Rechenschaft schuldig ist) dann ein genüssliches Bad im Selbstmitleid nehmen? :-)
Letzte Woche vergessen: Zu den Beispielen aus der Studie - "erhielten eine umfangreiche Liste mit stigmatisierenden Beispielsituationen und sollten jeden Abend notieren, welche davon ihnen am Tag persönlich widerfahren waren."
Schon mal auf die Idee gekommen, dass der genannte Diskriminierungskatalog die Ergebnisse automatisch mit einem Bias belegt? Wer sagt denn, dass all die genannten Beispiele von den Teilnehmerinnen überhaupt als Diskriminierung empfunden worden wären, bevor ihnen diese im Katalog als solche benannt wurden?
Abgesehen davon ist "Self-Reporting" in den wenigsten Fällen eine gute Idee. Wenn die Probanden wissen, worum es in der Studie geht (anders kann man den Diskriminierungskatalog nicht deuten), dann werden sich im Zweifel am Abend auch mehr Fälle finden als bei einem Blindversuch. Und plötzlich ist "[d]as Ergebnis [..] sehr viel gravierender" als erwartet.
Aber ich merke schon: An einer ernsthaften Diskussion besteht hier wohl eher wenig Interesse, von daher -
ein schönes Leben noch (völlig ohne Ironie - kommt von Herzen!)
der Timmi
@Tim
AntwortenLöschenJa, da ist schon alles drin, was die Beiträge aus eurem mittelmäßig begabten Debattierclub auch sonst so ausmacht: Die patronisierende Umwandlung meines Namens, der Versuch ganz super wissenschaftlich und aufgeräumt rüberzukommen (sozusagen als mental stabiler Gegenentwurf zur stets keifenden, hysterischen Feministin), mit unsäglichen Smileys versehene Beleidigungen, und nicht zuletzt elende Länge in den Beiträgen, mitunter seitenlanges eifriges „Argumentieren“ und als Krönung die überraschte Beschwerde, dass die andere Seite an einer „ernsthaften Auseinandersetzung“ ja wohl gar nicht interessiert sei.
Dein Beispiel – mit Verlaub, das liegt so weit neben allen Punkten, dass allein das einen schon sprachlos machen könnte. Aber hier noch einmal für alle, die nicht ganz so schnell hinterher gekommen sind: Wenn mir jemand sagt, er finde Brigitte Bardot toll, sagt er damit in der Tat gar nichts über mich. Wenn ich allerdings Brigitte Bardot bin, und mir irgendein Idiot erklärt, dass er Brigitte Bardot für eine grottige Schauspielerin hält, dann finde ich das vermutlich nicht mehr ganz so lustig. Schon gar nicht, wenn mir das täglich passiert.
Dass solche Kommentare wie deine hier veröffentlicht werden, geschieht mithin in der Tat nur exemplarisch. Im Hinblick auf Fettakzeptanz verhalten sich angeblich selbst dicke Kommentatoren wie du zum Anliegen dieses Blogs wie Birgit Kelle zum Feminismus. Warum rät die als Frau wohl anderen Frauen dazu, Sexismus dadurch zu bekämpfen, indem sie sich einfach mal die Bluse zuknöpfen? Naja, weil sie provozieren und verärgern will. Und natürlich um Aufmerksamkeit zu bekommen und sich bei bestimmten Zielgruppen anzubiedern.
Und nun dann doch noch kurz zur Studie: Die Studien, die vorher zum selben Thema gemacht worden und deren Ergebnisse niedriger ausgefallen waren, beruhten natürlich auch auf der persönlichen Befragung Betroffener. Es fragt sich, wie eine Studie über die Erfahrung von Stigmatisierung ohne die Darstellung der Erfahrung durch die Betroffenen auskommen sollte, aber dafür hättest du ganz bestimmt auch lauter supergeniale Ideen.
Die eigentliche Wirkung/Funktion des Katalogs war, dass eben gerade keine persönliche Auslegung oder Interpretation notwendig war, um Vorfälle einzuordnen. Und auch keine emotionale Bewertung durch die Betroffene. Im Fokus der Studie stand nicht, wie sich dicke Frauen dabei fühlen, wenn ihnen jemand eine fettbezogene Beleidigung hinterher ruft (weil ziemlich klar ist, dass den meisten Menschen eine solche Behandlung nicht zusagen dürfte). Die Frage war, ob und wie oft das passiert. Und ob es ihnen passiert, können dicke Frauen (und die meisten anderen Menschen auf dieser Welt) dann vermutlich doch schon noch relativ fehlerfrei erkennen.
Nein, hier gibt es am Ende tatsächlich nichts zu diskutieren. Weil ich über den Geltungsbereich von Menschenrechten nicht diskutiere.
Was ich dir wünsche, ist „better judgement“ (in Ermangelung eines treffenderen deutschen Ausdrucks).
Nicola
Hoh, das nenn' ich retourniert ....! Ein "dickes" Lob (oder Like oder Plus oder Gefällt mir oder was auch immer) von mir.
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