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Dienstag, 20. Dezember 2022

Dürfen Fettaktivist*innen Diät machen?

Offenbar stellt sich diese Frage. Denn es geschieht gar nicht so selten, dass öffentlich sichtbare Vertreter*innen von Fat Acceptance abnehmen. Genaugenommen wirkt es manchmal gar so, als ob der Rückfall in die Diätkultur für viele dicke Ikonen nur eine Frage der Zeit ist. Gabourey Sidibe, Adele, Melissa McCarthy und Rebel Wilson fallen mir als besonders prominente Ex-Dicke spontan ein.

Selbst Tess Holliday hat offenbar abgenommen und der Außenwelt das Ergebnis stolz präsentiert. Als Antwort auf den Backlash, der zu erwarten gewesen war, servierte sie dann eine überstandene Anorexie als Grund. Mein Ton verrät es vermutlich – ich habe da erhebliche Zweifel. So oder so finde ich ihr Vorgehen mächtig schattig.

Gerne passiert die Gewichtsabnahme infolge der Einsetzung eines Magenbandes. Oder mit straffen Diät- und Trainingsprogrammen, für die im wirklich ungünstigsten Fall auch noch gleichzeitig Werbung gemacht wird. Nach eigenen Angaben wird immer aus gesundheitlichen Gründen diätet, nie weil frau doch lieber etwas normschöner sein will. Diese Darstellung ist in den meisten Fällen bestimmt nicht ganz aufrichtig. Und natürlich sind die, die Hoffnung in die Unterstützung und Repräsentanz gesetzt oder sich durch das Vorbild gestärkt gefühlt haben, häufig enttäuscht bis sauer. Zu Recht.

Aber die Antwort lautet: 

Ja, dürfen sie. Fettaktivist*innen dürfen dünn werden. Sie dürfen sich auch kleine Teufelshörnchen in die Stirn implantieren lassen. (Yes, that is a thing.) Es können selbstverständlich alle mit ihren Körpern machen, was immer sie wollen.

Die echte, unterliegende Frage ist natürlich, ob eine Fettaktivistin Diät machen und trotzdem für die Sache eine glaubwürdige Vertreterin sein kann.

Die Antwort ist: 

Nein.

Es ist nicht möglich, das, für dessen Akzeptanz eigentlich gekämpft werden soll, gleichzeitig mehr oder weniger erfolgreich am eigenen Leib zu bekämpfen. Egal, was meine Gründe sind. Ich kann mich, an dem Punkt angekommen, vielleicht noch als Ally (Verbündete) bewerben, aber ich kann auf keinen Fall weiter Vorreiter*in sein. Ich kann auch nicht privat Pelzmäntel tragen und öffentlich als Präsidentin von PETA auftreten. Die akzeptierende Haltung zum Fett ist, wie jede konfliktträchtige gesellschaftliche Baustelle, eine grundsätzliche und ethische Angelegenheit. Sie ist ernst - und auch in der Praxis ziemlich klar umrissen. Sie erfordert auf jeden Fall Konsequenz bis in den privaten Bereich, sonst bleibt sie wirkungslos.

Wenn ich zu dieser Konsequenz nicht mehr in der Lage bin oder keine Lust mehr dazu habe, dann muss ich abtreten, aus dem Club austreten und ehrlich sein. Wenn meine bisherige Karriere womöglich darauf aufgebaut war, als Vorbild und/oder Sprachrohr für die Fettakzeptanz-Community zu wirken, dann sollte diese Karriere beendet sein. Da hilft übrigens auch kein scheinheiliges Umschulen auf milde, sinnlose „Body Positivity“.

Wenn ich mich als öffentlich agierende Fettaktivistin dazu entscheide, mein Gewicht maßgeblich zu verringern, sollte ich das begreifen, umsetzen und vor allem den Anstand aufbringen, bestimmte Dinge bitteschön ganz zu unterlassen:

1. Es ist unredlich und eine vollständige Abkehr vom ehemaligen Grundsatz, wenn sich eine Ex- Fettaktivist*in dazu versteigt, auch noch Werbung für Diäten, Pulver, Pillen, Tees, Trainingsprogramme oder Fitnessclubs zu machen.

2. Zumeist zutiefst subjektives, womöglich selbstzufriedenes und im schlimmsten Falle triggerndes öffentliches Geschwärme über die Gesundheit, die durch die Gewichtsreduktion erheblich verbessert worden sei, ist auf jeden Fall zu unterlassen.

3. Es wäre auch nett, das Publikum mit der Behauptung zu verschonen, es gehe beim Abnehmen nicht ums Abnehmen, sondern um Self Care oder Wellness oder Healing oder was auch immer für einen blumigen Scheiß. Und die Überwindung einer Essstörung gar mit großer Geste als Erklärung und Rechtfertigung aus dem Ärmel zu ziehen, ist respektlos und ekelig.

4. Lauter sorgfältig produzierte aber auch deutlich erschlankte Selfies von sich zu posten, um dann so zu tun, als seien die Komplimente, die in einer von Diät-Kultur geprägten Welt auf jeden Fall kommen, unerwünscht, ist verlogen und rettet auf keinen Fall die eigene Integrität. Vielmehr sind die vorgetäuschte Überraschung und Vehemenz, mit der positive Kommentare zum Diäterfolg mitunter zurückgewiesen werden, geradezu erbärmlich.

5. Sich als ehemals Dicke noch immer basierend auf der Identität einer betroffenen Dicken gegen die Diskriminierung Dicker zu engagieren wird spätestens dann lächerlich, wenn das Gruppenfoto gemacht wird. Ich kann nicht in den Genuss von Thin Privilege kommen und so tun, als habe sich an meiner Position im Kampfgeschehen nichts Grundsätzliches verändert.


HAPPY EVERYTHING und bis zum nächsten Jahr!

 

NH

 

 

Donnerstag, 25. März 2021

Alles muss raus - oder: ein Rant - TEIL 1

"I'm about this close from gettin' in a tower 
and hurtin' some people!"*
(Suzanne Sugarbaker, Designing Women)


Das ist Tippi. 

Benannt nach Tippi Hedren. Tippi ist knapp zehn Monate alt. Seit etwa einem Monat wohnt sie nun 564r44444444444444444444444444444444444444ere (Nachricht von Tippi) bei uns. 

Wie berichtet, sitzt Corbinian seit dem letzten Sommer im Catio. Vorbei die Tage der Freiheit. Vorbei allerdings auch die Tage, an denen ich mich von alten und neuen Nachbarn beschimpfen lassen muss, weil ich mit einer Tüte Dreamies die Straße hinunterlaufe und nach meiner Katze rufe. Es ist unklar, ob diese Menschen mit mir oder tatsächlich mit Katzen ein Problem hatten. Ich kannte keinen von ihnen näher, in einigen Fällen nicht einmal vom Sehen, und hatte zuvor nie auch nur einen ganzen Satz mit ihnen gewechselt. Aber ich traue ihnen und ihrer Impulskontrolle, die schließlich ganz offenkundig gestört ist, auf keinen Fall mehr über den Weg, wenn es um die Sicherheit meines Tieres geht. 

Corbi war über die neue Lage nicht froh. Es war klar, dass er, nun unverständlicherweise inhäusig, Gesellschaft brauchte. Der ursprüngliche Plan war allerdings ein anderer, nämlich eine mittelalte, gemütliche und weibliche Wohnungskatze zu adoptieren, die ungefähr zeitgleich mit Corbi das Zeitliche segnen würde. Aber, wie es mit allem ist - nichts ist jemals einfach. Hilda, zehn Jahre alt und momentan Bewohnerin eines Tierheims in Brandenburg, durfte ich nicht aufnehmen, weil ich zu weit weg wohne. Ja. Whatever. Ich habe mich aufgeregt, das hat niemanden beeindruckt. Und Hilda ist weiterhin ohne eigenes Zuhause. Andere Heime hatten nur Freigänger*innen im Angebot. Aber dann brauchte Tippi wegen eines Umzugs ihrer Familie eine neue Bleibe. Ich sah die Anzeige, ihr Bild und bewarb mich erfolgreich. 

Sie ist jung, schnell, schlau und eher ungemütlich. Und sie plant schon jetzt den Ausbruch aus dem Catio, obwohl sie bisher noch nie Ausgang hatte. Sie will die Welt. Sie atmet sie ein in tiefen Zügen, starrt in die Sonne und hangelt sich am Maschendraht in die Höhe, um das Eichhörnchen zu erwischen. Für mich ist sie eine echte Herausforderung. Und für Corbi ist sie ein ganz neues Leben. Stundenlang wird in der Wohnung nun gespielt, zusammen gerannt und alles verwüstet. Er ist elf und ein Riese neben ihr, aber er versucht, angemessen mitzuhalten.

Da Tippi im Grunde brandneu auf dieser Erde ist, erzähle ich seither jeder, die es hören oder nicht hören will, dass ich nun offenbar noch mindestens zwanzig Jahre leben muss, um sie zu versorgen bzw. zu überleben. Denn als meine und eine Wohnungskatze hat sie natürlich ziemlich gute Aussichten, was ihre Lebenserwartung angeht. Ich rede über diese zwanzig Jahre so viel, weil sie mich in Angst und Schrecken versetzen. Aus verschiedenen Gründen.

Denn seit ihrer Adoption habe ich zum einen eiskalte Sorge, dass ich die zwei Jahrzehnte womöglich nicht mehr schaffe. In zwanzig Jahren bin ich siebzig. Mein Vater war 67, als er mit einem Herzkasper vor der Staatsoper in Hamburg zusammenbrach. Meine Mutter war 66, als sie mir im Universitätskrankenhaus Eppendorf davonstarb. Genetisch bin ich offenbar schon einmal nicht gerade brilliant aufgestellt.

Und dann mal grundsätzlich- WTF? Wie bin ich überhaupt jemals so alt geworden? Wie konnte es mir jemals passieren, näher am Tod als an meiner Geburt zu sein? Wie habe ich so einfach und wie nebenbei meine Lebensmitte überschritten und dabei noch gar nichts begriffen und nichts wirklich erreicht? Meine Bucket List ist meilenlang und ohnehin ist es mir vollkommen schleierhaft, wie ich bitteschön überhaupt in der Lage bin, eine mittelalte Frau zu sein. Zumindest als Kind dachte ich immer, dass frau dafür eine Reihe von Qualifikationen erwerben und Lebensereignisse abarbeiten müsse. Mir war nicht klar, dass es einfach so passiert. Und ich kann in letzter Zeit ohnehin nichts so recht von dem glauben, was ist.

Fettaktivismus my ass.

Und der ganze Müll liegt hier auch schon wieder viel zu lange rum. Ein ganzer Ordner voll mit unerfreulichem Material zu Themen, die ich hier behandeln wollte. Dazu ein Stapel Bücher. Keines davon verspricht eine erbauliche Lektüre; alle sollten tatsächlich nur gelesen werden, weil ich aus irgendwelchen Gründen glaube, dass ich es der Welt schulde, den Schrott auseinanderzudröseln. Dabei macht es nicht den Eindruck, dass irgendetwas, was wirksamem oder auch nur ernstgemeintem Fettaktivismus nahekommt, in Deutschland in den letzten Jahren eine Chance gehabt hätte, einen Zeh in die Tür der Medienlandschaft zu bekommen.

Vor einiger Zeit hat mich eine Freundin gefragt, ob ich ihr ein Buch über Fettakzeptanz auf Deutsch empfehlen könnte. Konnte ich irgendwie nicht. Und kommt mir bloß nicht wieder mit Magda Albrecht

Happy Size macht im Katalog jetzt Reklame für ein Buch, das Tanja Marfo geschrieben hat - über Selbstliebe. Würg. Jetzt kann ich bei Happy Size nix mehr kaufen. So wie ich keine Geflügelwurst von Gutfried mehr kaufen konnte, als Johannes B. Kerner begann, in den Werbespots aufzutreten. Ich erinnere mich ja immer wieder gern an das von ihr geleitete Seminar zum gleichen Thema, bei dem wir zu dritt vor einem Tablet in einem Imbiss saßen (das war der Veranstaltungsort) und die zweite Teilnehmerin in wilde Tränen ausbrach, weil sich ihr dicker Selbsthass just in dieser Situation so richtig Bahn brach. Es ist alles Betrug. Frau Marfo war noch nie an der Selbstliebe anderer interessiert. Alles, was sie je wollte, war irgendwie eine Karriere mit Medien. Als dicke Frau entschied sie sich sodann, den Body-Positivity-Zug für ihre Zwecke kapern. Sie macht aber bekanntlich auch ohne zu zögern Reklame für Diätpulver und Fitnesstrainer, wenn sie glaubt, dass sie das weiterbringt. Und auch das wird sie  schamlos als Selbstfürsorge verkaufen. Noch einmal, an alle, die es noch immer nicht begriffen haben: Ein "Umstyling" hat nichts mit Selbstliebe zu tun. Genau genommen bedeutet es das Gegenteil.

Mein Instagram Feed ist naturgemäß voll mit Accounts, deren Kernthema eigentlich "Body Positivity" ist. Bei den Bildern handelt es sich in letzter Zeit immer seltener um OOTDs o.Ä. und zunehmend um nackte oder in Reizwäsche gekleidete dicke Frauen, die gern auch mal auf diesem Wege Werbung für ihr "OnlyFans-Account" machen. Von mir aus soll selbstverständlich jede, die das will, ins Pornogeschäft einsteigen. Entschuldigt, wenn ich trotzdem nur noch kotzen könnte, wenn mir noch einmal irgendwer weismachen will, dass es ein Fortschritt ist, wenn dicke Frauen in der Pornographie, bei Modelwettbewerben und Misswahlen endlich genauso intensiv zur Objektifizierung von Frauen beitragen "dürfen" wie normattraktive. Wenn ihr mich fragt, ist "Body Positivity", wenn das Konzept überhaupt je etwas wert war, inzwischen totgetrampelt worden. 

Göttin, ich habe das alles so satt. Ach ja, und dann war da auch noch das...

Die wirklich allerletzte Presseschau: The Curvy Magazine

Ich habe eine Ausgabe des Curvy Magazines erworben (die Ausgabe für Sept, Okt, Nov. 2020). Bekanntlich habe ich für Frauenzeitschriften nicht viel übrig. Und ja, ich glaube, dass die Möglichkeit, schöne Kleider zu tragen, nicht den Mittelpunkt fettaktivistischer Arbeit ausmachen kann. Natürlich bin ich mir auch bewusst, dass weite Teile des Publikums das anders sehen, bzw. dass schöne Kleider in großen Größen und dicke Models in Magazinen ihnen reichen würden, weil ihr Ärger über die eigene Diskriminierung sie schlicht noch immer nicht weiter trägt. 

Nun ja, auf jeden Fall ist das Modemagazin für dicke Frauen vollgestopft mit Fat Shaming. Quelle surprise, I know. Die Brigitte könnte hier regelrecht noch etwas lernen. Zwischen den Seiten tut sich auch in diesem Fall wieder genau die Hölle auf, in die alle Beteiligten immer geraten, wenn dicke Frauen, die die Ambivalenz dem eigenen Fett gegenüber niemals überwunden haben (siehe Barbara Schöneberger), einfach so tun als ob, weil sie glauben, dass es sich vermarkten lässt. Was dann oft nicht einmal der Fall ist. 

Auf Seite 11 beginnt Susanne Ackstaller ihren Kommentar "Dick sein als Chance" mit der Überlegung, dass sie "die Vorteile eines dünneren Ü50-Ichs durchaus (sieht)!" Auf ihrem Instagram-Account gab es übrigens zu den Festtagen im letzten Jahr auch eine gute Portion Selbstherabsetzung: "Platze gerade aus meiner Jeans, weiß jetzt, warum es "Plätzchen" heißt."

Etwas weiter im Magazin schickt sich dann die dänische Comedienne Sofie Hagen an, noch etwas mehr am eigenen Klischee-Gefängnis zu zimmern: Fett ist "powerful, schön, weich, belastbar, einfach herrlich". Und ich so: Was, wenn Fett nicht belastbar ist, bzw. die Person, zu der es gehört? Dass Fett nicht einfach sein kann, dass es immerzu noch zusätzlich etwas sein muss, das es rechtfertigt oder aufwertet, macht mich inzwischen so sauer.

Im Vogue-Interview behauptet die Gründerin des Curvy Magazins, Carola Niemann, man müsse "ab Größe 42 genauer, liebevoller mit einem Körper umgehen", denn ab da sind alle Körper "plötzlich unterschiedlich" und das macht die Herstellung von Kleidung über 42 angeblich so kniffelig. Sie hat das Magazin gegründet, um Frauen Vorbilder zu liefern, "die auch nicht perfekt sind, aber toll aussehen..." Auch nicht perfekt. Sie verspritzt weiterhin nichts weiter als Gift. Und bemerkt absolut nichts. 

Damit also keine ihrer Leserinnen jemals auf die Idee kommt, nicht ganz schön scheiße und obendrein nicht zu dumm zu sein, sich morgens etwas anzuziehen, kommt dann ab Seite 70 ihrer Publikation die große "Beratung": "Welches Business-Outfit passt zu deinem Körpertyp". Und ich traute meinen verdammten Augen mal wieder nicht.

Oben schmal, unten breiter: "Locker sitzende Hosen aus weich fließenden Materialien (...) umspielen die Hüften und Oberschenkel und gleichen so deine Proportionen (...) aus. Eine Bluse (...) mit V-Ausschnitt sowie Stiefeletten mit Absatz strecken zusätzlich."

Schmale Taille: "Es gilt, deine Körpermitte zu betonen."

Rundliche Körpermitte: "In dem locker sitzenden Jumpsuit ist alles gut verpackt und durch den lässigen Schnitt trägt auch nichts auf. Mit einem weiten Mantel kannst du deine Körpermitte umspielen."

Oben breiter, unten schmal: "Deine Beine können sich sehen lassen. (...) Obenrum auf Schnickschnack verzichten. (...) der Ausschnitt streckt und lässt deinen Oberkörper schmaler wirken."

Schwer zu glauben, wenn frau nicht dabei war, aber das Motto auf dem Cover lautet tatsächlich "Respekt!". Wie jede Frauenzeitschrift ist auch diese nichts als ein Cocktail aus beschränkten, toxischen Kleinmädchenträumen, fahrlässiger Feigheit und skrupelloser Selbsterhöhung. 

Bitte weitergehen, hier gibt es nichts zu sehen. Schon gar keine Vorbilder.

Fortsetzung folgt.


*Achtung: Schwarzer Humor. 
Ich bin so kurz davor, auf einen Turm zu steigen und ein paar Leuten wehzutun!
Suzanne Sugarbaker ist eine Hauptfigur in einer meiner Lieblingssitcoms. In "Designing Women" parodierte Delta Burke eine ebenso exzentrische wie reaktionäre Südstaatlerin. "Designing Women" war in den 80ern und frühen 90ern zusammen mit dem anderen berühmten Frauen-Ensemble seiner Zeit, "Golden Girls", bekannt und beliebt dafür, die Plattform, die das Fernsehen bot, auch zum Kampf gegen Rassismus, Homophobie und Sexismus zu nutzen. 

Das Zitat bezieht sich auf einen Massenmord im Jahre 1966, als der Ex-Marine Charles Whitman bis unter die Zähne bewaffnet auf den Turm des Hauptgebäudes der Universität von Texas in Austin stieg, von dort aus wahllos in die Menge schoss und 18 Menschen ermordete. Designing Women thematisierte auch das noch immer hochaktuelle Thema Waffenkontrolle mit Suzanne als komplett verantwortungsloser Inhaberin einer Schusswaffe.


NH

Samstag, 7. Oktober 2017

Zwischenmeldung: Ich glaube, ich war im Fernsehen



Und zwar am letzten Mittwoch. Als Teil des RTL-Formats "Die 25" mit Sonja Zietlow lief dort ein kurzes Segment über mich und meine Lieblingsthemen: Fettakzeptanz und Swimming-Pools.

Gesehen habe ich es noch nicht. 

Obwohl mir der Redakteur es natürlich versprochen hatte, hat mich dann selbstverständlich doch keiner vorgewarnt, wann der Sendetermin sein würde. Ich habe nur an der plötzlichen Flut der Nachrichten von Zuschauerinnen und der in die Höhe schnellenden Klickzahlen im Blog gemerkt, dass etwas passiert sein musste. Einer der benutzen Suchbegriffe war doch tatsächlich "Nicola Hinz nackt".

Das obskure Thema der Sendung, "Die 25 unvorstellbarsten Situationen, in denen man nie landen möchte", war mir nur als Arbeitstitel angekündigt worden - und ist dann offenbar doch nicht mehr verändert worden. Es hatte bei mir und ebenso bei allen, mit denen ich im Vorfeld darüber gesprochen habe, für hohe Augenbrauen und gekräuselte Stirnen gesorgt. Dicksein als "unvorstellbare Situation, in der man nie landen will"? Echt jetzt?

Aber ich habe mir gesagt, die Chance, Fettakzeptanz im Fernsehen (und zu guter Sendezeit) mal wieder etwas Raum zu verschaffen, ist wichtiger, als ein bescheuerter Titel. Es wird schon gut gehen. Es wird schon nicht zu platt werden...Hoffen wir das Beste...

Danke für all das positive Feedback! 

Wenn ich den fast ausschließlich positiven Rückmeldungen glauben darf, die ich hinterher persönlich erhalten habe ( und warum auch nicht? : )), dann ist in der Tat auch alles gut gegangen. Ich werde mich morgen, am 8.10. zwischen 13:30 und 15:30 Uhr selbst davon überzeugen können - da wird die verpasste Sendung bei RTL wiederholt. 

NACHTRAG 8.10.2017: 

Doch, ich fand den Beitrag wirklich anständig - buchstäblich. Besser, freundlicher und aussagekräftiger als gedacht/gehofft. Ist alles gut gegangen, und das freut mich sehr. Vielen Dank für eure Nachrichten und Willkommen an all die neuen LeserInnen und Follower. : )


NIH
NH

Sonntag, 14. Februar 2016

Ausgelesen: "Die Fettlöserin" von Nicole Jäger, Rowohlt, 2016

Are you just making this shit up as you go along?*


Nicole Jäger ist eine berühmte dicke Frau. Das verdankt sie maßgeblich der Tatsache, dass sie eine gute Dicke ist. Sie übernimmt nämlich höchstselbst die "Verantwortung für ihr Leben", und tritt in ihrer Eigenschaft als "Fettlöserin" sich selbst und ihren Leserinnen pausenlos in den Hintern, damit sie alle zusammen endlich abnehmen.

Bereits an diesem Punkt wird es ausgesprochen ärgerlich und man fragt sich alle paar Seiten, was um alles in der Welt sich nicht die Autorin, sondern die Lektorin am Ende bloß dabei gedacht hat, so eine Arbeit abzuliefern: Arschhochkriegen, Tod durch Arsch-nicht-Hochgekriegt, weil man seinen Arsch nicht hochbekommt, in den Hintern treten, den Hintern aufreißen, wenn man seinen hübschen Hintern hochbekommt, Arsch hoch, Baby!, meinen schweren Hintern zu bewegen, bekomm deinen schönen Arsch hoch, beweg deinen Hintern, ich ihm notfalls in den Hintern trete, deinen hübschen Hintern vom Sofa schwingst...

Andere Wiederholungen, die es am Ende fast unerträglich machen, sich durch die 286 Seiten, von denen meiner Auffassung nach mindestens die Hälfte hätte gestrichen werden müssen, zu wursteln, sind diese: eklig, scheiße, Selbstbetrug, seien wir doch mal ehrlich, Arschloch, faule Sau, Bullshit. Und das sind nur die, die ich angestrichen habe, weil sie den Ton des Buches maßgeblich prägen. Die Autorin versucht, sich zwischen rotzigem Pausenclown, Diva und Marine Corps General zu positionieren. Dabei macht sie sich als gute Dicke selbst runter, aber auch ihr Publikum gleich mit. Nebenbei jammert sie sehr wohl, während sie sich quasi im selben Atemzug jegliche Jämmerlichkeit verbeten hat.

Und dann auch noch das:

 Nothing tastes as good as skinny feels. (Kate Moss)
(...) nichts auf der Welt schmeckt so gut, wie Lebensqualität sich anfühlt, (...). (Nicole Jäger)

Selbst das abgewandelte und gern auf Pro-Ana-Seiten verwendete Kate-Moss-Zitat kommt gleich zweimal in der "Fettlöserin" vor - auf Seite 176 und 265. Dadurch, dass man etwas pausenlos wiederholt, wird es aber nicht automatisch richtiger. Oder gar wahr. Oder überhaupt sinnvoll.

Die eigentlichen Alleinstellungsmerkmale, die Nicole Jäger im Diätgeschäft zur selbsternannten "faulen Sau" machen, die dieser Tage durch die Medien getrieben wird, sind natürlich zwei Dinge: Sie hat, so die Legende, mal 340 kg gewogen und sich auf die Hälfte runtergehungert. Sie hat sodann, wie so viele Großabnehmerinnen, ihre Diät zur Karriere gemacht und ist nun ein "fetter Abnehmcoach" mit schicker Praxis in Eppendorf und eigenem Bühnenprogramm ("Ich darf das, ich bin selber dick"). Das ist eine echt gute Geschichte, auf die unsere diätbesessene Öffentlichkeit nur gewartet hat. Und während wir von Abnahmerfolgen bis 100 kg mittlerweile schon so oft gehört haben, dass es eigentlich nicht mehr so richtig kribbelt, sind 170, respektive 340 kg doch noch ziemlich hohe Hausnummern, mit denen sich Schlagzeilen machen lassen.

Nicole Jäger ist übrigens strikt dagegen, dass Dicke eine Diät machen, um abzunehmen. Hat aber natürlich ein Diät-Buch geschrieben. Das absurde Phänomen, dass Diäten out sind, Abnehmen aber weiter in, führt ja auch vermehrt in Frauenmagazinen zu den absonderlichsten Gedankenverrenkungen und Definitionen dessen, was denn nun eine Diät eigentlich ist. Wenn es schön aussieht, ist es keine Diät. Wenn es noch halbwegs "gesund" ist, ist es keine Diät. Wenn man davon nicht stirbt, ist es keine Diät...Wenn man dabei hin und wieder Nudeln und Schokolade essen darf, ist es keine Diät. Wenn man lieber mehr Sport treibt, statt Kalorien einzusparen, ist es keine Diät.

In der Welt der "Fettlöserin" verläuft die Grenze zur Diät nicht da, wo Nahrung zum Zwecke des Abnehmens grundsätzlich reduziert wird, denn dann könnte sie ihre Ablehnung gegen Diäten nicht mehr rechtfertigen, sondern dort, wo die verabreichte Kalorienzahl unter den Anforderungen des Grundumsatzes eines Individuums liegt. Und das kann in der Tat verdammt niedrig werden. Nur dann macht man aber in ihren Augen eine Diät. Und nur dann gibt es hinterher einen Jojo-Effekt. Sagt sie. Aber das stimmt natürlich beides nicht. Der Körper wird selbstverständlich auch Defizite bei der Deckung des Gesamtumsatzes ausgleichen (darum nimmt er ja auch dabei ab) und wird versuchen, Verluste so gering wie möglich zu halten, bzw. wird sich bei mehr Zufuhr entsprechend für kommende Engpässe rüsten. Diät bleibt Diät. Egal, wie wir es nennen und was unsere Präferenzen sind. Und es ist halt nun einmal die Tragik des biestigen Paradoxons, mit der die meisten von uns eine lange Zeit unseres Lebens konfrontiert gewesen sind, dass das, was durch Diäten ensteht (ein sehr hohes Gewicht), sich nur durch eine Diät wieder rückgängig machen lässt.

Die Autorin beharrt darauf, dass der, der abnehmen will, "essen muss" (S.151) und hat obendrein ganz entschieden etwas gegen Low Carb und Formula-Diäten. Letzteren gibt sie die Schuld an eben jenem Jojo-Erlebnis, das sie angeblich vor ca. drei Jahren provozierte, als sie aus purer Dummheit und Verzweiflung in einer zweimonatigen Phase des Stillstandes auf der Waage zu eben jenen griff, und ihr Gewicht damit "binnen kürzester Zeit" von 180 auf 150 kg reduzierte (S. 201).

Weil ihr Stoffwechsel damit total aus der Spur geriet, nahm sie die dreißig Kilo (und mehr) wieder zu. Und wog zu ihrer Hochzeit im Jahr danach "deutlich über 200 Kilo" (S. 205). Im April 2014 twitterte Nicole Jäger allerdings ein Bild von sich, das laut ihrer Angabe von 2010 war und sie deutlich erschlankt mit 142 kg zeigte. Es liegt mir persönlich fern, hier weiter Internet-Detektivin zu spielen (das tun andere, oft nicht sehr sympathische Zeitgenossen schon genug), aber da das Buch von ihrer so außergewöhnlichen persönlichen Geschichte lebt, waren es nicht nur die Wiederholungen, sondern auch die vielen Widersprüche und Auslassungen im Buch selbst, die es so anstrengend machten zu folgen.

Irgendwann machte eine dicke aber augenscheinlich doch relativ lebensfrohe und "normale" achtzehnjährige Nicole Jäger, die zuvor als Teenager eine schwere Hüftverletzung hatte überstehen müssen, ihr Abitur und zog von zu Hause aus. Wonach sie offenkundig eines Morgens im Alter von 26 Jahren aufwachte und just 200 kg zugelegt hatte. Selbstverständlich schuldet uns die Autorin keinen Einblick in die Zeit zwischen diesen beiden Stationen oder gar eine Erklärung. Aber es ist natürlich auch die gähnende Lücke an genau dieser grundlegenden Stelle, die der Geschichte den Wind aus den Segeln und die Glaubwürdigkeit nimmt. Die Weigerung, hinzusehen, was alles wirklich passiert sein MUSS (auch der Seele), damit man am Ende 340 kg wiegt und die Wohnung nicht mehr verlassen kann, spiegelt sich dann natürlich auch in dem Versteifen darauf, dass sie eben einfach nur zu dämlich gewesen sei: "Ich hatte es versaut." So viel zur Verknüpfung von dumm/faul und dick, die sich folgerichtig durch das ganze Werk zieht.

Das Buch hätte unter anderen Umständen womöglich ein starker Selbsterfahrungsbericht werden können - das merkt man vereinzelt an gerade solchen Stellen, an denen es sich die Autorin entgegen ihrer eigenen Überzeugung erlaubt, zu "jammern" und Gefühle und Ängste im Hinblick auf ihr Dicksein beschreibt, die sie offenbar durchaus auch gelegentlich hat/hatte, wenn sie gerade mal vergisst, dagegen anzuschreien.

Statt dessen ergeht sich die Autorin in langatmigen ungefähren sowie beliebigen semi-wissenschaftlichen Darstellungen zu Ernährungsfragen, die schon lange keiner mehr stellt. Ein ganzes Kapitel darüber, warum die Ananas-Diät Quatsch ist? Echt jetzt? Und wie gut, dass das hier nun auch endlich mal einer gesagt hat: "Burger machen einen nicht fetter, als Knäckebrot es tun würde, es kommt auf die Menge an." (S.127) Jahaa, das ist sie offenbar - die gnadenlose Ehrlichkeit, die Dicke endlich aus ihrem Selbstmitleid reißt.

Nicole Jäger berichtet, dass sie sich mit ihrem Höchstgewicht von 340 kg gegen eine bariatrische Magen-OP entschieden hat, obwohl der Antrag bereits genehmigt worden war. Stattdessen beschloss sie, eine 2-Prozent-Frau zu werden, nachdem sie gehört hatte, dass nur zwei Prozent aller Menschen mit einem BMI über 45 es schaffen, ohne eben jene OP langfristig dünner zu werden. Die Herausforderung, allein auf weiter Flur das fast Unmögliche zu schaffen, weckte ihren "Kampfgeist" (S. 71). Heute lädt sie ihre Leserinnen alle dazu ein, 2-Prozent-Frauen zu werden. So wie Millionäre gern Nichtmillionären Bücher verkaufen, in denen sie erklären, wie das schier Unmögliche dann für nur 12,99 eben doch für alle möglich wird.

Wer es glaubt, wird - vermutlich - trotzdem nicht dünn.


NACHTRAG: Die Rezension zum zweiten Werk der Frau Jäger (Nicht direkt perfekt) gibt es hier.



NH


*Denkst du dir diesen ganzen Scheiß eigentlich nur aus, während du einfach immer weiter redest?

Sonntag, 7. Februar 2016

Follow me around 41: Gehn wir ein Stückchen



Ich habe endlich zwei Dinge erledigt, die ich ja schon lange vorhatte: Ich habe mir meine brandneuen High-Tech-Turnschuhe angezogen und bin seit langer Zeit mal wieder (für meine Verhältnisse) zügig durch die Landschaft gegangen. Genau genommen, durch den Hinterwald meiner Kindertage. Außerdem habe ich dabei Selbstgespräche geführt und damit mein allererstes Vlog gefilmt.

Wie alles, was ich hier tue, war es natürlich ein Selbstexperiment und keine sehr ausgeklügelte Produktion (Was kann ich tun, was traue ich mich und wie sehe ich dann eigentlich von außen aus?). Darum wirkt das erste Filmchen auch wieder etwas experimentell. Es ist verwackelt, die Kamera zickt rum, am Ende geht das Licht weg und zwischendrin stockt der Redefluss (es geht übrigens im weitesten Sinne um den vorangegangenen Blogpost), die Stimme wird piepsig, es gibt Wiederholungen und Pausen, und Haare und Gesicht sitzen irgendwie auch nicht (oh, das Kinn, das Kinn). Aber schließlich geht es hier ja nun gerade darum: Selbstakzeptanz. Für mich war es mal wieder eine Übung darin, mich selbst auszuhalten. Und das kann ich eben glücklicherweise immer besser. Ich glaube sogar ganz sicher, dass ich beim nächsten Spaziergang wieder so vor-gehe, weil es mir zu guter Letzt dann auch wirklich Spaß gemacht hat.

Und ja, der Wind im Ton nervt enorm. Den habe ich beim Schneiden gar nicht so wahrgenommen.





© Nicola Hinz 2016

Samstag, 6. Februar 2016

(K)ein bisschen Frieden...

Eine Freundin von mir brachte mir die Februarausgabe von myself  mit, weil sie einen Artikel zum Thema Selbstakzeptanz enthält. Die Freundin weiß, dass das mein großes Thema ist und fand ihn eigentlich auch ganz gut, bis sie meine kugelrunden, entsetzen Augen sah, nachdem ich begonnen hatte, ihn zu überfliegen. Das ist nicht ungewöhnlich - man muss halt Übung darin haben, sich unmittelbar so zu echauffieren wie ich.

Halbherzige, ambivalente und im Grunde total verlogene Aufrufe, sich nicht mehr schönheits- oder wahlweise schlankheitsterrorisieren zu lassen, sind in Frauenmedien weit verbreitet und verdammt in. Immer wenn ich eine Frauenzeitschrift aufschlage, kräuseln sich ja bekanntlich schon in Erwartung haarsträubenden Unfugs meine Fußnägel. Und niemals, wirklich niemals, werde ich eines Besseren belehrt. Dafür werde ich immer enttäuscht. Von der unsolidarischen Biestigkeit der meisten Verfasserinnen.

Bei dem Artikel von Susanne Kaloff handelt es sich um einen triefigen Brief an den eigenen Körper, der insofern ausgesprochen aufschlussreich ist, als dass das lächerliche Pathos, das durch die Zeilen schwingt, mal wieder verrät, wie völlig unmöglich es für Frau Kaloff in Wahrheit ist, ihre verinnerlichten Standards auch nur für einen Augenblick auszusetzen. Sie kann nicht einmal in einer zweiseitigen Kolumne überzeugend so tun, als meine sie es ernst. Dieser Umstand ist übrigens auch normal und prägt so ziemlich jeden schriftlichen Erguss, den ich bisher zum Thema in Frauenmagazinen gelesen habe.

Zwar erwähnt sie zunächst, dass sie in einer familiären Umgebung aufgewachsen ist, in der körperliche Perfektionierung eine absolute Priorität war, und dass sie das bereits als Kind geprägt hat. Als sie mit 15 in einer Diskothek wegen ihres Gewichtes beleidigt worden ist, hat sie das allerdings mit Hilfe ihres "inneren Gurus" weggesteckt, denn der hat sie daran erinnert, "wo (ihre) innere Anmut wirklich wohnt." Tja, gut für sie.

Aber dann das: Jahrzehnte später erst hat sie begriffen, dass man auch innere Schönheit braucht (ja, Schönheitsbullshitbingo Rang 1) - offenbar damit man überhaupt noch etwas hat, wenn die äußere Schönheit im Alter verschwindet ("Wenn die Hülle Risse bekommt"), denn sonst "verzweifelt man beim Blick in den Spiegel". Die Frau Kaloff hat angeblich unlängst beim Betrachten ihrer eigenen Hände geweint. Und das, obwohl sie bereits vor 19 Jahren bei ihrem Körper angefragt hat, ob er und sie nicht "Frieden schließen" wollten. Dass Selbstakzeptanz bei ihr ein offenkundig verdammt langer und ziemlich schleppender Prozess zu sein scheint, mag ich ihr nicht vorhalten. Da weiß ich schließlich genau, wie schwer das ist. Was ich ihr allerdings ehrlich übel nehme, sind Sätze wie dieser: "Ich glaube allerdings nicht, dass Mut dabei hilft, sich selbst zu lieben. Mut hat etwas Aggressives, und diese scheinbar couragierte Haltung kommt mir oft vor wie Zynismus."

Da ist sie wieder, die gute alte Unterstellung, dass man sich SO (dick, alt, faltig, kleinbrüstig, kartoffelnasig) auf gar keinen Fall wirklich wohl fühlen kann. Und wenn man ehrlich zu sich wäre, das wird natürlich insbesondere Dicken täglich um die Ohren gehauen, dann wüsste man auch, dass man sich als zufriedene Dicke nur selbst betrügt und der Welt etwas vorspielt.

Darum setzt die faltige Frau Kaloff auch nicht auf grellen Mut oder Aufbegehren gegen geltende Körpernormen, sondern bei Konfrontierung mit dem eigenen im Grunde unmöglichen, verwitterten Spiegelbild auf "ruhiges Atmen", "softness beneath it all" (Hä?!?) und natürlich auf die Schönheit "unter der Oberfläche", die einem ja angeblich nicht verlustig gehen kann - bis man vielleicht eines Tages dement mit nem Schlüpper auf dem Kopf das Pflegepersonal anpöbelt (Anm. der dicken Dame). Außerdem ist die Frau Kaloff ihrem Körper dankbar, dass er beim Yoga noch so gut mitmacht und hat sich auf ihr Handgelenk das Wort "perfect" eintätowieren lassen, um sich stets daran zu erinnern, dass sie "ein vollkommenes menschliches Wesen" ist, "in der Welt (...), in der alles, was ist und geschieht, okay ist." Nichts, absolut nichts auf dieser Welt ist wichtiger für die Frau Kaloff, als das Aussehen ihres Körpers. Der Körper der Frau Kaloff ist darüber hinaus offenbar ihre Welt. Den Rest der wahren Welt kann sie hier ja wohl kaum meinen, so blöd und vermessen wäre doch wohl keiner, oder? Die Frau Kaloff hat es nicht leicht. "Aber leicht hat's einen", hätte mein Vater jetzt natürlich geantwortet.

So, und nun reden wir mal wirklich über Mut und Selbstakzeptanz:

Mit dem Körper Frieden zu schließen kann man nur gegen den vehementen und glühenden Widerstand der Umwelt - ganz besonders wenn man dick ist. Diese Wahrheit wird gern und aus ersichtlichen Gründen besonders gern von Frauenzeitschriften immer und immer wieder unter den Teppich gekehrt. Die betten das zeitgeistige Thema zwischen Diäten* und Motivationstipps für mehr Sportlichkeit in ihre Blätter ein, weil es halt neuerdings irgendwie dazu gehört, und verbreiten gern das Märchen, dass man sich halt selbst einfach mit ein wenig freundlicheren Augen betrachten und nett zu sich selbst sein solle.Wenn man sich dann noch jeden Freitagabend ein Bad einlässt, eine Duftkerze anzündet und einen Kräutertee aufgießt, um "gut für sich selbst zu sorgen", kann im Prinzip mit dem Frieden im eigenen Körper nicht mehr viel schiefgehen.

In Wahrheit befinde ich mich als dicke Frau nicht mit meinem Körper im Krieg. Sondern mit der Gesellschaft. Ich bin nicht mit einem Selbsthass-Gendefekt auf die Welt gekommen. Ich finde mich nicht von Natur aus die meiste Zeit meines Lebens selbst scheiße. Die Welt hat dafür gesorgt, dass ich und Aber- und Abermillionen von Frauen sich täglich scheiße fühlen, weil sie dick sind. Ich bin nichts Besonderes in meinem Krampf und Kampf. Man würde halt immer denken, dass sich so viele sinnlos und oft zutiefst unglückliche Frauen im Zeitalter der Information leichter mobilisieren ließen, um eben jene Außenwelt sehr viel vehementer in die Pflicht zu nehmen, aber das ist eine andere Sache. Jedoch ganz bestimmt auch eine Frage des Mutes. Des aggressiven.

Noch einmal für alle, die besonders schwer kapieren und damit auch für alle Redakteurinnen von Frauenzeitschriften: Das Problem liegt nicht innen. Das Problem liegt außen. Nur das Individuum hat natürlich das Problem und am Ende das verpfuschte Leben. Und sich selber bis an sein Lebensende auszuhungern und anzupassen, erscheint auf den ersten und zweiten Blick oft als die einfachere Lösung, als eine Existenz als angefeindete und belächelte Rebellin.

Darum braucht wer immer sich in seinem Körper von innen heraus besser fühlen will, so verdammt viel Kraft. UND AUCH MUT! Das ist ganz genau so und nicht anders. Denn das ist letztendlich so, als wollte man unter einem Wasserfall schwimmen lernen. Heißt nicht, dass sich der Versuch nicht trotzdem lohnt. Und wenn ihr etwas Mut gefunden habt, teilt ihn doch bitte mit anderen.


*Auf Seite 141 der selben Ausgabe von myself  wundert sich die Redaktion übrigens darüber "wie glücklich 1200 Kalorien machen können". Wohlgemerkt, auf dem Titel wird großmundig versprochen: "Nie wieder Diät!" Dabei geht es dann um California Cuisine - und das ist eine...Diät.
Man würde sich wünschen, die Redaktion möge ihre eigenen Ratschläge für ein "kreativeres, schlaueres und inspirierteres Gehirn" irgendwann auch endlich einmal selbst beherzigen.


NH

Samstag, 30. Januar 2016

Dicke Frauen erfahren (noch viel) mehr Stigmatisierung als gedacht

In der Februar-Ausgabe des Journal of Health Psychology wird eine Studie veröffentlicht*, die von WissenschaftlerInnen** der Western New England University und der University of Connecticut durchgeführt wurde um festzustellen, wie viel Stigmatisierung dicke Frauen aufgrund ihres Dickseins im Alltag regelmäßig erleben.

Anders als vorangegangene Studien mit ähnlicher Zielsetzung wurden dicke Frauen diesmal nicht nur über ihre Erfahrungen in der Vergangenheit befragt, sondern gebeten, ein Tagebuch darüber zu führen, wie oft sie sich im Verlauf von einer Woche wegen ihres Gewichtes stigmatisiert fühlten. Die Stigmatisierung von Dicken kann im Alltag viele Formen annehmen: Persönliche Beleidigung und Herabsetzung, physische Barrieren (ich berichtete), schlechtere Chancen bei der Jobsuche, etc. Der Einfluss der zumeist negativen Darstellung von Dicken in den Medien und das tägliche Bombardement mit dünnen Schönheitsstandards wurden in der vorliegenden Studie mithin gar nicht erst berücksichtigt.

Die 50 Teilnehmerinnen der Studie waren im Schnitt 38 Jahre alt und hatten einen BMI von 42,5. 40% von ihnen hatten Ehemänner, ein Drittel hatte eine akademische Ausbildung und 90% waren weiß. Sie erhielten eine umfangreiche Liste mit stigmatisierenden Beispielsituationen und sollten jeden Abend notieren, welche davon ihnen am Tag persönlich widerfahren waren.

Das Ergebnis war sehr viel gravierender, als das wissenschaftliche Team im Hinblick auf die Resultate vorheriger Studien erwartet hätte: In der einen Woche registrierten die dicken Frauen 1077 stigmatisierende Vorfälle. Damit hatte jede Frau im Durchschnitt pro Tag drei Begebenheiten notiert. 84%  von ihnen hatten sich mit einer zu engen Welt, also physischen Barrieren wie z.B. Stühlen in Restaurants herumgeschlagen, 74% hatten sich dumme Bemerkungen oder Beleidigungen gefallen lassen müssen (in der Mehrzahl von Bekannten und Familienmitgliedern), 72% waren unangenehm angestarrt worden, aber dafür gaben "nur" 12% an, wegen ihres Dickseins körperlich attackiert worden zu sein (!?!WTF!?!). Je höher der BMI einer Frau, desto gefährdeter war sie, Stigmatisierung zu erleben. Das galt auch für Frauen mit höherem Alter oder mit einer weniger qualifizierten Ausbildung.

Was die AutorInnen der Studie weiterhin untersuchten und herausfanden, bestätigt das, was schon länger als wissenschaftlich gesichert gilt. Der Stress der ständigen Stigmatisierung und Herabsetzung macht Dicke nicht nur nicht dünner, er macht sie kränker. Nicht nur körperlich sondern vor allem und, wenig überraschend, auch psychisch.

Tatsächlich ist eine Schlussfolgerung der Studie, dass Fat-Shaming in all seinen Formen bei den Betroffenen zu einem erhöhten Risiko führt, an Depressionen und Essstörungen zu erkranken. Auch führt Stigmatisierung mitunter dazu, dass Betroffene ihren verhassten Körper in der Tat vernachlässigen und z.B. bei echten Erkrankungen nicht mehr zum Arzt gehen. Darüber hinaus senkt Fat-Shaming deutlich die Freude an/den Mut zu sportlicher Betätigung, und die ist, anders als Abnehmen, vermutlich schon von gesundheitlichem Nutzen.

Stigmatisiert? Ich?

Ich habe ja immer wieder mal gesagt, dass ich mit offener Feindseligkeit was mein Dicksein angeht, eher wenig Erfahrung habe. Das soll nicht heißen, dass ich gar keine Erlebnisse gehabt hätte und diese mir auch heute noch nachhängen. Aber Menschen haben mich nur sehr selten auf freier Wildbahn beleidigt, und wenn sie starren, ist es mir ehrlich nicht bewusst. Wobei ich eigentlich glaube, dass ich es wahrnehmen würde, wenn es so wäre.

Die Hauptaggressoren waren bei mir, wie bei den dicken Frauen der Studie, meine Familie. Meine Eltern, um genau zu sein. Die Liste der täglichen Verletzungen die ich im Verlauf meiner Kindheit und bis ins hohe Erwachsenenalter (meine Mutter starb, als ich 38 war) ausgehalten habe, würde gefühlt einmal um den Erdball reichen.

Heutzutage sind es eher (mehr oder weniger) unbedachte Äußerungen von anderen über ihre Körper, die sie zu dick finden, oder über die Schwierigkeit im Allgemeinen, nicht "zu dick" zu werden, die mir regelmäßig begegnen. Manchmal frage ich mich, ob ich bei solchen Gesprächen gar nicht oder nur nicht als dick gesehen/wahrgenommen werde. Vermutlich hat sich das abfällige Geplapper über den Kampf gegen das Fett so in unsere DNA gefressen, dass es den Mund überall und in jeder Gesellschaft so unreflektiert verlässt wie Spucketröpfchen. In jedem anderen Fall würde es uns wahrscheinlich auffallen, dass wir das Gegenüber gerade so richtig fies überrollen. Wer würde einer Frau im roten Kleid auf einer Party gegenüber stehen und völlig arglos einen langen Vortrag darüber halten, was für eine schreckliche Farbe Rot ist?

Und natürlich ist der sicherste Weg, regelmäßig die aufschlussreiche Erfahrung anonymen Fat-Shamings zu machen, ein Blog für Fettakzeptanz zu betreiben. Oder sich bei einem Online-Dating-Portal anzumelden.


NH

* Erstveröffentlichung war bereits 2014.
**Jason Seacat et. al.

Samstag, 23. Januar 2016

Follow me around 39: Eine schreckliche Geschichte


Listen. I wish I could tell you it gets better, but... it doesn't get better. You get better. (Joan Rivers)*


Unlängst hatte ich die unendlich beschämende Erfahrung, mich im Theater während der Zugabe aus der Mitte einer Sitzreihe quetschen zu müssen. Die betroffenen Parteien sahen davon ab, aufzustehen und ihre Knie aus dem Weg zu nehmen. Schließlich war ich die unmögliche Aggressorin mit dem unzulässigen Verhalten.Und an einer Stelle steckte ich dann fest und stand auf den Zehenspitzen. Und geriet in echte Panik. Ich dachte ich falle um. Ich dachte, ich kippe rückwärts und in die vor uns liegende Reihe. Ich dachte, ich falle auf jemanden. Den demoralisierenden Effekt, den dieses Ereignis auf mich hatte, die niederschmetternde Erniedrigung, die ich als dicke Frau empfand, traf mich aus dem Hinterhalt wie eine sich plötzlich vor mir öffnende Autotür. Ich hatte schlicht nicht erwartet, mich in meinem Leben jemals noch einmal so zu fühlen. Am Ende gewann ich die Kontrolle zurück, entkam, indem ich über fremde Füße trampelte, sah in entsetze/genervte Gesichter und atmete hundertmal "Entschuldigung, Entschuldigung, Entschuldigung" auf sie herab.

Die Welt ist zu klein für mich.

Es wird ja immer mal wieder diskutiert, ob Dicksein eine Behinderung ist. 2014 hatte der Europäische Gerichtshof im Falle eines dicken Tagesvaters (160 kg) in Billund, Dänemark ein Urteil gefällt, dass besagt, dass "chronische Adipositas" eine Behinderung sein kann. Und während man gegen Dicke diskriminieren , bzw. sie aufgrund ihres Dickseins entlassen darf, werden Menschen mit Behinderungen in der EU gesetzlich vor Diskriminierung am Arbeitsplatz geschützt.

Ich würde sagen, Dicksein ist es sehr wohl mitunter eine Behinderung. Schließlich erfahren Menschen zumeist dann Behinderung, wenn sie bestimmten körperlichen "Normalitätsstandards" nicht entsprechen und darum bei ihrer Interaktion mit der Welt, die nicht auf sie und ihre individuellen Parameter eingestellt ist, immer wieder auf Hindernisse und Störungen treffen und sich in der Folge auch noch komplett unverdient unwohl in ihrer Haut fühlen.

Hier ist die Welt in der Verantwortung. Ein Welt, die weniger gedankenlos, großzügiger und vielfältiger konstruiert wäre, würde in der Tat viele Menschen weniger behindern. Ausreichend große Sitze im Flugzeug oder Toilettenkabinen, in denen sich jeder ohne Schwierigkeiten um sich selbst drehen kann (insbesondere in öffentlichen Gebäuden) betrachte ich mithin als Menschenrecht.

Taxi nach Nirgendwo 

Joan Rivers' kluges Zitat (s.o.) hat mir vor ein paar Tagen eine gute Freundin geschickt. Und gerade weil es so wahr ist, macht es mich so unglaublich betroffen. Und sowas von müde. Ich will aber gar nicht mehr besser werden. Ich habe ja auch schon gesagt, dass ich keine verdammte Lektion mehr brauche. Ich will, dass ich endlich gut genug bin,VERDAMMT! Ich VERLANGE, dass ES besser wird, und ich will nur noch alle Viere von mir strecken und den Zufall mit freundlicher Effizienz alles regeln lassen. Ich will, dass die Dinge und Fragen endlich durch glückliche Fügung an ihre Plätze fallen. Ich will nix mehr schieben und schleppen und denken. Ich will nicht. Ich will nicht mehr.

Aber natürlich ist auch hier alles kompliziert und inkonsequent, denn es liegt bekanntlich nicht in meiner Natur, die Dinge einfach so sein zu lassen, wie sie sind. Ich tue bisher immerzu irgendetwas, um die Welt zu beeinflussen, auch wenn es meistens schief geht. Und es gibt genug, von dem man denken würde, dass ich es gelernt hätte - aber wohl nie lernen werde...

Darum habe ich mich vor einigen Tagen auch wieder bei verschiedenen Partnerbörsen angemeldet. (Mein Profilname ist TaxinachX bei Finya.de und rubensfan.de.) Im wahren Leben treffe ich ja bekanntlich auf keine Männer, die was wollen könnten, und auf den Portalen gaukelt einem zumindest die Flut des männliches Interesses in den ersten Tagen nachdem man ein frisches Profil eingestellt hat, vor, dass vielleicht doch noch etwas zu holen ist.

Leider ist der Kick für das Selbstbewusstsein  nicht mehr so stark, wie der, den man sich auf diese Weise vielleicht noch vor zwei Jahren verschaffen konnte. Weil die Desillusion mittlerweile schon von Anfang an mit im Boot sitzt. Die Tatsache, dass einem anfänglich listenweise Fische ins Netz gehen, wird sofort dadurch zu Tode dadurch relativiert, dass man sie fast alle umgehend als so klein und hässlich erkennt, dass man sie im Minutentakt auch zurück ins trübe Wasser wirft. Viele der Männer in meiner Altersklasse sind ohnehin aus zweiter Hand. Sie waren in großen Zahlen verheiratet und haben Kinder. Irgendwelche Frauen fanden diese Typen irgendwann begehrenswert genug, um sie zu heiraten und sich mit ihnen zu vermehren. Wer um alles in der Welt waren diese Frauen? Aber das frage ich mich natürlich auch oft bei Frauen, die bestimmte Ehemänner behalten haben.

Einige erkennen einen wieder und begrüßen einen, wie eine alte Bekannte. Andere können sich die Häme nicht verkneifen, dass man es offenbar auch nicht geschafft hat, dem Singledasein anhaltend zu entfliehen, und nun wieder dazu gezwungen ist, mit ihnen in der Dating-Hölle auszuharren. Bitterkeit bricht sich Bahn. Einsame Seelen schlagen regelrecht um sich. Und ich verstehe sie: Eigentlich ist das alles nur zum Kotzen. Quälendes, elendes und tagelanges Hin-und Hergeschreibe in Einzelsätzen mit Männern, die man nicht auf Anhieb so unattraktiv fand, dass man sie nach dem ersten blutleeren Anschreiben sofort in die Wüste geschickt hat. So, wie es sich eigentlich gehört hätte. Was frau hier wirklich noch immer lernen kann, ist, wie entscheidend eine noch rigidere Abgrenzung und noch weniger Rücksichtnahme auf die Gefühle anderer im Sinne von Selbsterhalt sein können.

Und dann ist da viel dummes Gerede über mein Gewicht. Mehr noch, als es in meiner Erinnerung in der Vergangenheit gab. Gewicht ist DAS Thema - so oder so. Einige finden es noch immer nicht "so schlimm", dass ich dick bin und verstehen meine säuerlichen Reaktionen darauf nicht. Einige finden dicke Frauen allerdings besser, als die immer und immer wieder bemühte "Hungerharke". Und wundern sich, dass ich es nicht lustig finde, wenn sie die Körper von Frauen, die nicht dick sind, runtermachen. Einige finden mich nicht dick genug. Einige wiederum glauben nicht, dass ich dick bin, weil ich (ungelogen) "doch so ein hübsches Gesicht habe". Danach will frau eigentlich allen nur noch ins Gesicht springen.

Bei Finya.de lautete mein Profiltext zunächst: "Ich suche einen Mann, der klug und gebildet ist. Und Ironie versteht. Das ist eigentlich auch schon alles." Bemerkenswert war, wie viele Männer daraufhin versuchten, dadurch auf meine grüne Seite zu gelangen, indem sie die geistigen Kapazitäten ihres Geschlechtes regelrecht dissten - immer reich versehen mit Smileys: "Ich verstehe die Ironie in "einen Mann, der klug und gebildet ist :-)", "Ein kluger und gebildeter Mann - du kleiner Scherzkeks, du! ;-)", "Du suchst also gar keinen Mann, du suchst eine Frau! :-))))". Und dann sogar noch: "Hast du in deiner Karriere als Frau schon einmal einen klugen und gebildeten Mann gesehen???".

Ja, hab ich.


NH

* Hör zu. Ich wünschte, ich könnte dir sagen, dass es besser wird, aber...es wird nicht besser. Du wirst besser.

Sonntag, 22. November 2015

Würde ich wieder ein dickes Leben wollen?

"Being fat has been a gift -

and it has been worth it." 

Meghan Tonjes 

Die Sängerin und Fettaktivistin Meghan Tonjes hat ein Video veröffentlicht, in dem sie darlegt, dass sie ihren Lebens(ver)lauf, der durch ihr Fett entscheidend geprägt wurde, heute als stimmig und gar als Geschenk begreift. Das Dicksein als grundlegendes Hindernis hat sie im Leben zu Höchstleistungen angespornt, denn sie wollte die Peiniger ihrer Kindheit nicht gewinnen lassen. Sie hat sich sozusagen dadurch "gerächt", dass sie heute trotz aller Widrigkeiten ein "schönes" Leben hat. Obendrein ist sie dankbar dafür, dass die negativen Erfahrungen, die sie gemacht hat (und sie zählt all das Ungemacch auch auf), sie heute in die Lage versetzen, anderen Dicken zu helfen und um gesellschaftliche Veränderung zu kämpfen. Sie sagt, all die Mühen und Traurigkeit waren es am Ende doch wert. Und sie würde sich immer wieder für ihr dickes Leben entscheiden - genau so, wie es eben war.

Würde ich noch einmal genau das gleiche dicke Leben wählen, wenn ich wählen sollte/könnte?

VERDAMMT, NEIN! Ich bin doch nicht verrückt! Die romantische Idee vom besseren Ich, das aus dem Leiden hervorgeht - zur Hölle damit! Was einen nicht umbringt, macht einen vielleicht stärker. Fröhlicher, zumindest meiner Erfahrung nach, eher nicht. Wieso um alles in der Welt sollte sich irgendwer wünschen, noch einmal zur Außenseiterin zu werden und das durch die gesamte Schulzeit hindurch aushalten zu müssen? Warum sollte ich mich abermals selbst hassen und vor der Welt verstecken wollen? Warum sollte ich mich dafür entscheiden, vor der schier unlösbaren Aufgabe zu stehen, mich noch einmal mit einem Selbstbewusstsein, das die meiste Zeit meines Lebens im Keller war, beruflich irgendwie zu etablieren? Warum sollte ich mir freiwillig erhebliche Einschränkungen bei der Partnersuche einhandeln? Oder Angst davor, zum Arzt zu gehen? Peinlichkeit? Groll? Probleme beim Kleiderkauf? Befürchtungen, nicht in den Kinosessel zu passen? Abfällige Blicke? Als Neutrum wahrgenommen, oder gleich ganz von der Welt ignoriert zu werden? Nein, tut mir leid: Wenn ich wählen könnte, käme ich beim zweiten Durchgang dünn auf die Welt. Körbchengöße und Gesicht dürften so bleiben, aber insgesamt wäre ich außerdem sehr viel lieber etwas dümmer und dafür besser gelaunt.

Nur damit das auch gleich klar ist: All das oben Gesagte heißt übrigens nicht, dass Dünnsein auch heute noch auf meiner Wunschliste stünde, käme eine gute Fee vorbei.

Ich verstehe und teile Meghan Tonjes' Überzeugungen - und jemand muss die Arbeit einer Fettaktivistin tun, wenn sich irgendetwas ändern soll. Sie hat diese Arbeit und die Erfahrungen, die sie dabei gemacht hat, als etwas empfunden, das sie ausreichend entschädigt hat für Anfeindungen, Enttäuschungen, Hindernisse und Lebensversäumnisse. Aber nicht jeder ist so stark wie sie. Ich bin es sicher nicht. Und Menschen sollten sich meiner Auffassung nach grundsätzlich nicht mit Demütigung und Diskriminierung herumschlagen müssen, egal wie sehr das die Persönlichkeit bildet und den Boden bereitet, auf dem eine womöglich zur Überfliegerin werden kann.

Im Prinzip sind diese Überlegungen natürlich ohnehin komplett müßig. Niemand wird fragen, ob wir das Ganze noch einmal machen wollen und wie. Die Dinge sind wie sie sind. Genau genommen ist das natürlich auch immer das Tragische an Lebensläufen, die sinnloser Herabsetzung, Diffamierung und Selbstverachtung zum Opfer fallen. Das hier ist keine Generalprobe.

Und um noch einmal selbst darauf zu kommen, welche Bedeutung Fettakzeptanz für mich hat (und gesellschaftlicher Aktivismus an sich): Es geht aus meiner Sicht durchaus vorrangig darum, zukünftige (dicke) Lebensläufe zu retten. Inwieweit man sich selber retten kann, wenn das eigene Leben schon halb rum ist, bleibt, zumindest in meinem Fall, weiterhin abzuwarten.

NH

Wall Candy



Für mich persönlich war es eine der wirksamsten Übungen auf dem Weg zu dicker Selbstakzeptanz, mich mit Farbe einzureiben und mich auf Leinwände fallen zu lassen, bzw. sie an mich zu drücken. Die Aktionen hatten mehrere wirksame Dimensionen: Die in den vorangegangenen Jahren ausgesprochen seltene Interaktion mit dem eigenen, nackten Körper. Die Erfahrung, dass diese Interaktion Spaß macht. Die Erkenntnis, dass der Körper als Werkzeug in einem kreativen Prozess verwendet kann, und dass mir selbst das Ergebnis und damit die Abbildung meines eigenen dicken Körpers durchaus gefällt, und dass ein dicker Körper eine ihm ganz und gar eigene ästhetische Qualität hat. Schließlich das öffentliche Herzeigen der fertigen Bilder. All meine Po-, Brust- und Körperabdrücke, die in drei Etappen und über einen ziemlich langen Zeitraum entstanden und fertiggestellt worden sind, habe ich nun in einer Dia-Show zusammengestellt (s.o.).

Im Gegensatz zum Ugly Girl Project spielte das traditionell ach so "hübsche Gesicht" der dicken Mädchen keine Rolle. Auf den Leinwänden war nur Platz für den bis dahin gebeutelten und verachteten Körper. Er musste ganz allein arbeiten, um eine Aussage zu machen - mit all den Teilen, die klassischerweise und an so gut wie allen Frauen und fast schon automatisch als "problematisch" eingestuft werden: Hintern, Busen, Bauch, Hüften, Oberschenkel. Für mich hatte das am Ende etwas entschieden Befreiendes und Befriedendes in der Beziehung zu meinem Fett. Aber natürlich braucht man auch eine gute Portion Humor, um sich eine Leinwand an den bunten Po zu drücken.

Besondere Aufmerksamkeit verdienen vor allem auch die deutliche Abbildung meines "Pussy Pouches" (mein fleischiger Venushügel), sowie die, wie ich finde, ziemlich ausdrucksvolle, gestalterische Rolle, die er einfach von selbst übernommen hat. Zusätzlich sind an machen Stellen die Details wirklich ganz erstaunlich - auf manchen Leinwänden zeichnen sich sogar die Dehnungsstreifen ab. Und werden damit zu einem stimmigen Teil der Gesamtkomposition, der wiederum seine unbestreitbare Berechtigung und Wert hat.

Die vorangegangenen Blog-Einträge über die Körperabdrücke:

Juni 2014

Oktober 2013

Vom Mai 2012 gibt es Videoaufnahmen. Vielleicht schneide ich da auch mal was zusammen. Ich hoffe, ich finde sie wieder...

Alle Bilder kann man außerdem in recht guter Qualität auch auf meiner Seite bei Saatchi Art ansehen.


NH

Samstag, 31. Oktober 2015

Was bedeutet Fettakzeptanz für euch?

In Anlehnung an die Internetaktionen Who needs feminism? (I need feminism, because...) / Wer braucht Feminismus? machten sich vor ca. zwei Jahren US-amerikanische Bloggerinnen daran, entsprechende Aussagen zu I need fat acceptance zu sammeln. Wenn ich recht gegoogelt habe, gab es eine solche Umfrage bzw. Aktion auf Deutsch nicht.

Und das hier soll eigentlich auch keine werden. Zumindest habe ich im Augenblick nicht den Plan, eigens eine Website anzulegen. oder so etwas in der Art. Aber interessieren würde es mich als fettaktivistische Bloggerin natürlich sehr, wie relevant das Thema, mit dem wir uns hier am Strand mittlerweile seit ein paar Jahren schwerpunktmäßig beschäftigen, für euch ist.

Darum würde ich mich sehr über Feedback / Kommentare freuen: Ist Fettakzeptanz für euch wichtig und warum (oder eben nicht)?

NH


Dienstag, 20. Oktober 2015

Warum sind manche Maskulisten ganz wild auf Diät-Blogs?

Ach HERRje, lauter empörte Männer. Mit so vielen von ihnen auf einmal hatte ich wirklich noch nie zu tun. Und ich bin ganz bestimmt keine, die groß bemüht ist, männerbewegte Verstimmung zu verhindern. Bei Theos und meinem Gespräch über Maskulismus waren wir ja auf ein paar unfreundliche Kommentare vorbereitet, und selbst da ist dann gar nichts passiert. Und nun bekomme ich plötzlich seitenweise wütende Abhandlungen darüber, was für eine beschränkte, fiese, und fette Feministin ich bin. Was sage ich dazu?

1. Als fette Feministin bezeichnet zu werden, ist für mich tatsächlich ein Kompliment und deckt sich durchaus mit meinem Selbstbild.
2. Nu is ja auch gut. Dass die Kommentare hier moderiert werden, steht sogar dran. Aber nur für alle, die es trotzdem immer wieder versuchen: Was mir nicht gefällt, wird hier nicht freigeschaltet. Punkt. Und ja, das ist Zensur, Zensur, Zensur! Und wenn ich bisher noch hier und da ein wenig gelesen habe, wandert von nun an alles, was mir die aufgebrachte Männerschar noch schreiben und an den Hals wünschen sollte, direkt in die Tonne.

Woher weiß ich, dass es sich um männerbewegte Männer handelt, die mir jetzt so viel schreiben? Nun, sie geben sich männliche Namen (gerne mal was Kriegerisches oder Rechtes). Und sie haben einen in der Szene häufig zu beobachtenden aufgebauschten Schreibstil, der durch eingestreute Fremdwörter und Versuche von "Wissenschaftlichkeit" beeindrucken soll. Leider rutscht das Ganze dazwischen immer wieder ab in die bloße Beschimpfung von "Feministinnen". All das findet man bei wütenden Frauen meiner Erfahrung nach eher nicht. Jedenfalls nicht in großer Zahl und in einem Rutsch.

Warum zetern all diese Männer ausgerechnet jetzt mit mir herum? Weil ich im letzten Beitrag, frau höre und staune, ein Diät-Blog kritisch erwähnt habe. Also, genau genommen habe ich von nicht mehr, als von "einem rabiaten Diät-Blog" gesprochen, dessen Link ich nicht in meinen Kommentaren haben wollte. Die naive und uneingeweihte Leserin (so eine wie ich) hätte vermutlich nie von dieser Bemerkung auf ein ganz bestimmtes Blog schließen können. All die wutschnaubenden Männerrechtler wussten offenbar sofort genau, wer gemeint war. Hm, wie war das nur möglich?...Pause for thought.

Wie haben die zunächst einmal überhaupt zu meinem Blogpost gefunden? Die Antwort ist einfach: Über einen Link bei der mädchenmannschaft. Denn da gehen Maskulisten im Feindesland shoppen, um sich neues Material für die Erhitzung des Gemüts zu beschaffen. Ja, das hat etwas leicht Masochistisches, aber so sind sie halt.

Und warum schwingt sich also ein ganzes Grüppchen von Männern auf, um die Ehre einer Diät-Bloggerin zu verteidigen? Und nicht, wie vielleicht eher zu erwarten gewesen wäre, haufenweise aufgewiegelte, diätelnde Frauen? Auf was für einem Diät-Blog treiben sich denn bitteschön überhaupt lauter Männer herum? Auf denen, die einige meiner Leserinnen betreiben, und auf denen ich auch öfter mal vorbeischaue, ganz sicher nicht.

Und wieso hatten die nun überhaupt einen blassen Schimmer, welches Blog ich angesprochen hatte? (Theoretisch könnte es übrigens auch noch immer ein ganz anderes sein, als ihr alle glaubt, Jungs.) Die Anwort ist: Weil das Diät-Blog in question nicht nur ein Diät-Blog ist. Es ist eins mit einer ganz bestimmten Reputation und Geschichte, die dazu führen, dass Maskulisten sich ausgerechnet dort verstanden fühlen. Die wussten gleich, um wen es ging, weil es von dieser Art Blog schlicht nicht so viele zu geben scheint, dass man sie leicht verwechseln könnte. Zwar mag die ideologische Allianz auf den ersten Blick verblüffen, aber die Autorin und ihre eifrigen Verteidiger teilen, offenbar zumindest in Ansätzen, ganz bestimmte Feindbilder: Sie arbeiten sich u.a. beide an Feminismus und Genderfragen ab, und beide wettern bekanntlich gern gegen Fettakzeptanz. Dem Maskulisten ist die fette Feministin ja ohnehin schon länger das Feindbild schlechthin.

Selbstverständlich kann man sich seine Fürsprecher nicht immer aussuchen. Aber oft hat man sie sich vermutlich auch redlich verdient.

Und wie gesagt - alle Anti-Fettakzeptanz-Ritter können sich ihr Geschreibe in meinem Kommentarfensterchen ab jetzt definitiv sparen. Hier ist Ende.

NH

Sonntag, 18. Oktober 2015

Warum hassen manche Ex-Dicke Dicke?

"The worst kind of fat haters are the ex-fat people."*




VORSICHT: NICHTS ALS UNGEHALTENES GEMECKER

Ich gebe die Antwort auf die in der Überschrift gestellten Frage am besten gleich. Die Sache ist nämlich ganz einfach: Weil sie sich selbst hassen.

Sie haben sich als Dicke gehasst, sie hassen die Erinnerung an ihr vormals dickes Ich - und sie haben eine Scheißangst, wieder dick oder in der nächsten Runde noch dicker zu werden. Diese Angst, wie wir alle wissen, ist mehr als berechtigt. Statistisch stehen die Chancen, das Ergebnis einer Diät über fünf Jahre zu erhalten denkbar schlecht. Je nach Studie schaffen das nur bis zu 5%.

Für die, die es schaffen wollen, muss die Diät zwangläufig zur Lebensaufgabe werden. Auch das verkraftet die eine Kandidatin besser, die andere schlechter. Getrieben von oben erwähnter Scheißangst, wieder dick zu werden, werden einige anderen Dicken gegenüber nicht nur denkbar biestig, sondern entwickeln den flammenden Fanatismus und das groteske Missionierungbestreben wiedergeborener Christen.

Und wenn man sich nach erfolgreichem und größerem Gewichtsverlust ohnehin lebenslang Tag für Tag mit Ernährungsprogrammen, mit Verboten, Reglementierungen und der eigenen immer wieder dazwischenfunkenden Willensschwäche auseinandersetzen muss, liegt es oft auch schlicht nah, Diäten kurzerhand zum Beruf zu machen und z.B. zum "Coach" für andere Abnehmwillige zu werden - auf die Weise muss man sein Diät-Universum nicht einmal mehr verlassen, um Geld zu verdienen.

Sie haben das Licht gesehen, aber wissen, dass sie nie ganz aus dem Tunnel herauskommen werden. Zudem befinden sie sich auf einem Laufband, das sie im Tunnel fortwährend in die entgegengesetzte Richtung zu fahren droht, so dass sie sich wirklich keine Verschnaufpause gönnen können, wenn sie nicht auf direktem Wege wieder in der fetten Hölle landen wollen. Bei so einer Perspektive für die Zukunft kann man schon mal grantig werden. Das verstehe ich sogar ziemlich gut. Aus eigener Erfahrung.

Natürlich kann es auch sein, dass das Dünnsein sie schlicht nicht für all die Strapazen, die sie auf dem Weg zur Erschlankung überstanden haben und weiterhin überstehen werden müssen, entschädigt. Auf anderen Dicken herumzutrampeln und sich selbst so zu erhöhen, ist sozusagen ein Bonus, dessen sie jetzt, da sie nicht mehr (ganz so) dick sind, habhaft werden können, und den sie gierig an sich raffen, weil ihr dünnes Leben ansonsten gar nicht so abhebt, wie sie sich das vielleicht gedacht haben.

Den Anlass für diesen Beitrag (wenn auch bei weitem nicht den einzigen für meine allgemeine Verstimmung) lieferte ein eigentlich komplett neutraler und freundlicher Kommentar einer Leserin, der dann aber von mir nicht freigeschaltet wurde, weil er einen Link zu ihrem Blog enthielt. Auch das wäre eigentlich kein Problem gewesen, wenn es sich nicht um ein äußerst rabiates Diät-Blog handeln würde, dessen ehemals dicke Autorin es insbesondere mit dem Missionieren und dem Dicken-Bashing verdammt ernst meint.

Bei ehemals dicken Dickenhasserinnen kommt das Fat-Shaming dann immer gern aus der selben Richtung, aus der es beim Rest der fettphobischen Gesellschaften auch kommt: Weil es ja unter Erwachsenen irgendwie nicht mehr so richtig zulässig ist, jemandem zu sagen, dass sein Fett schlicht hässlich und grässlich ist, muss das Gesundheitsargument als moralisches Schutzschild und argumentative Atombombe herhalten. "Fett ist ungesund!" schreien sie uns pausenlos entgegen. Und behaupten, uns nur zu unserem Besten anzuschreien. Tatsächlich würden sie uns aber viel lieber sagen, wie unbeschreiblich widerwärtig sie unser (und ihr Fett) finden (fanden).

Und weil sie ja schließlich mal mit uns in einem Boot gesessen haben, aber dann erlöst wurden, wissen sie ganz genau über uns Dicke Bescheid. Wir sind in der Tat faul und verfressen. (Denn sie waren faul und verfressen.) Wir können uns unmöglich in unseren Fettschichten wohlfühlen. (Denn sie konnten sich in ihrer Fettschicht nicht wohlfühlen.) Dicke erfinden Ausreden, warum sie nicht abnehmen können. (Weil sie Ausreden erfunden haben.) Wir haben alle Plattfüße, ächzende Knie, Bluthochdruck und Diabetes. (Denn sie hatten all das, oder - wieder mal - eine Scheißangst, all das zu kriegen.)

Eine Bekannte sagte, vielleicht sei da auch Neid in der Mixtur. Der Neid auf die, die die Kraft aufbringen, sich gegen den Abnahmezwang zu stemmen und sich nicht mehr von Angst und Anpassungsbedürfnis in den Tunnel saugen zu lassen. Wer weiß.

Ich plane bekanntlich auch, noch einmal eine Diät zu machen. Hier am Strand gilt natürlich noch immer und immer wieder, dass jeder mit seinem Körper tun und lassen soll, was er will. Aber er soll verdammt noch einmal auch alle anderen machen lassen, was sie wollen. Selbst wenn Dicksein ungesund wäre - READ MY LIPS: Meine Gesundheit geht andere einen SCHLEIMIGEN KRÖTENKOT (hoppla, da kommt die dicke Hexe wieder durch) an.

Ich habe sie alle so satt, die nicht einfach andere anders sein lassen können. Und insbesondere die, die es aufgrund ihrer persönlichen Geschichte und ihrer eigenen Erfahrung von Herabsetzung und Diffamierung erst recht besser wissen müssten.


NH

*"Die schlimmsten Fetthasser sind die Leute, die mal dick waren."


Sonntag, 11. Oktober 2015

THE THIN PRIVILEGE PROJECT - Der Auftakt

Ich bleibe dabei: Es war eine wirklich interessante Idee, sich noch ein einziges Mal und diesmal mit vollem Bewusstsein einen "Thinsuit" überzustülpen, und das Ergebnis des Projektes hätte ausgesprochen aufschlussreich und erhellend sein können.
Trotzdem habe ich es nun endgültig verworfen. Aus dem Grund, den ich bereits früher als mögliche Begründung genannt habe: Der Mann, der heutzutage in meiner Küche steht, kocht einfach viel zu gut.

(Nachtrag vom 10. Juni, 2017)

***

So dick sehen wir uns nicht wieder. Jedenfalls nicht in den kommenden Monaten.

Ich weiß, wie es ist, dick zu sein. Denn die meiste Zeit meines Lebens galt ich als dick, oder war es tatsächlich. Ich habe "a fat mind", und ich verwende einen englischen Ausdruck in Ermangelung eines treffenderen auf Deutsch. Ich werde in meiner Interaktion mit der Welt von einem inneren, dicken seelischen und weltsichtlichen Programm gesteuert. Ich sehe alles durch eine "dicke" Brille. Daran ist nicht Verwunderliches. Wer im Kindergarten seine erste Diät macht, dem ist diese naturgemäß irgendwann auf der Nase festbetoniert. Im Unterschied zu früher, weiß ich nun, dass sie da ist, und wo sie herkam.

Ich weiß tatsächlich nicht, wie es ist, dünn zu sein. Das ist mir, wie so vieles, erst in letzter Zeit klar geworden. Aber es ist wahr. Denn ich war als Dünne immer ohne Bewusstsein. Buchstäblich wie gelähmt. Im Kopf weiter dick. Weiterhin auf der Flucht vor Spiegeln, bzw. auf Kriegsfuß mit meinem Äußeren und was meine Behandlung durch andere anging, zumeist mit nach innen gerichtetem Blick und mit der Decke über den Kopf gezogen, wie ein Kind in Gespensterangst.

Ich erinnere mich schon an plötzliche Komplimente und an das Gefühl großer, unter bitterer Entbehrung erstrittener Erleichterung, die sich hauptsächlich aus der Vorstellung speiste, dass ich dünner auch nicht mehr so unangenehm auffallen würde. Stolz war ich trotz des gewonnenen Kampfes gegen meinen eigenen Körper auf mein Post-Diät-Ich in der Regel eher nicht so sehr. Und mit den Komplimenten hatte ich immer Probleme und nahm sie eher zur Kenntnis als an - für gewöhnlich mit innerlich schnaubender Indignation und dem Gedanken: "Das könnt Ihr euch jetzt auch dahin schieben, wo die Sonne nicht scheint."

Obendrein war ich als Erwachsene ohnehin nie lange genug am Stück gleich dünn, um mich im Land von Thin Privilege einzurichten und genau umzusehen, oder um überhaupt zu begreifen, dass ich dort jetzt, zumindest theoretisch, wohnte.

Das hole ich jetzt nach. Wenn ich es schaffe.

Immer wieder mal ziehen sich dünne Leute im Rahmen eines Experiments für einen Tag einen Fat Suit an. Meistens sind sie hinterher demonstrativ erschüttert über die Behandlung, die sie als künstlicher Moppel erfahren haben. Ich kann mir immer gar nicht vorstellen, dass der Unterschied, insbesondere in so kurzer Zeit, so deutlich und offensichtlich wahrnehmbar ist. Ich bin als Dicke im Leben wenig persönlich gehänselt oder beschimpft worden - auch als Kind nicht. Meine Erfahrung dicker Stigmatisierung war immer eher dadurch geprägt, unsichtbar zu sein, ignoriert zu oder still gemieden zu werden. Leute haben hinter meinem Rücken über mein Fett geredet. Das heißt nicht, dass es auf mich keine Auswirkungen hatte.

Ich werde nun mein eigenes Experiment machen und versuchen, mir einen Thin Suit zuzulegen. Wie anders ist es wirklich dünn(er) zu sein? Wie anders wird man behandelt? Wie wird man wahrgenommen und gespiegelt? Wie viel leichter ist es, sich Gehör zu verschaffen, sich durchzusetzen oder Zustimmung zu erwirken? Wie viel freundlicher, interessierter und aufmerksamer begegnen einem andere Menschen? Wie viel mehr kann man sich erlauben, ohne automatisch die Sympathie anderer zu strapazieren/verlieren?

Thin(ner) Privilege

Thin Privilege steht für die Existenz von Bevorzugung und Vorteilen, die Menschen erleben, weil sie dünner sind als andere. Ebenso umfasst es die Abwesenheit von Stigmatisierung und Diskriminierung, die dicke(re) Menschen im Gegensatz erfahren, weil sie eben dick(er) sind. Tatsächlich greift Thin Privilege in Abstufungen: Eine dünnere Dicke kommt eher in den Genuss von Bevorzugung als eine dickere Dicke. Thin Privilege funktioniert, wenig überraschend, ganz genau dem selben Grundsatz folgend, wie unsere fettphobische Gesellschaft/Kultur auch: Je dünner desto besser.

Mehr Informationen, Beispiele und eine gründliche Erläuterung des Konzeptes "Thin Privilege" gibt es hier: This is Thin Privilege.

Versuchsaufbau

Es geht hier nicht darum, sich doch endlich all das zu holen, was einem als dicker Menschen alles entgeht. Das Ziel ist nicht, sich Vorteile zu verschaffen, indem man sich nun doch anpasst. Das ist schon deshalb nicht so, weil ich ja gar keine rechte Kenntnis habe, was mich erwarten könnte. Wie gesagt, ich leide unter ziemlicher Amnesie, was die Außenwelt in meinen dünnen Zeiten angeht. Es geht darum, heute zu guter Letzt zu begreifen, was für Vorteile Thin Privilege überhaupt mit sich bringt, und wie weitreichend sie sind. Es geht, genau genommen, um die Einschätzung des Ausmaßes der Benachteiligung, der ich als Dicke im Alltag in sämtlichen Lebensbereichen ausgesetzt bin und war, indem ich mir die Erfahrung des Gegenteils aus erster Hand verschaffe.

Für all das muss ich abnehmen. Klar. Das an sich bedeutet ja mittlerweile keinen totalen Bruch mit meinen Grundsätzen mehr, weil ich im Bemühen, meinen Zuckerwert unter Kontrolle zu bringen, gezwungenermaßen ohnehin seit geraumer Zeit möglichst wenige Kohlenhydrate esse und mein Gewicht nach und nach reduziere. Für das Experiment wäre es allerdings günstig, etwas schneller Gewicht zu verlieren. Idealerweise sollten Leute die Veränderung plötzlich und deutlich mitbekommen und keine Zeit haben, sich graduell daran zu gewöhnen.

Wie viel dünner muss ich wohl werden, um Thin Privilege zu erleben? Nun, auch das werde ich auf diesem Wege wohl herausfinden. Ich weiß ja, wie man abnimmt. Das wissen schließlich alle Dicken. Und natürlich weiß ich alles über die Risiken. Nicht zuletzt bin ich mir über die fette Chance auf einen erneuten Clash mit Jojo sehr wohl bewusst. Und erst die Haut, oh, die Haut, die bei all dem Auf und Ab immer so leidet... Trotzdem - die Diät wird hier nicht zu Thema werden. Jedenfalls nicht im Hinblick darauf, wie ich abnehmen werde. Höchstens könnte ich die psychischen Auswirkungen stark reglementierter Ernährung thematisieren, denn auch hier gilt das, was für das Dünnsein ebenso stimmt: Ich habe nie wirklich darauf geachtet, was eine Diät mit der Seele eigentlich alles macht. Am liebsten war es mir bei Diäten natürlich immer, dass die Seele möglichst wenig Theater veranstaltet. Das ist ja auch, wie ich heute vermute, das berühmte "Klick", das es einem erlaubt, eine Diät durchzuhalten: das Klicken, wenn sich die rebellische Seele selbst ausknipst.


P.S. Und morgen nun Speed Dating. Und ich hab keine Ahnung, was ich anziehen soll. Oh Göttin...


NH

Sonntag, 4. Oktober 2015

Follow me around 33: Die Frau meiner Träume

"Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr."

(Rilkes Herbsttag)


Vor ein paar Tagen habe ich nach einem Spaziergang um den Block mit meiner Nachbarin Ilse (77) auf der Bank im Dorfzentrum neben der Apotheke gesessen, und auf verzweigten Wegen sind wir irgendwie auf das Thema gekommen, was ich tun würde, wenn ich die wirtschaftliche/berufliche Unabhängigkeit hätte, ganz genau so zu leben, wie es mir gefällt. und das Ergebnis war einerseits nicht sehr erstaunlich: Ich lebe im Augenblick nicht so, wie ich es als ideal empfunden würde.

Andererseits war es ziemlich überraschend, weil sich an meiner Vorstellung vom wirklich guten Leben nicht viel geändert hat, seit ich ein Kind bin. Offenbar auch nicht im Zuge all der Selbstbespiegelung, der Analysen und all der Versuche der letzen Jahre, erwachsene und gesunde weil realistische Ziele und Pläne zu entwickeln. Obwohl ich mich lange nicht mit ihnen aufgehalten habe, sind die alten Vorstellungen und Wünsche nicht nur gar nicht aufgegeben, sie haben auch kein echtes vernünftiges Update erhalten: Haus mit wildem Garten und Pool, Katze(n), Hund, vom Schreiben leben,...

Ein Kleiderschrank voll mit Kostümen, so dass frau nie darüber nachdenken muss, was sie anzieht, war ja auch schon immer Teil des Märchenplans, der sich scheinbar nicht wirklich abschütteln lässt. Er bricht immer wieder durch. Dünnsein ist übrigens wirklich nicht mehr auf der Liste. Das wäre zumindest geschafft. Obgleich in letzter Zeit die Erkenntnis (egal wie das jetzt klingt, seien wir einfach ehrlich), dass ich insbesondere als junge Frau durchaus als norm-attraktiv hätte durchgehen können, wenn ich nicht dank Jojo wirklich immer mehr zugenommen und mich in dünneren Zeiten trotzdem verunsichert und traumatisiert durch die ständige negative Bewertung von außen in Sack und Asche versteckt hätte, immer mehr an mir nagt. Ich hätte in den Genuss der wissenschaftlich gesicherten, gesellschaftlichen Bevorzugung gutaussehender Menschen kommen können. Ich hätte von positiven Vorurteilen und womöglich einem ganz natürlich von außen gestärkten Selbstbewusstsein profitieren und getragen werden können. Aber daraus ist ja nun bekanntlich nichts geworden. Erst kam das von meiner nächsten Umgebung imaginierte Fett dazwischen, später das tatsächlich vorhandene.

Ich weiß, dass ich es in frühen Blogposts am Anfang meiner Selbstakzeptanz-Reise für absolut schlüssig hielt, was ich insbesondere in Ausführungen der Aktivistin Kate Harding gelesen hatte. Was im dicken Leben nicht gelingt, gelingt auch im dünnen nicht, weil Dünnsein nicht der Schlüssel zu Erfolg und Glück ist. Persönlichkeit und Talent sind wichtiger und am Ende maßgeblich. Und es ist für Dicke eine heilsame Übung, dass großartige, dünne Fantasieleben im Kopf endlich zugunsten der Realität aufzugeben. Wirklich? Ist das alles so? Heute würde ich das nicht mehr ganz so schnell und auch nicht mehr in vollem Umfang unterschreiben.

Denn natürlich ist man in einer fettphobischen Gesellschaft als dicker Mensch grundsätzlich im Nachteil, wenn es darum geht, das zu erreichen und zu bekommen, was man will. Und allein die Arbeit und Energie, die Dicke zumeist investieren müssen, um gegen den eigenen Selbsthass UND den der Gesellschaft anzukämpfen, bzw. sich darüber hinwegzusetzen und trotz dieser Hindernisse ihr Leben in die Hand zu nehmen, stellen eine Erschwernis dar, die ich nicht mehr unterschätzen, geschweige denn großzügig abtun würde. Schon gar nicht nach vier Jahren dicker Selbstakzeptanz. Ich weiß jetzt, wie hart die Arbeit ist.Und wie gigantisch die Widerstände.

Die Frage ist und bleibt: Wie viel einfacher wäre mein Leben wirklich gewesen? Wie viel unbeschwerter und glücklicher? Und wäre ich dünn womöglich mittlerweile doch zu meinem Swimming-Pool gekommen?

Vision Thing III

Mittlerweile ist es schon zwei Jahre her, dass ich mein letztes Vision Board erstellt habe. Vision Boards sind eine Visualisierung aktueller, persönlicher Ziele und Prioritäten. Sie sind ein Werkzeug zur Selbsterkenntnis, aber auch zur Motivation und zum Selbstmanagement. Zum Vergleich befinden sich hier Teil I und Teil II. Ich selbst sehe schon eine Entwicklung, glaube ich. Während ich nicht all das habe, was ich mir wünsche, ist die Liste doch, so mein Eindruck, knackiger und konsequenter geworden.

Eindrücke
Ordnung
Abgrenzung
Partnerschaft
Unabhängige Arbeit
Haltung
Heimkehr
Liebesbriefe
Freiraum
Bücher
Netzwerk
Geschichten
Swimmingpool
Selbstverteidigung
Sicherheit
Sichtbarkeit

Verlegenheit

Was mein dringendes Vorhaben angeht, mehr zu schreiben UND zu veröffentlichen, so werde ich nun zunächst einmal übungshalber meine ersten Schritte in die für mich bisher ambivalente Welt des Selbstverlegens machen. Ich habe Bücher in mir und auf der Festplatte. Und bislang war es ein wenig schwierig, einen Agenten hinreichend für das Thema Fettakzeptanz zu begeistern. Zumindest auf die Art und Weise, wie ich mir das so vorstelle.

Bisher gab es drei Buchveröffentlichungen in meinem Leben. Einen Gedichtband, einen Roman und einen Diät-Ratgeber. Zwar wurde jedes von einem Verlag angenommen und herausgebracht, aber Buch 1 und 2 waren, wenn man ehrlich ist, Flops. Das letzte war ein wenig erfolgreicher, aber das war eben auch nicht schwer. Was die Chancen angeht, schreibend zukünftig auch nur einen substantiellen Teil meines Lebensunterhalts zu bestreiten, mache ich mir wenig Illusionen. Aber ich erlaube mir auch, ein wenig zu träumen.

Der kleine Roman wurde 2003 unter dem Titel "Mirjas Macht" veröffentlicht. Das war der Titel des Verlags. Meiner war "Hexe im Regen", aber der wurde abgelehnt, weil sie fanden, er sei gleich doppelt negativ belegt. Ich liebe ja beides: Hexen und Regen. Nun werde ich die "Hexe" vielleicht neu überarbeiten und als, wie gesagt, ersten selbstverlegerischen Gehversuch und als Kindle-Version im Netz verfügbar machen.

Ach, und hier noch zwei Gedichte aus dem Bändchen, das 2000 erschienen ist. Ich kann mir nicht helfen - die Möglichkeit, Texte mithilfe des Internets heutzutage zumindest theoretisch der gesamten Welt zu zeigen, ist zu verführerisch. Für wen Lyrik nichts ist, dem wünsche ich schon mal eine gute Nacht! ; )


Erkältung

Seine dünnen langen
weißen Hände (mit dem tätowierten
Drachen über dem Daumen) graben
den Strand um auf der Suche
nach Kieselsteinen. Zum Spielen.
Geduldig blicken
die ältesten Geschöpfe über
das schwarze Wasser.
Todd sagt: Es wird gleich regnen. Und
du hast den Schirm im wagen gelassen.
Sie haben Altersringe in ihren
Panzern. Wie Bäume. Der
Strand ist leer. Was ist
im Herzen einer Schildkröte.
Meine Mutter
hat mich der Erde
übergeben bevor ich geboren
wurde. Sie vergrub mich
und kam nie zurück um nach mir
zu sehen. Wir alle
tragen unsere Leben
in Schachteln herum. Todd sagt:
Wenn wir jetzt nicht gehen
bin ich morgen erkältet. Ich
weiß es einfach.


Für Harry Hinz

Hey
alter Mann auf deine
Gesundheit.
Jetzt da sie dich
sicher unter die Erde gebracht
haben. Sieht so aus
ich werde du. Haben uns beide
in meiner Nabelschnur
verheddert. Hatte immer Angst
mir könnten über Nacht die Zähne
wegfaulen. Kindheit im Bad
verbracht. Bürste im Mund. Bukowski
auf den Knien. Was soll's.
Nu wird meine Tochter auch
ne Gauklerin.
Hey alter Gaukler
danke für die Stimmen
in meinem Kopf. Danke
dass du mir die
Revolution gegen die Frauen
beigebracht hast. Danke
dass du nicht so getan hast
als wären deine Hände
nicht leer. Wo wäre ich heute
wenn ich gewusst hätte
wo es lang geht.
Auf dich.


NH